Die Schwierigkeit, über Wiedergeburt zu reden

  • Man könnte augenzwinkernd sagen: Der beste Beweis für die Existenz von Wiedergeburt ist das Immerwiederaufleben des Themas in Internetforen. Die Leidenschaft, mit der solche Diskussionen geführt werden, erlebt dabei auch regelmäßig eine Reinkarnation.


    Die Frage "Gibt es Wiedergeburt?" ist höchst vertrackt und sicherlich fast ebenso anspruchsvoll wie die Frage "Gibt es einen Gott?". Mit dem agnostischen Standpunkt (Kann sein/kann auch nicht sein) ist man sicherlich fein aus dem Schneider. Aber jede agnostische Sichtweise hat etwas Unbefriedigendes, denn letztlich lassen wir hier die Frage einfach nur unbeantwortet im Raum stehen.


    Es gibt bezüglich der Wiedergeburt im Buddhismus die drei folgenden Positionen
    A) pro
    B) contra
    C) neutral (agnostisch)


    A) Was spricht für Wiedergeburt?


    1) Wiedergeburt ist ein wichtiger Baustein im buddhistischen Denkgebäude. Man kann ihn nicht entfernen, ohne dem gesamten Gebäude Schaden zuzufügen.


    2) Die kanonischen Schriften sprechen von der Wiedergeburt, daher ist sie fester und unverzichtbarer Bestandteil der Lehre.


    3) Die buddhistische Ethik wird erst vor dem Hintergrund der Wiedergeburt sinnvoll, da sie die Auswirkungen sittlichen Verhaltens über die einzelne Lebensspanne hinaus aufzeigt. Karma ragt über die individuelle Lebensdauer hinaus. Damit wird die Notwendigkeit sittlichen Handels dringlicher, als wenn nach einem Leben einfach alles vorbei wäre.


    4) Für den Unerleuchteten ist Wiedergeburt eines Frage des Glaubens und des Vertrauens in die Lehre, für den Erwachten eine Gewissheit.


    5) Die Beendigung der Kette der Wiedergeburten (Samsara) ist allerhöchstes buddhistisches Heilsziel. Ohne Wiedergeburt verliert der Buddhismus daher seine zentrale Sinngebung.


    6) Es gibt Aussagen in der Buddha-Lehre, die für jeden überprüfbar korrekt sind. Also ist anzunehmen, dass auch die Aussagen bezüglich der Wiedergeburt, als Bestandteil des Dharma, korrekt sein werden (auch wenn persönliche Einsicht in dieser Sache noch nicht vorhanden ist).


    B) Was spricht gegen die Wiedergeburt?


    1) Wiedergeburt widerspricht den Konzepten von anatta (Nicht-Selbst) und anicca (Nicht-Dauer). Der Buddhismus negiert ein dauerhaftes, substantielles Ich. Wiedergeburt aber setzt Dauer und Beständigkeit voraus. Da es nichts Beständiges gibt, alles immer im Fluß ist, gibt es nichts, was wiedergeboren werden könnte.


    2) Es gibt Passagen in den kanonischen Schriften, die Reflektionen über ein Leben nach dem Tod als für die Praxis fruchtlose Spekulation bezeichnen.


    3) Wiedergeburt setzt einen Leib-Geist-Dualismus voraus, der in der buddhistischen Lehre (Bedingtes Entstehen/Skandha-Lehre) keinen Rückhalt findet.


    4) Wiedergeburt ist ein Konzept, dass hauptsächlich der Verankerung von Ethik dient: Handeln hat persönliche Konsequenzen auch über den Tod hinaus. Ein solches Konzept setzt aber persönliche Wiedergeburt (atta) voraus (die der Buddha nicht gelehrt hat).


    5) Weitere Argumente gegen die Wiedergeburt bestehen im wesentlichen im Bemühen, die Argumente der Befürworter (siehe A) zu widerlegen.


    ------------------


    So stimmig, so schlüssig die einzelnen Positionen beider Parteien auch erscheinen mögen, "Beweise" sind es allesamt nicht. Viele der Argumente sind erst einmal nur Behauptungen, die es zu belegen gilt.


    Womit wir wieder am Anfang angelangt wären: Die Frage "Gibt es Wiedergeburt?" ist ähnlich anspruchsvoll wie die Frage "Gibt es Gott?".


    Es kann durchaus sein, dass diese Listen* unvollständig sind. Ich freue mich über Ergänzungen. Das könnte ein Thread werden, in dem nicht über Wiedergeburt diskutiert wird, sondern darüber, warum es so schwer (und irgendwie auch letztlich fruchtlos) ist, darüber zu diskutieren.


    LG
    Onda


    * ich liebe Listen

    7 Mal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Das ist es, was der Buddha mit papañca meinte.


    Einer "meiner" "Lehrer" hätte jetzt gesagt: "Finde es selber raus".


    Nix für ungut Onda. Nur meine Meinung.


    Liebe Grüße
    Kusala


  • Entschuldige Kusala,
    ich verstehe dein Posting nicht...
    Kannst du das noch etwas ausführen?
    LG
    Onda

  • Zitat

    Das könnte ein Thread werden, in dem nicht über Wiedergeburt diskutiert wird, sondern darüber, warum es so schwer (und irgendwie auch letztlich fruchtlos) ist, darüber zu diskutieren


    Eine Diskussion basiert auf dem Austausch von Argumenten. Der Begriff "Argument" kommt aus dem Lateinischen (argumentum) und kann mit "Beweisgrund" oder "Beweismittel" übersetzt werden. Da es nun aber in religiösen Fragen (zu denen das Thema der Wiedergeburt gehört) nunmal keine Beweise gibt, sind alle Argumente für/gegen diese Vorstellungen dem Wesen nach schwach. Wenn eine Diskussion also auf einer schwachen Grundlage steht, so kann diese nur schwer zu irgendeinem sinnigen Ergebnis führen. Genaugenommen ist dies sogar unmöglich.


    Aus diesem Grunde lehne ich es auch ab, mit Zeugen Jehovas zu diskutieren oder einen Pfarrer von meinem Weltbild überzeugen zu wollen. Das ist unsinnig. Jeder muss mit seinem Gehirn selbst Entscheidungen treffen und den Dateninput der Welt eigenverantwortlich verwerten. Was der Mensch daraus macht und ob er eher der Ratio oder eher religiösen Stimmungen vertraut ist seine Sache.


    Das Gehirn sieht sich einer Datenlage gegenüber, welche außerordentlich lückenhaft ist. Da aber Stabilität und Sicherheit wichtig sind um das Leben zu ordnen, braucht es offenbar Grundlagen, welche nicht ausschließlich rational/kognitiv sind, sondern dem Glauben entstammen (jeder von uns braucht das) . Darum hält sich der Mensch an Ideen fest. Das kann ein Gott sein, oder aber auch die Idee vom Karma. Wenn man an karmische Wirkungen über den Tod hinaus glaubt, so gibt dies dem Leben eine starke Ordnung und rückt Unverständliches in ein verständliches Schema. Die Welt ist dann nicht mehr dem Chaos und dem Zufall unterworfen und alles hat seinen Grund so wie es ist. Das gibt ein Gefühl von Sicherheit und man kann seine Lebensführung an einer Richtschnur orientieren (zum Beispiel einer alten Schriftrolle wie dem Palikanon oder der Bibel).


    Der Drang nach Orientierung gehört zu den archaisch verwurzelten Wesenszügen des Menschen, die schon beim Kleinkind beobachtet werden können und die im Erwachsenenalter zu erstaunlichen Kulturleistungen führen können. Ganze Gesellschaften richten sich dann nach diesen Schemata aus und folgen ihren Inhalten um dem Leben einen Sinn zu geben und sich der Unsicherheit des Ungewissen/Chaotischen zu entziehen.


    Das ist auch der Grund, warum die Religiösität dem Wesen nach aus Unwissenheit entstammt. Wenn die Datenlage vollständig wäre, müsste der Mensch nichts glauben und auch keine Vorstellungen kreieren. Weder von Gott, noch von Dharma oder Buddha. Diese religiösen Phänomene wären dann obsolet. Da aber jedes Gehirn grundsätzlich immer nur über winzige Datenmengen verfügt und stets aus rein mathematischen/physikalischen Gründen nur minimalen Zugriff auf Informationen hat, ist der Welt des Glaubens und der Spekulation Tür und Tor geöffnet. Übrigens auch dem Glauben daran, die Unwissenheit ausschalten zu können oder die einzige Warheit gefunden zu haben. Welch Hybris des Menschen!


    lg
    maus

    6 Mal editiert, zuletzt von Erdmaus ()

  • Der Buddha lehrte: lesen/lernen .... eigenes darüber nachdenken .... Meditation/Kontemplation.


    Gerade so eine Frage wie Wiedergeburt, bzw. Geburt kann jeder nur für sich klären.


    Entweder über die Kette des bedingten Entstehens (paṭiccasamuppāda ) verstehen oder durch abhiññā.


    Beides, ebenso wie Stromeintritt, Heiligkeit usw. kann man dem anderen dann nur glauben oder auch nicht.
    Warum also darüber schwätzen und spekulieren?
    Solange bis man es selber weiß, kann man nicht durch Worte beweisbare Dinge erst einmal als Option stehen lassen und Vertrauen in den Buddha haben.


    Sich über nicht wissenschaftlich* beweisbare Dinge zu ergehen ist "Geschwätz".


    Liebe Grüße
    Kusala


    * Wissenschaftlich unter der Prämisse: immer wieder unter gleichen Bedingungen wiederholbar, nachvollziehbar und für jeden darstellbar.

  • Kusala:


    Sich über nicht wissenschaftlich* beweisbare Dinge zu ergehen ist "Geschwätz".


    ... die Liste der Dinge, die sich dem wissenschaftlichen Beweis entziehen ist endlos...
    LG
    Onda

  • Zum Glück hat der Buddha ja auch jede Menge zu bieten was von jedem nachvollziehbar ist ;):)

  • Kusala:

    Zum Glück hat der Buddha ja auch jede Menge zu bieten was von jedem nachvollziehbar ist ;):)


    Genau! Jede Überlieferung (insbesondere religiöser Art) ist vom Staub der Zeit bedeckt und inhaltlich mit einem Ballast versehen. Der Palikanon ist voll davon, die Bibel ist voll davon und jedes andere religiöse Gebäude ebenfalls. Ausmisten und Auschlachten ist daher meine Devise. Den Eso-Müll bei Seite kehren und das Nutzbare nutzen. Den Zauberstab vom Schraubenschlüssel trennen und dabei ruhig auch mal brutal vorgehen. Den Kanon zerfleddern und nicht dem buckelnden Angebete von trockenem Papier und verstorbenen Gestalten nachgeben. Sich selbst eine Insel sein und eigenständig agieren. Uns wurde Gehirn geschenkt. Es zu nutzen ist angesagt! Auch und grade wenn man einer Religion angehört!


    gruß
    maus

  • Traust Du Dir tatsächlich zu, "die Spreu vom Weizen" zu trennen Mausi?


    Ich sagte es ja schon immer: Mausi der zukünftige Maitrya :grinsen:


    () :)

  • Kusala:

    Traust Du Dir tatsächlich zu, "die Spreu vom Weizen" zu trennen Mausi?


    Ich sagte es ja schon immer: Mausi der zukünftige Maitrya :grinsen:


    () :)


    Wem sollten wir denn trauen, wenn nicht uns selbst? Unsere eigene Urteilskraft ist das Einzigste was wir haben. Das gilt auch dann, wenn wir uns dafür entscheiden uns "führen" zu lassen von irgendwas. Und das mit dem blöden Maitreya: Der soll in der Versenkung verschwinden, aus der ihn die Phantasie hervorgeholt hat. ^^


    Grußi
    maus

  • Erdmaus:

    Wem sollten wir denn trauen, wenn nicht uns selbst?


    Gute Frage :)


    Wie oft hat sich Deine Meinung, Deine Erkenntnis aufgrund von neuen Erfahrungen schon in diesem Leben verändert liebes Mausi?
    Wie oft waren Deine Gedanken/Handlungen/Taten z.B. veränderlichen, trügerischen Gefühlen unterworfen?


    ()

  • die wiedergeburt ist deshalb so kritisch weil sie im gegensatz zur restlichen lehre nicht die sprache der natur spricht. ein beispiel, meine mutter hat demenz, es ist offensichtlich beobachtbar, das alles an ihr, also geist und körper, zunehmend zerfallen, wieso sollte dann etwas überleben, das klingt höchst menschgemacht.
    körper und geist sind untrennbar, und sie vergehen auch untrennbar. es bleibt nichts physisches wenn der körper vergangen ist.


    wenn man den wiedergeburtsgedanken nun ablehnt, verwirft man auch die ethik des buddhismus, damit habe ich kein problem, denn eine ethik zu etablieren ist keine grosse sache, und der naturalismus der lehre ist nun unzweifelhaft gegeben. ethik kann auch ohne religion etabliert werden.


    auch der gedanke an eine unpersöhnliche wiedergeburt ist überflüssig, ganz einfach weil gute taten nicht einfach zu einer besseren welt führen, beispiele: jesus war bestimmt kein schlechter mensch, doch zu was für einem masaker hat seine lehre geführt? die beiden weltkriege waren die grössten katastrophen der menschheit, doch gelangte europa nur durch die einsicht das es so nicht geht zum frieden. was da in zukunft wie weiterwirkt kann niemand beurteilen.


    lg zenbo


  • Grade wenn dem so ist, so ist dies ein Grund mir selbst zu vertrauen. Ich vertraue auf meine Fähigkeit mich wandeln und weiterentwickeln zu können. Nichts ist schlimmer als dieser dem Tode ähnliche Fundamentalismus, der das Individuum, welches ihm verfallen ist, in einer Art Todesstarre zu fangen vermag.


    Jemand meinte mal, dass der Wahnsinn dort am Nächsten ist, wo Überzeugungen felsenfest sind.


    Im Übrigen: Wenn ich jemand anderem (zum Beispiel dem Buddha) vertraue, so handelt es sich hierbei in Wirklichkeit um verkapptes Vertrauen an die eigene Urteilskraft. Denn schließlich müssen wir zunächst mal uns selbst vertrauen unser Vertrauen richtig und sinnvoll angewendet zu haben.


    Gruß
    maus

    Einmal editiert, zuletzt von Erdmaus ()

  • zenbo:

    die wiedergeburt ist deshalb so kritisch weil sie im gegensatz zur restlichen lehre nicht die sprache der natur spricht. ein beispiel, meine mutter hat demenz, es ist offensichtlich beobachtbar, das alles an ihr, also geist und körper, zunehmend zerfallen, wieso sollte dann etwas überleben, das klingt höchst menschgemacht.
    körper und geist sind untrennbar, und sie vergehen auch untrennbar. es bleibt nichts physisches wenn der körper vergangen ist.


    wenn man den wiedergeburtsgedanken nun ablehnt, verwirft man auch die ethik des buddhismus, ...


    Hi zenbo,
    der Buddha hat keine persönliche Wiedergeburt gelehrt, Insofern verwirft "man" auch nicht die Ethik des Buddhismus. Das, was bei Demenz zerstört wird, ist lediglich der Rechner - ein Körperteil. Dennoch hat jede Zelle des Körpers noch die gesamte Information. Wenn ich dies also als Grundlage nehme, so bleiben Informationen bestehen, z. B. u. a. durch Dich als Träger ihrer Erbsubstanz.
    _()_ Monika

  • monikamarie:

    Hi zenbo,
    der Buddha hat keine persönliche Wiedergeburt gelehrt, Insofern verwirft "man" auch nicht die Ethik des Buddhismus. Das, was bei Demenz zerstört wird, ist lediglich der Rechner - ein Körperteil. Dennoch hat jede Zelle des Körpers noch die gesamte Information. Wenn ich dies also als Grundlage nehme, so bleiben Informationen bestehen, z. B. u. a. durch Dich als Träger ihrer Erbsubstanz.
    _()_ Monika


    aber ich habe doch auch zur unpersöhnlichen wiedergeburt stellung genommen!?
    weisst du, ob da wirklich nur der rechner zerfällt, der tod hat meine familie in letzter zeit auch heimgesucht, irgendwie fühle ich das einfach anderst, ich wollte ein paarmal mit meiner oma im himmel sprechen, da überkam mich ganz fest das gefühl:"vergiss es, sie ist weg, da ist nichts mehr,und es ist gut so".


    so ist mein empfinden.


    lg zenbo

  • Onyx9:

    Nicht-Selbst/Nicht Dauer widerspricht sich nicht einer Kontinuität des Bewußtsein ( s-kern ). Meine Meinung.
    Ich weiß nicht, aber anatta und anicca sind tiefgründige Begriffe und Erfahrungen; man meint nur ( intellektuell ) schnell zu verstehen,
    aber ist es das rechte Verständnis ? Die rechte Einsicht ? ...


    Hallo Onyx,
    in eine Diskussion über die einzelnen Pro- und Kontra-Argumente möchte ich in diesem Thread nicht einsteigen. Da eröffnen sich überall Abgründe. Ich wollte nur mal sammeln, was da so in der Regel an Argumenten aufgeführt wird.
    Letztlich ist eine Debatte über das Thema fruchtlos. Da besteht kaum Annäherungspotential bei den Positionen. Weil es hier um einen Glaubensgegenstand geht.
    LG
    Onda

  • zenbo:


    wenn man den wiedergeburtsgedanken nun ablehnt, verwirft man auch die ethik des buddhismus,


    Wieso?
    LG
    Onda

  • Onda:
    zenbo:


    wenn man den wiedergeburtsgedanken nun ablehnt, verwirft man auch die ethik des buddhismus,


    Wieso?
    LG
    Onda


    naja, das ist ja nicht mein gebiet, (schluck), ähm , ging es nicht irgendwie drum, so immer nett sein, und dann irgendwie aus dem karmarad rauszufallen oder so?
    (oje, gleich werde ich gelyncht!!! lebt wohl!)
    oder geht es darum samsara zu erkennen, und dann mitleid zu entwickeln mit all denen die ihre verblendung nicht erkennen, und sie blind ausagieren?


    nein? erklärs du mir doch bitte.


    lg zenbo

  • Also zuerst mal folgendes:


    "Da entfaltet, ihr Mönche, der Mönch, von Liebe begleitet, die Erwachungsglieder Achtsamkeit, Lehrergründung, Tatkraft, Entzücken, Gestilltheit, Einigung, Gleichmut, auf Einsamkeit gestützt, auf Entreizung gestützt, auf Auflösung gestützt, die in Loslassen übergehen. Wünscht er es nun: 'Bei Nicht-Widerwärtigem möchte ich es als widerwärtig wahrnehmen', dann weilt er so, daß er es als widerwärtig wahrnimmt. Wünscht er sich: 'Bei Widerwärtigem möchte ich es als nicht-widerwärtig wahrnehmen', dann weilt er so, daß er es als nicht-widerwärtig wahrnimmt. Wünscht er sich: 'Bei Nicht-widerwärtigem und bei Widerwärtigem möchte ich es als widerwärtig wahrnehmen', dann weilt er so, daß er es als widerwärtig wahrnimmt. Wünscht er sich, 'Bei Widerwärtigem und bei Nicht-Widerwärtigem möchte ich es als nicht-widerwärtig wahrnehmen', dann weilt er so, daß er es als nicht-widerwärtig wahrnimmt. Wünscht er sich: 'Nicht-widerwärtiges und Widerwärtiges, beides will ich von mir weisen und gleichmütig bleiben, achtsam und klar bewußt', dann verwellt er so gleichmütig, achtsam und klar bewußt."


    Bereits Buddha hat erkannt:
    Jeder Mensch hat die Neigung das zu glauben, das als wirklich zu betrachten, die Dinge so zu sehen, wie er es selber gerne hätte (oder O-Ton: wie er es sich wünscht) das sie wären. Was man von vornherein ablehnt nimmt man auch so wahr, was man von vornherein annimmt nimmt man auch so wahr.


    Wer sich Wiedergeburt wünscht wird Gründe finden dafür, wer Wiedergeburt ablehnt wird Gründe finden dagegen. Vielleicht wäre es heilsamer sich zu fragen oder darüber zu diskutieren warum man sich das oder jenes wünscht respektive verweigert. :idea:


    @Onyx9

    Zitat

    Da eine Ursache eine Wirkung hervorruft, die ihrerseits wiederum die Ursache einer weiteren Wirkung ist, spricht man von der Kontinuität des Bewußtseins. Das Bewußtsein befindet sich in einem ständigen Fluß und sammelt von einem Augenblick zum anderen Erfahrungen und Eindrücke.: Karma. ( Dalai Lama )


    Nicht-Selbst/Nicht Dauer widerspricht sich nicht einer Kontinuität des Bewußtsein ( s-kern ). Meine Meinung


    Interessanter Ansatz, allerding verwirrlich in den Begriffen: Bewusstsein, Geist, Weisheit, selbst, Nicht-Selbst wird immer mal so mal so und mal als Synonyme verwendet.


    Nur wenn man Bewusstsein als Nicht-Selbst betrachtet macht die Aussage Sinn. Eben diese andernorts diskutierte Klarheit des Nicht-Selbst als das was übrig bleibt, wenn das trübende Selbst entfernt wurde.


    Nur wirft diese Antwort eben wieder die nächste Frage auf: Wer oder was nimmt den dieses Nicht-Selbst, diese Klarheit wahr ? Ich kenne jemanden der würde jetzt sagen es wird gespiegelt. Aber von welchem Spiegel ? Ist hier dieses torlose Tor, durch das man nicht schreiten kann ?


    Gruss Bakram

  • aber im ernst: kann mir jemand erklären wieso die entfernung des wiedergeburtsgedankens die lehre beschädigt?


    davon abgesehen ist es schon eigentlich folgender punkt der mich skeptisch macht:


    1) Wiedergeburt widerspricht den Konzepten von anatta (Nicht-Selbst) und anicca (Nicht-Dauer). Der Buddhismus negiert ein dauerhaftes, substantielles Ich. Wiedergeburt aber setzt Dauer und Beständigkeit voraus. Da es nichts Beständiges gibt, alles immer im Fluß ist, gibt es nichts, was wiedergeboren werden könnte. (zitat onda)


    lg zenbo

  • zenbo:

    aber im ernst: kann mir jemand erklären wieso die entfernung des wiedergeburtsgedankens die lehre beschädigt?
    davon abgesehen ist es schon eigentlich folgender punkt der mich skeptisch macht:
    1) Wiedergeburt widerspricht den Konzepten von anatta (Nicht-Selbst) und anicca (Nicht-Dauer). Der Buddhismus negiert ein dauerhaftes, substantielles Ich. Wiedergeburt aber setzt Dauer und Beständigkeit voraus. Da es nichts Beständiges gibt, alles immer im Fluß ist, gibt es nichts, was wiedergeboren werden könnte. (zitat onda) lg zenbo


    Eine weit verbreitet aber falsche Vorstellung.
    Wenn es so wäre, wärst du heute jemand anderes als gestern.
    Zwischen gestern und heute bestünde kein Zusammenhang
    deiner Taten und deren Wirkungen. Wiedergeburt setzt Unbeständigkeit
    voraus. Wiedergeburt bedeutet nicht Unveränderlichkeit. Das
    wäre ein falschen Verständnis von Wiedergeburt. Die Kräfte von denen
    dein Leben abhängen wirken immer weiter fort auch wenn sie sich
    in ihrer Qualität verändern. Sie sind es auch die zu deiner Geburt
    geführt haben und sie werden es solange weiter tun, bis sie zur
    Erlöschung gekommen sind. Das nennt man Wiedergeburt. Es handelt
    sich um Kräfte, nicht um Substanzen. Die Kräfte führen zu ihrer
    Wiedergeburt bzw. Weiterbestehen. Form und Kräfte erscheinen
    bei der Wiedergeburt als Mensch in der Struktur der sechs Bereiche
    der Aktivität. (paticca-sam-uppāda) Dieser Lebenswille verändern
    sich durch Vernichtung des Körpers nicht.


  • dem widerspreche ich nicht, aber was ich nicht begreife ist, was ist daran so wichtig?


    lg zenbo

  • zenbo:


    ...
    auch der gedanke an eine unpersöhnliche wiedergeburt ist überflüssig, ganz einfach weil gute taten nicht einfach zu einer besseren welt führen, beispiele: jesus war bestimmt kein schlechter mensch, doch zu was für einem masaker hat seine lehre geführt? die beiden weltkriege waren die grössten katastrophen der menschheit, doch gelangte europa nur durch die einsicht das es so nicht geht zum frieden. was da in zukunft wie weiterwirkt kann niemand beurteilen.


    Ja, zenbo, Du hast auch dazu Stellung genommen. Jedoch sehe ich die Wiedergeburt nicht als etwas, das Gutes in die Welt bringt, sondern Gier, Hass und Verblendung werden wiedergeboren. Also genau das, was Du oben beschreibst.
    Damit hatte weder Jesus etwas zu tun noch sonst ein anderer "guter Mensch". Es war auch nicht seine Lehre, die dazu geführt hat, sondern Machthaber und Klerus, die sich diese aus politischen Gründen einverleibt haben, um weiterhin Menschen unterdrücken zu können.
    Ganz im Gegensatz zu der Lehre Buddhas, oder?
    _()_ Monika