• Dorje Sema:


    Wie steht's dann um den Rest Deines selbst erdachten Storyboards,
    Bakram ?


    Lieber Dorje


    Richtig oder Falsch sind leere Begriffe. Wie es um mein selbserdachtes Storyboard steht, soll jeder selber entscheiden. Es bringt jeden weiter auf seinem Weg ob er nun darin liest was ist, oder darin liest was nicht ist.


    Meine Aussagen sind in erster Linie an Maybe Buddha gerichtet ( welch ein schöner Name, sind wir nicht selbst alle Maybebuddhas ?), es darf sich natürlich jeder andere Leser auch etwas für sich herausnehmen. Aber bitte immer versuchen auch im Kontext zu bleiben.

    Ich habe keine Wertung gemacht. Mein Beitrag zur Diskussion über "die Richtige Sicht" auf die Dinge habe ich schon in einem anderen Thread gepostet: http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=12&t=6858&start=60


    Es ist nun mal Tatsache, dass chronologisch betrachtet, zu erst Theravada, dann Mahayana, dann Zen entstand.


    Zen ist untrennbar mit dem Herzsutra des Mahayana verbunden. Zen beginnt eigentlich erst mit dem Aussprechen des Herzsutras (bitte nicht mit nachplappern verwechseln !).


    Man kann das Herzsutra natürlich auch ohne Mahayana, direkt im Zen finden. Nur ist dies viel schwieriger. Eben so, wie wenn ein Kind, statt mit einem Lesebuch mit einer Abhandlung über die spezielle Relativitästheorie lesen lernen will.


    Gruss Bakram

  • Zitat

    Zazen ist die Praxis, die mit diesen Unterscheidungen aufhört und deshalb auch nicht mit Zazen.


    Das ist es, was ich mit Zen-Sprache meine, die sich im Kreis dreht. Natürlich hört etwas, das nicht unterscheidet, auch mit der Unterscheidung auf: Dies ist Zazen, jenes ist, was Hui-neng meinte usf. Hui-neng, das wiederhole ich nochmal, kritisierte ausdrücklich die Form des intensiven aufrechten Sitzens mit den genannten äußerlichen Merkmalen, die sich im Zazen finden. Ohne diese äußerlichen Merkmale ist es nämlich kein Zazen mehr. bel ist ein Lügner, wenn er behauptet, es stünde nicht in meiner Fassung, denn ich habe wörtlich daraus zitiert. Dass jemand, der sich geistig im Kreis dreht, auch zum Lügner wird, ist natürlich tragisch.


    Genau hier ist das Festhalten - an einer bestimmten Form, nämlich dem Zazen. Zazen ist nicht Loslassen, sondern Loslassen ist Loslassen. Zazen ist nur Zazen. Wer dies nicht erkannt hat, der macht eben nur Zazen und nicht Loslassen. Und wer loslässt, der lässt los, ob er Zazen macht oder nicht.

  • ... und natürlich kann man es "Zen" nennen, denn Zen ist nicht ZAzen. Zen ist meditative Versenkung. Punkt. Zazen ist eine (!) FORM (!) der meditativen Versenkung.
    Zazen ist eine Teilmenge von Zen. Dôgen-Infizierte vergessen dies oft.

  • Hirntod am Herzkasper.


    añjalī अञ्जलि
    Dorje Sema


  • berndschneider:

    ... und natürlich kann man es "Zen" nennen, denn Zen ist nicht ZAzen. Zen ist meditative Versenkung. Punkt. Zazen ist eine (!) FORM (!) der meditativen Versenkung.
    Zazen ist eine Teilmenge von Zen. Dôgen-Infizierte vergessen dies oft.


    Im koreanischen Seon ist Dogen weitgehend unbekannt und trotzem würden die Leute überwiegend bei Deinem Geraffel von "meditativer Versenkung" und "Teilmengen" nur den Kopf schütteln.


    _()_

  • Ja, bel, wir wissen ja, dass du gern alles vermischst, Korea, Antaiji und noch ein bisschen Theravada. Das koreanische Zen, von dem du redest, ist ebenfalls klösterlich und damit exklusiv - es hat ausgedient. Das wahre Zen ist das Zen der Laien, nicht der Bonzen.

  • berndschneider:

    Das koreanische Zen, von dem du redest, ist ebenfalls klösterlich und damit exklusiv - es hat ausgedient.


    Du warst noch nie da, aber verkündest mit dem Brustton von Überzeugung Deine Wunschvorstrellungen.


    _()_

  • Ein Argument kann ich darin nicht erkennen. Meine Aussage lässt sich leicht durch Googeln belegen. Das koreanische Reiseverkehrsamt wirbt sogar ausdrücklich mit Templestays.


    Ich bin hierzulande mehreren koreanischen Zen-Lehrern begegnet, auf diversen Veranstaltungen der Koreaner und der Buchmesse. Alle haben das klösterliche Leben vertreten, mit den Ritualen, dem Sitzen, bestimmtem Sutrenstudium, den Roben und den anderen Regeln.


    Ich habe auch mehrere Schriften moderner koreanischer Zen (Son)-Lehrer gelesen. Soll da irgendeine Größe dabeisein? Wer denn?

  • berndschneider:

    Ein Argument kann ich darin nicht erkennen. Meine Aussage lässt sich leicht durch Googeln belegen.


    Ich kann für Deine Behauptung, die da war: "klösterlich und damit exklusiv - es hat ausgedient", also für diesen angeblichen Zusammenhang, keinerlei Argument sehen - und bei Google schon überhaupt nicht.
    Na klar hat Seon ne monastische Basis. Die ist aber weder exklusiv, noch hätte sie deshalb ausgedient. Wenn man im Land sind, sieht man sofort, wie eng die Bindung breiter Bevölkerungsteile an die Tempel ist und wie sich "neue" Formen ziemlich schnell etablieren und ausweiten: u.a. Zazen-Sesshins mit vorwiegend junge Leuten (so zwischen 20 und 30) - dagegen sind die westlichen Zen-Gruppen eher Altersheime - und was die Anzahl betrifft, an der Nachweisgrenze :lol: .
    Die Tempel sind schon immer für jedermann offen, dafür hat es nichtmal ein "Templestay"-Programm gebraucht, das ist was für Touristen, die es noch nicht besser wissen können.


    berndschneider:

    Ich habe auch mehrere Schriften moderner koreanischer Zen (Son)-Lehrer gelesen. Soll da irgendeine Größe dabeisein? Wer denn?


    Ich kann nicht wissen, was Du gelesen hast.


    _()_

  • Zitat

    Ich kann nicht wissen, was Du gelesen hast.


    Meine Frage lautet: Wo sind herausragende koreanische Zen-Lehrer, wie heißen sie?

  • berndschneider:
    Zitat

    Ich kann nicht wissen, was Du gelesen hast.


    Meine Frage lautet: Wo sind herausragende koreanische Zen-Lehrer, wie heißen sie?


    Deine Frage lautet erst jetzt so, vorher anders.
    Aber OK, der wesentliche Reformer nach dem Krieg war Seongcheol.


    _()_

  • Na sowas, das ist ja eine Steilvorlage ...
    Seongcheol hat alten Wein in neue Schläuche gegossen (Hui-nengs plötzliche Erleuchtung und plötzliches Kultivieren).
    Weil er sich auf Hui-neng stützte, hat er natürlich auch eine Alternative zur Meditation entwickelt - bei ihm ist es die Gleichung: Koan lösen=Erleuchtung verwirklichen=Buddha sein. Das ist nicht das Gleiche wie Dôgen-Zazen.
    Seongcheol ist ein Paradebeispiel für das klösterliche Zen, er hielt sich strikt an den Vinaya (die Ordensregeln).
    Von Seongcheol sind so irrsinnige Sachen überliefert wie "Lies keine Bücher", "Reise nicht so viel" und "Schlaf nicht mehr als vier Stunden".
    Es ist völlig absurd, dass ihn die Koreaner dafür bewunderten. Das liegt auch daran, dass er lange als Eremit lebte - und dafür haben die eine große Schwäche. Von einem anderen Eremiten, den ich noch raussuchen musste, habe ich ähnliche Ergüsse gelesen. Da klingt es dann wie biblische Handreichungen eines Pater Anselm soundso.


    Darum stelle ich nochmal die Frage: Wo sind wesentliche Impulse des koreanischen Zen?

  • Bakram:

    .... in einer neuen Sphäre .....


    Was soll`n das sein ?
    Eine neue ganzheitliche Teilerkenntnis ?
    Hat irgendwie den Hauch von Bürger-Mitbestimmung`s-Demokratie :lol:
    Oder etwas entsteht bevor es entstünde und tritt dann neu aus sich heraus in Erscheinung,
    was soll denn der Sinn dessen sein zu behaupten von, etwas ist nachdem es vorher schon vorhanden war, sei jetzt neu entstanden?


    añjalī अञ्जलि
    Dorje Sema


  • berndschneider:

    Darum stelle ich nochmal die Frage: Wo sind wesentliche Impulse des koreanischen Zen?


    Dat ist ja schon wieder ne andere Frage, die Du für die selbe ausgibst :lol:. Du glaubst doch nicht, daß ich Dir bei diesen eristrischen Unredlichkeiten folge - nicht, daß Du was von Eristik verstehen würdest - das ist ja das Problem.
    Was für Dich "wesentliche Impulse" sind, ahne ich inzwischen - aber das ist für mich völlig irrelevant.


    Aber wen es noch interessiert: Für die erste Orientierung - auch was die wichtigen Personen betrifft - kann man hier mal die (englische) Wiki zur Hand nehmen:
    http://en.wikipedia.org/wiki/Korean_Buddhism
    Einer, der (wie Dogen in seinem Land) charakteristisch für die spezielle Ausprägung des Zens in Korea ist - und darin möglicherweise auch internationale Bedeutung erlangen könnte - ist Jinul (知訥), fast ein Zeitgenosse Dōgens - aber da ist leider noch fast nix übersetzt.


    Für die Zukunft bedeutungsvoll wäre auch Geschichte des Konflikts zwischen den Vinaya- und Bodhisattva-Orden aufzuarbeiten - es ist eben keineswegs so, daß letztere eine japanische Erfindung und ein japanischer Export nach Korea waren. Aber da werden die ersten Schritte wohl erst in der nächsten Generation kommen.


    _()_

  • Hi Bel,


    kannst du nicht mal ein bischen runterfahren ? Da tut ja regelrecht weh wie du dich aufführst.
    Sachkenntnis hin oder her. Es gibt auch noch mehr als das Antaiji.
    Und Standart werke sind generationenlos. Und Junge machen es nicht besser als Alte.
    Und Zen ist Zen, die Unterschiede sind minimal.
    Zen lebt durch aufrichtig und ernsthaft Praktizierende.Und man braucht viel Erfahrung um den "Regler" auf Empfang zu stellen.
    Glaubst du Muho würde das gefallen, wenn er diese Dinge von dir lesen würde ? Bzw. diese Rat-Schläge ?

  • Zitat

    Und Zen ist Zen, die Unterschiede sind minimal.


    Oh nein. Im Zen heißt "ein Haarbreit daneben" ins Reich der Dämonen fallen, um es bildlich zu sagen.


    bel nannte auf Nachfrage ausgerechnet einen Zen-Reformer, den ich für gestört halte und der mit seinen Tipps lediglich Klosterasketen beraten konnte. Es gibt keine Regel "vier Stunden Schlaf", die für nicht-meditierende Menschen oder auch nur buddhistische Laien gelten kann. Es ist überaus dämlich, das Lesen (von nicht-buddhistischer Literatur) zu untersagen, wenn schon der Pali-Kanon und die Mahayana-Sutren nur widerspiegeln, was Literatur ist - Fabeln, Märchen, Anekdoten, Erzählungen, Fantasy, Aphorismen etc. Wenn einer nach seinem Eremitendasein so etwas verzapft, dann sollte niemand mehr Eremit werden - einen anderen Schluss kann man daraus nicht ziehen. Bei Gelegenheit suche ich mal Beispiele aus meinen modernen koreanischen Zen-Schriften heraus. Das ist alles dünn. Das ist alles ein Argument GEGEN Askese, Klostertum und Eremitendasein. Freilich - das war mal anders. Und es IST anders. Zum Beispiel bei dem Sawaki-Schüler, der im japanischen Wald lebt und jetzt zu den Leuten um Coupey nach Frankreich eingeladen wird. Die Koreaner haben keinen Chinul mehr. Da kommt so viel unsäglicher Mist her, und die Krone des Misthaufens ist Dae Poep Sa Nim.


    Ich hoffe, in dem Berliner dojo wird nur gesessen. Sollte bel dort lehren, würde ich mir auch Sorgen machen.

  • Onyx9:

    kannst du nicht mal ein bischen runterfahren ? Da tut ja regelrecht weh wie du dich aufführst.
    Sachkenntnis hin oder her. Es gibt auch noch mehr als das Antaiji.


    Wo rede ich über Antaiji? Ich rede gerade über koreanischen Seon. Verwechselst Du mich?


    Onyx9:

    Und Standart werke sind generationenlos. Und Junge machen es nicht besser als Alte.
    Und Zen ist Zen, die Unterschiede sind minimal.


    Ich rede gerade davon, daß es tatsächlich eine völlig ungebrochene Zen-Tradition von Huineng zu Dōgen und Sawaki - also zum japanischen Soto gibt, wie auch eine ebenso ungebrochene Tradition von Huineng über Jinul und Seongcheol, also zum koreanischen Jogye-Seon. Und das Verbindene ist Zazen - und zwar so, wie ich es in beiden Traditionen selbst erfahre, da gibts überhaupt keinerlei Unterschied. Bei beiden geht Zen auch immer nur mit dem Körper - deshalb fand ja auch Seongcheol die 3000 Niederwerfungen wichtig - und das meinte er mit "Geist".
    Genau das bestreitet Herr "Schneider" - er möchte uns erzählen, daß es Huineng ganz anders gemeint hat, Zen sich gewissermaßen im Kopf abspielen würde, und Dōgen wie Seongchol überlebte Bonzen sind.


    Onyx9:

    Glaubst du Muho würde das gefallen, wenn er diese Dinge von dir lesen würde ?


    Falls es Dich interessiert, frag ihn. Ich denke, daß ich da für mich selbst einstehen kann.


    _()_

  • Dôgen ist ein Philosoph, der sich in dieser Hinsicht wirklich interessant liest und in einigen Bereichen des Buddhismus und Zen Impulse lieferte. Als Bonze, nämlich als Vertreter des Klerus, kritisiere ich ihn. Dôgen hatte weniger Mahayana-Sutren gelesen oder goutiert als ich. Das darf ich mir also anmaßen. Er hat mehr gesessen als ich, und trotzdem nicht kapiert, dass es kein Karma in den drei Zeitabschnitten gibt und er nur einem Irrtum des Palikanon aufsitzt, oder sagen wir einfach: einem völlig überflüssigen, nicht-überprüfbaren Aberglauben. Ich weiß also, dass meine Aussage auch nicht definitiv (wenn auch annähernd) beweisbar ist, Dôgen hingegen wusste in seiner Zeit offenbar zuweilen nicht mehr, wie relativ solche Aussagen sind. Dieses "die eigenen Scheuklappen nicht sehen" ist auffällig.


    Zitat

    eine ebenso ungebrochene Tradition von Huineng über Jinul und Seongcheol


    Diese Aussage ist sachlich falsch. Jinul war ein Vertreter des "allmählichen Kultivierens".


    Seongchol und Sawaki meinen nicht das Gleiche und können darum nicht eine vergleichbar ungebrochene Linie vertreten. Ob Sawaki Hui-neng verstanden hat, kann ich nicht beurteilen. Sawaki zitiert Dôgen nur recht selektiv, weswegen ich davon ausgehe, dass er ihn im Endeffekt verbessert hat. Sawakis Lieblingsnonne war die, die kein Zazen machte (sondern Kesa nähte). Wenn man genau hinschaut, versteht man also, bei allem Beharren auf Zazen, worauf es Sawaki ankommt. Da ist dann für mich der Beweis der Linie zu Hui-neng, der das Erwachtsein eben auch nicht am Zazen festmachte.


    Seongchol erscheint mir schon in dem Wenigen, das ich kenne, als für eine menschliche Gemeinschaft gefährlicher Sektierer. Das ist kein Patriarch. Die Bonzendiskussion ist damit überflüssig. Wer sich festlegt darauf, dass es nur "plötzliche" und nicht "allmähliche" Erleuchtung gibt, der redet genauso schulinternen Quatsch wie Dôgen, wenn er die Leute sich ihre Roben auf den Kopf legen lässt zum Rezitieren.


    Hier laut Wiki offenbar eine Zeile des Gedichts, das Seongcheol in Verbindung zu seiner Ernennung zum Ordensoberen machte:


    "ll that is visible is Avalokiteshvara, all that is audible is the mystical sound"


    Alles Sichtbare ist Avalokiteshvara, alles Hörbare der mystische Ton.


    Ich kann diesen Vers analysieren. Er deutet auf das, was Hakuin die Zen-Krankheit nannte. Avalokiteshvara steht für Mitleid. Mitleid ist ein Geschehen auf der phänomenalen, nicht der absoluten Ebene des Erwachsteins. Dieser Vers zeigt, dass Seongcheol nicht erwacht war. Ich kann die koreanische Fußnote nicht verstehen, aber wenn er tatsächlich bei der Ernennungszeremonie dargebracht wurde, hätte man ihn durchschauen müssen. Ich sehe darin auch, was geschieht, wenn einer eben nur Buddhistisches liest und in dieser Sprache sein eigenes Gefängnis errichtet. Dann wird er (im Geiste) krank.


    Aber eines ist klar - mit markigen Sprüchen und profilierten Ansichten wird man eher wahrgenommen (gilt natürlich auch für mich, ist klar, aber was soll ich machen). Dazu die übliche Hagiographie (gilt dann aber nicht für mich) - war lange Eremeit und blablaba, und schon ist der Zen-Meister gebacken.

  • berndschneider:

    hatte weniger Mahayana-Sutren gelesen oder goutiert als ich. Das darf ich mir also anmaßen.


    Darfste, aber nimm - wie man bei uns sagt - Deine Froschpille.


    berndschneider:
    Zitat

    eine ebenso ungebrochene Tradition von Huineng über Jinul und Seongcheol


    Diese Aussage ist sachlich falsch. Jinul war ein Vertreter des "allmählichen Kultivierens".


    Nein, wenn schon dann "plötzliches Erwachen, andauernde Übung" - das ist sogar exakt das selbe wie bei Dōgen.
    Dieses Verhältnis auszuloten, ist ja gerade die besondere Leistung von Jinul in der speziellen Situation des damaligen Korea.
    Ich empfehle "Heesung Keel, Denken und Handeln des Seon, Harrassowitz, Wiesbaden 2005"


    berndschneider:

    "All that is visible is Avalokiteshvara, all that is audible is the mystical sound"


    Wie immer zitierst Du nur was Dir als Herausgerissenes in den Kram paßt. Hier vollständig:

    berndschneider:

    Alles Sichtbare ist Avalokiteshvara, alles Hörbare der mystische Ton.
    Ich kann diesen Vers analysieren. Er deutet auf das, was Hakuin die Zen-Krankheit nannte. Avalokiteshvara steht für Mitleid. Mitleid ist ein Geschehen auf der phänomenalen, nicht der absoluten Ebene des Erwachsteins. Dieser Vers zeigt, dass Seongcheol nicht erwacht war.


    Natürlich :lol:
    Man sollte doch schon aus dem Zusammenhang erkennen, daß es sich bei Avalokiteshvara um den aus dem Herzsutra handelt, also des "Höchsten Wissens". Von wegen "analysieren".
    Leider gibts aber an dieser Zeile einen Übersetzungsfehler aus dem Koreanischen, denn "묘음이라" ("Wundervoller Klang") ist ganz klar ein Eigenname, gemeint ist der Bodhisattva Gadgadasvara (妙音大士 oder 妙音菩薩, Myo'on Bosatsu).
    Aber was es bedeutet, wird ja nachfolgend erklärt:


    "No other truth than seeing and hearing
    Do you understand?
    Mountain is mountain, water is water."

  • Zitat

    Nein, wenn schon dann "plötzliches Erwachen, andauernde Übung" - das ist sogar exakt das selbe wie bei Dōgen.


    Es ist nicht nicht dasselbe wie bei Seongcheol, der sich ausdrücklich gegen Jinuls stellte. Und du sprachst von einer Linie von Jinul zu Seongcheol.


    Die Deutungsergänzung zu dem Vers ändert nichts an meiner Schlussfolgerung. Die anderen Verse habe ich nicht zitiert, weil sie in Ordnung sind. Darum hat der von mir zitierte in dem Gedicht auch nichts verloren.

  • Hier noch einmal zum besseren Verständnis die Begriffsklärung. Es geht zunächst darum, ob "allmählich" oder "plötzlich" erwacht wird.
    Dann geht es darum, ob dieses Erwachen allmählich kultiviert wird oder bereits "plötzlich" kultiviert ist.


    1) Bei Hui-neng: Plötzliches Erwachen (kein allmähliches Kultivieren; über die Unterschiede zu Jinul siehe: http://www.buddhism.org/board/…ddhistStudies&y_number=43)


    2) Jinul: Plötzliches Erwachen, allmähliches Kultivieren (d.h. Festigen und Pflegen des Erwachens durch nachfolgende Übung)


    3) Dôgen: Erwachen durch Zazen-Übung (dies ist "zengo" und nicht mit plötzlichem Erwachen (tongo) gleichzusetzen, siehe http://gudoblog-d.blogspot.com…ie-erste-erleuchtung.html, wo Nishijima versucht, die beiden Positionen miteinander zu versöhnen).
    "Plötzliches" Erwachen ist schon immer die Domäne von Rinzai gewesen, nicht von Soto. Dôgen unterscheidet sich damit auch klar von Hui-neng.


    4) Seongcheol: Plötzliches Erwachen, plötzliches Kultivieren (versucht an Hui-neng anzuschließen, nicht jedoch an Jinul oder gar Dôgen)


    Buchtipp: http://books.google.de/books?h…ual%20cultivation&f=false

  • berndschneider:
    Zitat

    Nein, wenn schon dann "plötzliches Erwachen, andauernde Übung" - das ist sogar exakt das selbe wie bei Dōgen.


    Es ist nicht nicht dasselbe wie bei Seongcheol, der sich ausdrücklich gegen Jinuls stellte. Und du sprachst von einer Linie von Jinul zu Seongcheol.


    Ohne Jinul gäbe es auch keinen Seongcheol, auf Jinul geht die spezifische Prägung des koreanischen Zen zurück, die man grob damit umschreiben kann, daß der Streit zwischen den Kyō (Schriften)- und Seon-Fraktionen, einer um des Kaisers Bart ist. Für den koranischen Buddhismus war diese Frage in der spezifischen Situation Jinuls von existentieller Bedeutung, für Dogen hat es (in seiner speziellen Situation) offenbar hingereicht, dem zwei Kapitel im Shobogenzo zu widmen (Bukkyō)
    Seongcheol hat sich auch mitnichten gegen Jinul gestellt, sondern eines seiner zentralen Themen war eine völlig andere Fragestellung - nämlich, daß alle möglichen Leute für sich "Erwachen" reklamierten, wo man nicht die geringste Sprur davon finden konnte.
    Vorzugsweise waren das solche, die mal irgendwann n bissel gesessen haben und sich dann in ihrem Kopf was von Nichtunterscheidung zusammenreimten und das Sitzen ließen :lol:


    Es sind die Buchstabengläubigen der einen wie der anderen Seite, die meinen, daß die Lehre des Buddhas und die Darlegungen seiner Nachfolger in apodiktischen Sprüchen verpackt werden könnte, die sie von den konkreten historischen und situativen Rahmenbedingungen, von der speziellen Fragestellung und ihrer darauf antwortenden Argumentation herauslösen könnten - und so "entdecken" dann alle mögliche "Widersprüche" und Häresien. Das ist in meinen Augen wirklich armselig.



    berndschneider:

    Die Deutungsergänzung zu dem Vers ändert nichts an meiner Schlussfolgerung. Die anderen Verse habe ich nicht zitiert, weil sie in Ordnung sind. Darum hat der von mir zitierte in dem Gedicht auch nichts verloren.


    Ich habe keinerlei Erwartung, daß Du für Argumente zugänglich bist - wie man an diesem einfachen Fall des Verses von Seongcheol sieht.


    Die Übersetzung müßte lauten:


    Alles was man (wirklich) sehen kann, ist Avalokiteshvara, alles was man (wirklich) hören kann, ist Gadgadasvara
    oder mit den koreanischen Namen:
    Alles was man (wirklich) sehen kann, ist Kwanum, alles was man (wirklich) hören kann; ist Myeonum


    Was mir Seongcheol damit sagt, ist dies hier:


    Avalokiteshvara (Kwanum) steht für prajnaparamita, vollkommenes Wissen, Gadgadasvara (Myeonum) steht für sarvarupasandarzana, vollkommenes Samadhi - das ist was wir "jijuyo zanmai" nennen.
    Kwanum und Myeonum sind untrennbar, sie sybolisieren gemeinsam vyavalokayati 照見, Shou Ken, 조견, unmittelbares Sehen, wirkliches Erkennen; alles andere ist Illusion.


    Was nun die Frage nach "Graduellem und Plötzlichen" in der langen Reihe von Huineng bis in die Jetztzeit betrifft, so lohnt es sich sicher, darauf noch mal ausführlich einzugehen, ich hab aber vor dem Winter kaum Zeit dazu, weil es eben darauf ankommt, die jeweils sehr spezifischen Fragestellungen auseinanderzuklamüsern - womit sich die meisten "Widersprüche" sowieso erledigen - das ist aber ne Kärrnerarbeit, wenn man das wirklich ernst nimmt - und nicht eben mal schnell hingeschrieben.


    Nur mal soviel: Daß Dogen was gegen "Plötzliches Erwachen" gehabt haben soll, ist blanker Unsinn. Das ganze Shobogenzo ist voll mit von ihm zitierten Geschichten der Zen-Vorfahren und deren "plötzlichen Erwachen". Sein Fokus ist aber ein anderer, zu gut Deutsch: es interessiert ihn nicht weiter (was etwas völlig anderes ist). Daß Dogen einem "graduellen Erwachen" angehangen hätte oder damit zu versöhnen wäre, ist, auch wenn das Nishijima meinen sollte, ist nicht minder unbegründet - mir wird schon wieder übel, wenn der auch hier nicht davon ablassen kann, seinen ANS-Kram aufzutischen, das lese ich nicht mehr.


    _()_

  • Ich begnüge mich mit diesem Beispiel. bel schreibt:

    Zitat

    Alles was man (wirklich) sehen kann, ist Avalokiteshvara (und sagt, dies stehe für vollkommenes Wissen), alles was man (wirklich) hören kann, ist Gadgadasvara (und sagt, dies stehe für vollkommenes Samadhi).


    Abgesehen davon, dass sich hier manifestiert, wie es einer (Seongcheol) zum Ausdruck bringt, der nach eigenen Angaben nichts außer buddhistischen Schriften für lesenswert hält ...


    Als einer, der viel gesessen hat :D antworte ich: Nein, ich sehe auch etwas anderes. Ich sehe nämlich auch das, was nicht vollkommenes Wissen und nicht vollkommenes Samadhi ist. Und erst darum ist für mich Berg Berg und Wasser Wasser. Und eben in dieser nicht-selektiven Fähigkeit des Sehens und Hörens erweist sich die Übung. Nicht in buddhistischen Scheuklappen.