Buddhismus und Reiki - alles Illusion?

  • Hallo zusammen, ich weiß nicht recht, ob dieser Thread thematisch passt. Falls nicht, gerne verschieben oder löschen.


    Es geht um das Usui Shiki Ryoho (oder kurz Reiki) des Japaners Mikao Usui. Laut einigen Übersetzern (u. a. Dr. M. Hosak) und Überlieferungen (Gedenkstein der Grabstätte in Japan) soll Usui u. a. dem Tendai-Buddhismus angehört und nach einer Periode des Fastens und Meditierens im Kurama-Gebirge ein Satori-Erlebnis gehabt haben, wobei ihm die Symbole und Mantren, welche Reiki-Praktizierende verwenden, erschienen sind. Danach verbreitete er seine Erkenntnis sowie die Technik des Reiki unter seinen Schülern.


    Beim Reiki soll durch das Handauflegen und mittels der Visualisation/dem Rezitieren verschiedener Mantras spirituelle Lebensenergie kanalisiert und übertragen werden können. Dies ist ab der Einweihung in den ersten Grad möglich. Traditionell existieren drei Grade, wobei der dritte Grad den Meistergrad darstellt. Die Quelle für diese spirituelle (geistige) Energie soll der Große Sonnenbuddha Dainichi Nyorai sein, der besonders im Tendai- und Shingon-Buddhismus verehrt wird.


    Meine Frage ist, was der Buddha über solche Dinge gelehrt hat? Ich erinnere mich dunkel an ein Sutta, in dem er darauf hinweist, dass all jenes, das für den Pfad zur Befreiung nicht dienlich ist, von ihm nicht erwähnt worden ist. Darunter würde ich jetzt auch allerlei aus der Esoterik zusammenfassen. Demnach lehnt er diese Dinge nicht komplett ab, hält sie aber auch nicht für nutzbringend.


    Woher aber stammen dann die Ereignisse und Erfahrungen, welche im Zusammenhang mit Reiki stehen? Ich habe sowohl damals beim Praktizieren als auch beim Empfangen zahlreiche Dinge beobachten können, darunter emotionale Reaktionen, körperliche Reaktionen, Schwankungen der Elektrizität oder subtile Klänge/Erscheinungen, die sich schwer erklären lassen. Pflanzen und Tiere haben ebenfalls darauf reagiert.


    Seit ich in Kontakt mit dem Buddhismus bin, habe ich davon Abstand genommen. Eine Frage bleibt aber: Sind das alles nur Trugbilder? Ist Reiki tatsächlich buddhistischen Ursprungs oder ist es eine Verzerrung des Buddhismus mit okkulten Einflüssen? Und falls nicht, hat es in Bezug auf das eigene Karma und den Geistesstrom irgendwelche Auswirkungen?Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.

  • Also - von Reiki habe ich keine Ahnung. Das mit den Initiationsgraden hört sich für mich zunächst mal nach einem Geschäftsmodell an - da wäre meine erste Frage, ob solche 'Initiationsgrade' außer persönlicher Bemühung sonst noch etwas kosten. Es gibt da viel Humbug auf dem Markt und wenn womöglich(!?) ein in Japan ausgetüftelter Humbug da Dainichi Nyorai (eine Personifikation des Dharmakaya) als 'kosmische Energiequelle' in Anspruch nimmt, macht das irgendwie sogar etwas Sinn. Wobei - eine vielleicht notwendige Anmerkung - ich nun durchaus kein verknöcherter Skeptiker bin. Ich habe bei einem wirklich guten Lehrer gelernt, was Qi (氣) ist und mit der Zeit auch, damit umzugehen. 'Initiationen' habe ich ich keine gekriegt und gezahlt habe ich einen bescheidenen Beitrag. Also - ob dieses Reiki funktioniert oder nicht, kann ich Dir nicht sagen. Wenn es so funktioniert wie versprochen, sicher eine tolle Sache. Wie auch immer - auf den 'des Kaisers neue Kleider' - Effekt einen kritischen Blick behalten.

    Meine Frage ist, was der Buddha über solche Dinge gelehrt hat? Ich erinnere mich dunkel an ein Sutta, in dem er darauf hinweist, dass all jenes, das für den Pfad zur Befreiung nicht dienlich ist, von ihm nicht erwähnt worden ist. Darunter würde ich jetzt auch allerlei aus der Esoterik zusammenfassen. Demnach lehnt er diese Dinge nicht komplett ab, hält sie aber auch nicht für nutzbringend.

    Nun, Buddha hat ziemlich viel gelehrt, wenn man der Überlieferung Vertrauen schenkt. Die Frage ist, was man unter 'Buddha' versteht. Ich vermute, Du meinst den 'historischen' Buddha Gautama Shakyamuni - dessen Historizität allerdings (wie etwa auch bei Rabbi Jeschua) lediglich eine plausible Annahme ist. Jedenfalls: in den ältesten textlichen Schichten der Überlieferung der Lehren dieses Buddha (denen ein paar Jahrhunderte rein mündlicher Überlieferung vorangingen) geht es tatsächlich rein um die Frage der restlosen Überwindung von duhkha ('Leiden') und um einen empirisch nachvollziehbaren Weg zur Überwindung. Jeglicher metaphysischen Spekulation (bzw. Offenbarung) hat sich dieser Buddha konsequent enthalten.


    Das bedeutet nicht, dass er solche Dinge abgelehnt hätte. Lediglich, dass er sie nicht als dem Erwachen dienlich angesehen hat und sich deswegen nicht dazu äußern wollte. Techniken, die körperliche Leiden lindern, mögen nicht zum Erwachen führen - aber ich denke nicht, dass dieser Buddha etwas dagegen hatte.


    Wenn es um "Auswirkungen auf den Geiststrom geht", so ist da stets die Intention entscheidend. Ich denke mal, bei solchen Techniken / Praktiken ist es entscheidend, ob Du Deine Kenntnisse und Fähigkeiten nutzt, anderen Wesen zu nützen oder um Dich selbst zu einem Heiler oder Heiligen aufzubauen. Jedenfalls aus buddhistischer Perspektive.

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Im Bezug auf die Erlangung der Befreiung ist die Frage, mit welchen Mitteln man heilt eine "weltliche Frage". Dabei ist es doch egal ob diese Mittel uns materialistisch oder wundersam vorkommen und ob sie funktionieren oder nicht.


    Viele Kulturen haben sich Gedanken über Medizin gemacht und viele zu der Idee gelangt, dass es um die Balance innerer Kräfte geht. So gibt es ja zum Beispiel in Indien Ayurveda Lehre und auch Buddha hatte ja als Leibarzt Jīvaka Komārabhacca - dem man heute wohl diesem zuordnen würde.


    So lange Medizin nicht wissenschaftlich ist, mach man eben das von dem man das Gefühl hat, dass es hilft. Und insofern da viel Glauben dabei ist, ist es ja logisch, dass es da einen fließenden Übergang zum Religiösen gibt. Der Heiler beobachtet was zu mehr Wohlbefinden und was zu zu mehr Leid führt. Was mehr Energie bringt und was nicht. Wenn Jīvaka Buddha für seinen kranken Mönche Schwitzhütten vorschlägt finden wir das logisch wärend wir seine Fähigkeit aus dem Fussabdruck eines Elefanten Alter und Geschlecht des Reiters abzulesen eher unseriös anmuten. Das ist aber eher wohl aus dem Rückblick. Zu der Zeit sah man vielleicht nicht viel Unterschied zwischen dem Diagnostizieren eines Beinbruchs oder eines Reiters. Oder ob für etwas eine Salbe, ein Zauberspruch, eine Diät oder Handauflegen hilft. Wichtig war nur das es hilft.


    Aber gerade da sich Buddha selber ja sogar öfter mit einem Arzt verglichen hat, gab es auch immer Tendenzen das Heilsame und das Heilbringend gemeinsam zu denken.

    Im Milindapañha werden Schutztexten die genannt - buddhistische Texte von deren deren Rezitation man Schutz vor ganz konkrete weltliche Gefahren - z.B Schlangenbiss erhoffte Aber andererseits wird betont, dass diese Macht begrenzt ist:


    Selbst wenn so ein Text wundersam vor einer Gefahr ( einem Schlangenbiss ) schützt, ist dies im größeren Kontext irrelevant. Man kann heilen aber dies löst das grundsätzliche Problem von Alter, Krankheit und Tod nicht. Dann erkrankt man eben später an was anderem von daher kann man auch ruhig an Reiki glauben. Oder auch nicht.

  • Mit Buddha Lehre hat das sehr wenig zu tun.

    Reiki funktioniert. Problem: Mantra, Ritus und Regeln behindern.

    Da ich leider immer nur so tue, als ob ich die alle so einhalte, habe ich auch gemerkt, dass Reiki nur funktioniert, wenn Ich vollkommen leer von Gedanken bin. Meditation wird da für Entspannung gebraucht und nicht als Samadhi.

    Große leere Weite, nichts von Heilig, ich weiß nichts.

    Hab die Gruppe verlassen, nach Reiki 1, der Meister war nicht bei der Sache beim Einweihungsritus. Keine Verbindung, Übertragung, kein Bleiben.

    Ansonsten schließe ich mich Sudhana an.

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  • Das stimmt. Bei mir klappte es auch kaum bis gar nicht, wenn der Geist nicht kontrolliert war. Ich konnte nach einiger Zeit feststellen, dass es auch ohne Symbole funktioniert. Ausgeübt habe ich es aber nicht mehr regelmäßig, da der Buddhismus bzw. Meditation zur Sammlung für mich mittlerweile weitaus sinnvoller und weniger hinderlich ist. Die Frage hatte mich im Zusammenhang damit interessiert, dass manche Quellen beanspruchen, Reiki im Buddhismus verortet zu sehen.

  • Das ist ein Zeigen aus meinen Memoiren.


    Tatsächlich war der Reiki Kurs ein Anlass, mein Meditieren zu überprüfen. Das führte zu der Überzeugung, dass im Meditieren „Gedanken machen“ nichts zu suchen hat. Schon im Reiki-Kurs habe ich mich ganz auf das konzentriert, was wirklich bei meinen Sinnen ankommt und nicht beachtet, was in meinen Vorstellungen erscheint.


    So war ich ganz weit weg und nur bei meinen Händen, die ausschließlich die fremde Welt des fremden Körpers spürten. Das war meine erste echte Meditation. Einssein mit allem ohne Bindungen.

    Das meinte Mikao Usui, nicht mein Wille geschieht und auch nicht von dem anderen, es findet ein Ausgleich statt, der frei von Vorstellungen ist. Nur dann funktioniert es und wie man das nennt ist, glaube ich, den Buddhas, Usui und mir egal.


    Einige Jahre später hatte ich das Gleiche bei einem Zen-Kurs. Mein Meditieren wurde mir bestätigt, sollte aber einen anderen Namen bekommen. Warum soll ich in eine Gemeinschaft gehen, in der die meisten an Riten und Regeln und Mantra (Koan) glaubt? Schön war das gemeinsame Sitzen, aber die Lehre hat nichts damit zu tun, Lehre ist etwas für nach und vor „Zazen“.


    _()_ :buddha:

  • Im Alter zwischen 25 und Ende 20 hatte ich drei Reiki Einweihungen. Bei mir war es eher Neugier auf den damaligen Reiki Boom. Obwohl ich als Studentin damals kaum Geld hatte, konnte ich das machen, so teuer war das nicht. Mir ging es dabei auch mehr um eine körperliche Energieübertragung. Hatte drei verschiedene Reiki Lehrer. Der erste, der mir zur Begrüssung die Hand gab, hatte so warme Hände, dass ich fast erschrocken bin.


    Mit der Reiki Einweihung verinnerlicht man auch die 5 Reiki Lebensregeln, die mit der buddhistischen Ethik verwandt sind. Reiki kommt aus einem buddhistischen Zusammenhang, für mich ist es jedoch per se nicht buddhistisch. Den Buddhismus habe ich erst später entdeckt und in dem Zusammenhang dann das Reiki, wie Du, auch wieder zeitweilig vergessen.


    Erst viel später, während einer Krankheit, fing ich wieder mit der Energieübertragung an. So ganz vergisst man es eben nicht. Seitdem übe ich es weiter wenn es mir einfällt, zb. wenn ich nicht schlafen kann, krank bin oder unkonzentriert. Es fliesst auch wenn ich nicht dran denke, oder mich nicht konzentriere. Ausserdem habe ich seitdem nie wieder kalte Hände gehabt. :)

    :)

  • Reiki und Geld: Das ist verschieden. Es gab mal eine Zeit, wo es eine Geldschneiderei war. Aber inzwischen wird es auch kostenlos weitergegeben.
    Ansonsten ist es wie bei allen Sachen: Wenn es dir und anderen guttut, dann tu es, wenn es dir und anderen nicht guttut, dann lass es. Aber mach nichts Besonderes daraus.
    In meiner Stadt gibt es einen Vipassana-Lehrer, der auch Reiki-Treffen veranstaltet. Er sieht anscheinend darin keinen Widerspruch.
    Das Mantra des Meistergrades, ist übrigens der letzte Teil eines Mantras, das auch in der Kampfkunst oft verwendet wird. (Shikin Haramitsu Daikomyo).

    Vielleicht ganz interessant: THE SIGNIFICANCE OF THREE OF THE REIKI 'SYMBOLS' FROM A JAPANESE BUDDHIST PERSPECTIVE

    "Von der Waschschüssel der Geburt

    bis zur Waschschüssel des Bestatters -

    nur Geschwafel"

    Ikkyû Sôjun