Teure Seminare

  • Und ehrlich gesagt finde ich, es darf auch ein bißchen weh tun, was die Kosten für einen selbst angeht. Weil es um etwas geht, womit es einem ernst ist und das einem wirklich wichtig ist, und es gut ist, wenn man auch mal dafür etwas sparen und auf anderes verzichten, sprich bewusst Prioritäten setzen muss.

    Ich sehe da nicht so sehr für mich selber ein Problem. Aber es gibt ja Leute die nicht gut verdienen. (Unsere Empfangsdame in der Arbeit kann dieses Jahr nicht in den Urlaub fahren, weil eine Autoreparatur 300 gekostet hat )


    Von daher wäre es schön, wenn es auch für Geringverdiener die Möglichkeit gäbe, da ermäßigt teilzunehmen.

  • Ich verdiene auch nicht gut und habe nur wenig Geld nach Abzug aller Fixkosten zur Verfügung. Für mich stellt sich jedes Mal die Frage, Seminarteilnahme oder zwei Wochen Urlaub im Jahr irgendwohin verreisen. Sesshin oder mir mal ein Buch, einen Ausflug usw. leisten. Das ist halt so.


    Trotzdem finde ich nicht, dass ich deswegen einen Anspruch darauf habe, günstiger als andere und letztlich zu Lasten der Sangha und des Lehrers an etwas teilnehmen zu können. Ich sehe es so, dass es meine Angelegenheit ist, mich zu entscheiden, was mir wichtig ist, und Prioritäten zu setzen. Oder auch mal nicht teilnehmen zu können, weil es im Moment nicht möglich ist und das Geld dafür fehlt. Dann klappt es eben ein anderes Mal.


    Mein buddhistischer Weg und -in meinem Fall Zazen - hängen ja nicht vom Geld und Sesshins ab. Sesshins sind gut und sehr hilfreich, der Kontakt zu einem Lehrer auch, aber höre ich auf zu üben, nur weil Geld fehlt? Nein. Bricht mein buddhistischer (Zen)Weg zusammen und ist beendet, weil ich nicht zu einem Sesshin kann? Nein. Es wird nur schwieriger,sonst nichts. Schadet es mir, dass es schwieriger wird? Nein.


    Ich bin bloß möglicherweise sauer,frustriert oder enttäuscht, dass ich nicht teilnehmen kann. Ich bin aber auch sauer,frustriert oder enttäuscht, wenn mir beim Sitzen was weh tut, ich mich langweile oder der Lehrer was sagt, was ich nicht verstehe oder mir gegen den Strich geht,oder weil er nicht auf meine Erwartungen reagiert.


    Also was ist der Unterschied? So oder so muss ich mit meiner Frustration, Verärgerung und Enttäuschung leben und sitzen. Das eine Mal umsonst, das andere Mal für Geld. :)

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  • Trotzdem finde ich nicht, dass ich deswegen einen Anspruch darauf habe, günstiger als andere und letztlich zu Lasten der Sangha und des Lehrers an etwas teilnehmen zu können.

    Wenn man vom Lehrer und der Sangha aus denkt, dann ist deren einziger Zweck, den Dharma möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Wenn man dein Argument, dass die Bezahlung auch eine Hürde dafür sein soll, ob es Leute ernst meinen, dann ist das doch erst Recht ein Argument dafür, dass der Besserverdienende mehr bezahlen soll als der Schlechtverdiener.


    Warum sollte denn Buddhismus ein Luxus sein?

  • Ich habe weder gesagt, dass die Bezahlung eine Hürde sein soll, sondern dass es auch gut sein kann, sich überlegen zu müssen, ob man wirklich hin will oder nicht.

    Noch viel weniger habe ich gesagt oder vertreten, dass Buddhismus ein Luxus sein soll.


    Ja, ich bin auch der Meinung, dass es der einzige Zweck von Sangha und Lehrer ist, den Dharma weiterzugeben. An möglichst viele Menschen - da setze ich ein Fragezeichen. Ich würde eher sagen, an diejenigen, die es wirklich wollen. Und ich kann nicht erkennen, warum Sangha und Lehrer nicht angemessen Geld dafür kriegen sollen, dass sie den Dharma weitergeben, ein Seminarhaus in gutem Zustand halten, Strom, Essen und vieles andere bezahlen müssen, damit Schüler/Teilnehmer kommen können.


    Wir haben gerade in Deutschland eine hohe Anspruchsmentalität. Alles muss fürjeden zur Verfügung stehen, alles soll für jeden bezahlbar (und noch dazu möglichst günstig) sein, jeder soll theoretisch alles machen können. Aber so ist das Leben nicht, weder hier noch anderswo.

  • Ich denke niemand bezweifelt hier dass die kosten des Seminarhauses gedeckt werden müssen und eine angemessene Aufwandsentschädigung ist für alle Teilnehmer dieses Fadens (soweit ich mich erinnere) auch das Ziel.


    Die Frage ist ja wie schlüsselt sich die Einnahmenseite auf (pro Kopf egalitär oder solidarisch mit finanziell weniger gut gestellten Personen) und wie schlüsselt sich die Ausgabenseite auf (Unterkunft, Lehrer*in, Veranstalter/Organisation).


    Ich habe weder gesagt, dass die Bezahlung eine Hürde sein soll, sondern dass es auch gut sein kann, sich überlegen zu müssen, ob man wirklich hin will oder nicht.

    Es gibt ja den Spruch "was nichts kostet ist nichts wert" und manchmal ist da schon was wahres dran. Aber dennoch sehe ich darin kein Argument warum z.B. eine Studentin, ein Rentner mit geringer Rente, ein Erwerbsunfähiger nicht doch einen Rabat bekommen könnte, während "der Zahnarzt" vielleicht ohne Schmerzen einen doppelten oder dreifachen Beitrag bezahlen kann.


    Wer schwerer tragen kann, der nimmt seinen Mitmenschen doch eigentlich gerne auch etwas ab. Und auch die libertären Buddhisten - die es scheinbar gibt - können sich doch sicher mit dem freiheitlichen Ansatz von Dana anfreunden. Denn um Bundespräsident aD Joachim Gauck zu zitieren "Freiheit heißt Verantwortung".

  • Der Mittelweg ist eine gute Richtschnur, wie so oft. Ich finde Modelle in denen gut verdienende etwas mehr zahlen können, um es anderen auch zu ermöglichen teilzunehmen gut.


    Eine libertäre Sichtweise kann ich jedoch beim besten Willen hier im Thread nicht erkennen. Es ist natürlich eine Wahrheit, dass sich die meisten durchaus überlegen müssen, wie sie das Geld einsetzen. Wir haben alle begrenzte Mittel, würde ich annehmen. Diese Begrenzung kann gesund sein, aber bei zu großen Geldsorgen krank machen. Und erneut sind wir beim mittleren Weg.