Recher Lebenserwerb -> Informatikerjobs.

  • Hi!


    Mein Informatik-Studium neigt sich langsam dem Ende zu und so frage ich mich, wie und ob typische Informatiker-Jobs euer Meinung nach
    mit dem 5tem Schritt des edlen achtfachen Pfades "rechter Lebenserwerb/-unterhalt" in Einklang stehen?

    Also Berufe wie z.B. Programmierer, Softwareentwicklung, KI-Forschung, Programmier-Dozent/Lehrer, etc...


    Mir ist klar, dass man das nicht so pauschalisieren kann - aber unter der Prämisse, dass man z.B. als Softwareentwickler für ein Unternehmen arbeitet, welches zumindest

    schon mal nicht direkt Produkte für "un-ethische" Bereiche entwickelt (Massentierhaltuung, Waffenindustrie, etc...) - wie seht ihr Informatikerjobs im Kontext
    von rechtem Lebenserwerb/-unterhalt?

    Vor ca. 2500 jahren konnte vermutlich so eine Berufsgruppe noch nicht mal erahnt werden, daher interessieren mich einfach mal paar Meinungen dazu.


    Lg

    Zrebna

  • *lacht ...

    Du kannst Dir ja Gedanken machen ...

    Also meiner ( unmassgeblichen ) Meinung nach ist jeder Lebenserwerb, der nicht DIREKT zu unheilsamen Handlungen führt, absolut ok. Also "abzulehnen" wären Handlungen, Berufe, welche Lebewesen direkt schaden, wie Metzger o.ä.


    _()_


    PS: Ich persönlich zähle FInanzbeamte auch nicht gerade unter "rechtem" Lebenserwerb ... :clown:

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Ich arbeite als Softwarearchitekt im Landwirtschaftsbereich und schreibe parallel meine Masterarbeit im IT-Security Bereich. Tatsächlich ist mein aktuelles Projekt im Bereich "Massentierhaltung". Allerdings geht es bei dem Projekt darum, wie man das Tierwohl erhöhen kann.


    Ich denke, dass es im IT-Bereich wie in jedem anderen ist - die Frage ist was man daraus macht. Für mich persönlich gibt es Bereiche in die ich nicht will - auch wenn sie mich technisch gesehen durchaus interessieren würden. Dazu zähle ich z.B. den Nachrichtendienstlichen Bereich, Militär oder auch Exploit-Schwarzmarkt. Im Generellen hat man als Informatiker, finde ich, einige Möglichkeiten auch positiv an der Gesellschaft und dem miteinander Mitzuwirken. Der Grad auf dem man sich bewegt ist leider aber häufig recht schmal, da gerade im ITK Bereich ja große Unternehmen die Vorherrschaft haben und Kommerzialisierung, Wachstum, Datenpools und co häufig mit an forderster Stelle stehen. Gerade deswegen aber ist es in meinen Augen auch so wichtig, dass Leute die dem entgegenwirken wollen und auch das technische Verständnis mitbringen, sich nicht aus dem Bereich zurückziehen. Organisationen wie der CCC, aber auch kleinere Unternehmen wie z.B. Ecosia sind wichtig und haben durchaus einen Einfluss auf einzelne Nutzer, aber auch auf gesellschaftliche (politische) Debatten.

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    • Offizieller Beitrag

    Vor ca. 2500 jahren konnte vermutlich so eine Berufsgruppe noch nicht mal erahnt werden, daher interessieren mich einfach mal paar Meinungen dazu.

    Wenn man sich den Computer wegdenkt, dann ist doch ein Informatiker einfach jemand, der Ordnungssystem und Algorithmen entwickelt - ein angewandter Mathematiker. Zum Beispiel war es für Ackernbauern sehr wichtig, die korrekten Zeitpunkte für Aussat und Ernte zu finden. In Berlin wurde ein Goldhut aus der Bronzezeit gefunden, dessen Muster eine Algorithmus enthalten, mit dessen Hlfe man aus dem Mondklender ( Vollmond ist ja gut beobachtbar) auf den Sonnenkalender (mitsamt seinen Schaltjahren) umrechnen konnte. Vor tausenden Jahren brüteten wohl irgendwelche Nerd-Druiden mit Rauschebärten über die exakten Koeffizienten.


    Mathematiker fand man damals also vor allem unter Ritualexperten. In Indien gab es zu Buddhas Zeit die Sulbasutras, in denen die Geheimnisse der Messkunst ( z.b der Pythagoras-Satz) festgehalten wurde, die es erlaubten geomantisch-rituell korrekte Altäre zu bauen. Wenn man sich informatiker zu Buddhas Zeiten vorstellt, dann wahrscheinlich als Brahmanen-Ritualexperten die die Form von Altären berechnen.


    Und zu so jemand hätte Buddha wohl gesagt, dass er den breiten Kontext betrachten soll. Also statt rumzutüfteln mit welchen geometrischen Kniffen man welche Form konstruieren kann den Blick zu heben und zu schauen, für was das was man da tüfelt, dient. Werden auf dem Opferaltar Tiere ausgeblutet? Oder bringt man auf ihnen nur Blumenkränze dar? Statt zu fragen: "Wie kiegen wir das technisch hin?" braucht man also auch immer wieder die Frage "Wozu dient das eigentlich?".


    Mir ist klar, dass man das nicht so pauschalisieren kann - aber unter der Prämisse, dass man z.B. als Softwareentwickler für ein Unternehmen arbeitet, welches zumindest

    schon mal nicht direkt Produkte für "un-ethische" Bereiche entwickelt (Massentierhaltuung, Waffenindustrie, etc...) - wie seht ihr Informatikerjobs im Kontext von rechtem Lebenserwerb/-unterhalt?

    Gerade weil Algorithmen so eine abstrakte Sache sind, ist es sehr schwer herauszufinden, wie sie verwendet werden und was das für Auswirkungen hat. Ein Bekannter von mir hat sich mal für einen Job in einer Firma für Laser-Messtechnik beworben und erst später herausgefunden, dass der Hauptkunde die Bundeswehr war und es darum ging, Panzerrohre möglichst gerade zu machen. Das war erstmal so nicht sichtbar. Der Informatiker Joseph Weizenbaum fiel schon während des Vietnamkriegs auf, dass scheinbar harmlose Forschungsprojekte in sich die Möglichkeit für militärisch Anwendungen (wie z.B die Steuerung von Cruise Missles ) trugen. Hier kann es noch schwerer sein, die Anwendung dessen was man macht zu erfassen.


    Informatiker denken manchmal auch sehr technisch und auf Problemlösung fixiert und ihnen ist deswegen die gesellschaftliche Dimension nicht so bewusst. Deswegen initierte Weizenbaum das Forum Informatikerinnen für Frieden und gesellschaftlcihe Verwantwortung. Gerade bei der künstlichen intelligenz kann das ja sehr große Auswirkungen haben. So hat man beispielsweise eine Gesichterkennung hauptsächlich mit Weißen traniert was dann dazu führt, dass sie bei Nicht-Weißen sehr schlecht funktionierte (Wie der Rassismus in die Software kommt) was für die betroffenen schreckliche Auswirkungen hatte. Dies kommt eben auch aus einer Haltung bei Informatikern, die sich oft als von der Gesellschaft abgekoppelte Nerds sehen. Um da die Brücke zu schlagen hat jetzt die TU München den Startschuss für ein Institut für Ethik in der KI gegeben - allerdings ist das aber unter anderem von Facebook finanziert, was man ja auch wieder problematisch sehen kann.

  • void:
    Danke für die Links - habe ich mir kopiert.

    Hier noch ein Link von mir, der auch das Thema (Code-Ethics) etwas beleuchtet: ACM Ethics | The Official Site of the Association for Computing Machinery's Committee on Professional Ethics


    Sehr cooler Vergleich btw. bzgl. "was waren die Informatiker von damals, ohne Computer".


    Im Hinblick auf den Punkt, dass man ab und an nie 100% sicher sein kann, ob das Entwickelte, zu dem man einen Beitrag geleistet hat, auch für etwas Unheilsames verwendet wird, fand ich diesen Beitrag in diesem Thread gut:

    Buddhistische Berufe


    User: Losang Lhamo


    Kernzitat:

    Don't carry the world upon your shoulders.

    Du bist nicht für jeden Mist, der passiert, verantwortlich.



    Geht ja auch darum, welche eigene Geisteshaltung man mit dem, was man tut assoziert und welche Absicht man selber hat...

    Für alles weitere muss man sich nicht mMn nicht die "Schuldstiefel" anziehen, weil Technik immer positiv, aber auch negativ verwendet werden kann und man ab und an einfach nicht die Infos und/oder Kontrolle darüber hat.


    Auch Danke an alle anderen Antworten:)

  • Ich arbeite auch als Software-Entwickler. Ethisch einwandfreie Jobs in der Software-Entwicklung gibt es wie Sand am Meer. Alles woran ich in den letzten 25 Jahren entwickelt habe war ethisch einwandfrei. In kaum einen anderen Beruf findest du im Handumdrehen eine neue Stelle, wenn dir irgendwo was nicht passt. Die Nachfage ist nach Jahrzehnten immer noch groß. Wenn du merkst du bist in einem Laden wie Cambridge Analytica geraten, findest du schnell etwas was unbedenklich ist. Also besser geht es eigentlich nicht mehr.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Sieh es mal so - als Informatiker beschäftigst du dich hauptsächlich mit der Herstellung von Werkzeugen, oder mit der Technik, die dafür nötig ist.


    Ich würde auch sagen, das sollte meist unproblematisch sein, ausser es geht direkt um Dinge wie Waffen und Viehzucht. Wenn einer einen Hammer macht, dann denkt er auch nicht daran, dass damit jemand erschlagen werden könnte. Und mit dem Hammer könnte man auch Dinge herstellen, die noch tödlicher sind. Aber dafür kann der Werkzeugmacher erstmal nichts! Und wenn er dann plötzlich eine Pistole machen soll, erst dann weiss er, okay es ist definitiv eine Waffe, also ein Werkzeug das primär zum Töten und Verletzen gedacht wurde...und kann sich immer noch aus ethischen Gründen weigern, den Job zu machen.


    Sieh es auch mal so herum, dass die Informatik, gerade die moderne, auch ein wahrer Segen sein kann. Sie kann direkt dabei helfen, Menschen zu ernähren, ihnen bessere Heilung von Krankheiten zu ermöglichen, sie zu bilden, ihnen Sicherheit zu schaffen, weniger Ressourcen zu verschwenden usw. Es sind schon sehr mächtige, teils spezialisierte, teils generell einsetzbare Werkzeuge. Ich kann mir vorstellen, dass es im Gegenteil also sogar ein sehr gutes Karma ist, an der Herstellung eines informationstechnischen Werkzeuges zu helfen, das Leben retten kann, vor allem wenn es ein gutes Werkzeug ist und die Arbeit deswegen besonders motiviert gemacht wird.

  • _()_

    Nun eigentlich sehe ich da kein Problem solange du nicht willentlich jemandem schadestum dich selbst zu bereichern ist da nix falsches dran.

    Und umgekehrt gesagt :"ein Arzt der willentlich die Teureren Medikamente, die für diesen Patienten weniger bringen, verschreibt um mehr Geld zu verdienen handelt meines Erachtens nach Unheilsänger als ein Metzger der die Tiere mit grossem mitgefühl, möglichst schmerzlos tötet damit die Leute essen haben (nicht aus Mordlust oder so)_()_