Zu versuchen, den Buddhismus von unnötigem Ballast zu befreien, ihn von Aberglauben und kulturellen Beiwerk zu befreien ist eine sehr ehrenvolle Sache. Genauso wichtig ist es an religiöse Strukturen kritisch heranzugehen und unhinterfagte Autoritäts- und Machtstrukturen aufzuzeigen. Von daher ist es prinzipiell gut, wenn es Leute gibt, die sich für Aufklärung und Entmystifzierung einsetzten
Ich glaube aber, dass es gerade für so eine Aufgabe sehr wichtig ist, dass es von innen geschieht. Wenn jemand sehr tief in seiner Tradition verwurzelt ist, kann er bei jeder einzelnen Sache entscheiden, inweiweit sie da den Pfad lebendigen Dharma verkörpert oder reines Beiwerk ist. Dann kann man z.B statt Roben Jeans tragen, Rezitationen auf Deutsch machen oder bestimmte Ehrfurchtsgesten gegenüber Lehrern einfach abschaffen. Vielleicht hätte Batchelor, wenn sein koreanischer Lehrer nicht gestorben wäre, sogar selber so jemand sein können. So aber befindet er sich in einer freischwebedenden Position zwischen den einzelnen Traditionen und das was er da so bringt erweckt in mir den Eindruck eine kleinsten gemeinsamen Nenners - Eines Minimalbuddhismus, der mehr aus dem Kopf kommt als aus der Erde.
Eines Buddhismus also, der so vernünftig und aufgeräumt erscheint, dass er einem überhaupt keine Angst mehr macht. Aber genau das was am Buddhismus Angst macht, also dass er der normalen Wahrnehmung den Boden unter Füssen wegreisst und Abgründe auftut ist ja das was die über das indivduum hinausgehende Freiheitsräume auftut. Aber alles wo ein unverstehbarer und unhinterfrabarer Abgrund gähnt, gerät bei Batchelor gleich in den Verdacht Transzendenz zu stiften und deswegen kommt da ein Brett drauf, damit da keiner reinfällt.
Kann man entmystifizieren und gleichzeitig diese Offenheit erhalten? In seinem frühen Werk "Mit anderen allein." versuchte Batchelor eine existentialistische Annäherung an den Buddhismus. Das hat mir deswegen gefallen, weil der Existentialismus ja Fragen aufreisst und unsere Fragilität aufzeigt. Also dass wir ziemliche Trottel im Chaos sind, die nicht wissen woher sie kommen, wohin sie gehen und wer sie überhaupt sind.
Der jetzige Batchelor scheint mir von diesem Suchenden weit entfernt zu sein. Anstatt das alles offen ist, ist jetzt scheinbar alles ganz klar. Anstatt Alternativen auzutun und Bestehendes in Frage zu stellen, soll sich der Buddhismus anscheinend einfach in die moderne Gesellschaft und ihre Werte einfügen.