Skoliose

  • Hallo Freunde!


    Man liest oft, der wichtigste Punkt bei der Meditationshaltung sei eine gerade, gestreckte Wirbelsäule.
    Nun habe ich Skoliose und damit eben keine gerade Wirbelsäule, sondern eine unregelmäßig ungerade.


    Ich frage mich natürlich, warum es so wichtig ist aufrecht und gerade zu Sitzen, warum nicht auch in jeder anderen Position Meditation möglich sein sollte.


    Könnte mir jemand beantworten, wieso dieser Punkt sooft betont wird und welche Folgen es im Speziellen hätte ihn zu vernachlässigen?


    Ich wäre euch sehr dankbar.


    Martin

    Es gibt nichts gutes, außer man tut es.
    (Erich Kästner)

  • Hallo Leidensgenosse! :P Jetzt weiß ich auch, warum das bei mir nicht klappt.
    Ich glaube in einem Buch mal gelesen zu haben, daß das Sitzen zwar bequem, jedoch etwas anstrengend sein soll, damit man nicht müde wird.
    Aber wart mal ab, was unsere Experten hierzu zu sagen haben :shock::D

    Hast Du es eilig, so mache einen Umweg. (Zen-Weisheit)

  • Grüntee:

    Hallo Leidensgenosse! :P Jetzt weiß ich auch, warum das bei mir nicht klappt.
    Ich glaube in einem Buch mal gelesen zu haben, daß das Sitzen zwar bequem, jedoch etwas anstrengend sein soll, damit man nicht müde wird.
    Aber wart mal ab, was unsere Experten hierzu zu sagen haben :shock::D


    In aufrechter Haltung ist es am wenigsten anstrengend - insbesondere deshalb weil die Haltung nicht ständig korrigiert werden muß, es sitzt sich quasi von allein.
    Spielt für den Hausgebrauch bei 2x30 Minuten vielleicht keine besonders einschränkende Rolle, und bei den Theravadis und Tibetern nach meiner Beobachtung eh nicht. Ob das in einem Zen-Sesshin mit 13 oder 16 Perioden auch noch funktioniert, entzieht sich meiner Kenntnis.


    _()_

  • Moin Martin,


    Zitat

    Nun habe ich Skoliose und damit eben keine gerade Wirbelsäule, sondern eine unregelmäßig ungerade.


    Dann ist das eben so. Mach dir keinen Stress


    Zitat

    und welche Folgen es im Speziellen hätte ihn zu vernachlässigen?


    Keine gravierenden. Vielleicht fällt dir das Sitzen auf dem Kissen etwas schwerer. Mag sein. Aber es gibt ja auch Stühle.


    Die Frage ist letztendlich bedeutungslos. Du hast eine Skoliose und keine der hier gegebenen Antworten kann das ändern.
    Also lerne damit zu leben und deinen Möglichkeiten gemäß zu sitzen.
    Im Soto Zen wird die gerade Haltung betont, in anderen Richtungen wird sie weniger betont. Das ist auch schon alles.
    Mit einem Ferrari kommst du schneller von Kiel nach Hamburg als mit einem Fahrad. Aber wenn du keinen hast, nützt dir das wenig.
    Begründungen fürs gerade Sitzen gibt es wie Sand am Meer. Nützen dir aber nichts. Du hast eine Skoliose.
    Ich kenne jemanden, die praktiziert im Rollstuhl. Geht auch. Die Knochen meines Roshis sind fast alle geplattet und geschraubt. Er kann nur auf einem Stuhl sitzen. Na und?!


    Also mach dir keinen Stress über Dinge, die du nicht ändern kannst.


    alles liebe,
    Ji'un Ken

  • Hallo Martin,


    es ist möglich in jeder Körperhaltung zu meditieren. Aber es ist eben so, dass man mit der Haltung beginnt zu praktizieren, die Buddha einmal einnahm.


    Es geht dabei weniger um "gerade" und "gestreckt" sondern vielmehr um "aufrecht" und das meint auch "aufgerichtet" und "aufrichtig". Man soll also sich aufrichtig um eine aufrechte Haltung bemühen.
    Darin liegt dann die Anstrengung, die ein sich Bemühen ist. Also es soll auch nicht bequem sein. Zwischen Bequemlichkeit und Quälerei soll man seine angemessene Haltung finden. Und die muss jeder selbst finden und da kann eine Hilfe von Außen zwar helfen, aber auch nicht mehr.
    Es ist dabei auch eine gute Übung mit den körperlichen Umständen zu beginnen und das, was nicht zu verändern ist, sein zu lassen und anzunehmen, wie es nun mal ist.


    Anleitungen und Beschreibungen sind Rahmen, in die passt nicht jeder, denn wir sind Unikate. Es ist nicht Ziel der Praxis Normierungen vorzunehmen und die Unikate in den vorgesehenen Rahmen zurecht zu biegen und zu schneiden. Man muss auch den Rahmen ändern können, wenn es nicht passt. :)





  • Kokoro:

    ....
    Anleitungen und Beschreibungen sind Rahmen, in die passt nicht jeder, denn wir sind Unikate. Es ist nicht Ziel der Praxis Normierungen vorzunehmen und die Unikate in den vorgesehenen Rahmen zurecht zu biegen und zu schneiden. Man muss auch den Rahmen ändern können, wenn es nicht passt. :)


    Dieser Satz gefällt mir sehr gut, denn es kann uns nicht oft genug gesagt werden, dass wir uns aufmachen, mit uns selbst, wie wir sind, zu arbeiten. Es geht um kein striktes Richtig oder Falsch, sondern um das, was ist. Ich kenne jemanden, der perfekt eine Stunde lang im vollen Lotussitz verharren kann - trotzdem tut dies seiner persönlichen Meditation zur Zeit nicht so gut, weil er sich äußerst störend dabei verkrampft. Ein individuelles Problem, das er jetzt auf Anraten seines Lehrers dadurch bearbeitet, dass er sich immer mal anhält, krumm und entspannt zu sitzen. Wirklich. Einfach, um diese einseitige Tendenz zu behindern. :)


    Im Yoga spricht man von der spirituellen Energie, der Kundalini, die aufgerollt im untersten Chakra schlummern soll. Sie könne nur durch eine gerade, entspannte Wirbelsäule aufsteigen und spirituelle Tiefe und Glücksgefühle (?) erzeugen.


    Meine Erfahrung ist, dass der gerade Rücken am wenigsten belastend für den Körper ist. Die Atmung, die Organe, nichts wird bedrückt. Dadurch bekomme ich den Kopf frei für die Meditation. Vergleichbar mit einem Beobachtungssitz in einer Landschaft: wenn der stabil und solide ist, kann ich in Ruhe alles beobachten. Wäre er wackelig und schief, würde mich das ziemlich ablenken.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Herzlichen Dank für die zahlreichen Antworten!


    Ich verstehe, dass Meditation in jeder Haltung möglich ist, es frustriert mich nur ein wenig, dass ich Probleme mit der zielführendsten habe.


    Aber Frustration gilt es in seine Bestandteile aufzulösen und zu erkennen, wie falsch* sie ist, beispielsweise durch Meditation. ;)


    *Im Sinne von Falschheit/Echtheit, es geht mir nicht um falsch/richtig, nur um das klarzustellen. :P

    Es gibt nichts gutes, außer man tut es.
    (Erich Kästner)

  • Rigpa94:


    Ich verstehe, dass Meditation in jeder Haltung möglich ist, es frustriert mich nur ein wenig, dass ich Probleme mit der zielführendsten habe.


    Zielführend im allgemeinen bedeutet nicht zielführend im speziellen.

    Zitat


    Aber Frustration gilt es in seine Bestandteile aufzulösen und zu erkennen, wie falsch* sie ist, beispielsweise durch Meditation. ;)


    Frustration ist Frustration - sie ist ebenso vergänglich, wie ihr Gegenteil.

    wiki:


    Eine Frustration (von lat. frustra = vergeblich) ist eine Wunschversagung. Frustration entsteht durch Ohnmacht (Differenz zwischen Wunsch und objektiven Möglichkeiten) oder durch Nichterreichen eines gesteckten Zieles aus inneren (Selbstüberschätzung) oder äußeren Gründen (Versagung von Wünschen) durch andere oder sich selbst.


    Das Gefühl der Frustration kommt immer auf, wenn ein Lebewesen sich etwas wünscht oder ein Ziel setzt, es dann aber nicht erreicht. Damit ist Frustration eng sinnverwandt mit dem buddhistischen Begriff des Leidens (Dukkha).

  • übrigens habe ich auch skoliose und habe die letzten monate gemerkt, dass diese erkrankung vor allem dadurch entsteht, dass man ein falsches gefühl für "gerade" hat; also man glaubt gerade zu sitzen, obwohl man objektiv krumm ist.
    durch das achtsame sitzen jeden tag und einiger korrekturen durch einen sehr guten taiji quan lehrer ist bei mir die krümmung, die sich langsamhinein in einen sehr bedenklichen bereich entwickelte, nun zur hälfte (in grad) kuriert. sitzt man wieder objektiv etwas gerder,was sich subjektiv alerdings völlig schief und krumm anfühlt, entwickeln sich langsam aber merklich auch die knochen sehen, bänder , muskeln und vor allem das bindegewebe wieder hin zum natürlichen....
    gruß

  • tesshu:

    sitzt man wieder objektiv etwas gerder,was sich subjektiv alerdings völlig schief und krumm anfühlt, entwickeln sich langsam aber merklich auch die knochen sehen, bänder , muskeln und vor allem das bindegewebe wieder hin zum natürlichen....
    gruß


    Auch ich kenne das Problem aus eigenem Erleben und Erleiden. Der Tipp, den Du hier bringst, tesshu, ist wertvoll. Ich bemühe mich ebefalls darum, stets wenn ich daran denke (nicht nur in der Meditation, sondern auch im Alltag beim Sitzen, Stehen, Gehen, Liegen) der "natürlichen" Krümmung eine "unatürliche" entgegenzuhalten. Es wirkt zumindest wohltuend.


    Zur Entfaltung der Güte (metta-bhavana) können wir übrigens etwas lesen das, so denke ich, auch ganz allgemein Gültigkeit hat:


    Ob stehend*, gehend, sitzend oder liegend,
    Wie immer man von Schlaffheit frei,
    Auf diese Achtsamkeit soll man sich gründen.
    Als göttlich Weilen gilt dies schon hienieden.


    Ob stehend . . . Dies soll, lt. K, die Beschränkung auf eine bestimmte Körperhaltung, etwa den Kreuzsitz, ausschließen. Die Meditation der Güte kann vielmehr in jeder einem angenehmen Körperhaltung, in der man sich von Schlaffheit frei halten kann, vorgenommen werden; d.h. sie soll bei jeder Gelegenheit geübt werden, nicht nur während einer beschränkten Meditationszeit.
    (Sutta-Nipata Vers 151 und Kommentar)


    Auch die Achtsamkeit allgemein sollte ja stets aufrecht erhalten werden, wie es Nyanaponika schön sagt:


    Besteht aber die Übung im allgemeinen «Gegenwärtighalten der Achtsamkeit» (satipatthāna), so braucht sie niemals «abgelegt» zu werden, sondern soll allmählich auf alle körperlichen, sprachlichen und geistigen Tätigkeiten ausgedehnt werden. Das erstrebte Ziel ist hier, daß das ganze Leben zur meditativen Übung wird und die meditative Übung Leben gewinnt. Wie weit dies gelingt, wird von der verfügbaren Geistesgegenwart und Achtsamkeit abhängen, sowie von der wachsenden und gewohnheitsformenden Kraft ernster, regelmäßiger Übung.


    Das Meditations-Gebiet der Achtsamkeits-Übung hat keine starren Grenzen, es ist vielmehr ein Reich, das ständig wächst, das sich immer weitere Bezirke des Lebens angliedert. Im Hinblick auf diesen allumfassenden Geltungsbereich der Satipatthāna-Methode war es wohl, daß der Meister sagte: «Was ist nun, ihr Mönche, das (heimatliche) Gebiet (gocara) des Mönchs*, sein eigenes, angestammtes Bereich? Es ist eben dieses vierfache Gegenwärtighalten der Achtsamkeit.» Der Jünger dieser Geistesschulung soll sich daher ständig mit Sāntideva fragen:


    «Wie kann wohl unter diesen Umständen die Übung der Achtsamkeit betätigt werden?»


    Gruss, erbreich

    unvollkommenheit (dukkha), du nimmst sie nicht persönlich (anatta), sie ist was sie ist (anicca)

  • Losang Lamo:

    Falls Ihr mit Euren Rückenproblemen mal irgendwo etwas von einem Kursus hört, der die Alexandertechnik vermittelt - dann versucht da mal reinzuschauen.
    Ist eine gute Sache, auch und gerade für den Alltag.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Alexander-Technik


    Danke, habe ich auch schon gehört (aber noch nicht ausprobiert). Zur Zeit lasse ich mir eine Dorn-Therapie angedeihen... fühlt sich auch heilsam an!


    Gruss, erbreich

    unvollkommenheit (dukkha), du nimmst sie nicht persönlich (anatta), sie ist was sie ist (anicca)

  • Meine lehrerin (tib.Buddhismus) legt sehr großen wert auf gerades sitzen. Sie selbst sitzt stundenlang im lotossitz und schläft sogar in der nacht im vollen lotossitz und das ohne sitzkissen und trotz ihres hohen alters (über 70). Sie unterrichtet auch Qi-gong und div. andere körperübungen. Durch diese speziellen übungen erlangt man einen geraderen rücken und das sitzkissen wird immer niedriger. (Leider praktiziere ich alleine, wodurch es meiner praxis zeitweise an kontinuität mangelt.)

  • Hallo!


    Eine Skoliose kann man weitgehend ausgleichen, indem man seine Rückenmuskulatur gezielt trainiert, wichtig ist, dass du speziell deinen Musculus latissimus dorsi trainierst, um eine aufrechte Körperhaltung eher zu ermöglichen. Außerdem sollte auch die autochtone Rückenmuskulatur so gefördert werden, dass sie den Schiefstand des Beckens und die Skoliose an sich ausgleicht...Bei Mängeln an der Wirbelsäule kann man vieles mit dem richtigen Muskeltraining und einem guten Trainer, der dich alle paar Tage betreut ausgleichen.


    Viele Grüße,
    die leidenschaftliche Medizinerin und Sportlerin
    Vanessa