Der alltägliche Geist ist der Weg

  • crazy-dragon:

    Danke, Ji`un Ken...
    Wie war das Sesshin? Magst Du uns darüber etwas erzählen?


    Lieber Gruß,
    crazy dragon


    Oh ja, bitte werter Ji`un Ken. Wie läuft so etwas ab?


    Mit Metta
    Kusala


  • Choka und Banka sind Morgen und Abendrezitation. Hier kann man sich ein Banka als MP3 Datei herunterladen.
    Sarei ist zeremonielles Teetrinken.
    Dokusan ist ein Einzelgespräch mit dem Lehrer, bei dem es meistens um Koan geht oder andere Meditationsaufgaben.
    Taiwa ist auch ein Einzelgespräch, aber der Inhalt ist allgemeiner, z.B. Probleme beim Sitzen, wie konzentriere ich mich richtig, usw.



    So weit zum Ablauf des Sesshins.
    Am meisten zu schaffen gemacht haben mir die Schmerzen in den Beinen und Knien, die bei mir bei längerem Sitzen auftreten. Aber ich habe mich dann zwischendurch auf einen Stuhl gesetzt und mir zum Schluß aus mehreren Kissen einen kleinen Adlerhorst gebaut. Dann ging es.
    Für mich war das eine gute Übung. Es fällt mir nämlich schwer, eigene Schwächen zuzulassen. Ich wollte das ganze Sesshin auf einem Kissen sitzend verbringen. Das hat nun nicht geklappt und ich habe angefangen, mir das übel zu nehmen. Ausserdem wollte ich mir auch keine Blöße geben. (So habe ich es zumindest empfunden) Ich kann nämlich auch sehr bockig sein.
    Mein Lehrer, den ich darauf angesprochen habe, hat mir sehr geholfen. Er sagte:"Das ist doch kein Problem. Wenn du keine Schwäche zulassen kannst und dir keine Blöße geben willst, bleib doch einfach auf dem Kissen sitzen und kämpfe gegen den Schmerz an. Vielleicht schaffst du es ja, das ganze Sesshin so durchzuhalten. Und die Essenz des Sesshins wird dann für dich sein, 'Ich habe nicht auf dem Stuhl gesessen'. Wenn dir das reicht, ist doch alles in Ordnung."
    Ihr glaubt gar nicht, wie schnell ich auf dem Stuhl gesessen habe.
    Ich habe viel über mich gelernt und einige Vorstellungen loslassen können. In der letzten Nacht wird nicht geschlafen. Das ist noch einmal eine besondere Herausforderung.
    Die Schmerzen, der Schlafentzug, das Schweigen und das konzentrierte Sitzen schaffen eine sehr energiegeladene Atmosphäre. Teilweise hatte ich Halluzinationen und habe Stimmen gehört. So lange mann sich nicht darauf einlässt, ist das kein Problem.
    Wenn mann es schafft aufzugeben, wirklich aus ganzem Herzen all die Konzepte und Ideen, die man so hat, loszulassen, dann tritt eine wunderbare Bewusstseinsklarheit ein.
    Bei diesem Sesshin hatte ich die Rolle des Teegebers und die des Nachtwächters. Der Nachtwächter kontrolliert, sobald sich alle hingelegt habn, noch einmal das Gelände. Dann geht auch er schlafen. Beim letzten Rohatsu war ich der chokei, der Musiker. Das ist derjenige, der beim Rezitieren die Ritualinstrumente bedient. Ich mach immer gerade das, was fehlt.
    So weit in Kürze das Rohatsu Sesshin.


    Alles Liebe,
    Ji'un Ken

  • Vielen Dank lieber Ji'un Ken.


    Ich habe mich über Deine Ausführungen sehr gefreut.


    Möge dieser Retreat lange für Dich "nachwirken".


    Mit Metta
    Kusala

  • Danke, lieber Ji`u Ken,


    für Deine Mühe und Respekt vor Deinem Durchhalten; bin etwas erleichtert, daß selbst Du noch so " ehrgeizig " bist und für Dich froh, da losgelassen zu haben. Der Meister hats super gesagt...
    Jap, Schlafentzug kenne ich auch in Verbindung mit schweigender Anstrengung bzw. Loslassen und Durchhalten.


    @ Kusala: Manchmal wirkt so ein Erlebnis länger nach, manchmal ist es auch ziemlich schnell verblaßt wie ein Traum.
    Zumindest bei mir...


    Lieber Gruß,
    crazy dragon

    Tag für Tag ein guter Tag


  • Eine Woche Schweigen und sitzen, kann ich nicht vergessen, weil da immer was passiert . . .
    das ist so nachhaltig, das verblasst auch nicht.
    Ebenso sind manche Träume (Visionen) unauslöschlich, eingebrannt.
    Da kann ich machen was ich will.

  • brigitte:


    Quelle: fraenkisches-seenland


    Bitte nicht so nachmachen !

  • brigitte:

    Ist etwas falsch daran ?


    Ja, so ziemlich alles. Hohlkreuz und Becken nicht gekippt - um mal mit den Ungesündesten zu beginnen.


    _()_

  • bel:
    brigitte:

    Ist etwas falsch daran ?


    Ja, so ziemlich alles. Hohlkreuz und Becken nicht gekippt - um mal mit den Ungesündesten zu beginnen.


    _()_


    Stimmt - jetzt wo Du es sagst !
    Oberflächlichkeit, zu schnelles herunterladen des Fotos.
    Ich sitze ja auf meinem Stuhl, so wie diese Frau kann ich eh nicht sitZen

  • bel:
    brigitte:

    Ist etwas falsch daran ?


    Ja, so ziemlich alles. Hohlkreuz und Becken nicht gekippt - um mal mit den Ungesündesten zu beginnen.


    _()_


    Mindestens - aber wie isses damit?



    _()_
    Aiko

  • @teisho:


    Was ist der Weg? - Der alltägliche Geist ist der Weg.


    Das vollständige Wirken des alltäglichen Geistes.


    -


    Den Finger verloren! Wie kann es trotzdem sein, dass er sich hebt?


    -


    Eins mit dem Karma. Nichts Eigenes.

  • brigitte:
    bel:


    Ja, so ziemlich alles. Hohlkreuz und Becken nicht gekippt - um mal mit den Ungesündesten zu beginnen.


    _()_


    Stimmt - jetzt wo Du es sagst !
    Oberflächlichkeit, zu schnelles herunterladen des Fotos.
    Ich sitze ja auf meinem Stuhl, so wie diese Frau kann ich eh nicht sitZen



    Ist ja nur ein Lifestyle-Foto, hat mit Meditation nicht wirklich was zu tun.



    Kat

    appamadena sampadetha!

  • Der alltägliche Weg ist der wahre Weg


    „Der Weg und das Ziel sind eins“, heißt es im Zen. Wir brauchen nirgendwo hinzugehen. Das Tao liegt direkt unter unseren Fußsohlen. Mach nur deine Augen auf und sei gegenwärtig! Sei bewusst bei allem, was du tust, “jetzt-hier“! Wenn wir wirklich gegenwärtig und bewusst sind, dann versäumen wir auch nicht das, was „jetzt-hier“ in diesem Augenblick stattfindet. Und was findet „jetzt-hier“ statt? Es ist „der Donnerschlag bei klarem blauen Himmel“. Mit den Worten Meister Eckharts: „Die ununterbrochene Geburt Gottes findet ständig und ohne Unterlass im Grunde der Seele statt.“ Das ist die wesentliche Aussage, die Meister Eckharts gesamtes geistiges Werk in genialer Eintönigkeit durchdringt. So sagt er auch in seiner Weihnachtspredigt:


    Was nützt es mir, wenn die gesamte Christenheit am heutigen Tag die Geburt Gottes feiert, dass Gott, unser Herr vor eintausenddreihundert Jahren in Bethlehem im Stall geboren wurde. Was nützt mir das, wenn diese Geburt nicht „jetzt-hier“ in mir selbst stattfindet?

    Doch erst wenn wir mit unserem ganzem Sein, mit Körper, Atem und Geist, „jetzt-hier“ sind, dann werden wir auch an dem teilhaben, was sich „jetzt-hier“ ereignet. Wenn du wirklich gegenwärtig bist, dann nimmst du das wahr, was „jetzt-hier“, in diesem Moment geschieht.
    Wenn du jedoch im Morgen bist und schaust in die Zukunft – voller Hoffnung oder Furcht, dann bist du nicht hier, mit anderen Worten: Du bist überhaupt nicht anwesend. Dann kannst du nicht das erkennen, was jetzt „ist“. Wenn du in der Vergangenheit bist, in der Erinnerung – sei sie negativ oder positiv -, dann kannst du das nicht wahrnehmen, was sich „jetzt-hier“ in diesem Augenblick offenbart. Denn in jedem Augenblick – ständig, ohne Unterbrechung – offenbart sich die göttliche Wirklichkeit unseres ursprünglichen wahren Seins vor unserer Geburt.
    Der chinesische Zen-Meister Nansen (8.Jh.) wurde einmal von einem Schüler gefragt: “Was ist der wahre Weg?“ Und er antwortete: „Der alltägliche Weg ist der wahre Weg.“ Die Wahrheit des Zen ist nichts Besonderes. Du brauchst dich nicht auf irgend etwas Außergewöhnliches einzustellen. Verliere dich vor allem nicht in irgendwelchen komplizierten oder aufwendigen spirituellen Techniken und philosophischen Studien. Deshalb antwortet Zen-Meister Nansen auf die weitere Frage seines Schülers: „Wie kann man diesen wahren Weg erlernen?“ – „Je mehr du den wahren Weg erlernst, desto mehr kommst du vom wahren Weg ab.“
    Zen sagt: Versenke dich in das, was du bist, das heißt, es geht im Zen um ein ständiges sich Versenken in die Wirklichkeit deines ungeborenen, todlosen Seins, überall zu jeder Zeit und wo du auch bist. Aber das kannst du nicht machen, das kannst du nicht erzwingen, indem du die Welt ausschaltest und sagst: „So, nun ziehe ich mich zurück und sitze nur noch in meinem Zimmer in stiller Meditation.“
    Mitten in der Welt leben und doch frei sein von der Welt, das ist der „große Zen-Weg“ zur Erleuchtung. Das ist das wahre, ursprüngliche Zen der alten chinesischen Meister. Das ist das lebendige Zen, das mitten in der Welt bei allen täglichen Verrichtungen gelebt wird. Deshalb sagt der chinesische Zen-Meister Fo-yan (12. Jh.):


    Wenn du Farben siehst und Laute hörst, ist dies eine gute Zeit zur Verwirklichung. Wenn du isst und trinkst, ist auch dies eine gute Zeit zur Verwirklichung. All dies sind wunderbare Gelegenheiten zur Verwirklichung bei allen Verrichtungen des alltäglichen Lebens.


    Und der chinesische Zen-Meister Yüan-wu sagt im 12. Jahrhundert:


    Es ist nicht notwendig, das Handeln abzulehnen und nur noch die Stille zu suchen. Mach dich einfach innerlich leer und bring dich in Übereinstimmung mit dem Äußeren. Dann wirst du auch im hektischen Treiben der Welt in Frieden sein.


    „Der alltägliche Weg ist der wahre Weg:“ Das Alltägliche, das ganz Banale, was es auch sei, wenn wir uns da, jenseits aller unterscheidenden Wertung, hinein versenken, indem wir uns ganz darauf einlassen, und damit eins werden, dann wird alles zu einer Erfahrung unseres wahren Seins. Denn mitten in der Welt, mitten im Leben, wo es auch sei, offenbart sich die Wirklichkeit des Einen Geistes.


    Quelle: Zensho W. Kopp, Der grosse Zen-Weg

  • brigitte:
    Zitat

    „Der Weg und das Ziel sind eins“, heißt es im Zen. Wir brauchen nirgendwo hinzugehen.


    Da irrt Herr Kopp schon im Ansatz. Der Weg ist der Erweis des Erwachens. Deshalb ist er zu gehen.


    _()_

  • bel:
    brigitte:


    Da irrt Herr Kopp schon im Ansatz. Der Weg ist der Erweis des Erwachens. Deshalb ist er zu gehen.


    _()_


    Moin Bel,
    Herr Kopp spricht hier von "hingehen", nicht von "gehen". So wie ich es verstanden habe, "hingehen" in dem Sinn von "ein Ziel erreichen". Das schließt meiner Meinung nach das gehen nicht aus. Ich verstehe seine Aussage:

    Zitat

    „Der Weg und das Ziel sind eins“, heißt es im Zen. Wir brauchen nirgendwo hinzugehen. Das Tao liegt direkt unter unseren Fußsohlen. Mach nur deine Augen auf und sei gegenwärtig!


    so, dass unser "den Weg gehen" schon das Ziel ist. Gäbe es ein zu einem Ziel gehen, so wäre das Gehen und das Ziel getrennt.
    Deshalb sehe ich hier keinen Widerspruch zu dem, was du schreibst.
    Du scheinst aber einen zu sehen. Wo liegt denn für dich der Knackpunkt?


    Alles Liebe,
    Ji'un Ken

  • brigitte:


    Wenn ich den Weg gehe habe ich das Ziel schon vor Augen :!:


    Und wo willst du hin? Einkaufen? Geschenke? :lol: