Was können die Schulen voneinander lernen?

  • Ich denke, dass es Laien und Laien gibt. Und letztlich kommt es auch auf den Meister oder die Meisterin an, die das Wissen vermittelt.
    Natürlich unbeachtet dessen, dass ein Ordinierter ein ganz anderes Wissensspektrum oder Erfahrung aufweist. Doch was lernen wir denn?
    Primär lernen wir erst einmal die Hintergründe, den Kern kennen, dann versuchen wir mit Meditation uns auf den richtigen Weg zu machen und dann vielleicht irgendwann erfahren wir die Erleuchtung, wenn wir sie denn wollen. Aber auf dem Weg dorthin, spricht doch eigentlich nichts dagegen, wenn man andere auf diesen Weg mitnimmt. Ich sehe da nichts Verwerfliches.


    LG


    Tom

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    Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
    stets kannst du im Heute von neuem beginnen

  • Ich will jetzt auch nicht in den umgekehrten Fehler verfallen und Ordinierten-Bashing betreiben - gerade einige Westler, die erst als Erwachsene ihre Ordination empfingen, haben es hervorragend geschafft, beide Welten miteinander zu verbinden, eben weil sie beide Welten kannten. Aber ich kenne auch aus eigener Erfahrung die (vermutlich größere) Gruppe von Ordinierten, die ihr ganzes bisheriges Leben in einem Kloster in Südostasien verbracht haben und die nun hier (mehr oder weniger freiwillig) den Spagat machen müssen, einerseits ihren Landsleuten, die es nach Deutschland verschlagen hat, so eine Art Heimatersatz zu liefern, als auch Westler zu unterweisen, deren Gesellschaft und Probleme sie bestenfalls aus Büchern kennen.

  • Ich kenne zwei Psychologen, die geben jeweils viele Kurse und Vorträge im tibetischen Buddhismus.
    Der eine ist Ordinierter - seit zwei Jahren. Er vergleicht sich immer bescheiden mit den kleinen Kindern in Tibet, die da auch als Ordinierte seit zwei Jahren erst zur Schule gehen.


    Der andere war mal Ordinierter, nun nicht mehr, hat jahrelange Erfahrung aus dem Orden, aus seinem Beruf, als direkter Übersetzer hochrangiger Lamas...
    Der gilt nun als "Laie".


    Hier den einen wegen der Robe für kompetenter zu halten als den anderen, ist doch... :(

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Charlie:
    Mirco:

    Ich werde es wohl nie verstehen, wie man sich als Laie vor eine Gruppe von Laien setzen kann, um diese zu lehren.


    Sollten in deinen Augen nur Mönche und Nonnen den Buddha-Dharma lehren?


    Das würde vermutlich zu Augenschmerzen führen.


    Meiner Meinung nach sollten nur Arahats lehren. Dann von mir aus auch Laien.


    Gruß :)

  • Oh, ›heilige‹ Prajnaparamita , das hört "einfach" nicht auf mit "Meinungen und Machern" die Dachziegel entrosten um sich vor Wasserschäden zu schützen :idea:


    añjalī अञ्जलि
    Dorje Sema


  • Wer sagt denn das jeder Ordinierte weiter im Fortschritt oder besser im Lehren ist als jeder Laie.
    Dennoch ist die warscheinlichkeit mMn höher. Das liegt doch in der Natur (der Sache).
    Wer "härter" und intensiver an sich Arbeitet, wird warscheinlich auch bessere Früchte tragen daraus. Nicht immer, aber meißtens.


    @LL:
    Beide waren Ordinierte (bzw einer ist es noch) beide haben sich "professionel" mit dem Dhamma beschäftigt.
    Es geht nicht um irgendwelche Titel "Ordinierter" oder "Laie/Amateur", sondern darum wie intensiv man sich beschäftigt.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Dass sich die Vertreter der Schulen nicht auf eine gemeinsame öffentliche Linie einigen konnten
    und so der Buddhismus in Dt. bisher nicht als Körperschaft anerkannt wurde, wodurch es Fördermöglichkeiten
    durch Regierung und EU nicht geben kann, ist so ein bischen bezeichnend für die buddh. Landschaft in DT.
    Als pragmatische Ossi finde ich recht vieles merkwürdig in den Sanghas; Sektiererei, Roben ohne echten Mönchh und Nonne drin,
    Abspalten von der umgebenden Gesellschaft, Vortragsbusiness, Guru-Verehrung, der Ausschluß guter Leute,
    das Hinaufschieben von Eigenbrötlern, das Anbeten von Kultgegenständen, gegenseitiges Kritisieren, respektloser Umgang,
    Lüge, Heuchelei, Misstrauen usw. - Und: kein sozialen, gemeinnützige Räume schaffen.
    In Berlin gibt es einen Big Tempel, der sogar die Gentrifizierung im Kiez mitgestaltet.

  • Onyx9:


    In Berlin gibt es einen Big Tempel, der sogar die Gentrifizierung im Kiez mitgestaltet.


    Warum auch nicht, wo doch Buddhisten im Wesen im allgemeinen Mitglieder der Gentry sind... }:-)


    P.S.: wollte gerade einen Schreibfehler ('...Buddhisten im Wesen...' schrieb ich und meinte '...Buddhisten im Westen...') korrigieren, als ich merkte, dass mein Verschreiber auch so seine Wahrheit hat... :D


  • Ich erkläre mir das so, das der Buddhismus die Menschen mit besonders hohem Leidensdruck anzieht und es dann aber aus Mangel an kompetenten Lehrern nicht zur Auflösung des Leidens kommen kann. Das erkennt aber keiner, weil sich im Exotismus so dermaßen gesult wird, das alles o.k. erscheint. Da es aber nicht zur Leidensauflösung kommt und es nur Unterdrückt wird, sucht es sich, irgentwo muß es ja raus, seinen Weg in 'die Anderen'.


    Gruß :)

  • Axel Benz:
    Onyx9:


    In Berlin gibt es einen Big Tempel, der sogar die Gentrifizierung im Kiez mitgestaltet.


    Warum auch nicht, wo doch Buddhisten im Wesen im allgemeinen Mitglieder der Gentry sind... }:-)


    P.S.: wollte gerade einen Schreibfehler ('...Buddhisten im Wesen...' schrieb ich und meinte '...Buddhisten im Westen...') korrigieren, als ich merkte, dass mein Verschreiber auch so seine Wahrheit hat... :D


    Nun... sie halten sich für "adelig", eben für speziell, und das nur weil sie moralisieren.
    Die finden das gut, wenn das Viertel ohne Typen ist, die da mit der Bierflasche rumstehen;
    natürlich saufen sie heimlich, aber das ist ja nicht korrekt, das muss man ja nicht zeigen.
    Da gehts nur darum: Legimatisierung der Heuchelei, anstatt mal die eigenen Schwächen und die eigenen Leiden anzuerkennen.
    Der westliche Buddhist mag bisweilen und recht häufig sich von Adel fühlen,
    der Buddhismus an sich aber ist von und für jeden. Buddha hatte ganz sicher keine Falschheit und keinen Dünkel an sich.

  • Mirco:


    Ich erkläre mir das so, das der Buddhismus die Menschen mit besonders hohem Leidensdruck anzieht und es dann aber aus Mangel an kompetenten Lehrern nicht zur Auflösung des Leidens kommen kann. Das erkennt aber keiner, weil sich im Exotismus so dermaßen gesult wird, das alles o.k. erscheint. Da es aber nicht zur Leidensauflösung kommt und es nur Unterdrückt wird, sucht es sich, irgentwo muß es ja raus, seinen Weg in 'die Anderen'.


    Gruß :)


    Die haben gute Lehrer, sogar außergewöhnlich explizit wunderbare authentische; die steigen aus der Karosse und geben jedem die Hand,
    dem Pennner, dem Verrückten, der Omi von nebenan. Die hinterlassen inspirierende, untergründige, wundertätige Energien und kleine, aber 100 Prozent weise und wirksame
    Schriften. Sie erkennen sie nicht. Sie hören jede Lehrrrede, aber gehen raus wie sie reingekommen sind. Buddha hat ganz klar gelehrt und diese Meister und Lehrer tun es auch-daran liegt es nicht. Wie könnte man nicht das Misstrauen, die Häme, den Dünkel, den Neid überwinden in den Fußstapfen der Lehre?
    Diese Leute haben eine andere Absicht- und obwohl sie konform buddhhistisch daherkommt, fanden sie einzig nach dem eigenen Glück, nach Erlösung von Hemmnissen, nach dem Buddhatum. Nach Macht. Sie wissen es nicht einmal.

  • Zitat

    Onyx9: Diese Leute haben eine andere Absicht- und obwohl sie konform buddhhistisch daherkommt, fanden sie einzig nach dem eigenen Glück, nach Erlösung von Hemmnissen, nach dem Buddhatum.


    Ob der Pratimoksha//Patimokkha berechtigt ist ? ›Individuelle‹ Befreiung, selbstverständlich, Liebe Onyx :roll::idea:


    añjalī अञ्जलि
    Dorje Sema


  • Ich weiß nicht...als Ossi bin ich in der "Szene" sowieso eine Ausnahme; ich denke und fühle kollektiv.
    Sie mögen das nicht. Die Türen sind zwar offiziell offen, aber sie lassen sich auf die Menschen nicht ein, sondern sich ab.
    Ich glaube, das ist dieses Leistungs,-und Konkurrenzding aus der Kindheit; abhängig von einer abhängigen Mutter und einem abwesenden Vater,
    ohne, dass die Gesellschaft auf die Kinder schaut, sie einbindet. Da ist Angst. Angst die Kontrolle zu verlieren, Angst übervorteilt zu werden,
    Angst, daß andere sie betrügen könnten, gepaart mit unterschwelliger Aggression, Verteidigungshaltung. Ein bisschen Dana hier, ein bischen dort,
    aber nur soviel, wie es nicht "überfordert"; hat man zweimal Klo geputzt, fühlt man sich überfordert, aber nicht wegen der Tätigkeit,
    sondern von dem Gedanken, andere würden das Klo nicht putzen und sie müssten es jetzt dauernd tun, und dem Gedanken, dafür haben sie nicht studiert.
    Und das ist sowieso voran sie sich dauernd festkrallen- der Standesdünkel. Das seltsamste ist, dass sie Hemmnisse als schicksalhafte Fügung "von oben"
    betrachten und Befreiung als karmisches Dopingmittel.
    Ich glaube, es geht seelisch wahnsinnig viel um unanerkannte Einsamkeit und die Wut auf jene, die sie ausgelöst haben.
    Da ist eine innere Tür fest verschlossen und da wird sich reflexhaft an alte seelische Überlebensstrategien gekrallt.
    Da muss man erstmal ran.

  • Also Onyx, Du merkst offensichtlich nicht, was Du da die ganze Zeit tust.
    Lauter Allgemeinplätze, Urteile, Vorurteile, Psychogramme von Leuten, die Du nicht kennst …
    Da sind "Sie" … und Du bist wahrscheinlich gaaaaanz anders, eine der wenigen richtigen Buddhisten.
    Dass Du kollektiv denkst, ist nicht zu überlesen …


    Liebe Grüße
    Doris-Knochensack

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Na ja, als jemand, der ein bisschen beide Welten kennt, ist es mir etwas zu bequem, da jetzt eine Ossi-Wessi-Nummer draus zu machen...
    Ich fand auch dieses oft zwanghafte 'Wir-gegen-die' und die manchmal schon schräge 'kollektive' Identität manchmal nicht so prickelnd. Anflüge von Individualität (und wenn das bloß die Punker-Frisur war) wurden da schonmal gerne als Angriff auf's Kuschel-Kollektiv verstanden und zweimal habe ich auf die Fresse bekommen ausschließlich weil man sich von einem Wessi 'sowas' nicht bieten lassen wollte... :evil:


    Aber schön die Stelle mit dem Klo-Putzen, ja, das kenne ich, auch von mir.

  • Onyx9:
    Mirco:

    Ich erkläre mir das so, das der Buddhismus die Menschen mit besonders hohem Leidensdruck anzieht und es dann aber aus Mangel an kompetenten Lehrern nicht zur Auflösung des Leidens kommen kann. Das erkennt aber keiner, weil sich im Exotismus so dermaßen gesult wird, das alles o.k. erscheint. Da es aber nicht zur Leidensauflösung kommt und es nur Unterdrückt wird, sucht es sich, irgentwo muß es ja raus, seinen Weg in 'die Anderen'.

    Die haben gute Lehrer, sogar außergewöhnlich explizit wunderbare authentische; die steigen aus der Karosse und geben jedem die Hand,
    dem Pennner, dem Verrückten, der Omi von nebenan. Die hinterlassen inspirierende, untergründige, wundertätige Energien und kleine, aber 100 Prozent weise und wirksame Schriften. Sie erkennen sie nicht. Sie hören jede Lehrrrede, aber gehen raus wie sie reingekommen sind. Buddha hat ganz klar gelehrt und diese Meister und Lehrer tun es auch-daran liegt es nicht. Wie könnte man nicht das Misstrauen, die Häme, den Dünkel, den Neid überwinden in den Fußstapfen der Lehre?
    Diese Leute haben eine andere Absicht- und obwohl sie konform buddhhistisch daherkommt, fanden sie einzig nach dem eigenen Glück, nach Erlösung von Hemmnissen, nach dem Buddhatum. Nach Macht. Sie wissen es nicht einmal.


    Deshalb: Wohlwollen -> Erkennen,Verstehen -> Mitgefühl


    Gruß :)

  • Doris Rasevic-Benz:

    Also Onyx, Du merkst offensichtlich nicht, was Du da die ganze Zeit tust.
    Lauter Allgemeinplätze, Urteile, Vorurteile, Psychogramme von Leuten, die Du nicht kennst …
    Da sind "Sie" … und Du bist wahrscheinlich gaaaaanz anders, eine der wenigen richtigen Buddhisten.
    Dass Du kollektiv denkst, ist nicht zu überlesen …


    Liebe Grüße
    Doris-Knochensack


    Ich kenn sie und ich mag sie. Und bin dort ehrenamtlich tätig.
    Ich schreib manchmal so wie s mir in Gedanken ist. Ein Vor-Urteil ist, da Böswilligkeit drin zu sehen.
    Berliner Schnauze mit Herz :grinsen:

  • Axel Benz:

    Na ja, als jemand, der ein bisschen beide Welten kennt, ist es mir etwas zu bequem, da jetzt eine Ossi-Wessi-Nummer draus zu machen...
    Ich fand auch dieses oft zwanghafte 'Wir-gegen-die' und die manchmal schon schräge 'kollektive' Identität manchmal nicht so prickelnd. Anflüge von Individualität (und wenn das bloß die Punker-Frisur war) wurden da schonmal gerne als Angriff auf's Kuschel-Kollektiv verstanden und zweimal habe ich auf die Fresse bekommen ausschließlich weil man sich von einem Wessi 'sowas' nicht bieten lassen wollte... :evil:


    Aber schön die Stelle mit dem Klo-Putzen, ja, das kenne ich, auch von mir.


    Ja, ja, das kenn ich auch. Und ich hab auch nicht vom Osten gesprochen, der hatte und hat auch seine Schattenseiten.
    Ich mach mir lediglich ab und zu Gedanken über Mentalitätsunterscheide, psychologische Hintergründe.
    Das Zentrum ist übrigens von "Westlern" in einem "Ostkiez" gebaut worden. Und ein weiteres Projekt ist im Aufbau.
    Beide leider recht pompös. Vahjahara halt :grinsen:

  • :!:

    Onyx9:

    Sehr nützlich; mit der Orientierung auf Praxis würden sich solche Sektierereien allerdings legen.

    :!:

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • In den vergangenen Jahren konnte ich doch einiges an Erfahrungen in dieser Richtung sammeln und meine vorläufige Folgerung ist:
    ganz unabhängig davon, welcher Schule sich der Praktizierende angeschlossen hat:
    je intensiver er mit seinem Weg übereinstimmt (also vom Herzen her überzeugt ist, bei dem was er tut), umso weniger wertet er andere Schulen ab.


    Je verankerter der Praktizierende "in sich selbst" ist (es gibt ja auch das Gleichnis von der Leuchte, die man sich selbst ist), umso weniger Notwendigkeit verspürt er, andere Schulen/Praktizierende kritisch zu beäugen oder gar missionieren zu wollen.
    Denn: der Praktizierende empfindet in sich keine Not, die er wenden muss, wenn er mit anderen Schulen/Praktiken und Sichtweisen in Berührung kommt.
    Er kann getrost das Andere geschehen lassen, andere Praktizierende ihren Weg gehen lassen und dabei kommt ein schöner Begriff zu stande, was man voneinander lernen kann: Ge-lassenheit. :D


    Meine Erfahrungen sind die, dass sich die größte Gelassenheit bei den Praktizierenden entwickelt, die ihren Weg mit innerer Herzensüberzeugung und unbeirrt gehen.
    Und da funktioniert auch das Miteinander der Schulen: und in diesem Miteinander kann man sich auf Gemeinsamkeiten stützen, Unterschiede schmerzfrei benennen (wenn das Thema zur Sprache kommt) und schmerzfrei akzeptieren, dass es andere Ansichten und andere Wege gibt.


    Wer mit sich im Reinen ist, "braucht" auch keine Feindbilder.



    Um die Frage zu beantworten:
    m.E. können die Schulen voneinander Geduld, Gelassenheit, Einfühlungsvermögen, Respekt und Wertschätzung voneinander lernen, aber auch sich selbst nicht immer so ernst und so wichtig zu nehmen.
    Am besten lernt man aber m.E. im Miteinander, wenn es zu einer solchen Begegnung kommen sollte.

    Herzliche Grüße von der


    Kirschblüte



    Der vielleicht größte Vorteil des Ruhms besteht darin, daß man ungestraft die größten Dummheiten sagen darf.


    André Gide