Anker im Alltag

  • Liebe Sanne,

    darüber, wie ich im Alltag übe, habe ich schon oft geschrieben. Und das ist nichts anderes, als das Ego loszulassen. Zum Beispiel, wenn ich mich von jemandem angegriffen fühle, dass ich nicht sofort in den Gegenangriff übergehe oder mich verteidige. Das klappt nicht immer sofort, aber ich bemerke dann im Innern, dass ich beleidigt, empört oder wütend bin und trete davon zurück, gehe in die Stille. Wenn ich Wünsche habe, füttere ich die nicht, so dass im Laufe der Jahre gar keine mehr aufgetaucht sind, die mich vielleicht zu Handlungen zwingen. Mein Anker ist das Gewahrwerden meiner Gefühle.


    Alles, was im Geist auftaucht, wird von mir untersucht. Manchmal leider auch etwas zu spät, so dass das Loslassen schwieriger wird. Auf jeden Fall ist es sehr hilfreich, sich mit Sunnata zu beschäftigen. Deshalb kann ich Dir dringend das Buch von Buddhadasa Bhikkhu "Das Kernholz des Bodhibaums" empfehlen. Dabei geht es um den Kern von Buddhas Lehre zum Thema "Leerheit", also nichts, was immer es ist, zu ergreifen bzw. als Ich oder Mein zu betrachten. Buddhadasa beschreibt da in vortrefflicher Weise, wie wir da hinkommen.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Habt ihr Anweisungen, verständliche Bsp. für mich,Übungen,Handlungen wie dies loslassen von EGO im Alltag umgesetzt wird, aussehen könnte?..Habt Dank❤️🙏

    Hier ein Beispiel, mein erste wirkliche Bekanntschaft mit EGO.

    Zengarten: Da war mal eine dieser fürchterlich edlen Diskussionen. Nachdem ich nicht wirklich gehört wurde und die Nase voll hatte bin ich Raus spazieren gegangen und hab mich umgesehen. Da waren Müllteile in meiner Welt, einfach so weggeworfen, Man merkte "M" war in der Nähe. Gerade wollte ich mich aufregen und da war er DER Zengarten.


    Da wo ich stand war ich mitten im Zengarten. Ich konnte den so gestalten wie ich wollte denn der Zengarten ist immer genau so wie er ist, richtig, wie es auch richtig ist das ich mitten drin den Zengarten durch mich verunstalte, schon weil ich die Frechheit hab da zu sein.


    Wenn dir das das erste Mal geschieht die Welt genau so zu sehen wie ein Zengarten eben ist wirst Du dein Ego erkennen, seine Ignoranz, seinen Widerwillen gegen die Welt wie sie ist. Ein guter Anfang. Sich gerade über die Anderen aufregen wollen und zu erkennen das genau das was das erkennt der Andere IST.


    Eines erst vor Kurzem: Da fragte mich ein Mensch irgendwas über die Verkehrsverbindungen an dieser Haltestelle irgendwo hin und ich unterhielt mich wurderbar und wir waren beide zufrieden mit uns. Ich stieg in meine Bahn und da War er der EGO Gedanke: Hallo das was ein Schwarzer!!! Ich benahm mich dann ein wenig verrückt denn ich hab laut gelacht. Tut mir leid falls es die Heiligkeit der Ernsthaftigkeit gestört hat. Aber ich war sowas von glücklich über diese total bescheuerte Meldung Des Ego.


    DAS ist für mich Loslassen, entweder mir jede Kritik verbieten und es ohne Murren in meine Ordnung bringen oder es eben so lassen wie es ist und mich daran freuen. Als Küchenchef der immer alles an seinem Platz haben will , aber immer alles suchen muss, hab ich mir angewöhnt währen ich durch meine Küche gehe das was mir auffällt da hin zu räumen wohin es gehört, macht man das einfach so neben bei kann es sogar so sein das die Dummen Anderen es wieder dahin stellen woher sie es genommen haben, sonst mach ich das eben ohne Worte ohne Groll, einfach so.

    Das ist einer der Gründe warum ich sowas wie unentbehrlich geworden bin. Ich bin schnell und hab immer genug Zeit denn ich verbringe sehr viel weniger Zeit damit mich aufzuregen und sinnlose Anweisungen zu geben.

    2 Mal editiert, zuletzt von Noreply ()

  • Mein Anker ist das Gewahrwerden meiner Gefühle...._()_

    Liebe Monikadie4,

    .....Gewahrwerden der Gefühle...


    damit bringst Du für die Beschreibung im Prozess, also in meinem, super auf den Punkt wofür ich weitere Anker im Alltag kennenlernen möchte.

    Denn um bzw. damit die Dinge von mir persönlich gefühlsmässig erfasst werden können muss ich diese in mir erleben.

    Du schreibst von beleidigt sein, empört sein, wütend sein.

    Das kann ich über/in meinem (EGO) Denkapparat, (6ter Sinn/ Denken) gut nachvollziehen.

    Somit arbeitest Du wohl mit einem Anker auf den 6ten Sinn.

    Das/Unser Denken.


    Doch käme das nicht nach dem Ankern, aber noch vor der Läuterung?:?

  • Das kann ich über/in meinem (EGO) Denkapparat, (6ter Sinn/ Denken) gut nachvollziehen.

    Somit arbeitest Du wohl mit einem Anker auf den 6ten Sinn.

    Das/Unser Denken.

    Ja, das Denken ist natürlich der erste Anker, so wie ich Anker verstehe. Ich achte darauf, was ich denke. Ich habe in der Vergangenheit oft diesen Anker vernachlässigt, z.B. beim Autofahren. Da denke ich dann schon manch unheilsamen Gedanken. In letzter Zeit jedoch ermahne ich mich, auch diese Un-Art zu lassen - und achte besonders darauf, mir dessen bewusst zu werden.


    Zitat

    Doch käme das nicht nach dem Ankern, aber noch vor der Läuterung?


    Das verstehe ich nicht.

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    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • ES geht beim EGO loslassen niemals um Ego wegschicken, freilassen, weg machen sondern darum es auf Abstand zu halten, es loslassen aber nicht freilassen. Es schädigt wirklich viel mehr wenn ich es nicht mehr haben will.

  • Evtl. meinen wir ja ähnliche Vorgänge.


    So habe ich mir diese jedoch weiter im Detail auseinander ‚gefummelt’ und würde sie so beschreiben das ich nicht mit einem Anker für das Denken starten könnte, weil ich nicht wüsste bzw. davon ausgehen muss das der Gedanke ja eh verblendet ist, Ego gesteuert sein wird.


    D.h. ich benötige einen Anker der reiner ist als mein (Denker-)/Geist, verblendeter Gedankengeist.


    Die Meditation dient mir/ uns so habe ich es gelernt dazu den Geist zu reinigen.

    Denn der Geist kann nur eins zzt. denken, Formationen, Inhalte oder aber sich konzentrieren.


    So benötige ich also den Anker vor dem einsetzen des Denkprozesses bzw. zum konzentrieren auf ein Objekt.Zum reinen SEIN.


    Um vom denken, den verblendeten Inhalten, Formationen zum reinen SeinsRaum, sag ich mal, zum konzentrierten JETZT im Augenblick zu wechseln, zu kommen.


    Quasi ein Anker als ultimativen Stop des Geistes zum dann reinsten Geist/Neustart. 💡

    Als neue Beobachterin.


    Meintest Du das evtl. auch so?

    LG Susann

  • Quasi ein Anker als ultimativen Stop des Geistes zum dann reinsten Geist/Neustart. 💡

    Als neue Beobachterin.


    Meintest Du das evtl. auch so?

    Ja, so meine ich das auch. Aber ich habe keinen speziellen Anker, außer mein Gefühl, das durch das geistige Ergreifen "auftaucht". Dann horche ich auf - spätestens dann, "wenn mit mir alles in Ordnung ist" ;)

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  • Damit es nicht so theoretisch bleibt magst Du mir evtl. aus Deiner täglichen Praxis eine persönliche Alltagsübung mit auf meinen Weg geben?❤️🙏

    Wenn ich mich nicht bewege, achte ich darauf, dass meine Körperhaltung aufrecht und im unteren Bauchbereich entspannt ist. Wenn ich gehe oder fahrradfahre, achte ich auf das Gefühl in meinen Fußsohlen. Im Liegen betrachte ich die Bewegung meiner Bauchdecke. Wenn Denktätigkeit gefragt ist, wie in Gesprächen, beim Arbeiten oder alltäglichen Planungen dann denke ich natürlich nach, aber ansonsten versuch ich, durch diese körperbetonte Achtsamkeit, automatisiertes Denken loszulassen.


    Noch wichtig zu erwähnen ist, dass diese Form der Übung zu vermehrt unangenehmen Emotionen führen kann, da diese durch Ablenkungs-Denken oder Ablenkungs-Handlungen unterdrückt/überdeckt werden. Der Sinn der Übung ist es, sich an unangenehme Empfindungen zu gewöhnen und sie nicht mehr als Gefahr (etwas das nicht auftauchen darf) zu interpretieren.


    Außerdem kennt diese Übung kein Ende, sie muss bis ans Lebensende durchgeführt werden, allerdings passiert das nach einigen Jahren des Selbstmotivierens zusehends automatisch.

  • Der Sinn der Übung ist es, sich an unangenehme Empfindungen zu gewöhnen und sie nicht mehr als Gefahr (etwas das nicht auftauchen darf) zu interpretieren.


    Zitat

    (Triebe, die durch Erdulden zu überwinden sind)


    18. "Welche Triebe, ihr Bhikkhus, sollten durch Erdulden überwunden werden? Weise betrachtend erträgt da ein Bhikkhu Kälte und Hitze, Hunger und Durst, und Kontakt mit Stechfliegen, Moskitos, Wind, Sonne und Kriechtieren; er erträgt böswillige, unwillkommene Worte und entstandene körperliche Gefühle, die schmerzhaft, quälend, scharf, bohrend, unangenehm, schmerzlich und lebensbedrohlich sind. Während Triebe, Ärger und Fieber in einem entstehen könnten, der solche Dinge nicht erduldet, gibt es keine Triebe, keinen Ärger oder Fieber in einem, der sie erduldet. Diese nennt man die Triebe, die durch Erdulden überwunden werden sollten."

    Majjhima Nikāya 2

  • Habt Dank für Eure Anker, Erfahrungen, Tipps und Infos.🌻


    So bleibt es doch sehr individuell unterschiedlich empfunden bei einem Selbst herauszufinden welche Art von Anker Er/Sie benötigt.


    Vieles was Euch hilft, hilft auch mir schon und einiges ist aufgrund von Geschäftigkeit des Alltagsleben nicht ausreichend umzusetzen das es auch ausreichen würde meinen Geist in den benötigten leeren Raum zu bringen den ich benötige...Doch die Erfolge motivieren auf dem Pfad schon jetzt ❤️🙏

  • Vieles was Euch hilft, hilft auch mir schon und einiges ist aufgrund von Geschäftigkeit des Alltagsleben nicht ausreichend umzusetzen das es auch ausreichen würde meinen Geist in den benötigten leeren Raum zu bringen den ich benötige...

    Das ist ein sehr wichtiger Punkt, wie ich finde... Meines Erachtens entfaltet der Buddhismus als Weg, sich von Leiden zu befreien erst dann sein volles Potential, wenn man sich versucht mehr und mehr darauf einzulassen. Das bedeutet, dass die Praxis viel Raum und viel Zeit einnimmt und Situationen, die den Geist verwirren oder das Gemüt aufwühlen, möglichst gemieden werden.


    Ich denke, um zum Beispiel Alltagsstress zu bewältigen oder die Beziehungen zu seinen Mitmenschen harmonisch zu gestalten sind Verhaltensänderungen nötig, die mit Buddhismus nichts zu tun haben. Oft geht es eher um psychologische, soziale und gesundheitliche Faktoren und sehr alltägliche Dinge wie: Situation auf der Arbeit, Situation Zuhause, Soziales Umfeld, Umgang mit seinem Partner, den Kindern und so weiter.


    Der Buddhismus entstand vor 2500 Jahren und umgreift daher viele akute Probleme unserer heutigen postmodernen und kapitalistischen Gesellschaft nicht.


    Die Nonnen und Mönche, die im Palikanon angesprochen werden, befanden sich in einer komplett anderen Alltagssituation, als die heutigen Menschen.


    Ich denke, wenn es für jemanden persönlich nicht möglich ist, sich genügend Raum und Zeit für Praxis zu schaffen, dann ist der Buddhismus ein wenig geeignetes System sich mehr Zufriedenheit in seinem Leben zu erarbeiten.


    Es gilt zu bedenken, Siddharta Gautama war ohne materielle Sorgen, als er sich auf den Pfad begab. Es ging ihm nicht darum, seinen Alltag angenehmer zu gestalten, oder achtsamer zu sein, sondern den Grund seiner Existenz zu erfahren.


    Vielleicht geht das schon über das Thema des Threads hinaus, aber ich habe das Gefühl, dass ich das mal so ansprechen sollte. Hier noch ein sehenswertes Video dazu:


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  • Hallo liebe Katrin.

    möchte gerne ‚einem Teil‘ Deiner Aussage noch zustimmen..Doch einem anderen möchte ich widersprechen😉.


    Hab Dank❤️🙏

  • Die Nonnen und Mönche, die im Palikanon angesprochen werden, befanden sich in einer komplett anderen Alltagssituation, als die heutigen Menschen.


    Ich denke, wenn es für jemanden persönlich nicht möglich ist, sich genügend Raum und Zeit für Praxis zu schaffen, dann ist der Buddhismus ein wenig geeignetes System sich mehr Zufriedenheit in seinem Leben zu erarbeiten.


    Es gilt zu bedenken, Siddharta Gautama war ohne materielle Sorgen, als er sich auf den Pfad begab. Es ging ihm nicht darum, seinen Alltag angenehmer zu gestalten, oder achtsamer zu sein, sondern den Grund seiner Existenz zu erfahren.

    Moin Katrin,

    ja, die Nonnen und Mönche wurden nicht mit dem ganzen Müll konfrontiert, den wir heute permanent um uns herum haben.

    Das machte es für sie leichter - und vielleicht auch irrtümlicherweise - zu Wissenden. Denn wenn ich nicht mehr von Straßenverkehr, Berufsproblemen, Familienkrisen usw. getroffen werde, bilde ich mir vielleicht ein, ich hätte es schon erreicht. Gerade deshalb erlebe ich das Praktizieren "mitten auf dem Marktplatz" als besonders lehrreich, weil ich ständig meinen Fortschritt oder nicht erkennen kann - und wie viel dazu gehört, sich von allem zu befreien.


    Empfehlen kann ich hier den Film "Samsara, Geist und Leidenschaft".


    Was ist genug Raum für die Praxis? Die Praxis ist hier mitten im Leben. Ich brauche "nur" jeden Moment achtsam wahrzunehmen und der Probleme gewahr zu werden, kann jeden Moment hier mitten im Leben re-agieren oder in Stille gehen. Und das ist permanente Meditation.


    Solange ich noch nicht mit meinem jetzigen Mann verheiratet war (seit 16 Jahren), hatte ich eine feste Vorstellung davon, wie ich mich als (wissende buddhistische) Ehefrau verhalten würde, und fühlte mich sehr sicher, dass ich schon alles verstanden hätte. Das Zusammenleben mit meinem Mann hat mich eines Besseren belehrt. Und ich musste ziemlich viel lernen, vor allem über mich selbst.


    Was Siddharta Gautama anbelangt, so ist dieser sich des Schwierigkeitsgrades schon bewusst gewesen, sonst hätte er nicht gezweifelt, ob er lehren sollte oder nicht. Denn die Lehre ist wirklich schwer zu verstehen - damit meine ich durchdrungen zu werden. Der Intellekt kann das natürlich sehr schnell verstehen, aber umzusetzen, so dass es in Fleisch und Blut übergeht, das dauert Jahre - Jahrzehnte.


    Und deshalb finde ich das Leben eines Haushälters, der sich ernsthaft auf den achtfachen Pfad einlässt, eine der schwersten, aber auch der besten Möglichkeiten.


    Der Buddha hat deshalb die Hauslosigkeit propagiert, weil sie schützt und die Ordinierten sich so ganz auf die Lehre konzentrieren können. Aber dennoch wurden dennoch nicht alle frei.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Heute war es mal wieder soweit. Die Bahn hatte 35 Minuten Verspätung. Die reine Fahrtzeit nach Wiesbaden beträgt 12 Minuten. Nicht ärgern. Lohnt nicht. Habe meine Standardstrecke für eine kurze Gehmeditation genutzt und den (neuen) Hot Spot für kostenloses W-Lan am Bahnhof, um hier was zu schreiben. Manchmal kann auch das Forum ein "Anker" sein :)