Buddhismus und politisches Engagement

  • Hallo :)


    Lässt sich Buddhismus mit politischem Engagement in Organisationen, Parteien oder sonstigen Gruppen oder als Einzelperson vereinen? Nicht im Sinne einer Neugründung. Ich frage mich, ob der Dharma politisches Engagement "zulässt" oder dieses als unnütz oder sogar schädlich ansieht.


    Auf der einen Seite fühle ich mich dazu verpflichtet, eine bessere Welt mitzugestalten. Warum dies nicht gemeinsam mit Gleichgesinnten tun?


    Auf der anderen Seite habe ich das Gefühl, dass mich vieles belastet. Beschäftigt man sich mit Politik, beschäftigt man sich mit unschönen Themen und das scheint mich ein wenig aus meiner neu gewonnenen Ruhe und Gelassenheit zu bringen.


    Vielleicht habe ich auch nur vor neuer Verantwortung Angst? Ich weiß es nicht..


    Was ist eure Meinung dazu?



    Mit freundlichen Grüßen


    Sisyphos :zen:

  • Lässt sich Buddhismus mit politischem Engagement in Organisationen, Parteien oder sonstigen Gruppen oder als Einzelperson vereinen?

    Politisches Engagement in den (etablierten) Parteien: Nein!

    Ansonsten: Ja - solange die Prinzipien der buddhistischen Ethik beachtet werden! :)

  • Moin Sisyphos,

    ich halte ein politisches Engagement in Organisationen für unheilsam (Ich und Mein-Problematik). Aber das hast Du ja auch schon selbst festgestellt.


    Persönlich jedoch ist für mich die Zivilcourage wichtig, aufmerksames und verantwortungsvolles Handeln - aber immer im Hier und Jetzt. Das geschieht dann spontan, wenn es notwendig wird. Auf jeden Fall wünsche ich mir, diese Haltung dann auch umsetzen zu können.


    Wie ich schon des öfteren schrieb: Die Welt ist wie sie ist. Sie ändert sich nicht. Und es ist nach meiner Auffassung der Lehre des Buddha nicht unsere Aufgabe, sie zu ändern - außer durch unser eigenes Geistestraining und das daraus folgende Vor-Leben.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

    • Offizieller Beitrag

    Moin Sisyphos,

    ich halte ein politisches Engagement in Organisationen für unheilsam (Ich und Mein-Problematik). Aber das hast Du ja auch schon selbst festgestellt.

    Das Politische sind die Anglegenheiten der "Polis" - des Gemeinwesens - also das was "ich und mein " hin auf das Gemeinsame übersteigt und für das wir gemeinsam verantwortlich sind. Dieser Verantwortung entkommt man nicht, Und man hat nur die Wahl, ob man bewusst auswählt, welche Strömungen und welche Werte man unterstützt oder eben nichts tun und damit den Status Quo unterstützt.


    Ich denke, dass das politische Alltagsgeschäft nicht deswegen so häufig zu Machtkämpfen verkommt, weil sich da Idealisten für eine bessere Gesellschaft engagieren, sondern weil gerade die wohlmeinenden Idealisten in den Parteien weniger werden und die Karrieristen übrig bleiben.


    Es gibt viele Formen des politische und gesellschaftlichen Engagement. Greenpeace setzt sich für die Umwelt ein, Amnesty International für politisch verfolgte und die Tibetinitaitiven engagieren sich gemeinsam mit dem Dalai Lama für die Menschenrechte in Tibet. So wie sich Thich Hah Tanh geminsam mit Martin Luther King gegen den Vietnamkrieg gewendet hat. Natürlich kann man jetzt all diesen Leuten vorwerfen sie handeln nur egoistisch und unheilsam, aber wird damit nicht das Kind mit dem bad ausgeschüttet?

  • Irgendwie verstehe ich die Trennung nicht, die politische Parteien für die Buddhisten ausschließt.
    Soll das bedeuten, politische Teilhabe mit dem Versuch durch eine Partei an der Regierung teilzunehmen sei "unbuddhistisch"?
    Das ist also die Drecksarbeit, die man den Nicht-Buddhisten überlässt, den "spirituellen Parias"? Und meckern tun wir dann gemeinsam mit den anderen Untätigen …

    Es gibt die Empfehlung, gerade denjenigen Liebe zukommen zu lassen, die sie am allerwenigsten selber verteilen. Also die "Sorgenkinder" benötigen am meisten unsere Zuwendung und unser Mitgefühl. Ich ziehe daraus die Analogie, dass gerade dort, wo es am schmutzigsten zugehen kann, wo am meisten auf dem Spiel steht, praktizierende Buddhisten am besten aufgehoben sind.

    Auch für sich selbst, weil da die Herausforderung für die eigene Entwicklung am größten ist. Auf einer Insel der Seeligen ist es einfach ein Heiliger zu sein.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Politisches Engagement in den (etablierten) Parteien: Nein!

    Ansonsten: Ja - solange die Prinzipien der buddhistischen Ethik beachtet werden! :)

    Und wieso in keiner Partei?


    Hier in Forum gab es mal eine Frage zur Buddhistischen Partei Deutschland. Abgesehen davon, dass es sie nicht mehr zu geben scheint, hat mich überzeugt, dass Religion und Politik getrennt werden sollten. Der Meinung war ich eigentlich immer, aber eine Partei, die buddhistische Werte vertritt.. klingt ja erst mal nicht schlecht.

    Am ehestens würde ich zur Zeit - wenn überhaupt - zu den Grünen gehen, da ich keine Kleinpartei finde, die mir zusagt...

    Wie ich schon des öfteren schrieb: Die Welt ist wie sie ist. Sie ändert sich nicht. Und es ist nach meiner Auffassung der Lehre des Buddha nicht unsere Aufgabe, sie zu ändern - außer durch unser eigenes Geistestraining und das daraus folgende Vor-Leben.

    _()_


    Ja, das ist eigentlich auch mein Gedanke...


    Das Politische sind die Anglegenheiten der "Polis" - des Gemeinwesens - also das was "ich und mein " hin auf das Gemeinsame übersteigt und für das wir gemeinsam verantwortlich sind. Dieser Verantwortung entkommt man nicht, Und man hat nur die Wahl, ob man bewusst auswählt, welche Strömungen und welche Werte man unterstützt oder eben nichts tun und damit den Status Quo unterstützt.


    Und meckern tun wir dann gemeinsam mit den anderen Untätigen


    Und das ist eben die andere Seite...

    Man kann die Welt nicht ändern. Aber sollte man es nicht wenigstens versuchen?

    ein Bodhisattva weiß die Kraft, die er aus der Meditation zieht, sinnvoll einzusetzeṇ. :buddha:

    Da hast du wohl recht..


    Danke für diese Anregungen und den Hinweis auf den Engagierten Buddhismus :)

  • Meine Welt habe ich verändert. Wenn sich die Welt gegen mein Ändern wehrt mach ich was falsch, wenn sich Mitmenschen wehren hab ich Sprache und handeln zum Not-wendigen. Als Mensch sich der Politik entziehen wollen ist nicht möglich, die Familie ist auch die Keimzellen von Politik. Zusammenleben mit Menschen ist immer Politik. Schon wenn Familie mit mehreren Familien in einem Haus leben ist eine Parteibildung unvermeidlich und auch da hilft es den Parteien einen Sprecher zu wählen. Keine Politik machen wollen ist ein sicherer Weg aus aller Gemeinschaft, denn gerade dann geht man den Weg des beherrscht werden und nicht den des regiert werden. Nicht wählen gehen oder Wahl boykottieren heißt sich jeder Macht gegen Beherrscht werden entziehen. Nichtwähler haben also den Wunsch beherrscht zu werden, auch wenn sie scheinbar nur in Ruhe gelassen werden wollen mit Politik.

  • Buddhismus lässt sich mit politischem Engagement vereinbaren. In der Politik geht es um die Gestaltung der Welt. Die buddhistischen Ideale tun der Welt gut. Es kommt aber auf die einzelne Person an, wie weit sie sich einbringen will und kann. Grundsätzlich kommt man am schnellsten zur Erleuchtung, wenn man abgeschieden und in der Ruhe lebt. Ein Bodhisattva wünscht das Glück aller Menschen. Am besten kann man den Menschen in Deutschland helfen, wenn man Bundeskanzler (König von Deutschland) wird oder die richtigen Parteien unterstützt. Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich das Engagement. Ich habe für mich einen Mittelweg gewählt. In meiner Jugend war ich politisch sehr aktiv und jetzt lebe ich eher zurückgezogen. Buddha hat Könige getroffen und so den Buddhismus groß gemacht. Der Dalai Lama ist politisch sehr engagiert. Alles ist möglich, wenn es der Erleuchtung und dem Glück aller Wesen dient.

  • Und wieso in keiner Partei?

    ...weil es einer Partei in einer Demokratie darum geht, um Wählerstimmen zu wetteifern.

    Der Werbeslogan: "Wählt mich, ich bin der beste Kandidat für Deutschland!" - passt für mich nicht ins buddhistische Weltbild.

  • ...weil es einer Partei in einer Demokratie darum geht, um Wählerstimmen zu wetteifern.

    Der Werbeslogan: "Wählt mich, ich bin der beste Kandidat für Deutschland!" - passt für mich nicht ins buddhistische Weltbild.

    Aber so funktioniert die Demokratie eben. Du müsstest konsequenterweise auf die Beteiligung an Wahlen verzichten und die Monarchie oder Diktatur präferieren. Dort wird kein Wettbewerb gemacht.

    Natürlich geht es um den/die besten Kandidaten. Um was denn sonst? Die blödesten, die schlechtesten, die korruptesten?

    Man wählt auch nicht so sehr den Menschen, als seine Fähigkeit, das Beste für seine Wählerschaft und das Land zu erreichen. Eigentlich geht es um die Sache. Und natürlich darum, ob jemand redlich ist usw.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

    • Offizieller Beitrag

    ...weil es einer Partei in einer Demokratie darum geht, um Wählerstimmen zu wetteifern.

    Der Werbeslogan: "Wählt mich, ich bin der beste Kandidat für Deutschland!" - passt für mich nicht ins buddhistische Weltbild.

    In der Politik geht es darum, politische Anliegen durchzusetzten ( die Wählerstimmen sind nur ein Gradmesser dafür, wieviele Leute man für das jeweilige Anliegen mobiliseren konnte) Auch die Parteien selbst stehen für bestimmte öffentliche Anliegen. So können linke Parteien für "mehr Gerechtigeit" eintreten, wirtschaftsfreudliche "für mehr Arbeitsplätze" und eine Umweltpartei für "mehr Umweltschutz".


    Und auch wenn es natürlich Politiker gibt, die hauptsächlich an ihrer eignen Macht und an ihrer eignen Karriere interessiert sind, ist das Idealbild das, dass ein Politiker eben für ein öffentliches Anliegen einsteht. Und nicht für sich selbst Stimmen sammelt sondern für diese Programmatik.

    Gerade auf der lokalen Ebene, sie man schön, wie es in der Politik konkret um die Durchsetzung bestimmter Anliegen geht. So bin ich sehr froh, dass mein Nachbar da früher mal die Initative ergriffen hat, das bei der Bahn eine Schallschutzwand gebaut wird. Eigentlich könnte ich ihm da jede Nacht dankbar sein, dass ich bei offenem Fenster schlafen kann. Und auch für ganz viel anderes müssten wir dejenigen dankbar sein, die es irgendwann mal als politisches Anliegen druchgesetzt haben: Der 8 Stundentag, das frei Wochenende, die Krankenversicherung, die Demokratie, das Frauenwahlrecht, die Menschenrechte. All dies sind Anliegen für die jemand gekämpft hat.


    Es ist sicher falsch, diese Kämpfe - für die Leute ihre Energie, ihr Privatleben und oft sogar ihr Leben geopfert haben, rein als Egoprojekte gefallsüchtiger Selbstdarsteller zu sehen. Wenn es um politische Ämter geht, dann geht es doch eigenlich darum, wer bestimmte Anliegen am besten durchsetzten kann. Wenn man vom Anliegen aus denkt ist dagegen nichts einzuwenden, sondern erst wenn entweder die Anliegen zweifelhaft sind, oder wenn es jemand gar nicht um das Anliegen geht sondern vorranging um seine eigene Macht.


    Das politische System ist so lange gesund, als das Gleichgewicht zwischen Idealisten ( den Dienern der "Anliegen") und Machtpolitikern(den Dienern ihres Egos) noch eingermaßen im Gleichgewicht ist. Dazu ist es aber nötig, das immer gegnügend Idealisten und Weltverbesser nachrücken. Die ganze Politik als ein Haifischbecken zu verteufeln in dem es nur um Macht geht ( und dem Dienst an einem öffentlichen Anliegen dem Dienst am Ego gleichzustellen) hat den Charakter einer selbsterfüllenden Prophezeiung indem sie die Politik ( die Angelegenheiten des Allgemeinwohls) den politischen Machttieren überlässt.

  • Und wieso in keiner Partei?

    ...weil es einer Partei in einer Demokratie darum geht, um Wählerstimmen zu wetteifern.

    Der Werbeslogan: "Wählt mich, ich bin der beste Kandidat für Deutschland!" - passt für mich nicht ins buddhistische Weltbild.

    Sorry, aber die Demokratie auf solch einen platten Populismus zu verkürzen ist nun selbst schon fast populistisch. Gerade in den Parteien auf Kommunalebene sind sehr viele Leute ehrenamtlich tätig, um das Leben der Menschen jeden Tag ein bisschen besser zu machen. Glaubst du ernsthaft deren Motiv ist die pure Machtgeilheit?

  • Gut, ich bin von Bundespolitik ausgegangen, nicht von Kommunalpolitik.

    Aber selbst in der Kommunalpolitik gibt es häufig Machtkämpfe und Ego Trips. Sicher mag es auch Ausnahmen geben, mir ist persönlich aber kein Politiker bekannt, der das alles aus Spaß am Engagement macht,


    Wenn ich sehe wie wir uns hier in einem buddhistischen Forum häufig sehr kontrovers und verletzend gerade über politische

    Themen "diskutiert" haben, dann lässt das durchaus den Schluss zu, dass dies in der realen Welt nicht anders (eher noch intensiver) sein wird.

  • ...weil es einer Partei in einer Demokratie darum geht, um Wählerstimmen zu wetteifern.

    Der Werbeslogan: "Wählt mich, ich bin der beste Kandidat für Deutschland!" - passt für mich nicht ins buddhistische Weltbild.

    Hi Sherab Yönten,

    für mich ist die Mitarbeit in der Partei deshalb unakzeptabel, weil es gar nicht möglich ist, die gewünschten positiven Ziele ungebremst umzusetzen. Die Lobby der Unternehmer, die Abhängigkeit von wirtschaftlichen Belangen, die Entscheidungen betreffend Waffenlieferungen ... usw. Wie will da ein Buddhist die Regel zum "rechten Lebenserwerb" umsetzen?

    Wie will man sich frei von Wünschen und Ängsten um Ziele streiten?

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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ja, genau das meinte ich ja mit meinen Hinweisen auf die Ego Trips von vielen Politikern!

  • Gerade weil es in der Politik rund geht, ist es wichtig, dass auch Leute mitmischen, die mehr reflektieren. Wenn diese Leute wegbleiben, dann können wir alle Hoffnung begraben.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

    • Offizieller Beitrag

    Gut, ich bin von Bundespolitik ausgegangen, nicht von Kommunalpolitik.

    Aber selbst in der Kommunalpolitik gibt es häufig Machtkämpfe und Ego Trips. Sicher mag es auch Ausnahmen geben, mir ist persönlich aber kein Politiker bekannt, der das alles aus Spaß am Engagement macht,

    Menschen haben unterschiedliche Interessen und Anliegen. Wenn unterschiedliche Anliegen aufeinandertreffen, dann führt das eben zu Auseinandersetzungen. Also wenn der eine ein Gewerbegebiet haben will, weil er Arbeitsplätze haben will und der andere die Natur behalten will und der dritte den Blick auf die Kirche nicht verschandelt haben will.


    Bei Asterix und seinem kleinen gallischen Dorf führen Konflikte immer dazu, dass es eine riesige Schlägerei gibt uns sich alle Fische auf den Kopf hauen. Politik - genau wie das Justizsystem sind eine Weise, Interessenkonflikte in eine ziviliseren Bahnen zu drägen, indem man sie formalisiert und ritualisisert. Poltik ist also eine Einhegung dessen was in anderen Systemen zu Rebellionen und Bürgerkriegen führt. Und als so etwas, was man nicht leichfertig verachten sollte.


    Wenn man auf die Politik schaut - dann wird einem vielleicht das Laute, das Streiterische und Kämpferische misfallen und das kann einem zum Anlass werden, Politik generell abzutun. Was man nicht sieht ist die ziviliserende, einhegende Wirkung in der das "politische Gepolter" schlimmere ältere Formen der Auseinandersetzung ersetzt hat.


    So wie man Verbrechen nicht sieht, die durch gelungene Prävention verhindert wird, und auch die Autounfälle die durch Sicherheitsgurte verhindert wurden, nicht in den Zeitungen stehen , sind die mässigenden Wirkungen eines funktionierenden demokratischen politischen Systems nicht so sichtbar. Politik gering zu achten , weil einen der Streit und die Machtkämpfe sauer aufstossen ist, wie wenn man Kläranalagen abschaffen will, weil einen der Geruch stört. So als wäre früher ohne Kläranlagen alles sauberer und wohlriechender gewesen. Das ist ein grundlegender Irrtum, weil man den Gestank und die Sauerei, der druch die Kläranlage obsolet geworden ist einfach nicht mehr sieht.


    Aber gerade die mässigende und ausgeleichende Wirkung demokratischer Politik ist etwas, was sehr im Sinne des Buddhismus ist. In einem nicht durch Demokratie gemässigten Systems hätten wir statt eines nervigen ärmenden Minsterpräsidenten einen nervig, lärmenden Warlord und statt einem Gerangel zwischen Parteien Puschisten die durch die Strassen ziehen. Das Leben ohne Klärnalagen war eben auch kein Idyll.

  • Gerade weil es in der Politik rund geht, ist es wichtig, dass auch Leute mitmischen, die mehr reflektieren. Wenn diese Leute wegbleiben, dann können wir alle Hoffnung begraben.

    Ja, das stimmt natürlich auch. Aber sorgen müssen wir uns bestimmt nicht. Es gibt genug Idealisten und Menschen mit guten Qualitäten - auch ohne Buddhisten.

    Für mich bleibt es immer noch viel wichtiger, Zivilcourage zu zeigen, vor allem, wenn es schwierig wird mit unserer Regierung. Es braucht viel mehr Menschen mit Mut, die sich in ihrem Umkreis engagieren als Politiker, um unseren Frieden und unsere Freiheit zu sichern. Dazu gehören auch die Wahlen. Ich bin übrigens nicht gegen Demonstrationen und bin auch dabei, wenn es darum geht, "Flagge zu zeigen".

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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Gerade weil es in der Politik rund geht, ist es wichtig, dass auch Leute mitmischen, die mehr reflektieren. Wenn diese Leute wegbleiben, dann können wir alle Hoffnung begraben.

    Man kann auch mitmischen ohne dass man direkt in der Politik involviert ist, ich denke da zum Beispiel an Carl Friedrich von Weiszäcker.

  • Wann ist es in einer liberalen Demokratie denn JEMALS möglich, "die gewünschten positiven Ziele ungebremst umzusetzen"? Selbst für absolutistische Herrscher ist das ein äußerst schwieriges Unterfangen. Mit dieser fatalistischen Haltung macht man es doch nur denen einfach, die wirklich nichts Gutes mit der Demokratie im Sinne haben. Und was das mit "rechtem Lebenserwerb" zu tun hat weiß ich auch nicht - es geht hier meines Wissens nach nicht um die Berufspolitik, sondern um das Ehrenamt.

  • Hallo :)


    Lässt sich Buddhismus mit politischem Engagement in Organisationen, Parteien oder sonstigen Gruppen oder als Einzelperson vereinen? Nicht im Sinne einer Neugründung. Ich frage mich, ob der Dharma politisches Engagement "zulässt" oder dieses als unnütz oder sogar schädlich ansieht.


    Also im Sinne der Buddhalehre ist es nicht, die Welt zu verbessern. Aber dadurch, dass man die Buddhalehere befolgt, ist es wohl möglich, dass die Welt und damit andere "positiv"/in heilsamer Weise beeinflusst werden.


    Sprich: andere "profitieren" ja davon, wenn ich andere nicht anzulüge. Genauso wie sie davon "profitieren", wenn ich nicht stehle und auch niemanden wütend für meine Gefühle verantwortlich mache.





    :sunny:

  • Ja, das stimmt natürlich auch. Aber sorgen müssen wir uns bestimmt nicht. Es gibt genug Idealisten und Menschen mit guten Qualitäten - auch ohne Buddhisten.

    Für mich bleibt es immer noch viel wichtiger, Zivilcourage zu zeigen, vor allem, wenn es schwierig wird mit unserer Regierung. Es braucht viel mehr Menschen mit Mut, die sich in ihrem Umkreis engagieren als Politiker, um unseren Frieden und unsere Freiheit zu sichern. Dazu gehören auch die Wahlen. Ich bin übrigens nicht gegen Demonstrationen und bin auch dabei, wenn es darum geht, "Flagge zu zeigen".

    Ich schaue mir die Ereignisse an und mache mir sehr wohl Sorgen. Große Sorgen.


    Natürlich stimmt die Gleichung nicht: Buddhist = Mensch mit guten Qualitäten.

    Nur sehe ich keinen Widerspruch darin, dass Buddhisten in die Politik gehen. Sie verlassen deshalb nicht einen "guten Weg" oder den "Pfad der Erleuchtung".

    Klar, Zivilcourage ist unverzichtbar und wünschenswert. Dazu gehört auch Mut. Aber wir brauchen auch Politiker mit Mut und Courage und einer gehörigen Portion Ethos und Selbstreflexion. Ohne das nützt keine Demo mehr, keine Courage, weil es ein paar Hanseln benötigt um die die Welt in Flammen zu setzen. Die sind mit Courage nicht zu stoppen, weil sie in sicheren Bunkern tief unter der Erde sitzen.
    Ich bin heilfroh, dass es Politiker gibt, die dem ganzen Unheil versuchen was entgegenzusetzen, die unendliche Verhandlungen führen, auf diplomatischem Weg versuchen gute Ergebnisse zu erzielen usw. Ich bin denjenigen unendlich dankbar, die unsere Demokratie gestaltet haben und sich dafür einsetzen sie zu erhalten. Auch wenn es mächtig knirscht und knarzt. Die haben dafür gekämpft, dass es so was wie Rente gibt, Krankenversicherung, Straßen, Schulen, eine relativ gut funktionierende Justiz, Polizei und so vieles mehr.

    Wenn jemand nicht in die Politik will, dann ist das in Ordnung. Auch ich könnte das nicht. Aber ich halte es nicht für "unbuddhistisch" oder hinderlich. Ich bin sogar der Meinung, es täte der Welt gut, wenn gewisse Werte und Verhaltensweisen mehr Gewicht in der Politik bekämen. Dabei geht es mir nicht um Religion, und ich halte Buddhis nicht für die besseren Menschen.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Mit dieser fatalistischen Haltung

    Für mich ist das keine "fatalistische" Haltung wenn Monika darauf hinweist, dass der unternehmerische Lobbyismus einen wesentlichen Einfluss auf unsere Politik hat. Das ist eine realistische Haltung!


    Aber gerade die mässigende und ausgeleichende Wirkung demokratischer Politik ist etwas, was sehr im Sinne des Buddhismus ist.

    Was verstehst Du unter mäßige und ausgleichende Wirkung?

  • Also im Sinne der Buddhalehre ist es nicht, die Welt zu verbessern.

    Wir können die Welt nicht verbessern. Krankheit, Alter und Tod werden bleiben. Ebenso die Naturgesetze und die Grundnatur der Menschen (zumindest dauert es evolutionär länger als eine Generation). Das bleibt. Das zu ändern ist unmöglich. Aber man kann sich selbst verändern und sich darum bemühen die von Menschen erschaffene, also nicht naturgegebene Welt, die Gesellschaft positiv zu beeinflussen. Das wurde auch schon getan. Es gibt so wenige Verbrechen wie nie zuvor. Und obwohl die Weltlage so furchtbar aussieht, hat sich vieles verbessert. Das ist Menschenwerk.

    Ich denke schon, dass dies ein Ziel der Buddhalehre ist. Wozu sonst sollten wir uns denn diese Mühe machen, wenn nicht, um uns und andere zu beglücken? Die Frage ist doch nur, wie stellen wir das an und wie stellen wir uns dabei an? Wie gehen wir vor? Meiner Meinung ist der Dharma die ganz pragmatische Anleitung auf der Suche nach dem Wie.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.