Meditieren

  • Hallo,


    ich habe mal wieder eine Frage, und zwar mach ich bei der Meditation etwas falsch? Denn ich gerate dabei immer in eine Art Halbschlaf, wo ich gerade noch vor dem vollem Einschlafen aufschrecke oder ich versuche mich wachzuhalten. Ich meditiere täglich im sitzen, im liegen würde ich sofort einschlafen. Es ist auch unabhängig von der Tageszeit oder der Stimmung. Meditieren - gleich Einschlafen. Kennt das jemand von euch? So komme ich jedenfalls nicht weiter mit der liebenden Güte und üb erhaupt. :cry:


    Liebe Grüße
    Anna

  • Versuchs doch mal mit dem Atem. Solange die Konzentration auf den Atem da ist, schläfst du warscheinlich auch nicht ein. Das einschlafen passiert ja erst wenn man die Konzentration bzw Achtsamkeit verliert. Und wenn du wirklich müde ist, naja, dann wirds halt Zeit zum schlafen ;).

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • anna:

    Vonwegen :) , mit dem Atmen und Zählen klappt es auch nicht. Selbst da droht das Einschlafen. Ich versteh das nicht.


    Wie wäre es mit Gehmeditation? Das wird auch von Mönchen praktiziert. Eventuell wäre es mal einen Versuch wert.


    lg
    maus

  • Erdmaus:
    anna:

    Vonwegen :) , mit dem Atmen und Zählen klappt es auch nicht. Selbst da droht das Einschlafen. Ich versteh das nicht.


    Wie wäre es mit Gehmeditation? Das wird auch von Mönchen praktiziert. Eventuell wäre es mal einen Versuch wert.


    lg
    maus

    Willst du das die arme umkippt, während sie gehend einschläft? :grinsen:


    Im Ernst: Sehr gute Idee!

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Hallo Anna,
    Hast du schonmal mit offenen Augen meditiert?
    Die Gefahr einzunicken ist da geringer.
    Charlie

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • anna:

    Hallo,
    ich habe mal wieder eine Frage, und zwar mach ich bei der Meditation etwas falsch? Denn ich gerate dabei immer in eine Art Halbschlaf, wo ich gerade noch vor dem vollem Einschlafen aufschrecke oder ich versuche mich wachzuhalten. Ich meditiere täglich im sitzen, im liegen würde ich sofort einschlafen. Es ist auch unabhängig von der Tageszeit oder der Stimmung. Meditieren - gleich Einschlafen. Kennt das jemand von euch? So komme ich jedenfalls nicht weiter mit der liebenden Güte und üb erhaupt. :cry:


    Letztens hattest Du noch gesschrieben, daß Du Dich für Zen interessierst - jetzt hört sich das so an, als würdest Du was anderes machen ("liebende Güte").
    Ich antworte jetzt aber aus dem Zen-Blickwinkel:


    • Du muß überhaupt nicht irgendwo "hinkommen".
    • Obgleich Zazen einfach nur Sitzen ist und nichts anderes, also nicht schlafen, tritts Du Dir dort (so oder so) gegenüber; Du siehst, was Du da bist - z.B. schläfrig. Das zu erkennen, ist doch schon mal was. Du kannst das nicht "wegmeditieren", weder mit oder zu "liebender Güte", solltest Du auch nicht, sondern erst mal akzeptieren - das ist der erste Schritt, etwas zu ändern.
    • Geist-Körper bilden immer eine Einheit, z.B. ist der Körper schlaff, ist es auch der Geist, vice versa. Deshalb ist es auch ein untaugliches Rezept, Geist nur mit Geist anzugehen.


    Noch einmal ein paar Sachen, die einfach zu machen sind:


    • Halte die Augen (halb)geöffnet, Blick ca 1m vor Dir auf den Boden gerichtet.
    • Halte den Oberkörper aufrecht - Du merkst eigentlich instantan, wenn der Körper wieder zusammensinkt, dann sofort korrigieren.
      Schultern aber nicht "merkelmäßig" nach oben angespannt, sondern fallen lassen, die Hüfte minimal nach vorn gekippt.



      Du siehst auch auf diesem Bild, daß sich die Knie unterhalb der Hüfte in den Boden stemmen, falls Du kein Zafu hast, nimm ne zusammengelegte Decke unter den Hintern.
      Also bitte keinen "Schneidersitz" sondern mindestens "burmesisch" - schafft man auch völlig ungeübt.

    • Halte die Daumen waagerecht, gehen sie nach oben, ist zu viel Spannung im Körper, gehen sie nach unten, zuwenig.


    Richte Deine Aufmerksamkeit nicht auf Einzelheiten (auch nicht aufs Atmen, sondern versuch den ganzen Körper gleichzeitig im Blick zu behalten.
    Also wenn Du das alles machst, solltest Du nicht einschlafen, wenn doch, weißt Du jetzt auch den Grund: Du hast auf diese Dinge nicht geachtet.
    Was kein Grund zur Beunruhigung ist, sondern nur Anlaß zur Wiederholung. Der Körper lernt das einfach mit der Zeit, dann macht er es alleine, ohne daß Du ihm jede Einzelheit befehlen mußt - und so ist dann auch Dein Geist.


    Wie lange sitzt Du i.d.R?


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  • wenn der geist ruhig wird und die denktätigkeit runterfährt, wird er schläfrig.
    darum musst du dann zur beobachtung wechseln um eine gewisse spannung wieder herzustellen.
    wenn das nicht ( mehr ) hilft musst du aufstehen und achtsam tun, gehen usw.


    beobachten heißt körper-empfindungen, gefühle, fantasien usw. usw. wahrnehmen


    dadurch kommt der geist dann wieder nach einer weile zur zerstreutheit


    wenn du das beobachtest wechselst du wieder zur atembetrachtung, zum zählen, mantra ect.


    immer abwechselnd je nach zustand: bei zerstreutheit - straffe konzentration auf ein objekt
    bei schläfrigkeit - beobachten der geistestätigkeiten


    bei zerstreutheit das bewusstsein ins hara verlagern - oder allgemein nach "unten"
    bei müdigkeit zur nase, atem, zwischen die augen - nach "oben"

  • Nur um nochmals Mißverständnissen vorzubeugen:
    Zazen ist keine Beschäftigung, keine Abfolge zwischen Konzentrationen auf verschiedene Sachen und Betrachtungen, aufs Atmen, Hara, Ruhe, Aufmerksamkeit usw.; "Ruhe" und Aufmerksamkeit sind hier keine Gegensätze - bei anderen Übungen anderer Traditionen kann das natürlich anders sein.
    Also der Witz besteht darin, es erst überhaupt nicht zur Schläfrigkeit oder Aufgeregtheit kommen zu lassen. Wenn man anfangs aufgeregt ist, hilft natürlich anfangs - als Neuling im Zazen und in der ersten Minute, sich auf den Atem zu konzentrieren. Genau so gut kann man sich aber auch auf den ganzen Körper konzentrieren oder sogar auf "Alles" - weil beim Sitzen Körper, Zazu, Zabuton, die Luft, Geräusche usw nicht getrennt sind .
    Richtet man seinen Körper wie oben beschrieben in einer bestimmten Weise aus, dann ist er ein viel feineres "Meßinstrument" als der Geist.
    Bevor der Geist sich seines schläfrigen Zustandes überhaupt bewußt werden kann, signalisiert der Körper durch minimales Erschlaffung des Rückens oder minimales Absinken der Daumen, Absenken des Kinns usw, daß was nicht in Ordnung ist.
    Korrigiert man das sofort - für einen äußeren Beobachter ist das nur mit sehr großer Erfahrung sichtbar - gibts auch keine Probleme, sprich, man muß nicht zwischen Konzentrationen auf unterschiedliche Sachen wechseln.
    Nach einer Weile funktioniert das vollkommen autonom. Diese "Weile" kann aber auch ganz schön lange dauern, weil man sich hier als Neuling ja immer auf bestimmte Zeitabschnitte einstellt. Also erst 5, dann 10, dann 20 min, viele lassen es dann aber auch dabei. Denn man merkt, daß jede weiteren 5 Minuten ein völlig neues Ding sind. Na gut, das sprengt jetzt den Rahmen der Frage.


    _()_

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  • auch ich hatte am Anfang immer Probleme mit dem Augenaufhalten. Sobald ich früh morgens wach wurde und ich anfing zu meditieren, fielen mir vor Müdigkeit die Augen zu. Inzwischen hat sich der Körper an das Aufstehen und Meditieren gewöhnt, so dass es immer leichter fällt, sich dem Zazen voll und ganz zu widmen.
    Und wenn doch mal die Augen für einen Augenblick zufallen sollten, nicht darüber nachdenken, sondern sich auf seinen Körper und Atem konzentrieren und alles so sein lassen wie es ist.
    Was mir selber noch Probleme bereitet ist der Kreislauf. Ich merke es schon wenn ich wach werde. Obwohl ich langsam aufstehe wird es mir manchmal (1-3 im Monat) sehr schwindlig, bekomme Schweissausbrüche und es wird mir schwarz vor Augen. Ich will mir da keine Gedanken machen und doch ist da ein gewisses Unbehagen.

  • Nikita:

    Was mir selber noch Probleme bereitet ist der Kreislauf. Ich merke es schon wenn ich wach werde. Obwohl ich langsam aufstehe wird es mir manchmal (1-3 im Monat) sehr schwindlig, bekomme Schweissausbrüche und es wird mir schwarz vor Augen. Ich will mir da keine Gedanken machen ...


    Solltest Du aber. Möglicherweise ist Deine sonstige körperliche Aktivität nicht besonders stark oder unausgewogen, sprich, Kreislauf ist nicht trainiert, oder es liegt eine unentdeckte krankheitsbedingte Insuffizienz vor.
    Also mal zum Arzt, falls da nix ist, Kreislauftraining. Ich mach morgens zuerst immer die 108 Niederwerfungen aus dem koreanischen Zen (Anleitung im Internet), 20 min Kniebeugen, Liegestütze, push-ups usw sollten es aber auch tun.


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  • Hallo,
    ganz vielen Dank für die vielen und interessanten Antworten. Also, ob ich die Augen auf oder zu habe ist egal, Schlaf kommt trotzdem. Mit der liebevollen Güte und der Atembeobachtung habe ich versucht dies aufzuhalten. Klappt also auch nicht.
    Was ich versuchen werde und bisher immer vermieden habe, ist die Sitzhaltung zu korrigieren. Dachte genau dies sollte man ja nicht, die Haltung verändern. Denn ich sacke immer zusammen und entweder habe ich den Kopf dann nach unten oder total überstreckt nach hinten. Die Daumen bleiben dann natürlich auch nicht mehr zusammen. Ich meditiere zwischen 30 und 45 Minuten. Bin nach wie vor, mehr an Zen interessiert. Gehe allerdings wie vorab mal erwähnt, in ein buddhistisches Zentrum. Dort wird kein Zen praktiziert, aber ich fühle mich dort wohl und mache die dortige Meditationsart mit, natürlich mit dem gleichen Ergebnis.
    Ist schon merkwürdig, andere wären froh schlafen zu können. Übrigens, morgens direkt nach dem Aufstehen, habe ich aufgegeben zu meditieren. Finde ich schade, wäre ein sehr schöner Tagesbeginn.
    Übrigens, meine körperliche Verfassung bzw. mein Kreislauf kommen auch nicht infrage, vonwegen untrainierter Kreislauf, ich mache Langstreckrenlauf und Krafttraining. Aber nicht übertrieben, daran kann es auch nicht liegen.
    So, nochmals vielen Danke und viele 'Grüße
    Anna :D

  • anna:

    Dachte genau dies sollte man ja nicht, die Haltung verändern. Denn ich sacke immer zusammen und entweder habe ich den Kopf dann nach unten oder total überstreckt nach hinten.


    Wenn Du zusammensackst oder überstreckt bist, hattest Du ja schon die Haltung verändert.
    Man sollte gleich von Anfang an sich die Zeit nehmen, die Haltung wie oben beschrieben sorgfältig einzunehmen ... Besonders die Hüftstellung durch anfängliches Pendeln einstellen. Dauert auch ne Weile dafür ein Gefühl zu bekommen .... und dann nicht mehr zu verändern. Erst kein Zusammensacken oder Überstrecken oder, auch beliebt, "Kippen nach Hinten", zulassen.
    Wenn Du ganz beim Körper bist, reagierst Du nicht erst bei Veränderung der Haltung, sondern schon bei Änderung der Spannung.


    anna:

    Ich meditiere zwischen 30 und 45 Minuten.


    Wenn Du das alleine machst, ist das ist für den Anfang ganz schön viel. Eventuell erst mal n Schritt zurückgehen.
    Oder - ich weiß nicht, wie Du sitzt - falls Burmesisch, dann versuchen in den Viertel- oder Halblotus zu wechseln - also auch mal mit n bissel Schmerz zu leben - vergeht ja wieder.
    Aber bitte kein Knie irgendwo in der Luft hängen lassen :)


    _()_

  • Liebe Anna


    Das mag nun vielleicht etwas provozierend klingen, ist aber durchaus ernst gemeint:


    Ich kann Dich verstehen. Wenn ich jeden Tag in liebender Güte sitzen würde, würde ich auch einschlafen.


    Wenn es Dir gelungen ist liebende Güte zu erfahren, weisst Du ja wie es geht. Du kannst nun andere Gefühle bewusst erfahren und auch etwas herum experimentieren.


    Wie fühlt sich hassender Neid an ? wie Mitgefühl ? Mitleid ? Angst ? Stolz ? etc.


    Wie entsteht Angst ? Wie entsteht Stolz ? Plötzlich kannst Du bedingtes Entstehen am eigenen Leib erfahren. So geht es weiter und weiter....


    Wichtig ist, dass Du nicht denkst sondern "nur" deine Gefühle betrachtest. Irgendwann wirst du realisieren: Hier ist Gefühl und hier ist Betrachter, Du fragst Dich wer bin ich ? Gefühl oder Betrachter ? Und schon bist Du mitten auf dem Weg in Richtung Atta und Anatta bzw. Erleuchtung.


    so schläfts Du sicher nicht mehr ein :)


    Gruss Bakram