Hallo an alle!
in den letzten Wochen und Monaten haben sich einige Fragen um die verschiedenen buddhistischen Lehrrichtungen bei mir angesammelt. Ich würde gerne diese Fragen oder Aussagen in den Raum stellen und würde mich freuen, wenn (besonders Praktizierende dieser Richtung) ihre Meinung dazu sagen.
1. Tibetischer Buddhismus: Mir erscheint der tibetische Buddhismus im Gegensatz zum nüchtern-analytischen Theravada-Buddhismus sehr bunt, grell und chaotisch. Dort kommen Dämonen, Götter und Geister vor, es werden Trommeln geschlagen, Ritualgegenstände verwendet, es werden Mantras gesungen, esoterische (im Sinne von "der Öffentlichkeit nicht zugänglich") Lehren gegeben.
Bisher begegnete mir diese Richtung beim Diamantweg-Zentrum und in Form einer Gelug-Nonne, die in einem tibetischen Zentrum tätig ist. Gerade die Diamantweg-Praktizierende kommen mir sehr quirlig vor: u.a. werden Partys gefeiert, Alkohol getrunken, bunte Visualierungsübungen absolviert und tibetische Lieder (Schwarzer Mantel) gesungen. Ich finde das zwar sehr fröhlich und locker, aber ich habe mich dabei schon gefragt was daran teilweise Lehre Buddhas sein soll. Die Behauptung, dass die "fortgeschrittenen" Belehrungen Buddhas mündlich geheim weitergegeben wurden, lässt sich nicht überprüfen – mit so einer Erklärung kann man alles lehren ohne angreifbar zu sein.
Was sagen Praktizierende dieser Richtung dazu?
2. Zen-Buddhismus: Zen erscheint mir hingegen wiederum sehr nüchtern, klar und ruhig. Durch das Betonen von Achtsamkeit habe ich den Eindruck, dass etwa der soziale Teil (Party, scherzen, "alles nicht so ernst nehmen") auf das allernotwendigste heruntergeschraubt werden. Ich bin nun ein Mensch, der sehr gerne lacht und vieles nicht so ernst nimmt.
Ich hoffe das ist nun keine dumme Frage: Wird man als Zen-Praktizierender denn sachlich, ernst und zurückgezogen?
3. Theravada-Buddhismus: In meiner Nähe habe ich einmal eine Theravada-Gruppe (Laienanhänger/innen) besucht und dort Vipassana und Metta-Meditation gemacht. Ich war verwundert über die wohlwollende Ausrichtung auf andere, die ich eher dem Mahayana zugeordnet hätte.
Besonders vonseiten des Diamantweg-Buddhismus wird dem Theravada vorgeworfen nur das eigene Erwachen anzustreben. Von diesen Darstellungen hat man den Eindruck es handelt sich fast nur um Mönche, die sich selbst befreien wollen und nur gut an anderen handeln, damit es sie wiederum einen Schritt näher zur Befreiung führt.
Immer wieder habe ich gelesen, dass im Theravada Laienanhänger/innen nur eine niedrige Stellung einnehmen würden. Die Rolle des Laienanhänger bestünde darin, dass er die Mönche und Nonnen materiell versorgt und durch diese Taten hofft im nächsten Leben als Mönch bzw. Nonne wiedergeboren zu werden um überhaupt Erleuchtung zu erlangen.
Meine Frage: Sind diese Behauptungen wahr? Wenn nicht, wie läuft das wirklich im Theravada?
Vielen Dank!
Liebe Grüße,
Wohlwollen