Achtsamkeit im Alltag

  • Hallo liebe Forenmitglieder,


    ich habe schon vor einiger Zeit (Jahren) mal versucht, Achtsamkeit im Alltag umzusetzen, indem ich mir stets bewußt mache, was ich gerade mache. In letzter Zeit habe ich es wieder mal versucht und probiere es weiterhin, reibe mir aber an den gleichen spitzen Felsenkanten den Hintern auf, wie damals.


    1. Ein ganz böses Ding ist da der Computer :-). Ich muss bisweilen am Computer arbeiten. Da geht einfach nichts dran vorbei. Aber dabei bewußt zu bleiben, ist extrem schwierig, finde ich. Wenn man erstmal anfängt, wild zu klicken und in rasender Geschwindigkeit Dinge in die Tastatur zu hacken, dann verliert man meist jegliches Bewußtsein. So geht es mir wenigstens. Die Maus extra langsamer zu führen und die Buchstaben auf der Tastatur langsam und bewußt zu drücken, macht aus 1er Stunde Arbeit schnell 2.


    2. Manchmal hab ich einen Tag, da stehe ich einfach auf, und bin den ganzen Tag in einer Art Dämmerzustand (z.B. an einem Sonntag wo ich nicht außer Haus gehe und in der Nacht zu wenig geschlafen habe). In den nächsten Tagen (Mo bis Mi) muss ich mir dann langsam wieder "Bewußtsein zurückerkämpfen".


    Naja, das Hauptproblem ist im Moment der Computer. Ich brauche 2-3x so lang um einen Satz "langsam, bewußt" zu tippen, im Vergleich zum schnellen Schreiben, wie es meine Finger können. Auch das Netz, wo jede Information nur einen Klick entfernt ist, man klickt hier, dann da, und ist plötzlich ganz woanders, ohne sich dessen bewußt zu sein, wie man hergekommen ist.


    Wie handhabt ihr das mit dem Computer? Habt ihr für euch persönlich Lösungen in diesem Bereich gefunden?

  • Hi buddhassohn,
    ich hacke heute drauflos, allerdings erst nachdem ich genau reflektiert, richtig gelesen und nochmal geschaut habe.
    Ich bin auch eine ganz Schnelle und hab mir das bereits vor 20 Jahren im Büro abzugewöhnen versucht, weil ich durch viele Fehler aufmerksam wurde, dass ich beim langsameren, achtsameren Arbeiten - nicht nur am Computer, sondern auch beim Autofahren - viel effektiver, fehlerfreier und mit immer größerer Achtsamkeit "vorankomme".


    Dass Du Deinen Sonntag im Dämmerzustand verbringst, weil die Nacht zu lang war, hat vermutlich mit Deinem Alter zu tun. Auf jeden Fall wäre das einer Über-Denkung würdig, wenn Dir so viele Tage verloren gehen ;) .
    Achtsamkeit heißt für mich vor allem, sich ständig dessen bewusst zu werden, was mich bewegt, was ich fühle, was ich denke und wie ich handle, nachdem ich Erkenntnisse gewonnen habe. Erkenntnisse und Einsichten, die nicht in Handeln umgesetzt werden, gehen wieder den Bach hinunter.


    Viel Erfolg aber weiterhin bei Deiner Achtsamkeit im All-Tag.
    _()_ Monika

  • Hallo buddhassohn,


    wenn der PC bei mir auf der Arbeit mal wieder nicht so möchte wie mein Ego es möchte, versuche ich mir vorzustellen, dass Menschen diesen PC programmiert haben. Der PC arbeitet also nicht deshalb so langsam, weil der PC mein Ego ärgern möchte sondern weil Menschen, die mal gut, mal weniger gut gelaunt waren, die PC Software programmiert haben.
    Ich versuche mir vorzustellen, dass es nichts nützen würde, wenn meine Finger am PC schneller über die Tastatur fliegen würden als der PC erlaubt ;)


    Sind die Finger zu schnell provoziert man evtl. den Absturz eines Programmes oder es erscheint die allseits beliebte Sanduhr. Manchmal fährt die EDV Abteilung während der Arbeitszeit ein Update hoch auf sämtliche PCs in der Firma.
    Dann kann es schon mal passieren, dass die Eingabe eines Buchstaben (einer Zahl) erst nach 10 Sekunden auf dem Bildschirm sichtbar wird. Da kann man sich nun darüber ärgern oder man kann es bleiben lassen.


    Liebe Grüße
    Matthias

  • Ich denke manche Dinge können (sollten) ruhig unbewusst ablaufen. Besonders halbautomatische Prozesse werden vom Hirn einfach abgespult, ohne das man sich dessen bewusst sein muss.


    Schönes Beispiel: Fahrradfahren. Niemand stellt in der Kurve bewusst einen bestimmten Lagewinkel ein, welcher bedingt durch die newtonschen Axiome zu einer Summe von resultierenden Kraftvektoren führt, die man dann sorgfältig berechnet. Selbst der übelste Nerd fährt einfach intuitiv vor sich hin und lässt unbewusste Prozesse die Arbeit tun.


    Der Mensch hat immer nur eine gewisse Kapazität für Konzentration übrig. Daher ist es wichtig wie man seine Aufmerksamkeit verteilt. Es macht sicher keinen Sinn sich ständig auf Details zu konzentrieren. Das Ticken der Uhr, das Rascheln vom Papier, Das Brummen von einem entfernt vorbei fahrenden PKW... Es gibt unzählige Einflüsse.


    Wenn ich einen Text in den PC tippen will, dann lasse ich meine unbewusst funktionierenden Tip-Funktionen einfach abspulen. Es macht keinen Sinn sich jede Taste bewusst zu machen. Völlig sinnfreie Verschwendung von Aufmerksamkeit.

  • Erdmaus:


    ...
    Wenn ich einen Text in den PC tippen will, dann lasse ich meine unbewusst funktionierenden Tip-Funktionen einfach abspulen. Es macht keinen Sinn sich jede Taste bewusst zu machen. Völlig sinnfreie Verschwendung von Aufmerksamkeit.



    Wer "blindtippen" gelernt hat, kann sowieso nicht genau sagen, wo die Buchstaben liegen. Jedenfalls dauert es ne Weile, ehe ich sie zusammengefunden habe - ich muss die Finger dann wenigstens im Geiste bewegen.
    Eine gute Einrichtung unseres Körper-Geist-Systems.


    Mein Mann wundert sich immer, dass ich wie ein Maschinengewehr schreibe und plötzlich schon wieder auf dem Sofa liege, scheinbar ohne merkbare Unterbrechung. :lol:

  • Während des Tippens am Computer kann ich mich (da ich auch "blind" schreibe), schlecht auf jeden einzelnen Anschlag konzentrieren (ich würde mich dann viel öfter vertippen!). Was ich allerdings jetzt verstärkt übe, ist, regelmäßig Pausen zwischen einzelnen Arbeitsgängen einzulegen (z.B. Atemmeditation/lesen im Buddhaland :D ). Danach versuche ich wieder achtsam meine nächste Aufgabe in Angriff zu nehmen (allerdings auf den Inhalt bezogen, nicht auf das Tippen).


    Eine andere Baustelle ist bei aber sicherlich -auf den Computer bezogen- das Lesen im Internet (gerade wenn man von einer Verlinkung zur nächsten gelangt und soviele interessante Dinge findet...). Ich merke, dass ich hier oft das achtsame Lesen verlasse und die Zeit dann wie im Flug vergeht. Hier bin ich dabei, mir auch noch "Pausenideen" zu überlegen (z.B. sobald ich von einem Thema zum nächsten "klicke".)


    LG peema

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  • Nicht mal unbedingt so OT :badgrin:


    Ich denke, dass Achtsamkeit in den Gedanken stattfinden soll nicht in den Taten. Die Gedanken gehen den Taten voraus, Taten entstehen bedingt aus den Gedanken.


    Aus diesem Grund achte ich, wenn ich durchs Dorf gehe nicht auf meine Schritte, sondern auf meine Gedanken, die die Schritte lenken. ich achte darauf woher meine Gedanken kommen und wohin meine Gedanken gehen. Die Füsse oder die Finger folgen automatisch den Gedanken nach.
    Ob ich die Maus langsam oder schnell und in welche Richtung bewege haben die Gedanken längst entschieden, wenn der Impuls bei den Muskeln ankommt.


    Aus diesem Grund lehne ich auch ritualisierte Bewegungen und strikte Verhaltensregeln ab. Automatismen sind zwar bequem und vermitteln dem Ego Sicherheit, es verhindert aber das üben geistiger Achtsamkeit.
    Auch Schwimmflügel sind bequem. Man kann damit den Kopf über Wasser halten, schwimmen lernt man aber nicht.


    Gruss Bakram

  • Bakram:

    Ich denke, dass Achtsamkeit in den Gedanken stattfinden soll nicht in den Taten. Die Gedanken gehen den Taten voraus, Taten entstehen bedingt aus den Gedanken.
    Aus diesem Grund achte ich, wenn ich durchs Dorf gehe nicht auf meine Schritte, sondern auf meine Gedanken, die die Schritte lenken. ich achte darauf woher meine Gedanken kommen und wohin meine Gedanken gehen. Die Füsse oder die Finger folgen automatisch den Gedanken nach.
    Ob ich die Maus langsam oder schnell und in welche Richtung bewege haben die Gedanken längst entschieden, wenn der Impuls bei den Muskeln ankommt.
    Aus diesem Grund lehne ich auch ritualisierte Bewegungen und strikte Verhaltensregeln ab. Automatismen sind zwar bequem und vermitteln dem Ego Sicherheit, es verhindert aber das üben geistiger Achtsamkeit. Auch Schwimmflügel sind bequem. Man kann damit den Kopf über Wasser halten, schwimmen lernt man aber nicht. Gruss Bakram


    Man kann sich aber auch viele Gedanken sparen und es so
    machen wie der Buddha es beschreibt wie auch beim Ein- und Ausatmen auch.

  • Ganz ehrlich: Internet vereinnahmt den Geist völlig, darum ist es auch so beliebt.
    Es gibt da keine Kunstgriffe. Man sollte seine Umgebung so reiz-arm wie nur möglich halten.

  • Onyx9:

    Man sollte seine Umgebung so reiz-arm wie nur möglich halten.


    Degeneration wäre das Ende, wenn "so reiz-arm wie nur möglich" nicht geschickt angestellt wird.
    Meine Katze schläft so 20 Stunden am Tag während des Winters. Von Erleuchtung oder spirituellen Vorschritt habe ich noch nichts gemerkt. Vielleicht weil ich keine 20 Stunden am Tag schlafe? ;)


    _()_

  • Also wenn ich mich nicht gerade mal gehen lasse, läuft das bei mir so ab:


    Wenn etwas Wichtiges zu tun ist oder wenn es angebracht erscheint, konzentriere ich mich auf die Handlung, und bemühe mich alle Assoziationen, Gedanken, Gefühle und Wünsche die nicht direkt damit zu tun haben und währendessen im Geist auftauchen nicht zu beachten, dann verschwinden sie gleich wieder und die Aufmerksamkeit bleibt auf die Handlung gerichtet. Das Hier und Jetzt tritt hervor.


    Wenn eine Handlung keine besondere Konzentration erfordert, etwa man geht auf der Strasse oder wartet auf den Bus, dann richte ich öfter die Aufmerksamkeit auch darauf was im Geist vor sich geht, kehre also immer wieder zur Selbstbeobachtung zurück oder integriere sie in die Wahrnehmung der Umwelt, sodass ich mit den Bewegungen der Aussenwelt zugleich die Bewegungen der Innenwelt wahrnehme. Dadurch lerne ich die Funktionen des Geistes kennen, etwa wie Sinneswahrnehmungen Assoziationen auslösen und die ganze Kette von Begehren, Gefühlen und Gedanken abläuft.


    Computer und Internet sind wahrlich gefährliche Dinge: Man sitzt vor dem Bildschirm, vergisst die übrige Welt und verliert sich sehr leicht. Alle Informationen und Vergnügungen sind auf Knopfdruck erhältlich, man erlebt alles im Geist ohne sich mit der ganzen Person involvieren zu müssen, da wird man zum bequemen Konsumenten, wie es auch beim Fernsehen der Fall ist, und vernachlässigt die Selbstdisziplin.


    Letztlich ist es aber so wie immer im Leben: Je mehr die Vernunft ignoriert wird, desto mehr Leid zieht man an. Je mehr man sich im Allgemeinen um Bewusstsheit, Achtsamkeit und Meditationspraxis bemüht, desto vernünftiger wird auch der Umgang mit dem Computer.
    Beim Schreiben in Foren und in der Korrespondenz kann man eigentlich gut das Ordnen der Gedanken und geistige Durchdringen von Problemen üben, das Betrachten und Erwägen und das Erkennen von Zusammenhängen. da nehme ich mir schon gerne Zeit dazu anstatt schnell etwas hinzuhudeln ohne vorher gründlich nachzudenken.


    mukti

  • buddhassohn:

    Aber dabei bewußt zu bleiben, ist extrem schwierig, finde ich. Wenn man erstmal anfängt, wild zu klicken und in rasender Geschwindigkeit Dinge in die Tastatur zu hacken, dann verliert man meist jegliches Bewußtsein.


    Das liegt nicht am Computer sondern an deiner Routine mit der Arbeit am Computer. Davon betroffen sind im Grunde alle Bildschirmarbeiter, egal ob sie langsam und anspruchslose Arbeit verrichten oder extrem schnell und anspruchsvoll arbeiten. Dennoch kann es vorkommen, dass man relativ komplizierte Arbeit so automatisiert abarbeitet - so merkt man eben auch, dass man nicht ohne Bewusstsein - sondern nur ohne Aufmerksamkeit arbeitet. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Automatisierungszustand gleichzeitig mit der Arbeitsunzufriedenheit steigt. Denn ob ich nichts mache, oder nebenbei etwas anspruchsvolles, ist, wenn ich Abends nach Hause fahre doch ein ähnliche Gefühl? Es wird sogar noch schlimmer, wenn man von Kollegen für seine Arbeit gelobt wird, aber dies selber garnicht mehr so als Leistung ansieht.
    Die Aufmerksamkeit zurückgewinnen ist schwierig, denn warum sollte man Routinearbeit viel Aufmerksamkeit schenken? ;)
    Oft bin ich so kraftlos, da frage ich mich eh, warum soll ich die Aufmerksamkeit trainieren und nicht einfach den Tag zuende laufen lassen... Da ich eben wegen der gleichen Problematik extrem effizient arbeite, erlaube ich mir Auszeiten zu nehme um diese geistesabwesenden Zeiten zu unterbrechen. Ein Brötchen holen dabei Aufmerksam sein, wieder arbeiten, dann Brötchen essen... auch dabei aufmerksam sein. Dann arbeiten... Tee holen... Tee trinken und draußen das Wetter beobachten.. usw. man sollte ja eh den Bildschirm nach einer Stunde mal verlassen. Ich denke das ist ein langer Prozess, man muss jeden Tag etwas arbeiten und es wird nur langsam besser.
    Das andere Thema mit dem Internet, Informationsüberflutung, das kann man natürlich am besten über die Zeit steuern. Den PC so ausmachen, dass man mindestens noch eine Stunde vor dem schlafengehen "ruhe" hat. Eventuell auch hier ein Leseritual einführen. Oder man sagt dass man nach der Arbeit sich nicht direkt an den PC setzt usw. Wenn ich durch das Internet surfe und interessante Links finde speicher ich mir die auch oft nur. Dann hat man erstmal sein Giergefühl befriedigt.. und alle paar Wochen schaue ich da mal durch, klicke eine Seite an, lese, lösche.. so komme ich ganz gut zurrecht. Ich habe auch eine Datei mit nahezu allen Accounts, die ich hin und wieder aufräume. Frag dich auch was dir soziale Netzwerke bringen, hat dir der Kontakt zu alten Schulfreunden wirklich was gebracht? Eine nette Frau kennengelernt? Einen Freizeitpartner? Oder 1-2 Jahre nur immer reingeguckt, belangloses Zeug ausgetauscht? Ich habe mich bei vielen Seiten abgemeldet, weil es eben wirklich weder etwas bringt, noch Spaß macht. Wenn ich schon sehe was die Jugend da so alles "twittert", unglaublich... beim Fernsehen halt unbedingt das zappen vermeiden, denn egal wie niveaulos die Sendungen sind, bei irgendwas bleibt man immer hängen.
    Auf dem Arbeitsweg sollte man auch die Unterhaltung optimieren. Radio besteht heutzutage auch zu 3/4 aus Werbung. Nehm dir mal vor bei der Werbung sofort den Sender zu wechseln, schafft man nicht. es gibt einen Stausender, da werden rund um die Uhr die Staus durchgegeben, der Autobahnnummer aufsteigend A1 A2... A5, mist wieder bei der A3 nicht zugehört ;)
    Trainieren kann man fast immer und überall, aber wenn der Spaß fehlt, eben nicht. Hast du ein Handy mit Intervallwecker? Lass es alle 3 Stunden piepsen und versuche dann alles sehr aufmerksam wahrzunehmen, Gefühle, Gerüche, Empfindungen, Geräusche... reduziere das Intervall von Tag zu Tag.
    Habe auch ein schönes Buddha Buch mit Übungen, z.B. Morgens nicht sofort aufstehen, sondern erstmal zu sich finden, über die Nacht nachdenken, die Körperstellen einzelnd aktivieren. Kannst du das oder bist du direkt im Alltagsstrudel? Früh los sonst Berufsverkehr, früh anfangen sonst länger da blieben... Abends auch ruhig mal den Tag resumieren und zwar rückwärts :)
    Naja ich habe viel zu viel geschrieben ;)