Ôyôjôka
III.
Namu Shihô-kirai-shikai Daizu Daihi Ômitôfu!
[Ehrerbietung dem höchst mitfühlenden und höchst barmherzigen Buddha Amida des Westlichen Reinen Landes des Trostes und der Behaglichkeit.]
(dreimal rezitieren)
Namu Amida-aa, namu Amidabutsu, namu Amidabutsu, namu Amida-a, namu Amidabutsu, namu Amida-a.
Wenn man zu Amida Buddha erwacht, dann ist Er nicht weit entfernt; wenn man sich noch im Zustand der Täuschung befindet, dann ist er im fernen Westen.
Wenn man von den Lehrern aus alter Zeit hört, dann waren sie mitfühlend, barmherzig und gleichmütig; fragt man heute nach Lehrern, so sind sie stolz, gemein und gierig.
Oh Buddha, die Leute von heute, denen nachgesagt wird, dass sie erwacht sind, sind nichts weiter als Nihilisten.
Leute die fälschlich ihre Befleckungen für Erleuchtung halten und Sünden begehen sind beklagenswert.
Die Befleckungen sind Erleuchtung – das kann (nur) in einem einzigen Augenblick der Widmung der eigenen Praxis-Verdienste für andere gefunden werden.
Die Buddha-Natur ist weder Form noch Schatten – wo könnte sich Staub ansetzen[14]?
Die Buddha-Natur und die Vier Großen Elemente verbinden sich und der Körper entsteht; in dieser Weise wird der Staub der Fünf Begierden[15] angezogen.
Ursprünglich war selbst der bewusstseins- und formlose Buddha eine gewöhnliche Person, die das Subjekt der Fünf Begierden war.
Auch wenn man einen körperlichen Leib besitzt – wenn der Geist einer gewöhnlichen Person nicht vorherrscht, dann ist dies der formlose wahre Buddha der ursprünglichen Leerheit.
Egal ob der wahre Buddha eine Form hat oder nicht – eben weil er nicht die Vier Charakteristiken der Existenz[16] besitzt ist er formlos.
Das Herz, welches an nichts anhaftet, ist ohne Form, unterscheidende Gedanken und dauerhaft.
Die Patriarchen und Lehrer sagen, dass in den Emotionen von gewöhnlichen Personen (bonjô) unterscheidende Gedanken vorherrschen, aber in den Emotionen von Heiligen (shôjô) da gibt es keine unterscheidenden Gedanken.
Ist der Herzgeist nicht ein subtiles und göttliches Ding? Er umarmt Himmel und Erde und dringt selbst ins kleinste Staubkorn vor.
Wenn die Vier Heiligen und die Sechs Gewöhnlichen Wesen aus dem Geist entstehen, wie erzeugen wir dann die Taten, welche in die (Drei) Üblen Reiche führen[17]?
Die üblen Wasser von aller Leute Gier, Hass und Verblendung formen den Strom des Großen Flusses der Drei Unteren Bereiche.
Abfahrt vom hohen Gipfel auf der Straße die zu Yama’s Palast führt, welcher aus dem angesammelten Staub besteht, der von den Sünden der sechs Sinne gebildet wurde[18].
In einem einzigen Augenblick entsteht die Wolke des Wahns; und diese wird zum dunklen Pfad der Wiedergeburten für ein ewiges Kalpa.
Das Nenbutsu, welches rezitiert wird, während man in der Nacht auf den Mond des Reinen Landes wartet, ist wie der Westwind im Herbst, der die Wolken und den Nebel vertreibt.
Für den Körper, der tief vom Tau und Frost der karmischen Hindernisse durchdrungen ist, werden Zazen und Nenbutsu die Sonne der Weisheit.
Die Taten mit denen dieser alte Körper seine Tage verbracht hat bestehen aus dem Darbringen von Weihrauch und Blumen, dem Singen von Sutras, Zazen und Nenbutsu.
Wenn es uns nicht gelingt, unseren Worten gerecht zu werden, dann fühlen wir in unseren Herzen Scham.
Auch wenn man sich nicht an die Lehren der Sutras oder der Patriarchen hält, sollte man sich bewusst machen, dass „Leben-und-Tod von höchster Wichtigkeit ist“.
Die Erleuchtung nicht suchend, intellektuelles Verständnis nicht suchend, brauchen wir nur den Lehren aller Buddhas folgen:
„Lass ab davon, Böses zu tun. Bemühe dich, das Gute zu tun. Kläre deinen eigenen Geist. Das ist die Lehre aller Buddhas.“[19]
Wenn die Leute sich auf die Lehre aller Buddhas verlassen, dann werden sie zur ursprünglichen Leerheit zurückkehren.
„Im Leben hängt man ab [vom Körper]; im Tod kehrt man zurück [zur Quelle]“, dies wird häufig in den Klassikern des Altertums erwähnt.[20]
Reisen ist eine leidvolle Sache. Wie eitel ist es, die Rückkehr zur Leerheit zu beklagen, welche doch deine alte Heimat ist!
Ohne irgendwelche Hindernisse, kehrt man zur ursprünglichen Leerheit zurück. Dies wird gemeinhin „Wiedergeburt im Westen“ genannt.
Wiedergeboren werden in die ursprüngliche Leerheit des Westens und der Buddha des Unermesslichen Lichts werden – das ist günstig.
Unsere Zen-Schule stellt eine Lehre außerhalb der Schriften dar; es mag seltsam erscheinen, das Ôjôyôka zu komponieren.
Da es in unserer Schule keine Lehren gibt, die man zurückweisen könnte – warum sich dann an eine einzige Methode klammern und die Wesen zu retten?
Mâyâ wurde im Trâyastrimsha Himmel und Vaidehî im Reinen Land wiedergeboren. Das sind Beispiele dafür, dass Buddha jeweils in Übereinstimmung mit den spirituellen Kapazitäten der fühlenden Wesen predigte.[21]
Wenn man heute den Tag in zügelloser Ausgelassenheit verbringt, wird man morgen notwendigerweise leiden.
Die mühselige Übung und die guten Taten dieser Existenz werden zu den Samen, welche zwangsläufig im nächsten Leben als Trost und Freude erblühen werden.
Die Angelegenheiten dieses Lebens – Leid und Glück – dauern nur einen Augenblick, aber wenn man verblendet ist, hält die Zukunft Äonen von Wiedergeburten bereit.
Jeden Tag ruft Zen-Meister Zuigan den Meister[22]. Wir sollten Amida Buddha rufen, welcher nicht verschieden ist von diesem gegenwärtigen Körper.
Oh Matsushima, nördliches Land der Lehren, die Gewässer deines Hafens sind dieselben wie die Gewässer der Teiche des Reinen Landes.
Hörend, dass die Zehn Richtungen das Nur-Geist Reine Land sind, wenn die fühlenden Wesen fleißig arbeiten, dann ist dieser Körper Amida Buddha.
Ekô: Ehrerbietung dem ursprünglichen Lehrer Shakyamuni Buddha, der ewiglich in den Drei Welten verbleibt, dem großen Heiligen Manjushri und dem Mahâsattva Samantabhadra; Ehrerbietung dem großen mitfühlenden Avalokiteshvara Bodhisattva. Wir geloben die Verdienste [dieser Rezitation] gleichmäßig unter allen Wesen auszubreiten so dass in ihnen allen der Erleuchtungsgeist aufsteigen möge und sie ins Reine Land hingeboren werden mögen.
Fußnoten
[14] Hier wird der Spruch des Sechsten Patriarchen Huineng wiedergegeben, welcher dessen Dharma-Nachfolge begründete.
[15] Die Vier Großen Elemente sind Erde, Wasser, Feuer und Luft. Die Fünf Begierden entstehen aus den fünf Sinnen Augen, Ohren, Nase, Zunge und Körper.
[16] Geburt, Alter, Krankheit und Tod
[17] Die Vier Heiligen sind Shravaka, Pratyekabuddha, Bodhisattva und Buddha. Die Sechs Daseinsbereiche dürften bekannt sein. Hiervon werden Hölle, Hungergeister und Tiere als die Drei Niedrigen Bereiche bezeichnet.
[18] Der Verstorbene muss der Straße zu König Yama’s Palast folgen, wo er seinen Taten entsprechend gerichtet wird.
[19] aus dem Dhammapada
[20] Eine Entlehnung aus dem Huinanzi, „Jingshenxun“: „Die Menschen werden aus dem Ursprung von Himmel und Erde geboren. Sie machen nichts weiter, als sich zeitweilig in der vergänglichen Welt zu manifestieren. Der Tod findet statt, wenn sie die vergängliche Welt verlassen und zum Ursprung zurückkehren.“
[21] Nach der Legende gelangte Buddha’s Mutter Mahamaya nach ihrem Tod in den Trâyastrimsha-Himmel. Als der Buddha ins Parinirvana einging, soll er seine Mutter in diesem Himmel besucht haben und ihr dort den Dharma gelehrt haben. Die Geschichte von Königin Vaidehî findet sich im Meditationssutra (jap. „Kanmuryôjukyô“), einem der Drei Sutras des Reinen Landes.
[22] Eine Anspielung auf Fall 12 der Kôan-Sammlung Mumonkan. Meister Zuigan ist hier eine Eigenbezeichnung des Autors.
< gasshô >
Benkei
Namo-kie-BuPôSo
Namo-Amida-Butsu