zweifelsucht

  • liebe freunde


    es ist mir immer noch nicht klar wie man mit der fessel der zweifelsucht umzugehen hat, was soll denn das bedeuten?


    bedeuted es:


    das ein buddhist unpolitisch sein soll?
    sich philosophische gedanken verkneifen soll?
    nicht grübeln soll?
    unsicherheiten ignorieren soll?
    ängste igorieren soll?


    gibt es die gefahr das man:


    undifferenziert wird?
    politisch undifferenziert oder irelevant wird?
    selbstgefällig wird?
    auf seine eigene welt reduzierend wird?


    ich möchte hier klar unterstreichen das es mir in diesem thread nicht darum geht zu provozieren, sondern darum das ich dazu erzogen wurde politisch verantwortung zu übernehmen, und aus diesem grund , weil ich ja doch von buddhas lehre angezogen bin, erhebliche mühe mit diesem teil der lehre habe.


    bevor ich diesen thread schrieb, habe ich mir nochmal ganz klar gedanken darüber gemacht, und bin trotzdem zum schluss gekommen, auch in anbetracht der europäischen geschichte, das dieser teil der lehre kritisch ist. wieso? weil hier das private in konflikt mit dem politischen kommt.


    die frage ist doch, wo zieht man die linie.


    lieber gruss zenbo

  • Ganz fundamental betrachtet verursacht jeder Zweifel Unruhe im Geist. Und wenn der Geist unruhig ist, dann kann er nicht auf den Grund schauen, so wie man nicht auf den Meeresboden am Strand schauen kann, wenn der Wellengang zu stark ist.


    Zweifel an egal was verhindert echtes Verstehen, da Verstehen nur mit echtem Erkennen funktionieren kann, und mit einem unruhigen Geist erkennt man nichts wie es wirklich ist.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:

    Ganz fundamental betrachtet verursacht jeder Zweifel Unruhe im Geist. Und wenn der Geist unruhig ist, dann kann er nicht auf den Grund schauen, so wie man nicht auf den Meeresboden am Strand schauen kann, wenn der Wellengang zu stark ist.


    Zweifel an egal was verhindert echtes Verstehen, da Verstehen nur mit echtem Erkennen funktionieren kann, und mit einem unruhigen Geist erkennt man nichts wie es wirklich ist.


    hat denn der zweifel nicht auch eine funktion?


    lg zenbo

  • Allerdings- er motiviert uns, immer weiter zu bohren; im Zen gibt es den Begriff " großer Zweifel. "
    Zu Deiner konkreten Frage: Wie kann ich politisch tätig sein und handeln, ohne wiederum anzuhaften an Ideen, Dogmen und Partei-Räson?


    _() c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag


  • Vieles im Leben hat eine Funktion, aber Befreiung folgt wieder anderen Gesetzen.


    Es ist doch eigentlich immer die Frage: Glaube ich dem Buddha das völlige Leidbefreiung möglich ist, oder glaube ich ihm das nicht.


    Wenn ich ihm glaube das ich all seine Entdeckungen auch selbst entdecken kann, so das ich irgendwann auf Glauben nicht mehr angewiesen bin, dann muss ich ihm auch so weit vertrauen das ein ruhiger Geist die Voraussetzung für Erkenntnis ist.


    Wie Losang Lamo schon erklärt hat, drehst du dich bei Zweifelssucht immer im Kreis. Du zweifelst deinen letzten Schritt an oder du zweifelst den nächsten an, oder sogar beides. Und so kommst du nirgends voran. Du änderst dabei ständig die Richtung und kannst so nie wirklich eine Grundlage schaffen, die eigentlich für jedes weitere Vorgehen notwendig ist.


    Wenn du merkst das irgendein Aspekt der Lehre dich zu irgendetwas fragwürdigem bringt, dann halte an, und suche jemanden klugen mit dem du darüber reden kannst. Manchmal kann ein einfacher Perspektivwechsel aus einem Dickicht einen Pfad machen.


    Deine momentanen Sorgen zu dem Thema sind ja letztlich rein theoretischer Natur, und haben keinen tatsächlichen Praxisbezug. In der Praxis wirst du auf solche Fragestellungen eigentlich selten treffen, und mit zunehmender Praxis auch immer seltener. Nimm dir vielleicht einfach mal den 8fachen Pfad zur Hand und studiere ihn ein wenig. Wenn du dann eine Frage hast, hier ist immer jemand der eine Antwort parat hat.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Wie schon gesagt ist der Unterschied zwischen Zweifel (= Kritikfähigkeit) und Zweifelsucht gegeben.


    Den kann man so klar sehen, wie den Unterschied zwischen
    Ernährung und Überfressen,
    Vertrauen und Hörigkeit,
    Liebe und Haben-wollen,
    Tätigkeit und Workaholismus,
    Gleichmut und Gleichgültigkeit,
    Leerheit erkennen und Nihilismus,
    Entspannung und Lethargie,
    usw usf


    Ich finde Zweifel hilfreich. Man durchleuchtet, betrachtet die Kehrseiten und befindet, dass das Goldstück echt ist. :D Das ist besser als wenn man sagen muss: "Der Mann der es mir verkauft hat, hat gesagt, es ist Gold."
    Zweifelsucht will aber nicht zum Ergebnis kommen, sondern ewig weitermachen, einfach weil es so chic ist. Nicht dass man nachher noch als unkritisch dasteht. Nicht, dass man sich am Ende für etwas entscheiden muss und dann nicht mehr alle Wege offen sind. :|

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Wovon redest Du ?
    Zweifel haben ist für mich normal und gehört unbedingt zu meinem Leben.


    Zweifelsucht ist für mich Eifersucht, Nörgelei, dauernder Widerspruch, von Erwachsenen das immer wieder gesagte "Warum?". Personen die nur bezweifeln um des Zweifels willen, nur um Recht zu haben oder um zu verletzen.

  • * vicikicchā


    ‘Skeptischer Zweifel, Zweifelsucht',


    ist eine der 5 geistigen Hemmungen (siehe nīvarana) und eine der auf der ersten Stufe der Heiligkeit (siehe ariya-puggala) überwundenen 3 Daseinsfesseln (siehe samyojana).


    »Zweifelsucht ist soviel wie Nichtverstehenwollen. Sie hat als Merkmal das Unschlüssigsein, als Wesen das Schwanken, als Äußerung die Unentschiedenheit oder das unsichere Zufassen, als Grundlage, daß man dem Zweifel verkehrte Aufmerksamkeit schenkt. Als Hemmung des Fortschrittes hat man die Zweifelsucht zu betrachten. (Vis. XIV). Näheres siehe kankhā.


    http://www.palikanon.com/wtb/vicikiccha.html


    _()_

  • zenbo:

    liebe freunde


    es ist mir immer noch nicht klar wie man mit der fessel der zweifelsucht umzugehen hat, was soll denn das bedeuten?



    Genau das ist Zweifelsucht. Gut erkannt. Jedes Fragezeichen steht für einen Zweifel.



    zenbo:


    die frage ist doch, wo zieht man die linie.


    Hier ist sogar ein Zweifel ohne Fragezeichen



    Ist es dies oder ist es das? Was meint ihr?
    Oder doch vielleicht jenes?


    Manchmal denke ich so und dann wieder anders. :doubt::lol:



    Grüße
    TM

  • Zweifelsucht ist nicht mit Zweifel zu verwechseln. Das erste ist eine Sucht und das zweite eine wichtige Funktion um innerhalb eines Entscheidungsraumes mit entsprechenden Freiheitsgraden jeweils die "beste" Entscheidung zu treffen und nicht irgendeine zu wählen. Häufig reicht die Datenbasis nicht aus um eine solche Entscheidung treffen zu können. Es ist eben ungewiss ob eine bestimmte Entscheidung die Richtige ist. Wir zweifeln an der Richtigkeit dieser Entscheidung und dieser Zweifel kann nur dadurch ausgeräumt (oder bestätigt) werden, indem wir nachforschen und den Datenmangel beheben. So was machen wir täglich unzählige Male. Jeder Mensch macht das, wobei dies ein ganz normaler und für die Bewältigung des Alltages unabdingbarer Vorgang darstellt.


    Nun zur Zweifelsucht:


    Zweifelsucht tritt dann auf, wenn trotz gut gesicherter Datenbasis jedes noch so kleine Quäntchen Ungewissheit zum Anlass genommen wird, die betreffende Entscheidung nicht zu fällen oder nicht konsequent umzusetzen. Dadurch wird das betreffende Individuum handlungsunfähig und jede gerichtete Entwicklung wird unterbunden. Auf gut Deutsch: Derjenige zieht seine Sache einfach nicht durch.


    Beispiel: Ein Mensch mit Zweifelsucht kommt zu dem Ergebnis, dass er an der Sicherheit sämtlicher Fortbewegungsmittel zweifelt. Auf Grund dieser Zweifel kann er sich nicht dafür entscheiden sich in einen Bus zu setzen oder sich sonst wie von A nach B zu bewegen. Natürlich besteht immer ein Risiko, dass die Entscheidung für eine Fortbewegung in einem Unfall endet. Dieses kleine Restrisiko führt beim Zweifelsüchtigen zu einer totalen (oder teilweisen) Blockade. Der Mensch kommt so natürlich niemals gescheit vorwärts. Entsprechend lässt sich das natürlich auch auf spirituelle Wege übertragen.


    Übrigens: Es gibt auch das Gegenteil von Zweifelsucht. Darüber sollte man sich durchaus auch mal Gedanken machen. Insbesondere jene, die allzu schnell bei jeder vorgebrachten Skepsis gleich mit der "du hast ja nur Zweifelsucht" - Keule kommen. Es geht auch durchaus ins andere Extrem, welches genauso ungesund ist wie die Zweifelsucht.


    Gruß
    maus

  • Erdmaus:

    Es geht auch durchaus ins andere Extrem, welches genauso ungesund ist wie die Zweifelsucht.


    Das wage ich zu bezweifeln :lol:



    Grüße
    TM


  • :grinsen:

  • Erdmaus:

    Zweifelsucht ist nicht mit Zweifel zu verwechseln. Das erste ist eine Sucht und das zweite eine wichtige Funktion um innerhalb eines Entscheidungsraumes mit entsprechenden Freiheitsgraden jeweils die "beste" Entscheidung zu treffen und nicht irgendeine zu wählen. Häufig reicht die Datenbasis nicht aus um eine solche Entscheidung treffen zu können. Es ist eben ungewiss ob eine bestimmte Entscheidung die Richtige ist. Wir zweifeln an der Richtigkeit dieser Entscheidung und dieser Zweifel kann nur dadurch ausgeräumt (oder bestätigt) werden, indem wir nachforschen und den Datenmangel beheben. So was machen wir täglich unzählige Male. Jeder Mensch macht das, wobei dies ein ganz normaler und für die Bewältigung des Alltages unabdingbarer Vorgang darstellt.


    Gruß
    maus


    sehr schön, danke.


    ich persöhnlich leide nicht unter zweifelsucht, es gibt lediglich einige dinge an dieser welt die mich nachdenklich machen.


    der grund wieso ich solche themen aufgreife, ist der das ich überzeugt davon bin, das jeder "ismus" den man der menschheit überzieht, ein zweischneidiges schwert ist, es mag einige oder auch viele probleme lösen, zieht aber unweigerlich das ganze gebilde in eine andere richtung, und sorgt wiederum für verzerrung.
    der mensch bleibt eben mensch, er wird, in diesem fall einfach ver-buddhifiziert.


    diese illustration von Honoré Daumier illustriert den blick des westens auf den osten sehr deutlich, wenn auch nicht schmeichelhaft.
    (moderatoren, wenn ihr das bild als afront empfindet, bitte entfernt es).Daumier gilt als der grösste karikaturist aller zeiten.


    http://bir.brandeis.edu/bitstr…/4780/LD83.jpg?sequence=1


    die figur hat etwas entspanntes, fliessendes, und doch scheinen auch nur allzumenschliche züge hervor.


    wenn es um die menschen geht, bleibe ich, jedenfalls vorläufig bei orwells:" jede revolution bringt nur eine neuverteilung der macht".


    lg zenbo

  • Das ist schon wieder das Problem an der Sache...: Du hast dir Gedanken gemacht...


    Was soll dabei rauskommen? :D


    Wächst die Einsicht und Erkentnis ins Dharma schwindet gleichermaßen der Zweifel. Den Zweifel wegdenken oder zerdenken geht halt nicht. Das ist das Problem wenn man immernoch versucht Gedanken wegzudenken... ein Teufelskreis *schmunzel*.
    Einsicht und Erkenntis kommt ebend nicht durch Verstandsmäßige Logik.


    Wenn du glaubst es gibt hier eine Antwort die dein Verstand dazu bringt das der Zweifel schwindet, dann kannste lange warten. Viele Antworten auf deine Fragen lauten ganz einfach: Geh den 8 fachen Pfad! (nur verstehen reicht da nicht, denn ohne den weg zu gehen kann man ihn nie ganz verstehen).

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha


  • kannst du eigentlich auch antworten geben die nicht eigentliche zitate des buddhas sind? oder hast du keine eigene meinung, gott bin ich froh das ich nicht so bin.


    lg zenbo

  • Wo hab ich denn den Buddha hier zitiert? Und du verallgemeinerst grade, als ob ich ständig den Buddha zitiere... Ich zitiere sogar eher wenig den Buddha im Gegensatz zu vielen anderen. Aber selbst wenn ich jetzt den Buddha zitiert hätte (was nicht der Fall ist), wo wäre da das Problem?


    Ich habe dir meine Erfahrung geschrieben, auf deine Frage. Also meine "Meinung". Meine Erkenntnis.
    Glaub mir mal, wir sind uns gar nicht so unähnlich. Es ist gar nicht so lange her da hing ich auch noch so im Zweifel wie du.


    BTW, Was wäre denn daran verkehrt daran keine Meinung mehr zu haben?


    Jetzt dankst du auch noch GOTT das "du" nicht so bist wie "Ich" :lol:

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Maybe Buddha:

    Ich habe dir meine Erfahrung geschrieben, auf deine Frage. Also meine "Meinung". Meine Erkenntnis.
    Glaub mir mal, wir sind uns gar nicht so unähnlich. Es ist gar nicht so lange her da hing ich auch noch so im Zweifel wie du.


    BTW, Was wäre denn daran verkehrt daran keine Meinung mehr zu haben?


    Jetzt dankst du auch noch GOTT das "du" nicht so bist wie "Ich" :lol:


    deine erkenntnis? du repetierst seit tagen die forderung, ich soll einfach dem achtfachen pfad folgen , dann komme alles in ordnung.


    nicht gerade einfallsreich. hier noch ein buchtip für dich:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Mann_ohne_Eigenschaften


    lg zenbo

  • Ok, wie du meinst... Ich schreibe nur meine Erfahrung/Erkentnis! Und der 8 fache Pfad gehört ja zu meiner Erfahrung... Ausserdem hab ich die letzten Tage hauptsächlich mit dir über Fragen,Suchen,Antworten und das "Ich" bzw die vorhandenheit einer Seele und die Ur Angst gesprochen nicht über den 8 fachen...


    Und was spricht deiner Meinung nach gegen den 8 fachen Pfad?


    Du stellst ständig neue Fragen, worauf ich dir mehrfach versucht habe klarzumachen (aus eigener Erfahrung) das es keine Antworten geben wird die den Verstand befriedigen. Es gibt nur eigene Erfahrungen und Erkenntnisse die dazu führen das die Fragen immer weniger werden und auch an Sinnhaftigkeit verlieren. Ausserdem habe ich versucht dir zu erklären das dieses rumphilosophieren nur zu noch mehr Fragen führt aber zu keinen Antworten und nur den Geist noch unruhiger werden lässt.
    Was du aber nicht annnimmst bzw glaubst oder verstehen kannst (was ja logisch ist weil du es nur mit dem Verstand versuchst). Und obwohl du nicht glaubst was ich dir sage tritt genau das ein was ich dir sage. Du stellst immer mehr Fragen. Beobachte dich (bzw deinen Geist) und deine Fragen doch mal selbst. Du bestätigst mit deinen Fragen nur meine Aussagen meiner Erfahrung (und nicht die Erfahrung des Buddha).

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • ich finde meditieren eigentlich das beste, ich staune immer wieder wie gut es funktioniert,auch unter druck, soweit bin ich ganz dabei.


    lg zenbo

  • zenbo:

    ich finde meditieren eigentlich das beste, ich staune immer wieder wie gut es funktioniert,auch unter druck, soweit bin ich ganz dabei.


    lg zenbo


    Irgendeiner hat mal gesagt "zazen bis einem der verstand rausfällt" ... so lässt sich zweifel natürlich auch beseitigen 8)



    Grüße
    TM