Ja ich habe mehreren Schulklassen an meiner Schule, die das Thema Buddhismus durch nahmen, ein oder zwei Stunden Buddhismus gegeben. Die Lehrerin hatte mich damals eingeladen. Die Verantwortung ist da natürlich groß, aber sie wollten auch eher (neben der Lehre natürlich) wissen, wie man den Buddhismus praktisch lebt.

Meditation über die Peinlichkeit
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Milou:
Naja, so richtig Angst habe ich eigentlich nicht, eher ein flaues Gefül im Magen.
Ich erwische mich dann eben auch dabei, wie ich z.B. unangenehme Gespräche
verzögere (gibt immer einen Grund was anderes zu tun) oder eben eine Frage die
mich interessiert in einer Konferenz nicht stelle.Ist das nicht Angst?
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unangenehme Gespräche …
Das kenne ich nur allzu gut. Vor allem, wenn ich was will, also was einfordern möchte, meine Bedürfnisse darlegen möchte oder wenn es um Geld geht.
Ist höchst unangenehm für mich. Ich bewundere alle Leute, für die das selbstverständlich ist. Da ich selbständig bin, wirkt sich diese Angst besonders fatal aus und ich finde dauernd Gründe mich davor zu drücken oder meine Angst durch allerlei Überbauten zu überspielen. Leider stelle ich mir damit immer wieder ein Bein. Ich habe die Hoffnung aufgegeben, dass mir das jemals leicht fallen würde.
Das hat natürlich ganz tief liegende Ursachen, sitzt irgendwie in jeder Zelle drin, fühlt sich sehr bedrohlich und existenziell gefährdend an. Das Gefühl ist sofortige Überlastung, Angst, Panik, Matsch im Kopf, Konzentrationsschwierigkeiten … Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich damit leben muss.Kleine Info am Rande: Das Problem hat auch einer meiner Cousins und eine seiner Töchter. Wir haben alle auch Angst vor Zahlen und alles, was damit zu tun hat. Auch Behördenkram, deshalb auch das ständige Aufschieben dieser Dinge. Es hat sich nach langen Untersuchungen bei Spezialisten herausgestellt, dass beide ADS haben, die "langsame" Variante und dass diese Probleme dafür typisch sind. Wir haben jedoch Methoden entwickelt, ganz ohne es zu wissen, mit denen wir mit diesen Schwierigkeiten einigermaßen umgehen können, ohne uns ständig ein Ei zu legen. Es geht nicht ohne Tricksen. Und manchmal brauchen wir einfach Hilfe von außen, und sei es, dass uns jemand anstupst oder bei einem Telefonat die Hand hält.
Ich versuche heute, nach Jahrzehnten der Selbsterforschung, nicht mehr eine Erklärung für dieses zu finden, nur noch Lösungen für den Umgang damit. Keine psychologische Erklärung hat was gebracht, keine Konfrontation löst das auf. Ich muss da einfach immer wieder von neuem ran. Jedoch fühle ich mich deshalb nicht mehr als Versagerin oder schuldig. Und das stellt schon eine erheblich Erleichterung dar. Vielleicht lässt sich eben nicht alles auflösen …Liebe Grüße
Doris – Knochensack -
Mascha:Milou:
Naja, so richtig Angst habe ich eigentlich nicht, eher ein flaues Gefül im Magen.
Ich erwische mich dann eben auch dabei, wie ich z.B. unangenehme Gespräche
verzögere (gibt immer einen Grund was anderes zu tun) oder eben eine Frage die
mich interessiert in einer Konferenz nicht stelle.Ist das nicht Angst?
Meine Erfahrung wie subtil Angst sein kann.
Jahrzehnte war ich der Überzeugung ich kenne keine Angst. Das stimmte aber nur zum Teil. In Situationen die „normalerweise“ Angst auslösen hatte ich auch keine, so wusste ich nicht wie sich Angst anfühlt.
Ich hatte Schwierigkeiten, Sachverhalte die zu Unmut bei meinem Gegenüber führen anzusprechen. Ich hatte Bauchweh und schlaflose Nächte wenn ich meinen Mitarbeitern was für sie unangenehmes mitteilen musste.
Aktuell, habe ich ein Problem mit dem Verhalten eines meiner Nachbarn. Vor einigen Wochen spürte ich schon beim hören seines Autos das mein Puls schneller wurde und ich begann zu flattern, ein flaues Gefühl in der Magengrube... Es nervte mich, denn meine Reaktion war vollkommen Unangemessen.
Das berichtete ich meiner Freundin und wir begannen gemeinsam heraus zu finden was es war, was mir diese Zustände bereitete. Bald kamen wir drauf dass es Angst war. Der nächste Schritt war zu erkennen woher diese Angst kommt.Als Kind handelte ich oft gegen „die Regeln“, dass löste Unmut, Ärger, aus.
Obwohl ich das wusste tat ich es dennoch, in dem Moment aber war der Wunsch es zu tun mächtiger und überdeckte dieses „Wissen“ um die Konsequenzen. Wenn sich die "Stunde der Wahrheit" näherte bekam ich Angst, vermutlich jedes Mal oder zumindest sehr häufig.
Die Angst koppelte sich an „Unmut erzeugen“.
Wenn ich durch meine Handlung oder dem was ich „zu bemängeln“ habe davon ausgehe das es Unmut hervorruft kommt gleich die daran gekoppelte Angst.
Genau das ist der Mechanismus!!!!!!Ich muss nun keine Strategien mehr entwickeln, wie ich was unangenehmes anspreche, wie ich meine Unsicherheit verberge etc.
ich habe auch aktiv nichts getan um Angst von Unmut erzeugen zu entkoppeln. Diese subtile Konditionierung hat sich durch die Enttarnung von alleine verflüchtigt.
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Milou:
Geht es euch anders? Habt ihr keine Probleme damit?
Ich bringe gar nicht das Interesse auf, dass mir eine Frage in den Sinn kommt, die mir wert erscheint, jemandem diese zu stellen, um etwas von ihm/ihr zu erfahren, das mich interessiert. Vielleicht sollte ich mal über Interesselosigkeit meditieren? -
Grund:
Vielleicht sollte ich mal über Interesselosigkeit meditieren?
Gute Idee! Vielleicht auch über inadäquates Benehmen.
Milou hat eine konkrete Frage gestellt, zu der du nichts zu sagen hast und für die du dich noch nicht mal interessierst (wenn ich das recht verstehe). Trotzdem glaubst du, deinen Senf dazu geben zu müssen. -
Axel Benz:Grund:
Vielleicht sollte ich mal über Interesselosigkeit meditieren?
Gute Idee! Vielleicht auch über inadäquates Benehmen.
Milou hat eine konkrete Frage gestellt, zu der du nichts zu sagen hast und für die du dich noch nicht mal interessierst (wenn ich das recht verstehe). Trotzdem glaubst du, deinen Senf dazu geben zu müssen.Sei nicht so anmaßend und lies mal den zweiten Post
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Axel Benz:
Und du denkst du kannst dir anmaßen meine Antwort auf die Frage "Geht es euch anders? Habt ihr keine Probleme damit? " zu beanstanden, weil sie dir nicht gefällt? Axel Axel .... das wird ja immer schlimmer, bald machst du Vorträge wie der Goldner -
Grund:Milou:
Geht es euch anders? Habt ihr keine Probleme damit?
Ich bringe gar nicht das Interesse auf, dass mir eine Frage in den Sinn kommt, die mir wert erscheint, jemandem diese zu stellen, um etwas von ihm/ihr zu erfahren, das mich interessiert. Vielleicht sollte ich mal über Interesselosigkeit meditieren?
Also Milou. Auch wenn dem Lehrer Axel das nicht gefällt. Das war durchaus erst gemeint auch wenn es etwas humorig formuliert istDu hattest ja gefragt wie es dem Leser geht und so kommt dabei nicht unbedingt eine Antwort raus, mit der du selbst was anfangen kannst. jeder steckt halt in seinen eigenen Schuhen. Okay?
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Onda ... off topic ... nicht "das Nichts" ... back to topic
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Auch wenn ich den Beitrag von dir, Grund, auf den ich reagiert habe - berechtigt oder nicht - für grenzwertig OT halte: Jetzt droht, glaube ich, ein endgültiges Abgleiten in's OT.
Bisher haben sämtliche Mitdiskutierenden die Frage von Milou Ernst genommen und versucht, ihm zu helfen. Es ist nicht unsere Aufgabe, zu bewerten, ob sein Problem 'sinnvoll' ist oder nicht. Also Bitte an alle: Zurück zum Thema.
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Grund:
. nicht "das Nichts" ...
Apropos "nichts". Das Lästermaul Oscar Wilde sagte mal über die Frauen "Die Frauen sind das dekorative Geschlecht. Sie haben nichts zu sagen, aber sie sagen es so reizend!" In deinem Fall juckt es mich, den Wilde wie folgt abzuwandeln "Er hat nichts zu sagen. Aber es sagt es so geistreich!"
Aber jetzt: back to topic.
LG
Onda -
Ist ein bischen soziale Phobie; solange es nicht zur Totalblockade kommt, ist das alles normal.
Es gibt nur wenige Menschen, die sich ganz wohlfühlen, wenn der Fokus auf sie gerichtet ist. Die haben doch alle ihre Zettel dabei
Scham ist erstmal ein natürliches Gefühl, insbesonder in großer Runde.
Die Hemmung entsteht beim Wegdrücken der Scham und Angst; man will sich keine Blöße geben.
Es ist gut, sich dieser Gefühle in einem anderen Rahmen immer wieder bewußt zu machen
und sie aushalten zu lernen: ein Satz aus der Verhaltenstherapie: Was könnte im schlimmsten Fall passieren ?Sicher hilft, wie immer, die Meditation auch. Der Atem als Pfeiler. Und alles annehmen und somit vorübergehen lassen.
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void:Milou:
Wenn man das nun nicht ist, so wie ich und sicher auch viele andere, wie kann mir der Buddhismus, ggf. Meditation o.ä. dabei helfen, diese Beschränkung zu überwinden? Wo könnten die Ursachen liegen, bzw. woran muss ich wie arbeiten, wie muss ich mich mental konditionieren, damit ich das Problem überwinde bzw. reduziere?Hat sich da von euch schonmal jemand Gedanken drüber gemacht?
Peinlichkeit bedeutet ja zunächst Schmerzhaftigkeit. Nur statt körperlichem Schmerz sozialer Schmerz. Z.B wenn jemand erniedrigt oder lächerlicher gemacht wird, wenn alle seine Unwissenheit und seine Mängel sehen. Das Gegenteil von Peinlichkeit sind Souveränität und Würde. Also auch in unagenehmen Situatation ausharren zu können. Und dadurch eine Würde zu bekommen, die sich nicht von äußeren Umständen tangieren lässt.
So hängen Lächerlichkeit/Peinlichkeit und Würde eng zusammen. Wenn man als Transvestit an einer Gruppe Skinheads vorbeigeht, dann ist man wohl in deren Augen verabscheuungswürdiger Dreck. Aber es ist Souveräntät wenn man dadurch nicht beirrt wird, und in sich selber ruhend popowackelnd weiterflaniert. Genauso wie der Skinhead wenn er in die Transvestitenbar gerät, eine lächerliche Figur ist. Oder ein katholischer Priester dessen Gottesdienst von einer Ballermann Party Bande gesprengt wird, sich im Auge der anderen als lächerliche Gestalt gespiegelt sieht. Sie davon nicht beirren zu machen und sich das Urteil der anderen nicht zum eigenen zu machen bedeutet Coolness und Würde. Man muss die Lächerlichkeit für andere also bewusst eingehen und in Kauf nehmen.
Diese Würde hat aber auch den Nachteil, in Ignoranz auszuarten. Jemand dem das Urteil der anderen egal ist, kann ja auch ein halsstarriger Hornochse oder ein unsensibler Klotz sein. Jemand dem nichts peinlich ist, kann ein schamloser Wicht sein. Deswegen sind Unsicherheit und Selbstzweifel auch etwas symapathisches. Und jemand der sich selbst nicht so gerne reden hört möglicherweise angenehmer als jemand der sich selbst unglaublich eingenommen ist.
Bin ja sowieso ein Fan von Voids Beiträgen,
weil er es immer auf den Punkt bringen kann
und der Realität nicht fern ist !Ich gehöre zu den Hornochsen und mir sind Peinlichkeiten fern,
weil ich authentisch, ehrlich und genau das rausspucke,
was ich gerade denke und meiner Intuiton Platz mache.Es interessiert mich nich die Bohne wie ich rüberkomme -
aber eines habe ich erkannt - während meines revoluzerhaften Benehmens,
und öffentlichen Auftretens
(obwohl mir heimlich, innerlich die Muffe ging...)daß ich keine Angst hatte ,gefeuert zu werden.
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Wow, kaum hatte ich mal zu wenig Zeit hier wieder reinzuschauen, schon gibts jede Mene neue Infos.
Super! Danke!Ist auch sehr viel Brauchbares dabei
Vor meinem buddhistisch verklärten inneren Auge sehe ich immer lauter Erleuchtete, die mit jeder Situation ob angenehm oder unangenehm souverän umgehen. Keine Anhaftung, kein Schamgefühl, kein flaues Gefühl im Magen. Zumindest hier im Forum scheint es wohl eher "normale" Leute zu geben, denen es ähnlich geht wie mir - gut so.
Inreressanterweise sind viele Tips eher psychologisch, praktisch, menschlich und weiniger buddhistisch motiviert. Heißt das, dass uns Buddha hier nichts mitgeben kann?
LG
Milou
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Milou:
Inreressanterweise sind viele Tips eher psychologisch, praktisch, menschlich und weiniger buddhistisch motiviert. Heißt das, dass uns Buddha hier nichts mitgeben kann?
Der Buddha war kein Lampenfiebercoach. Auch ist der Buddha-Dharma kein Allheilmittel.
Buddha-Dharma diesem Zusammenhang: Genau hinschauen. Die Wurzeln der Angst erkennen. Relativieren/Vergänglichkeit: Mach einen Zeitsprung und blicke zurück. Was bedeutet deine Angst von heute in hundert Jahren?LG
Onda -
Zitat
Inreressanterweise sind viele Tips eher psychologisch, praktisch, menschlich und weiniger buddhistisch motiviert. Heißt das, dass uns Buddha hier nichts mitgeben kann?
Warum nicht? Buddhadharma ist ganz praktisch und es geht darum, das Kopfkino auszuschalten, bzw. ihm keine Bedeutung mehr zumessen.
Wenn Du von Vorstellungen loslässt, wie Du zu sein hast, wie das Publikum auf Dich reagiert usw. – was ist das Anderes?
Aber, da sind halt schon andere draufgekommen. Eben, weil es Allgemeingültigkeit hat, was mit "natürlichem" Verhalten zu tun hat.
Mir schient der Buddhadharma daraufhinzuzielen, dass wir diese Natürlichkeit, Unverstelltheit wieder zurückerlangen können (natürlich im Einklang mit Ethik – für den Fall das dieser Einwand jetzt kommt).
Ich denke, die Vorstellung, der Buddhismus will was ganz Besonderes, ist nicht haltbar.Liebe Grüße
Doris - Knochensack -
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Auch wenn's vermutlich sinnlos ist: War das jetzt nötig? Sollen wir einen thread zur Saulus-Paulus-Problematik eröffnen, TMinyur?
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Eine einfache Technik, Peinlichkeit zu überwinden UND dabei meditative Ruhe zu erlangen.
Ich nenne es die "Club-Meditation":
Stelle dich für 15 Minuten mitten auf den Dancefloor einer Disco/eines Clubs deiner Wahl und rühre dich nicht von der Stelle während dieser Zeit. Kein Fuß weicht auch nur einen Zentimeter.
Du wirst:
- eine unglaubliche Ausstrahlung entwickeln
- schnell und einfach ins Gespräch kommenpeinlich ist diese Situation gar nicht, du steigerst damit deinen Status unter den Menschen und dir selbst gegenüber und erhöhst deinen Selbstwert