Insekt verletzt - und dann?

  • Meine Frau hat auf dem Spaziergang versehentlich ein Insekt verletzt. Ich habe es gesehen, aber es ging zu schnell, so dass ich es nicht verhindern konnte.


    Ich habe das Mantra des Mitgefühls im Geist rezitiert. Was hättet ihr gemacht? Ich habe kurz überlegt, das zappelnde Wesen mitzunehmen und es zu Hause zu "pflegen". Wie auch immer.:ani-thinking:

    Habe diese Idee aber verworfen, da meine Frau weiter ging. Ihr tat es zwar auch Leid, aber als Atheistin kennt sie keine spezielle Methode damit umzugehen.


    Was hättet ihr gemacht?

  • Für ein Insekt kann man relativ wenig machen. Meine Exfreundin war Tierärztin und wir hatten die eine oder andere Diskussion

    Wenn ich den Unfall verursacht habe, erlöse ich das Tier.


    Das mit dem Mantra mache ich auch.

    Alles Gute für euch!

  • Wenn es schwer verletzt wäre, hätte ich das Karma des Tötens auf mich genommen, und es gezielt erschlagen.

    LG mkha'

    Woher willst du wissen ob ein Insekt schwer oder leicht verletzt ist?

  • Darf ich fragen worüber ihr diskutiert habt?

  • Meine Freundin hat mir erklärt, dass man bei gewissen Tieren mit gewissen Verletzungen nichts mehr tun kann.

    Ich wollte jedes Leben erhalten, egal zu welchem Preis.

    Ich wollte zum Beispiel 1200 Euro bezahlen um unsere angefahrene Katze zu retten.

    Die Katze hatte Lähmungen und hat unkontrolliert Urin verloren.

    Katzen sind eigentlich ziemlich reinliche Tiere, aber sie hat sich an gewissen Stellen nicht mehr geputzt.

    Sie hatte dann Entzündungen,und wir mussten sie einschläfern.

    Vermutlich habe ich ihr Leiden verlängert....

    Solche Sachen passieren eher selten, aber ich frage mich jetzt immer, was ich für mich wünschen würde, in der Situation.

    Eine Spinne oder Grille ist eine leichte Beute für andere Tiere, wenn nur ein Bein nicht mehr funktioniert bzw da ist.



    Ich habe Menschen mit HIV in ihren letzten Wochen und Tagen begleitet.

    Da sie kein Geld für Medikamente hatten, und da ihre Krankheit ein tabuthema war, sind sie elendig und alleine zu Grunde gegangen.

    Selbst die meisten thailändischen Mönche haben sich nicht in die Zimmer der Patienten getraut.


    Ich bin zu diesen Menschen gegangen und habe ihre Hand genommen. Wenn Du eine 18 jährige Frau in Windeln siehst, die vor lauter Schmerzen stöhnt, fragst Du Dich, was Du dir wünschen würdest in der Situation.


    Sorry.. ich bin vom Thema abgekommen... aber das berührt mich sehr....


    Unser Hund hatte Krebs und wir wollten ihn nicht gehen lassen.

    Ich habe meinen Lehrer gefragt was wir machen sollen, und er meinte, dass das Tier uns zeigen würde, wenn es genug war.

    Insekten können sich nicht erklären, und jede kleine Verletzung führt zum Tod... was können wir tun?


    Ich habe die Antwort für mich gefunden.


    Alles Gute für euch!

  • Und wenn es nicht mehr fähig wäre sich selbst zu helfen?

  • Ich erinnere mich bei solchen Geschichten häufig an Ananda, der soviel Mitgefühl mit einem verletzten Tier (war es eine Katze?) hatte dass er jede einzelne Made aus der Wunde des Tieres mit seiner Zunge (um es nicht zu verletzen) entfernte. Damit die Maden nicht verhungern schnitt er sich ein Stück von seiner eigenen Haut ab.

    Ich glaube es ging um Vertrauen zum Buddha Maetreya.

  • Und wenn es nicht mehr fähig wäre sich selbst zu helfen?

    Nun, dann trifft das zu, was ich Dir oben im Thread bereits antwortete, @Sherab:  Insekt verletzt - und dann? (2)

    LG mkha'

    Hab ich mir fast gedacht. Ich finde eine Unterscheidung schwierig (es sei denn es ist offensichtlich), ob sich das Tier selbst helfen kann oder nicht.

  • Ich erinnere mich bei solchen Geschichten häufig an Ananda, der soviel Mitgefühl mit einem verletzten Tier (war es eine Katze?) hatte dass er jede einzelne Made aus der Wunde des Tieres mit seiner Zunge (um es nicht zu verletzen) entfernte. Damit die Maden nicht verhungern schnitt er sich ein Stück von seiner eigenen Haut ab.

    Ich glaube es ging um Vertrauen zum Buddha Maetreya.

    Es war ein Hund und Asanga. :)

    Geschichten aus dem Palikanon

  • Ich erinnere mich bei solchen Geschichten häufig an Ananda, der soviel Mitgefühl mit einem verletzten Tier (war es eine Katze?) hatte dass er jede einzelne Made aus der Wunde des Tieres mit seiner Zunge (um es nicht zu verletzen) entfernte. Damit die Maden nicht verhungern schnitt er sich ein Stück von seiner eigenen Haut ab.

    Ich glaube es ging um Vertrauen zum Buddha Maetreya.

    Es war ein Hund und Asanga. :)

    Geschichten aus dem Palikanon

    Asanga natürlich :roll::grinsen:

  • sowas kommt leider vor...es verirren sich ja auch Spinnen in die Wohnung und verenden dann, weil es im Haus kein Ökosystem gibt. Da kann man nichts machen, es gibt nicht nur gute Kräfte, die wirken.

  • sowas kommt leider vor...es verirren sich ja auch Spinnen in die Wohnung und verenden dann, weil es im Haus kein Ökosystem gibt. Da kann man nichts machen, es gibt nicht nur gute Kräfte, die wirken.

    Also, Spinnen (und andere Insekten) im Haus fange ich wenn ich sie entdecke und setze sie raus.


    Dass man bei verletzten Insekten nichts machen kann ist falsch. Da gab es hier im Thread ja bereits diverse Beispiele, was man machen kann.

  • Auch wenn es mir selbst weh tut, erlöse ich manchmal verletzte Insekten


    Einmal war ich mit einem Sangha Mitglied nach dem Zentrum noch einen Tee trinken und plötzlich war da eine verletzte Biene an mir


    Ich hab überlegt sie zu erlösen, war aber nicht sicher was das Sangha Mitglied dann sagen würde


    Er sagte "Überlass sie ihrem Schicksal"


    Und ich hab sie einfach vom Tisch gefegt


    :sunny::heart:


    Go and Love Yourself_()_:like:

    Der Weg des Bogens, wer hält den Bogen?:dao:

  • Das Thema mit den Fliegen hatten wir hier ja schon einige Male. Insekten sind auf der Erde die mit weitem Abstand erfolgreichste Spezies von ihrer Verbreitung her. Ohne insekten-fressenden Pflanzen, Vögeln, Spinnen, anderen Insekten und kleinen Reptilien würde wir in einer riesen Wolke von Insekten ersticken. Das wäre nicht nur für uns Menschen so, sondern für viele Tiere auch. In der Natur stellen sich Geleichgewichte ein durch begrenzende Elemente und das ist gut so, denn das bewahrt die Natur.


    Wenn sich bei uns in die Wohnung eine Fliege, Biene oder Wespe verirrt, nehme ich mir auch etwas Zeit und befördere sie ins Freie. Aber ich würde es als übertrieben ansehen sich ein großes Gewissen zu machen, wenn bei einer Befreiungsaktion was schiefgeht und ich einer Fliege in Bein ausreiße. Ich versuche es zu vermeiden. Ist für mich eine Sache von Achtsamkeit, nicht so sehr von Karma.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Für mich sind solche Situationen immer auch eine mahnende Erinnerung.

    Da ist Leiden.

    Mir kann jederzeit was passieren in diesem Leben.

    Wo stehe ich in der Praxis?


    Da es in absehbarer Zeit keine Prothesen, Physiotherapien, Schmertherapien für die verunglückten Insekten geben wird , bin ich auch dafür, dass man sie erlöst.

    Gefressen werden sie sowieso, nur müssen sie es nicht mehr miterleben, wenn sie nicht mehr flüchten können. Ich kann das auch mit meinem Gewissen vereinbaren.

    2 Mal editiert, zuletzt von Mar tin ()

  • Ich sehe es auch eher so , das Insekten einen lehren können, Leben und Tod ein stückweit unpersönlicher zu sehen.


    Gerade jetzt im Herbst kommen ja sehr viel Insekten nach drinnen in die Häuser ,um noch ein paar Tage länger überleben zu können.

    Die setze ich dann oft inden Hausflur , aber viele sterben dann trotzdem oft ziemlich bald.


    Einem schönem Schmetterling , dem ich seinen Flügel verletzt hätte , dem würd ich natürlich trotzdem meine ganze Aufmekrsamkeit schenken.

    Was ich konkret machen würde ist schwer zu sagen,das käme dann sehr auf die genauen Umstände an, aber ich würde mir auf alle Fälle etwas Zeit für ihn nehmen. Und töten würde ich ihn aber ganz sicher nicht,denn ich gehe davon aus das Insekten ziemlich leidensfähig sind,wesentliche leidensfähiger wie ich jedenfalls.


    _()_ Phönix

  • Ich drücke Mitgefühl aus und lege das Insekt ins Gras. Früher habe ich bei sowas manchmal getötet, da bin ich aber zu unsicher geworden. Das Verletzen war ja unabsichtlich, das Töten geschieht mit Absicht. Das Insekt will wahrscheinlich leben so lang es geht, also lasse ich der Natur ihren Lauf.

  • Ich bin im Zweifelsfall auch eher für Sterbehilfe._()_

    Da ist halt das Problem dass man das Insekt nicht fragen kann ob es lieber sterben würde.

    Nein, man kann nur von sich ausgehen und ich selbst wäre froh, wenn mich jemand schnell von meinem Leiden erlöst, wenn es keine Hilfe mehr geben sollte. Grad bei so halb zerdrückten Käfern oder Fliegen z. B., die mit ihren Beinen dann noch hilflos zappeln, stampfe ich lieber fest drauf, als die so zurückzulassen. Ja, das ist Absicht, aber eben die Absicht den von mir so gesehenen Zustand des hilflosen Leidens zu beenden.

  • Ehrlich gesagt war ich etwas überfordert mit der Situation. Meine Frau hätte mich wohl für verrückt erklärt wenn ich das verletzte Tier zunächst ausführlich untersucht hätte, um schließlich zu dem (höchst gefährlichen) Schluss zu kommen dass es besser sei, es zu töten.

    Auch meine Frau ist normalerweise sehr achtsam und achtet auf die am Boden lebenden Insekten. Das hier war eigentlich das erste Mal nach 25 Jahren wo ich bewusst miterlebt habe wie sie ein Tier verletzt hat (dasselbe hätte mir natürlich auch passieren können).

  • Ich hatte so ein Erlebnis Mal mit einem halb zerquetschen Frosch (auch noch während eines Retreat).

    Er zappelte noch, und nach längerem Überlegen, nahm ich einen großen Stein...

    Das hat mich natürlich grosse Überwindung gekostet, aber ihn einfach so liegen zu lassen konnte ich auch nicht.

    So entschied ich mich wohl für das, was mich weniger belastet hat:roll:

  • Ich hatte so ein Erlebnis Mal mit einem halb zerquetschen Frosch (auch noch während eines Retreat).

    Er zappelte noch, und nach längerem Überlegen, nahm ich einen großen Stein...

    Das hat mich natürlich grosse Überwindung gekostet, aber ihn einfach so liegen zu lassen konnte ich auch nicht.

    So entschied ich mich wohl für das, was mich weniger belastet hat:roll:

    Da gehört Mut dazu. Ich glaube ich hätte das nicht geschafft. Ich wäre sein Sterbebegleiter gewesen, hätte Mantras für ihn rezitiert und für eine gute Wiedergeburt gebetet.

  • Ich bin im Zweifelsfall auch eher für Sterbehilfe._()_

    Da ist halt das Problem dass man das Insekt nicht fragen kann ob es lieber sterben würde.

    Nein, man kann nur von sich ausgehen und ich selbst wäre froh, wenn mich jemand schnell von meinem Leiden erlöst, wenn es keine Hilfe mehr geben sollte. Grad bei so halb zerdrückten Käfern oder Fliegen z. B., die mit ihren Beinen dann noch hilflos zappeln, stampfe ich lieber fest drauf, als die so zurückzulassen. Ja, das ist Absicht, aber eben die Absicht den von mir so gesehenen Zustand des hilflosen Leidens zu beenden.

    Naja ein Mensch ist schon was anderes als ein Insekt. Erstens weiß ich nicht wie ein Insekt ein solches Leiden wahrnimmt und dann ist oft nicht sicher ob es nicht als Invalide weiterleben kann oder ob die natürlichen Heilkräfte die Sache so einigermaßen wieder in Ordnung bringen. Wenn es zu schwer beschädigt ist wird es sowieso nicht mehr lange leben und den Übergang des Todes vielleicht nicht so krass erleben wie ein Mensch, bei dem das Ich wohl mehr ausgebildet ist.

    Mir ist das wie gesagt alles zu unsicher. Ein Gesetz der Natur hat mich ohne meine Absicht da drauftreten lassen und der Natur sei auch alles Weitere überlassen. Ich bin ja sehr oft im Garten und da passiert das trotz aller Vorsichtsmaßnahmen immer wieder mal. Das hat mich achtsam werden lassen wohin ich trete, z.B. sobald es dunkel wird und der Boden nicht mehr klar sichtbar ist, gehe ich nur mehr mit Taschenlampe.

  • Das ist für mich eine recht klare Sache: Ich lasse das Insekt in Ruhe. Ja, in gewissen Situationen würde ich mir wohl wünschen, dass jemand mein Leiden beendet. Aber ich würde doch gerne gefragt, ehe man das macht :D


    Ich weiß nicht, ob das Insekt stark leidet. Aber ich weiß, dass es - wie jedes Lebewesen - gerne leben möchte. Und ich glaube, dass es mir nicht zusteht, diesen Wunsch zu verneinen. Ich weiß nicht, ob ein Tier "noch seinen Frieden" machen kann und möchte. Und ich weiß auch nicht, ob es nicht doch Wiedergeburt oder Ähnliches gibt, und da heißt es oft, dass der Sterbeprozess sehr wichtig sein kann.


    Diese Einstellung hatte ich schon, bevor ich mich dem Buddhismus zugewandt habe. Ich hatte schon als Kind eine ziemliche Ehrfurcht vor dem Leben und reiße zB nicht gerne Blümlein aus :D Die Sila "ich übe mich darin, nicht zu töten" nehme ich daher recht wörtlich.


    Unlängst sind in unserer Wohnung zwei Weberknechte gestorben. Vor allem der erste hatte einen sehr langen Todeskampf, es ging stundenlang. Hab ein paarmal Om Mani Padme Hum rezitiert, keine Ahnung, ob das Tier was davon hatte, aber zumindest hat's ihm auch nicht geschadet :D Wie Martin sagt, es hat mich an Sterblichkeit und Dringlichkeit der Praxis erinnert. Und ich hatte Mitgefühl, wissend, dass mir das Selbe auch bevorsteht. Aber es war für mich stimmig, nicht einzugreifen. Es zu erschlagen - gegen mein Gefühl - wäre ganz sicher für mich nicht besser gewesen. Ob fürs Insekt - wer weiß? Ich jedenfalls nicht :)

    Am Weg zu Schule/Kindergarten/Arbeit sehe ich oft halbzerquetschte Schnecken. Ich widme ihnen einen mitfühlenden Gedanken, aber ich glaube, mehr kann und sollte ich nicht tun. Sie müssen ihren Weg gehen, ich meinen... und was mein Ende betrifft: Ich möchte es bewusst erleben.


    Apropos Bienen: Hab am Bienenwanderweg gelesen, dass Bienen nur ca. 30 Tage leben und nur die letzten 10 Tage Honig sammeln. Wer also eine Biene beim Sammeln sieht, sieht ein Tier am Abend seines Lebens... hat mich irgendwie betroffen gemacht. Offenbar kraftlosen Bienen stelle ich, wenn zur Hand, einen Tropfen Honig vor die Fühler. Schmeckt ihnen total und gibt ihnen nochmal Kraft.