Nirvana-Erfahrung

  • Hallo zusammen!


    Mag mir jemand sagen, warum es möglich ist über das Nirvana zu sprechen, wenn es laut Theravada kein Geist, Bewusstsein, Wahrnehmung, Erfahrung, Sinne,... gibt? Viele reden nämlich von Glück und Frieden.


    Kann es sein, dass es etwas gibt, das evtl. nicht erlischt, also ne Art Wahrnehmung, aber nicht so wie wir es kennen?

  • Ja, irgendetwas bleibt im Nibbāna.


    Die gegenteilige Behauptung wäre die Annihilationslehre bzw. Vernichtungslehre, gegen die Buddha sich gewandt hat. Eine solche Lehre entspräche auch dem Nihilismus und ist völlig zu verwerfen.


    Was bleibt, ist aber nichts Bedingtes und daher auch nicht unsere Persönlichkeit, die sich nämlich aus bedingten Elementen zusammensetzt. Wer behauptet, etwas Bedingtes könne ins Nibbāna Eingang finden, der verfällt in das gegenteilige Extrem des Eternalismus, der Ewigkeitslehre, die Buddha ebenfalls abgelehnt hat.


    Was ist aber nun dieses bleibende Element? Der Erwachte hat sich dazu nicht geäußert, wohl deshalb, weil jede Aussage Mißverständnisse und Fehlinterpretationen begünstigt hätte.

  • Hallo zusammen!


    Mag mir jemand sagen, warum es möglich ist über das Nirvana zu sprechen, wenn es laut Theravada kein Geist, Bewusstsein, Wahrnehmung, Erfahrung, Sinne,... gibt?

    Wie kommst Du darauf, das es keinen Geist und keine Wahrnehmung mehr gibt? (ich gehe mal davon aus, Du meinst mit Nirvana den Zustand nach dem Erwachen, oder verstehe ich das falsch?).

    Was ich kenne, ist die dritte Edle Wahrheit: Nach dem Erwachen gibt es Gier, Hass und Verblendung nicht mehr.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Ich nehme an, daß hier das Pari-Nibbāna gemeint ist.

    Genau das meine ich.


    Ich habe bisher soviel hier im Forum gelesen über Nirvana, das es ja wohl egal ist, ob man es Nirvana oder parinibbana nennt.


    Der Zustand nach dem Erwachen wird auch Nirvana genannt?

  • je nach Richtung.


    Vielen Dank für die Erläuterung!

    Aravind

    Aha okay! Danke für den Hinweis.



    CLK93


    Du mußt hier unterscheiden: Nibbāna erlangt ein Erwachter bereits zu Lebzeiten, Pari-Nibbāna ist das nachtodliche Nibbāna.

    Ich finde es ausgesprochen schwer wirklich über Nibbana und Pari-Nibbāna zu sprechen.


    Auch wenn sich der Buddha gegen die Vernichtungslehre ausgesprochen hat, so hat er damit wohl nur das Nibbana gemeint. Über das Pari-Nibbāna kann er ja keine Informationen gegeben haben, weil er nicht gestorben und dann wieder zurückgekehrt ist.

    Deshalb denke ich schon, dass das Pari-Nibbāna ein absolutes Nichts ist, so wie der Nihilismus es beschreibt.


    Nibbana zu Lebzeiten erreichen klingt erstrebenswert. Aber nicht das Pari-Nibbāna. Da graust es mir davor....

  • CLK93:

    Auch wenn sich der Buddha gegen die Vernichtungslehre ausgesprochen hat, so hat er damit wohl nur das Nibbana gemeint.

    Nein, er sprach in den fraglichen Stellen klar von einem nachtodlichen Zustand.


    CLK93:

    Über das Pari-Nibbāna kann er ja keine Informationen gegeben haben, weil er nicht gestorben und dann wieder zurückgekehrt ist.

    Trotzdem erlebt ein Erwachter das Nibbāna schon zu Lebzeiten und kann daher auch etwas darüber aussagen, wie es nach dem Tod sein wird.


    CLK93:

    Deshalb denke ich schon, dass das Pari-Nibbāna ein absolutes Nichts ist, so wie der Nihilismus es beschreibt.

    Das magst Du denken, aber dies ist ein Irrtum.

  • Zitat

    Diese spekulativen Ansichten sind vom Erhabenen nicht verkündet worden, sind von ihm verworfen und abgelehnt worden, nämlich:

    ...

    'ein Tathāgata existiert nach dem Tode' und 'ein Tathāgata existiert nach dem Tode nicht' und 'sowohl existiert ein Tathāgata nach dem Tode, als auch existiert er nicht' und' weder existiert ein Tathāgata nach dem Tode, noch existiert er nicht.'


    M 63, 2
    Majjhima Nikāya 63

  • je nach Richtung.

    (...)

    Aha okay! Danke für den Hinweis.

    Vorsicht! Wichtig ist doch hier nur die Unterscheidung zwischen Nibbana und Pari-Nibbāna. Ersteres ist, wie gesagt, IMHO in der dritten Noblen Wahrheit gut und komplett definiert. Keine Ahnung, wie universell das zwischen den verschiedenen Richtungen ist, war zu faul, das zu recherchieren.


    So, jetzt muss ich endlich das Zitat los werden, das ich schon seit zwei Tagen im Kopf mit mir herumtrage: :oops:


    Pari-nirvana wären dann wohl die Foo Fighters, nehme ich an... 8)


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Zitat

    Diese spekulativen Ansichten sind vom Erhabenen nicht verkündet worden, sind von ihm verworfen und abgelehnt worden, nämlich:

    ...

    'ein Tathāgata existiert nach dem Tode' und 'ein Tathāgata existiert nach dem Tode nicht' und 'sowohl existiert ein Tathāgata nach dem Tode, als auch existiert er nicht' und' weder existiert ein Tathāgata nach dem Tode, noch existiert er nicht.'


    M 63, 2
    Majjhima Nikāya 63


    Ist das diese Stelle über den nachtodlichen Zustand, die du genannt hast?


    Trotzdem erlebt ein Erwachter das Nibbāna schon zu Lebzeiten und kann daher auch etwas darüber aussagen, wie es nach dem Tod sein wird.

    Zu Lebzeiten ist aber auch noch der Geist von der Partie. Der erlischt ja nicht. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum man dieses bestimme Element, wovon du am Anfang geredet hast, "wahrnimmt". Wer weiß, ob dieses bestimmte Element dann nach dem Tod immer noch vorhanden ist.


    Vorsicht! Wichtig ist doch hier nur die Unterscheidung zwischen Nibbana und Pari-Nibbāna. Ersteres ist, wie gesagt, IMHO in der dritten Noblen Wahrheit gut und komplett definiert. Keine Ahnung, wie universell das zwischen den verschiedenen Richtungen ist, war zu faul, das zu recherchieren.

    Mich würde das gerne mal speziell fürs Theravada und Vipassana interessieren. Habt ihr da vielleicht was zu?

  • Vernichtungslehre:

    Es scheint ein verbreiteter Irrtum zu sein, der Buddha habe

    sich in jeder Hinsicht dagegen ausgesprochen.

    Der Buddha hat sich nicht gegen die Vernichtung von Gier, Haß und Verblendung und

    allen leidhaften Dingen ausgesprochen.Er hat nur gesagt, daß er nicht die Vernichtung

    eines ewigen Selbst lehre. Wie auch, wenn keins da ist und wenn es da wäre wie auch

    wenn es nicht Vergänglich wäre?

    Es hat nur gelehrt, daß es kein unveränderliches ewiges Etwas gebe, denn ein solcher

    Glaube führt ja nicht zum Loslassen, zur Überwindung des Anhaftens.

    Er führt nur zum Weiterso im Leiden des Samsaro. Das ist es worüber man

    sich zu recht sorgen machen sollte wenn man sowas glaubt und nicht ob man vernichtet

    würde. Da steckt nur die Angst vor dem Tode eines vermeintlichen Selbst drin von dem

    man sich dann selbstverständlich auch nicht los sagen könnte.

  • Nibbana zu Lebzeiten erreichen klingt erstrebenswert. Aber nicht das Pari-Nibbāna. Da graust es mir davor....

    Damit berührst du doch im Grunde den Kern des Buddhismus: Die Angst vor der Vernichtung des Egos. Meines Wissens nach ist dieses Ego schon im Nibbana gestorben, nicht erst im Pari-Nibbana. Wieso strebst du also Ersteres an, fürchtest dich aber vor Letzterem?

  • Es hat nur gelehrt, daß es kein unveränderliches ewiges Etwas gebe, denn ein solcher

    Glaube führt ja nicht zum Loslassen, zur Überwindung des Anhaftens.


    Warum denn nicht?

  • Es hat nur gelehrt, daß es kein unveränderliches ewiges Etwas gebe, denn ein solcher

    Glaube führt ja nicht zum Loslassen, zur Überwindung des Anhaftens.

    Warum denn nicht?

    Das wäre eine gute Frage an dich selber gewesen.

    Die Antwort darauf ist eben weil es so ist das Ich-bin-Dünken Anhaften ist und zu Anhaften führt.

  • Dem Udāna zufolge sprach der Buddha von Nibbâna als etwas, was jenseits dieser oder einer anderen Welt sei, jenseits von Kommen, Gehen oder Verweilen, jenseits der vier die materielle Wirklichkeit repräsentierenden Elemente, und ebenso jenseits aller immateriellen Bereiche. (spiritwiki.de/Nirvana) . Im Lotus - Sutra wird gelehrt, dass man durch das Erwachen zur eigenen innewohnenden Buddhanatur den Zustand des Nirvanas erlangen kann. Buddhagosha sprach dazu in seinem Sumangala Vilasini Atthakatha :Das Wort Dhammakaya ist in der Tat der Name des Tathagata, - auch Brahmakaya, Dammabhuta, Brahmabhuta , - also der Wahrheitskörper oder die "Verkörperung der Wahrheit so wie Dharmabhuta, "Wahrheit-geworden. Hier finden sich Parallelen zum Paramatma-Purusha des Yoga, in den der Erleuchtete Yogi im Nirvikalpa-samadhi eingeht.

  • Es hat nur gelehrt, daß es kein unveränderliches ewiges Etwas gebe, denn ein solcher

    Glaube führt ja nicht zum Loslassen, zur Überwindung des Anhaftens.

    Warum denn nicht?

    Das wäre eine gute Frage an dich selber gewesen.

    Die Antwort darauf ist eben weil es so ist das Ich-bin-Dünken Anhaften ist und zu Anhaften führt.


    Du, ich kann dir die Frage auch beantworten, es ist nämlich kein Problem, Anhaftungen zu überwunden mit dem Glauben, dass es ein "ewiges Etwas" gibt. Die meisten Asketen kommen ja eben aus solchen Richtungen, die ein "ewiges Etwas" lehren. Und nun?

  • Warum denn nicht?

    Das wäre eine gute Frage an dich selber gewesen.

    Die Antwort darauf ist eben weil es so ist das Ich-bin-Dünken Anhaften ist und zu Anhaften führt.


    Du, ich kann dir die Frage auch beantworten, es ist nämlich kein Problem, Anhaftungen zu überwunden mit dem Glauben, dass es ein "ewiges Etwas" gibt. Die meisten Asketen kommen ja eben aus solchen Richtungen, die ein "ewiges Etwas" lehren. Und nun?

    Ja, aber eben nicht alles Anhaften. Das primäre Anhaften an ein

    "ewiges Etwas" läßt sich damit eben gerade nicht überwinden und

    damit wird Das Elend erhalten.