Dalai Lama und Einfluss der Wissenschaften

  • Zitat

    Ängste projektiver Art, also spezielle Ängste, große soziale Ängste und panische Furcht sind jedoch ein anderes Thema. Hier stellt sich die Frage, ob kognitive Wege oder rationale buddhistische Psychologie (soweit ich sie aufgrund der Werke des DL kenne) wirklich Hilfe bringen können.


    Meiner Erfahrung nach: ja.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:
    Zitat

    Ängste projektiver Art, also spezielle Ängste, große soziale Ängste und panische Furcht sind jedoch ein anderes Thema. Hier stellt sich die Frage, ob kognitive Wege oder rationale buddhistische Psychologie (soweit ich sie aufgrund der Werke des DL kenne) wirklich Hilfe bringen können.


    Meiner Erfahrung nach: ja.


    Soweit ich es beurteilen kann, gibt es eine Form der irrationalen Angst, die wenig kompliziert ist. Als Beispiel fällt mir eine äußerst stürmische Schifffahrt vor Jahrzehnten ein. Ich musste kotzen und fühlte mich erbärmlich. Als ich endlich wieder an Land kriechen durfte, hatte ich eine neue Angst „gelernt“. Jahre später kam ein Urlaub, wo ich erneut auf See ging. Diesmal gab es eine positive Erfahrung, die See war ruhig und ich fühlte mich wohl. So einfach erfolgte die Löschung des irrationalen Teils meiner Angst.


    Die Verhaltenstherapie spricht von Konfrontation. Eine gezielte Konfrontation soll das Löschen der Furchterfahrung ermöglichen, sofern es sich um unbegründete Angst und Furcht handelt.


    Die vom DL geschätzte kognitive Therapie mit ihren vernünftigen Überlegungen behandelt den Zusammenhang von Sorge und Angst. Denn pessimistische Grundannahmen können die Bereitschaft, Angst zu entwickeln, verstärken.


    Hier sehe ich ebenso den Nutzen der Geistesschulung, die der DL vertritt. Denn solche Grundannahmen stehen sicher auch in Verbindung mit der jeweiligen Stimmung. Besonders ergibt sich aus der Schulung des Geistes das Vermögen, bewussten Einfluss auf sich selbst zu gewinnen.


    Es gibt aber auch eine sehr tiefliegende Bereitschaft zur irrationalen Angst, die vielleicht schon in der kindlichen Entwicklung angelegt wurde. Denken wir an das „innere Bild“ eines gewalttätigen Vaters. Die Behandlung solcher Übertragungsängste scheint mir äußerst schwierig. Ich weiß nicht, ob die genannten Methoden – Konfrontation, vernünftige Überlegungen, Schulung des Geistes – dafür ausreichen.


    Auch das (vermeintliche) Wissen um die eigene Sterblichkeit scheint mir eine belastete Grundhaltung zu fördern. Bekanntlich bieten die Religionen Antworten an.

  • Auch wenn ich gleich gevierteilt werde:
    Wieso "bestimnt" ein Mensch über das, was richtig oder falsch im Buddhismus ist?


    Natürlich müssen Aussagen, die auf dem Niveau von Indien zur Zeit Buddhas beruhen, korrigiert werden. Doch inwieweit hat z.B. die buddhistische Kosmologie mit dem "inneren Sinn" des buddhistischen Weges zu tun?


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Lucy:

    Hallo Karnataka,


    Das stimmt, aber Methoden finden sich überall für den, der bereit ist.


    ....Was lehrt denn dl zum Umgang mit Emotionen?


    Hallo Lucy :rose:


    der DL nennt drei Ratschläge für die schwierige Aufgabe, den negativen Tendenzen im eigenen Gefühlsleben zu begegnen.


    • Einmal geht es darum, positive Eigenschaften zu verstärken. Mehr Geduld wirkt als Mittel gegen den Hang zum Zorn. Zufriedenheit wirkt gegen die Neigung zum Neid. Güte gegenüber Hass, tieferes Verständnis bei übertriebenem Zweifel und Kritiksucht.


    • Zweitens sollen wir nicht jeweils den äußeren Umständen und anderen die Schuld zuschreiben. Einerseits stimme es natürlich, dass wir auf äußere Ereignisse reagieren. Doch genauso haben unsere Reaktionen immer ganz wesentlich mit uns selbst zu tun. Weitgehend bestimmen also unsere eigene Perspektive, unsere innere Einstellung und unsere emotionalen Gewohnheiten darüber, wie wir reagieren. Ob diese Reaktionen nun übertrieben und damit realitätsfern sind, könnten wir nur feststellen, wenn wir nicht immer und überall den anderen oder den Umständen die Schuld geben.


    • Der dritte Rat des Dalai Lama lautet, uns die grundsätzliche Natur der Wirklichkeit bewusst zu machen. Wir sollten eine Toleranz gegenüber problematischen Situationen und Ereignissen entwickeln. Denn es wäre eine Illusion zu denken, wir könnten einen bleibenden Zustand vorfinden oder schaffen, der keinerlei Anlass zur Frustration bereithalten würde.

  • jianwang:

    Auch wenn ich gleich gevierteilt werde:
    Wieso "bestimnt" ein Mensch über das, was richtig oder falsch im Buddhismus ist?


    Natürlich müssen Aussagen, die auf dem Niveau von Indien zur Zeit Buddhas beruhen, korrigiert werden. Doch inwieweit hat z.B. die buddhistische Kosmologie mit dem "inneren Sinn" des buddhistischen Weges zu tun?


    Wer sonst als ein Mensch?
    Jeder, der die buddhistische Lehre annimmt, entscheidet für sich, daß die Hauptaussagen der Lehre richtig sind. Und dann nimmt jeder (mehr oder weniger) das aus dem Angebot, was ihm paßt und nicht zu viele Widersprüche bewirkt.


    Das klingt jetzt erst einmal eher negativ, aber ich denke, es ist einfach die Realität. Wie viele Mitglieder hier im Forum kennen auch nur den gesamten PK? Ich rede nicht von den Standardkommentaren oder anderen Sammlungen..


    Und daß Aussagen korrigiert werden müssen, die sachlich falsch sind ist klar. Buddha hatte nichts dagegen.
    Die Frage ist doch wie so eine Korrektur aussehen kann (sollte, muß)?

  • fotost
    Sry, ich meinte, wieso man den DL so hoch hebt. Habe schon die Bezeichnung Bodhisattvas für ihn gelesen.
    Für mich ist an diesem Mönch "problematisch", das er sich (für mich) zu aktiv ins Politische einmischt. Aber z.B. zu Myanmar ist kaum Etwas zu lesen/hören.
    Ich will ihn nicht "runtermachen", doch die Verehrung für ihn grenzt für mich schon an Gottverehrung.


    Wie ändern? Vieles lässt sich anders interpretieren, wenn man es nicht mit Physik/Wissen über die Welt oder anderen Wissenschaften vergleicht und "Transzendenz" auslässt.
    Wer glaubt z.B. noch heute an die wörtliche körperliche Reinkarnation wie zu Buddhas Zeit, und doch kann man Wiedergeburt erkennen.
    Und mein letzter Satz im letzten Post ist für mich wichtig.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • jianwang:

    Für mich ist an diesem Mönch "problematisch", das er sich (für mich) zu aktiv ins Politische einmischt. Aber z.B. zu Myanmar ist kaum Etwas zu lesen/hören.


    _()_



    Der DL war über Jahrzehnte das politische Oberhaupt der tibetischen Exilregierung. Er selbst sieht sich in drei Rollen: als Mensch, als buddhistischer Mönch und drittens als Dalai Lama.


    Er schreibt: Meine erste Aufgabe im Leben – als Mensch – besteht in der Förderung der Menschlichkeit und der Herzensbildung, also der Schlüsselelemente für ein glückliches Leben des Einzelnen, der Familie und der Gemeinschaft.
    Meine zweite Aufgabe – in meinem Leben als buddhistischer Mönch – besteht in der Förderung der Harmonie zwischen den Religionen.
    Meine dritte Aufgabe – in meinem Leben als Dalai Lama – ist die Sache Tibets, die mir ganz speziell am Herzen liegt.


    Dass sich der DL zu Myanmar ausschweigen würde, stimmt ganz und gar nicht. Kaum ein Interview, wo dies nicht zur Sprache kommt.


    OT: Die Sache scheint mir jedoch besonders heikel. Es dürfte nicht zuletzt dem Einfluss des DL zu danken sein, dass die Menschen in Tibet gegenüber den chinesischen Zuwanderern kaum zur Gewalt griffen, was ein sinnloses Blutvergießen bedeutet hätte. Heute allerdings stellt die chinesische Bevölkerung die Mehrheit in Tibet.


    Die Situation in Myanmar zeigt eine gewisse Ähnlichkeit, fürchte ich. Die Bevölkerungsdichte in Bangladesch liegt bei 1071 Menschen pro Quadratkilometer, es ist vermutlich das am dichtesten besiedelte Land der Erde. Die Bevölkerungsdichte im benachbarten Myanmar beträgt 76 Menschen pro Quadratkilometer, der Hass dort richtet sich gegen eine als bengalisch verstandene Ethnie.


    Der Konflikt in Myanmar ist nicht neu, sondern wurde Jahrzehntelang unter einer Militärdiktatur niedergehalten, die den Schutz Chinas besaß. Nach einer zugegeben simplen These wäre sonst die Situation Millionen junger Männer ohne Perspektive in Bangladesch schlicht der Grund für einen langanhaltenden blutigen Konflikt um Land geworden, vermute ich.


    Bangladesch und China haben ihre Geburtenraten drastisch gesenkt.

  • Karnataka:

    Heute allerdings stellt die chinesische Bevölkerung die Mehrheit in Tibet.


    Der Korrektheit halber:


    Code
    Ethnische Gliederung (Quelle: Wikipedia)
    
    
    Name des Volkes         Einwohner       Anteil
    Tibeter                 2.427.168       92,77 %
    Han                       158.570        6,06 %
    Hui                         9.031        0,35 %
    Monba                       8.481        0,32 %
    usw. ...
  • @Karataka
    Ich habe einfach und nur meine persönlichen Gefühle dem DL gegenüber wiedergegeben.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • kilaya:
    Karnataka:

    Heute allerdings stellt die chinesische Bevölkerung die Mehrheit in Tibet.


    Der Korrektheit halber:


    Code
    Ethnische Gliederung (Quelle: Wikipedia)
    
    
    Name des Volkes         Einwohner       Anteil
    Tibeter                 2.427.168       92,77 %
    Han                       158.570        6,06 %
    Hui                         9.031        0,35 %
    Monba                       8.481        0,32 %
    usw. ...


    Danke, kilaya! :)
    Irgendwann möchte ich nachlesen, was der DL in seiner Autobiographie zur Sache Tibets schreibt.

  • kilaya:
    Karnataka:

    Heute allerdings stellt die chinesische Bevölkerung die Mehrheit in Tibet.


    Der Korrektheit halber:


    Code
    Ethnische Gliederung (Quelle: Wikipedia)
    
    
    Name des Volkes         Einwohner       Anteil
    Tibeter                 2.427.168       92,77 %
    Han                       158.570        6,06 %
    Hui                         9.031        0,35 %
    Monba                       8.481        0,32 %
    usw. ...


    die Frage ist doch eher:
    wer ist an welchen "Schaltstellen" installiert,
    wer übt die Macht über wen aus...da besagen einfache Zahlenangaben einfach nix.
    und da braucht man dann auch überhaupt keine "personelle Überzahl"...man ist Bestimmer und fertig...kennt jedes Kind..;)

  • Dass China die Macht übernommen hat versteht sich von selbst; und wenn man die Zahlen der toten und geflohenen Tibeter vergleicht mit der Zahl derer, die nach der Annektion noch da sind, sind das schon sehr erschreckende Dimensionen. DAS sollte damit nicht relativiert werden. Aber man muss eine schon sehr schlimme Lage nicht noch zusätzlich Aufbauschen durch falsche Aussagen, das tut keiner Sache gut weil man dort dann Zweifel sähen kann, ob andere Aussagen vielleicht auch falsch sind.