Warum kennen eigentlich so wenig Buddhisten den Pali-Kanon?

  • Von der Sekundärliteratur der vielen unterschiedlichen Schulen mal abgesehen, aber jeder Christ kennt doch die Bibel, ebenso wie es für den Islam den Koran und für Juden die Tora gibt. Aber erstaunlicherweise haben tatsächlich die wenigsten Buddhisten je einen Blick in den Kanon geworfen, wenn sie überhaupt von ihm gehört haben...


    Wie kommt's?

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:

    aber jeder Christ kennt doch die Bibel


    das ist mit sicherheit eine fehlanname, es sei denn du meinst das buch und nicht den inhalt. zu den heiligen bücher der anderen religionen kann ich mich nicht äußern aber vermutlich liegst du da auch nicht richtig.

    Geronimo:

    Aber erstaunlicherweise haben tatsächlich die wenigsten Buddhisten je einen Blick in den Kanon geworfen, wenn sie überhaupt von ihm gehört haben...


    hast du irgendwelche umfragen gemacht oder gibt es diesbezüglich statistiken? woher holst du diese behauptungen her?

  • echt?? :o
    hab' ich gar nicht gewusst. Ich bin Anfänger, bin eher Zen-Intressiert, lese aber trotzdem täglich im Tipitaka und lerne nebenbei noch Pali.
    Ich kann's mir nicht erklären. Vielleicht ist es zu "trocken" übersetzt...

    »Es gibt nur eine falsche Sicht:
    Der Glaube, meine Sicht ist die einzige richtige.« (Nagarjuna)

  • Erfahrungen durch Gespräche mit (selbsternannten) Buddhisten jedweder coleur. Die wenigsten kennen auch nur eine Originallehrrede. Das sieht man nicht zuletzt auch hier einigermaßen deutlich.


    Was die Bibel angeht, praktizierende Christen haben auf jeden Fall wenigstens schon mal einen Blick in sie geworfen. Nicht-praktizierende Christen sind da ein eigenes Genre, so wie es wohl wahrscheinlich auch in Thailand oder Sri Lanka nicht-praktizierende Buddhisten geben wird. Von denen sei aber hier nicht gesprochen, auch wenn alle Christen wahrscheinlich wissen das es die Bibel gibt.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

    Einmal editiert, zuletzt von Geronimo ()

  • lieber geronimo


    weil er schwierig zum lesen ist. ich würde eigentlich gerne besser mitreden können.


    lieber gruss robo

  • robozo:

    lieber geronimo


    weil er schwierig zum lesen ist. ich würde eigentlich gerne besser mitreden können.


    lieber gruss robo


    Schon mal in die angereihte Sammlung geschaut? Da wurden die Wiederholungen fast aller Lehrreden zur besseren Lesbarkeit gekürzt. Sehr zu empfehlen.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)


  • ja wäre schon mal angesagt, wo find ich die?


    lg robo

  • robozo:
    Geronimo:

    Schon mal in die angereihte Sammlung geschaut? Da wurden die Wiederholungen fast aller zur besseren Lesbarkeit gekürzt. Sehr zu empfehlen.


    ja wäre schon mal angesagt, wo find ich die?


    lg robo


    Entweder bei Amazon.de oder auf http://www.palikanon.com.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:

    Entweder bei Amazon.de oder auf http://www.palikanon.com.


    ok, ich sehs mir gerne an, kann aber nichts versprechen, ich fand die sprache schon ziemlich schwierig.


    lieber gruss robo

  • robozo:
    Geronimo:

    Entweder bei Amazon.de oder auf http://www.palikanon.com.


    ok, ich sehs mir gerne an, kann aber nichts versprechen, ich fand die sprache schon ziemlich schwierig.


    lieber gruss robo


    Es gibt glücklicherweise mittlerweile verschiedene Übersetzungen von denen manche echt gut gelungen sind. Die antiquierte Sprache eines KE Neumann ist tatsächlich keine Freude fürs Auge.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
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  • Geronimo:


    Es gibt glücklicherweise mittlerweile verschiedene Übersetzungen von denen manche echt gut gelungen sind. Die antiquierte Sprache eines KE Neumann ist tatsächlich keine Freude fürs Auge.


    danke geronimo


    welche stelle ist gut zum anfangen?


    lg robo


  • Das kann man so nicht sagen. Es sind sehr viele kurze und längere Lehrreden die alle Möglichkeiten Aspekte der Lehre behandeln.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Zitat

    aber jeder Christ kennt doch die Bibel


    Dem würde ich so nicht zustimmen. Ich arbeite beruflich in einem evangelisch-christlichem Umfeld und stamme ursprünglich aus einer stark katholisch geprägten Gegend. Die wirklich allermeisten Christen, mit denen ich zu tun hatte und habe, kennen die Bibel eher grob - ausgewählte Textstellen, wie sie eben in leicht verdaulicherer religiöser Literatur oder in Predigten präsentiert werden. Die weniger zeitgemäßen oder eher erschreckenden Bibelstellen - spontan fällt mir da z.B. die Geschichte von Lots Töchtern ein - kennen vieleder Christen in meinem Umfeld gar nicht. Eine befreundete Theologin meinte zu mir auch einmal, ihr sei zu ihrem Theologiestudium eher abgeraten worden - damit sie nichtvom Glauben abfällt. Jahrtausendealte Texte zu lesen und sinnvoll zu deuten ist halt immer so eine Sache und nicht jeder - da zähle ich mich selbst dazu - kann ohne "Vermittler"damit etwas anfangen.

  • Saraghina:
    Zitat

    aber jeder Christ kennt doch die Bibel


    Dem würde ich so nicht zustimmen. Ich arbeite beruflich in einem evangelisch-christlichem Umfeld und stamme ursprünglich aus einer stark katholisch geprägten Gegend. Die wirklich allermeisten Christen, mit denen ich zu tun hatte und habe, kennen die Bibel eher grob - ausgewählte Textstellen, wie sie eben in leicht verdaulicherer religiöser Literatur oder in Predigten präsentiert werden. Die weniger zeitgemäßen oder eher erschreckenden Bibelstellen - spontan fällt mir da z.B. die Geschichte von Lots Töchtern ein - kennen vieleder Christen in meinem Umfeld gar nicht. Eine befreundete Theologin meinte zu mir auch einmal, ihr sei zu ihrem Theologiestudium eher abgeraten worden - damit sie nichtvom Glauben abfällt. Jahrtausendealte Texte zu lesen und sinnvoll zu deuten ist halt immer so eine Sache und nicht jeder - da zähle ich mich selbst dazu - kann ohne "Vermittler"damit etwas anfangen.


    Das macht Sinn, nur glaube ich.schon das die Bibel allgemein als Grundlage angesehen wird, wohingegen dem Kanon weniger Bedeutung zukommen zu scheint.


    Nur warum weiß ich nicht.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Zitat

    Erfahrungen durch Gespräche mit (selbsternannten) Buddhisten jedweder coleur. Die wenigsten kennen auch nur eine Originallehrrede.


    Das ist statistisch nicht repräsentativ. Aus einer kleinen Stichprobe kann man sowas nicht schlussfolgern.


    lg
    maus

  • Erdmaus:
    Zitat

    Erfahrungen durch Gespräche mit (selbsternannten) Buddhisten jedweder coleur. Die wenigsten kennen auch nur eine Originallehrrede.


    Das ist statistisch nicht repräsentativ. Aus einer kleinen Stichprobe kann man sowas nicht schlussfolgern.


    lg
    maus


    Hast du andere Erfahrungen gemacht?

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Zitat

    Hast du andere Erfahrungen gemacht?


    Wenn man wissen will, ob im Vergleich zu anderen Religionen die Buddhisten überdurchschnittlich selten ihr Buch kennen oder nicht, muss man tausende Buddhisten aus allen Gesellschaftsschichten befragen und das gleiche dann auch bei anderen religiösen Zugehörigkeiten wiederholen. Ansonsten kann man überhaupt nicht sagen, ob Buddhisten da irgendwie besonders sind. Aus diesem Grunde kann ich zu dem Thema nichts sagen. Die Datenbasis lässt keinen Schluss zu.


    lg
    maus

  • Hi Geronimo,


    ...in einer oberflächlichen Zeit geht es immer nur um die Oberfläche :D


    Laß uns fragen, was die Oberläche des B. ist. Palikanon?! Ähmmm nein :D


    Gruß

  • Ich will den Kanon ganz sicher nicht schlecht reden aber er birgt auch eine gewisse Gefahr, Für mich ist Buddhismus eine Erfahrungssache und keine Glaubenssache. Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass Buddhisten mit viel Kanon Erfahrung kaum eigene haben. Mit diesen Leuten ist dann oft nicht gut Kirchen essen.


    Weiter gibt es da ja auch ein Zitat:


    Zitat

    "Glaubt den Schriften nicht,
    glaubt den Lehrern nicht, glaubt
    auch mir nicht. Glaubt nur das, was
    ihr selbst sorgfältig geprüft und
    als euch selbst und zum Wohle
    dienend anerkannt habt."

    mfg
    Rainer


    "Wir sind, was wir denken. Alles was wir sind, entsteht mit unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken machen wir die Welt. "

  • Hallo,


    Zitat

    "Glaubt den Schriften nicht,
    glaubt den Lehrern nicht, glaubt
    auch mir nicht. Glaubt nur das, was
    ihr selbst sorgfältig geprüft und
    als euch selbst und zum Wohle
    dienend anerkannt habt."


    Kalama Sutta
    “Geht Kálámer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters!
    Wenn ihr aber, Kálámer, selber erkennt: "Diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden", dann o Kálámer, möget ihr sie aufgeben."
    Buddha Shakyamuni
    Übersetzer: Nyanaponika Mahathera


    Zum Thema: Wie viele Bücher enthält der Pali-Kanon? Ist das nicht der Kanon des Theravada? Gibt es im Mahayana nicht einen eigenen Kanon? Warum soll Zen den Kanon lesen? Heißt es dort nicht: Jenseits aller Schriften?


    Fragen über Fragen.


    Gruß

    Nichts ist gewisser als der Tod, nichts ungewisser als seine Stunde (Anselm von Canterbury, 1033-1109)

  • Beth:

    Jenseits aller Schriften?


    Im Kalama Sutta fordert der Buddha auf, seine Lehre selber zu überprüfen, da diese nicht (wie bei den Brahmanen) auf Glauben beruht, sondern von jedem selber nachprüfbar ist.
    Dafür muss man aber erst die Schriften, den Dhamma kennen. Man sollte wissen, was es da zu überprüfen gibt ;)
    Dann kann man über die Schriften durch eigene Erkenntnisse hinaus wachsen.


    Wer sich "Buddhist" auf die Fahne schreibt, sollte doch zumindest wissen worum es dabei geht, was der Buddha lehrte oder?


    Liebe Grüße
    Kusala

  • Geronimo:

    Aber erstaunlicherweise haben tatsächlich die wenigsten Buddhisten je einen Blick in den Kanon geworfen, wenn sie überhaupt von ihm gehört haben...


    Wie kommt's?


    Ich denke du redest bzgl. deiner Erfahrung im deutschen Sprachraum. Meiner Meinung nach kommts daher, dass keine zugänglichen Übersetzungen auf deutsch vorhanden sind (soll heißen der Sprachstil der Übersetzungen ist grauenhaft) und der Palikanon jegliche inhaltliche praxisbezogene Struktur vermissen lässt.
    Ganz allgemein aber erscheint mir die deutsche Sprache nicht wirklich geeignet um damit die Lehre zu vermitteln.


    Grüße
    TM


  • Soweit ich beobachten konnte, wird in der traditionellen (wie sie in Südostasien sehr lange praktiziert wurde) Praxis in zwei wichtigen Punkten unterschieden. Das überliefern und erhalten der Lehre ist ein Aspekt. Die Praxis selber ein anderer.
    Traditionell setzten sich Junge Mönche erst nach gewisser Praxis mit den Schriften auseinander. Manchmal zum vertiefen, manchmal um sozusagen Rückfagen zu stellen. "Stimmen meine Einsichten damit überein"
    Da der Kanon in einer Fremden Sprache geschrieben ist, passiert es kaum, dass man sich "ungeschult" mit dem Inhalt auseinendersetzt und ihn vielleicht intellektualisiert. Durch das Rezitieren wird der Geist und die Konzentration schon geschult. In vielen Fällen treffen diese beiden Aspekte der Praxis irgendwann zusammen und daraus entwickeln sich wahre Meister, die nicht nur verstehen sondern auch die Lehren richtig weitertragen können. Sowohl auf praktischer Ebene als auch der Wiedergabe der "original" Texte.


    Der Moderne Mensch ist jedoch intellektorientiert und so kommt es, dass diese zwei Aspekte nicht mehr ihren traditionellen Sinn haben. Hier liegt es in der Eigenverantwortung dies für die Praxis ebenfalls im Einklang zu halten. Durch einen "leichter erscheinenden Zugang" kommen stets auch in selben Maße "Schwierigkeiten" auf.


    Persönlich muß ich sagen, dass ich zu einer Zeit, in der ich Verlangen nach dem was Buddha nun "wirklich" gesagt hat, keinerlei Zugang hatte oder fand. Dies ließ mich mit denn den wenigen Dingen alleine und ich musste selbst auf die Suche gehen.