Beiträge von mukti im Thema „Rechte Anstrengung“

    Also ich orientiere mich am Theravada fühle mich aber nicht verpflichtet andere Richtungen als häretisch zu betrachten, weil ich ja auch auch nur einen Teil der Wahrheit sehe. Es wäre aber schon angebracht im Bereich der jeweiligen Richtung zu bleiben die im Forum eingerichtet ist, also nicht etwa Gegenargumente aus anderen Richtungen anzuführen. Was die Wiedergeburt betrifft so ist sie eine Lehre im Palikanon und Theravada, das darf man wohl voraussetzen. Darüber könnte man in einem eigenen Thread diskutieren.

    Das mit dem Nirvana erreicht in einem folgenden Leben find ich gut!


    Doch wie bekomme ich raus, dass ich es im vorigen Leben nicht schon erreicht hatte?

    Verstehe ich nicht, wie sollte man in einem vorigen Leben Nirvana erreicht haben wo doch Nirvana das Ende der Geburt ist. Demnach wäre ich ja nicht geboren worden wenn ich Nirvana erreicht hätte.


    Ich kann sogar ein Buddha gewesen sein, Buddha spricht viel von Buddha, die er in vorigen Leben war.

    Wüsste ich jetzt nicht dass Gotama Buddha sagt, die Buddhas aus der Vergangenheit wären seine vorigen Leben gewesen. Ich weiß nur dass er sagt mit dem Erwachen gibt es keine weitere Geburt mehr. Jedenfalls nach der Paliüberlieferung.

    Ich liebe Bescheidenheit

    Allein diese Aussage sagt alles. Du bevorzugst also.;) Und dann schreibst Du, dass Du daran arbeitest, sie zu entwickeln.

    Du trägst die Maske dessen, wie "er sein sollte", nicht wie er ist laut Deinem Zitat von Schopenhauer.

    Okay, das verstehe ich, denn Deine Aussagen zeigen eindeutig eine Maske.

    Aber Bescheidenheit ist auch eine, wenn Du sie einüben musst.

    Was könnte falsch daran sein Heilsames zu bevorzugen und an seiner Entwicklung zu arbeiten? :?Das betrifft das Zitat am Threadanfang:


    Zitat

    Er erzeugt in sich den Willen, nicht aufgestiegene heilsame Dinge aufsteigen zu lassen; er strebt danach, setzt seine Willenskraft ein, spornt seinen Geist an und kämpft darum.


    Bescheidenheit bedeutet u.a. Zurückhaltung, das Zurückhalten des dünkelhaften. Also nicht aufgestiegene unheilsame Dinge nicht aufsteigen lassen, aufgestiegene unheilsame Dinge überwinden. So gehört das Entwickeln von Bescheidenheit zum Weg dazu. Wenn man sie nicht wirklich entwickelt sondern sich selbst oder/und anderen Bescheidenheit nur vortäuscht, dann ist sie eine Maske.


    Jedoch, woher willst Du wissen, wer von uns noch Masken trägt?

    Ich weiß nicht wer sich hier über sich selber täuscht und nehme an dass kaum jemand versucht mit Absicht andere zu täuschen. Mir scheint aber dass es eine allgemeine Tendenz im Menschen ist eine ideale Person zu gestalten und sie als ein Selbst anzunehmen.

    Die Herkunft des Wortes "Person" ist übrigens laut Duden: "mittelhochdeutsch persōn(e) < lateinisch persona = Maske; die durch diese Maske dargestellte Rolle."


    Ich kenne übrigens meine Masken, sobald ich sie wahrnehme, setze ich sie ab, so einfach ist das.

    Der einfachste Weg, sich davon zu befreien, ist, sie wahrzunehmen und loszulassen, anstatt Kraftanstrengungen, um nicht mehr so zu sein, wie "man mal war".

    Für mich erfordert es schon Anstrengung meine Masken wahrzunehmen, die Wahrnehmung entsteht nicht von selber. Der Stoiker Epiktet sagt man solle gegen sich selbst beständig auf der Hut sein, wie gegen einen Feind und Verräter. Das halte ich für Achtsamkeit. Die Hindernisse der Achtsamkeit sind zu überwinden, die drei Wurzeln der Geistestrübung Gier, Hass und Verblendung und im Detail Trägheit, Sinneslust und was noch alles. Das ist ziemlich anstrengend.


    Du hältst es nicht für möglich, dass Du Nirvana in diesem Leben erreichst? In welchem denn?


    Dir ist auch klar, dass es kein Selbst gibt. Welches Selbst sollte dann wohl Dein Erbe sein?

    Du ja wohl sowieso nicht, denn Dich gibt es ja dann nicht mehr.

    Für unmöglich halte ich es nicht dass ich Nirvana in diesem Leben erreiche, aber für unwahrscheinlich. Deine Frage "In welchem Leben denn?" zielt offenbar auf das Thema der Wiedergeburt ab, weil das sehr komplex ist nur eine kurze Antwort: In einem nächsten Leben.


    Also, schade, wenn Du um etwas kämpfst, dessen Früchte Du nicht hier und jetzt erntest.

    Früchte lassen sich schon hier und jetzt ernten, mit der höchsten Frucht Nibbana wird es vermutlich noch etwas dauern.


    Aber das glaube ich nicht. Ich glaube, Dir ist nicht klar, wo Du stehst. Und ich wünsche Dir, dass Du Dich freilässt, dass Du einfach akzeptierst was ist, ohne den Kampf, Dein Ideal zu werden.

    _()_

    Ganz klar ist mir noch nicht wo ich stehe. Mein Ideal ist so zu sein wie es der Buddha lehrt, Sittlichkeit als Fundament für Weisheit und Sammlung, was dann letztlich dazu führt die Verblendung ganz zu durchschauen, Ich und Mein aufzulösen und Nibbana zu erreichen.


    Danke für die Auseinandersetzung.

    Ich liebe Bescheidenheit und arbeite daran sie zu entwickeln. Begierde, Dünkel, Überheblichkeit, Stolz, Anmaßung und Selbstüberschätzung sind Ursachen von Dukkha. Diese Tendenzen kommen ganz von alleine, um Bescheidenheit muss man sich bemühen. Also betone ich das um gegenzusteuern, um es so zu sehen und darzustellen wie es ist, um mich nicht selber und andere zu belügen.


    Ich glaube Schopenhauer hat recht wenn er sagt dass jeder eine Maske trägt die ihm genau angepasst ist und die ihn so darstellt wie er sein sollte, nicht wie er ist. Und da kann man kaum ehrlich sein um nicht das Gesicht zu verlieren und das verblendete Ich zu sehen und zu zeigen.


    Eine der Fähigkeiten des Buddha war die Herzen der Menschen zu durchschauen, er konnte mehr sehen als man von sich selber sehen kann. Deshalb konnte er jedem die für ihn passende Antwort und Übung geben wenn er mit Vertrauen danach gefragt wurde. Das ist wie wenn man mit dem Höchsten, Überweltlichen in einem Selber kommuniziert. Ohne einen Erwachten kann man es nicht erreichen. Seine ersten Schüler waren nach langer Zeit die ersten Erwachten in der Welt und hier im Westen 2600 Jahre danach.... also ich glaube nicht dass wir Nibbana schon sehr nahe sind.

    Es mag auch sein dass sich ein Weltling einbildet er hätte diese Stufe erreicht obwohl dem gar nicht so ist. "Weltling"(Puthujjana) ist bekanntlich eine Bezeichnung für jemanden der noch keine der vier Heiligkeitsstufen erreicht hat (Stromeintritt usw.).

    Wenn ich so dächte wie Du, mukti, wäre ich nicht einen Schritt weitergekommen.


    Es gibt Zuhörer bei Buddha, die haben in einem kurzen Moment Befreiung erlangt, obwohl sie Mörder waren.

    _()_

    Ich wollte damit nichts gegen die Zuversicht sagen und wünsche weiterhin gutes Weiterkommen.

    Die von S-Mater zitierte Lehrrede M.106 ist interessant:


    Zitat

    Aber, ihr Mönche, der heilige Jünger überlegt bei sich:

    Wie, wenn ich nun mit weitem, tiefem Gemüte verweilte und hätte die Welt überwunden, über ihr stehend im Geiste? Denn verweil' ich mit weitem, tiefem Gemüte und habe die Welt überwunden, über ihr stehend im Geiste, so können die schlechten, unheilsamen Gesinnungen, als wie Verlangen, als wie Verabscheuen, als wie Verwünschen, nicht mehr bestehn; und weil sie fehlen, wird mein Herz unbegrenzt sein, unbeschränkt, wohl ausgebildet.


    Das zeigt einmal mehr auf wo's langgeht, dass die Lehre darauf abzielt die Welt zu überwinden. Wer kann aber so verweilen? Es ist wohl ein sehr hoher Bewusstseinszustand, bzw. Vertiefung.


    Bei der Übersetzung von Zumwinkel . gibt es eine Anmerkung:

    Zitat

    Man muß sich beim Lesen der Lehrreden immer vergegenwärtigen, an wen die Rede jeweils gerichtet war. Hier werden offensichtlich edle Schüler angesprochen, die das Dhamma bereits selbst gesehen haben; ihrer bereits vorhandenen Weisheit soll zum endgültigen Durchbruch verholfen werden.

    Wenn sich ein Weltling bemüht, eine derartige Sichtweise einzunehmen, kann es sein, daß er nur Frustration und Selbsthaß erntet, weil die Voraussetzungen dafür noch nicht vorhanden sind.


    Es mag auch sein dass sich ein Weltling einbildet er hätte diese Stufe erreicht obwohl dem gar nicht so ist. "Weltling"(Puthujjana) ist bekanntlich eine Bezeichnung für jemanden der noch keine der vier Heiligkeitsstufen erreicht hat (Stromeintritt usw.).


    In weiterer Folge erklärt der Buddha in dieser Lehrrede dass der Gleichmut, der durch die Weltüberwindung entsteht, nicht zu Nibbana führt wenn man am Gleichmut anhaftet. Weil das Anhaften setzt Persönlichkeit voraus, ein "Ich" - Ich habe Gleichmut, ich bin gleichmütig.


    Oh Mann, denke ich mir da, was für eine subtile Ebene. Bei mir Weltling gibt es noch jede Menge grobe Anhaftung - "Ich sehe, ich höre, ich schmecke gutes Essen, und die Anhaftungen an den Geist, ich denke, ich fühle und ich arrangiere alles so dass es möglichst angenehm ist, wie ich es mag, das Unangenehme mag ich gar nicht. Gier, Hass und Verblendung eben. Da hast du dich noch viel anzustrengen mukti. Wenn hier einige schon weiter sind, umso besser, da soll kein Neid aufkommen nur die besten Wünsche und Dankbarkeit. Und möge sich niemand darüber täuschen und sich vom Geist oder dem Ego oder Mara austricksen lassen.

    Sorry wenn ich jemanden beleidigt habe. Der für meine Verhältnisse relativ harte Beitrag sollte eigentlich eine Hilfe sein.

    Es ist ja viel Wahrheit in dem Beitrag und für mich ist das schon hilfreich. Es hat mich u.a. daran erinnert das Üben der Geistesruhe nicht zu vernachlässigen.

    Vorallem, lieber Mukti, erwarte ich nichts. Und schaue auch nicht, ob mich das ans Ziel bringt. Ich tu's einfach, ich kann gar nicht anders.

    Schritt für Schritt, ohne auf ein Ergebnis zu schauen. Ich bzw. wir wissen doch, worum es geht, oder?

    _()_

    So weit bin ich noch nicht liebe Monika, keine Erwartung und kein Zielstreben das sind nicht sehr häufige Geisteszustände bei mir.

    Lesen, hören, über die Lehre nachdenken und sich darüber austauschen ist nicht grundsätzlich falsch finde ich, man muss nur aufpassen dass man nicht Wissen mit Weisheit verwechselt, angelerntes mit Verwirklichung. Es kann leicht den Dünkel nähren so dass man sich allerhand einbildet, wobei man sich die Lehre aneignet wie einen geistigen Besitz den man stolz präsentieren kann. Manchmal ertappe ich mich selber dabei wenn ich diesen großen Fehler mache. Aber im Allgemeinen ist es so dass ich immer wieder einsehen muss dass ich noch ganz am Anfang bin. Das ist aber nicht deprimierend sondern etwas ganz wunderbares dass man sich solch unermesslicher Weisheit nähern darf, wenn man auch noch ganz am Rande steht.


    Ich versuche Lehrinhalte zu verstehen und in ihrer Tiefe zu ergründen, zu kontemplieren so dass sie zur Praxis werden. Das sind meistens scheinbar einfache und grundlegende Dinge, wie die vier edlen Wahrheiten oder was Sati ist. Es geht dabei nicht um Gedankenakrobatik sondern um das Umsetzen im täglichen Leben. Man nimmt ja an womit man sich befasst, es formt den Geist und fördert die Einsicht. Ich kann auch nicht meditieren wenn ich nicht weiß was Meditation ist.


    Wir können uns hier gegenseitig anlügen und betrügen, was vielleicht niemand merken würde.


    Aber zu uns selbst sollten wir ehrlich sein.

    Es hat wohl gewöhnlich der Mensch die Tendenz sich mit anderen zu vergleichen und etwas darzustellen. Das bei sich selber einzusehen und zu vermeiden ist ja auch eine rechte Anstrengung die wir alle machen können.


    Woran liegt es, dass man nach 10,30,50 Jahren Praxis keinen Stromeintritt oder noch höheres verwirklicht hat?

    Oder das man noch doppeltes Leiden erlebt.

    Auch das muss man hier nicht veröffentlichen.


    Klärt das in euren Herzen und mit eurem Lehrer, falls ihr einen habt.


    Das liegt wohl an der Macht der Verblendung, die nicht zu unterschätzen ist. Ein Mönch und ein ehemaliger Mönch von denen ich lernen darf haben viele Jahrzehnte ernsthafter Praxis, sie halten sich nicht für Sotāpannas.

    Meine Wenigkeit hat Interesse am überweltlichen Ziel, obwohl es da massive Zweifel gibt es in diesem Leben zu erreichen.

    Zweifel sind unheilsame Gedanken, die gerade in dieser Hinsicht nicht zielführend sind. Bitte, Mukti, lass sie einfach los.

    _()_

    Danke für den guten Rat. Mittlerweile sehe ich es so dass mich jede rechte Anstrengung dem ersten überweltlichen Ziel, also dem Stromeintritt, näher bringt. Irgendwann wird es dann ja soweit sein.

    Das Glück liegt in der Loslösung.

    Mukti, entschuldige meinen Galgen-Humor, aber meine Katze meint, diese "Loslösung" zu viel in die Richtung "überweltlich" geht.

    Das könnte daran liegen dass sie eine Katze ist.;)


    Für uns, die im 2021 leben , und auch per Netz kommunizieren, das ist die absolut andere Situation als damals.

    Ich meine, der mittlere Weg würde bestimmt nichts schaden.

    Der Weg als vierte edle Wahrheit ist meines Erachtens zeitlos, im Prinzip immer derselbe. Natürlich kann ihn nur jeder nach seinen individuellen Möglichkeiten gehen, nach seiner eigenen Mitte zwischen Entsagung und Überfluss und das war wohl schon zu Buddhas Zeiten so.


    Grundsätzlich kann man mit dem Weg ein weltliches oder ein überweltliches Ziel verfolgen, so gibt es z.B. "richtige Ansicht, die von den Trieben beeinträchtigt wird, die an Verdiensten teilhat, die auf der Seite der Vereinnahmung zur Reife gelangt und richtige Ansicht, die edel, triebfrei, überweltlich ist." (M.117.)


    Meine Wenigkeit hat Interesse am überweltlichen Ziel, obwohl es da massive Zweifel gibt es in diesem Leben zu erreichen.

    Wohin doch führt am ende die "Rechte Ansterengung"? Wohin REAL führt uns alle Nirvana als das ( endgültiges) Ziel, sehr einfache Frage.

    Die rechte Anstrengung führt zum Verlöschen von Gier, Hass und Verblendung (lobha, dosa, moha). Das ist das sichtbare Nibbana, dass die drei nicht vorhanden sind. Nibbana an sich ist kein Ding das sich sehen oder ergründen ließe, weil es überweltlich ist.

    Dasein=Leiden ist natürlich sprachlich nicht korrekt, Dasein und Leiden sind keine Synonyme. Gemeint ist dass man leiden muss wenn man da ist. Das Dasein ist vergänglich und das Selbst hängt von den khandha ab, Anicca und Anatta, und es ist eben auch Dukkha. Daher der Standardsatz "Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst". Der Buddha lehrt in erster Linie nicht wie man das Dasein ohne Leiden genießen kann sondern wie man es beendet. Daher sagt Sāriputta dass Nibbana ein Glück ist, weil es dort keine Gefühle gibt. (A.IX.34.) und der Buddha sagt dass kein Erkenntnis besitzender Mensch irgendein Daseinsgebilde für glückbringend hält. (A.VI.92). Das Glück liegt in der Loslösung.

    Das Leben bzw. das Dasein ist jedenfalls mit Dukkha verbunden, daher kann Dukkha nur erlöschen wenn das Dasein erlischt. für diese Ansicht gibt es viele Gründe, einige wurden schon genannt und ein weiterer ist der Satz am Ende einiger Lehrreden:


    Zitat

    Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden musste, darüber hinaus gibt es nichts mehr. (Z.B.M.112)


    Das Paliwort für Geburt ist jāti, zum Unterschied von "Werden" (bhava). In M.141 (Die Darlegung der Wahrheiten) ist unmissverständlich erklärt was unter Geburt zu verstehen ist:


    Zitat

    Die Geburt der Wesen in die verschiedenen Klassen der Lebewesen, ihr Geborenwerden, Herausstürzen aus dem Schoß, Erzeugung, die Manifestation der Daseinsgruppen, das Erlangen der Sinnesgrundlagen - dies wird Geburt genannt.


    Nun gibt es ohne Geburt kein Leben, wenn Geburt zu Ende gebracht ist dann ist das Leben zu Ende gebracht. Das bedeutet natürlich nicht dass ein Erwachter sogleich tot umfällt, aber sein Dasein bedeutet ihm nichts mehr, "das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden musste". Allenfalls belehrt er andere, wie es Gotama Buddha zu unserem Glück getan hat.

    Diese Gleichsetzung von Leben und Leiden bedeutet, dass das Leben aufhört wenn wir mittels des achtfachen Pfaden das Leiden aufgegeben haben. Warum sollten wir dann die dritte edle Wahrheit verwirklichen wollen?

    Eben damit das Leben aufhört:


    Zitat

    Es ist nicht ein Bruchteil gegenüber der früheren Leidensmasse, die versiegt und aufgebraucht ist, nämlich höchstens noch 7 Leben für den, der erkennt: 'Das ist das Leiden, das ist die Leidensentwicklung, das ist die Leidensauflösung, das ist das zur Leidensauflösung führende Vorgehen'. Da habt ihr euch, meine Mönche, dafür anzustrengen. S.56.49-57

    Wichtig ist bei der Beschreibung von Dukkha, die auch selbst der Buddha vornimmt, dass einem klar wird, dass wir hier nicht einfach völlig unbeschwert wie im Paradies leben können. Dass uns klar wird, dass allein die Tatsache, geboren zu sein, bereits alle Leiden beinhaltet, die auf das neue Lebewesen zukommen können.


    Übe ich mich aber in der Geistesschulung, dann erreiche ich möglicherweise einen Zustand, in dem ich unabhängig von Samsara von Nirvana eine Ahnung bekomme - es ist ein innerer Zustand.

    _()_

    Das sehe ich auch so. Abgesehen von dieser oder jener Übersetzung ist wohl das Wesentliche was man unter dem Begriff versteht, also die Bedeutung von Dukkha. Darum geht es ja bei der Anstrengung die Wahrheit von Dukkha zu durchschauen.


    Die zusammenfassende Erklärung ist dass die fünf Daseinsgruppen an denen angehaftet wird Dukkha sind. Nachdem das Dasein aus nichts anderem als diesen fünf Gruppen besteht, ist die erste edle Wahrheit auch schlicht übersetzt worden mit: "Das Leben ist Leiden". Oder wenn man übersetzt "Das Leben ist schwer zu ertragen", dann mag man doch in beiden Fällen auf den ersten Blick nicht zustimmen, weil das Leben nicht immer leidvoll oder schwer erträglich ist sondern auch eine Menge Freuden bietet. Genauer betrachtet schlummert aber in den Freuden der Keim von Dukkha, das sich entfaltet wenn die Freude vergeht - falls man daran anhaftet.

    Nach meiner Wahrnehmung muss sich niemand um Anhaftung extra bemühen, sie wird bei der Geburt gleich mitgeliefert. Die Daseinsgruppen werden als "Ich und Mein" erlebt und wenn der Buddha sagt dass den Wesen nichts lieber ist als das eigene Selbst, hat er wohl damit recht. Weil aber die Daseinsgruppen ständiger Veränderung unterworfen sind, hat man über sich selbst letztlich keine Kontrolle und das ist Dukkha.

    "Das ist das Leiden"

    Ich betrachte diese Übersetzung als zu überspitzt. Der Begriff "Leiden" führt zu überbordenden Phantasien, wie in diesem Thread mannigfach geäussert.


    Dukkha sollte man deshalb richtig, nämlich wörtlich als "schwer zu ertragen" übersetzten. Das vereinfacht das Verständnis der Lehre ungemein.

    Was Dukkha ist wird ja beschrieben:


    Zitat

    Geburt, Alter, Krankheit, Sterben, Kummer, Jammer, Schmerz, Trübsinn und Verzweiflung, vereint sein mit Unliebem, getrennt sein von Lieben. was man verlangt, nicht erlangen. Kurz gesagt: die fünf Faktoren des Ergreifens sind Dukkha. (S.56.11.)


    Für all das ist das deutsche Wort "Leiden" gebräuchlich. Z.B. "Er leidet an einer Krankheit". Ich finde das weder überspitzt noch sehe ich in diesem Thread überbordende Phantasien und hoffe niemandes Gemüt zu verletzen.


    Der renommierte Indologe Klaus Mylius übersetzt Dukkha in seinem Pali-Deutsch Wörtebuch so: "Med u. Psych Ungemach, Plage, Pein, Unbehagen, Leid, Kummer."

    Nyanatiloka übesetzt Dukkha in seinem Buddhistischen Wörterbuch so: "Leiden, Leidunterworfensein, Unzulänglichkeit, Elend, Übel, Schmerz, Verletzung, Unbefriedigtheit: Wörtlich "schwer zu ertragen".


    Ob leiden oder schwer zu ertragen, es läuft für mich auf dasselbe hinaus. Oft verwende ich einfach "Dukkha".

    Das Sacca-Saṃyutta handelt von den vier edlen Wahrheiten und bei den meisten der 131 Lehrreden steht am Ende:


    Zitat

    Daher habt ihr euch, meine Mönche, also anzustrengen, um zu erkennen: 'Das ist das Leiden, das ist die Leidensentwicklung, das ist die Leidensauflösung, das ist das zur Leidensauflösung führende Vorgehen'.


    Anstrengung um die Wahrheit vom Leiden zu durchschauen, die Wahrheit von der Leidensentwicklung zu überwinden, die Wahrheit von der Leidensauflösung zu verwirklichen, die Wahrheit von dem zur Leidensauflösung führenden Vorgehen zu entfalten. (S.56.11.)


    Das ist meines Erachtens kein Dogma an das man glauben muss, es sind Wahrheiten die erkannt werden müssen wenn man Befreiung vom Leiden will, auch wenn man nicht Mönch oder Nonne ist. Je mehr man sie erkannt hat desto mehr wird man sich bemühen den achtfachen Pfad zu praktizieren. Bei dem steht ja die rechte Erkenntnis an erster Stelle und das ist grundsätzlich die Erkenntnis der vier edlen Wahrheiten. Sie sind das Fundament und sind verbunden mit allen Einzelheiten der Lehre, hat man sie erkannt, hat man alles erkannt.


    Man erfährt Leiden aber versteht nicht dass Leiden untrennbar mit dem Dasein verbunden ist. Wenn ein Leiden vorüber ist oder halbwegs erträglich fährt man deshalb fort mit der Leidensentwicklung. Man strengt sich nicht an die Ursache des Leidens zu erkennen und aufzulösen. Leid ganz zu beenden wird gewöhnlich für unmöglich gehalten, man bekämpft es nur wenn es gerade stattfindet und wenn man verhindern will dass es entsteht, geht man nicht auf die Wurzel der Leidensentstehung zurück. Z.B. kann man bei einem Magenleiden bestimmte Dinge nicht essen, aber damit das Leben lebenswert bleibt gibt es ja noch tausend andere Dinge zu genießen. Das menschliche Dasein wird nicht als eine kostbare Möglichkeit erkannt das Leid zu beenden sondern mit ständig neuen Begehren vergeudet. Das ist doch eigentlich ganz verkehrt und verhängnisvoll aber die wirklich kostbare Wahrheit wird in der Welt gering geschätzt und so ist es nicht immer leicht umzudenken und anders zu handeln.

    Ich denke mal dass es mitunter anwendbar ist um schädliche Gedanken zurückzuweisen, dass es aber nicht dazu geeignet ist den Geist samt und sonders mit einem Mal und für immer unter Kontrolle zu bringen.

    Ich denke, dass das nur zwingend notwendig ist, wenn ich zum Beispiel voller Hass bin und jemandem den Schädel einschlagen möchte.

    _()_

    Dann ist es jedenfalls bestimmt eine brauchbare Notbremse.

    Es gibt im Palikanon zwei Stellen wo es um große Anstrengung geht, die widersprüchlich erscheinen.


    Erste Stelle:


    Zitat

    Ich dachte: 'Angenommen, ich werfe den Geist mit dem Herzen nieder, zwinge ihn zu Boden und überwältige ihn mit zusammengebissenen Zähnen und an den Gaumen gepreßter Zunge.' Also warf ich den Geist mit dem Herzen nieder, zwang ihn zu Boden und überwältigte ihn mit zusammengebissenen Zähnen und an den Gaumen gepreßter Zunge. Während ich das tat, rann Schweiß aus meinen Achselhöhlen. So wie ein starker Mann einen schwächeren Mann am Kopf oder an den Schultern packen und ihn niederwerfen, zu Boden zwingen und ihn überwältigen könnte, so warf auch ich den Geist mit dem Herzen nieder, zwang ihn zu Boden und überwältigte ihn mit zusammengebissenen Zähnen und an den Gaumen gepreßter Zunge, und Schweiß rann aus meinen Achselhöhlen. Aber obwohl unerschöpfliche Energie in mir hervorgebracht wurde und unablässige Achtsamkeit in mir verankert war, war mein Körper überreizt und unruhig, weil ich von dem schmerzhaften Bemühen erschöpft war. (M.100, M.36, M.85)


    Zweite Stelle:


    Zur Überwindung unheilsamer Gedanken kann man die Aufmerksamkeit auf was anderes richten, wenn das nicht klappt die Gedanken nicht beachten, wenn das auch nicht klappt die Gedanken zur Ruhe bringen, wenn das alles nicht funktioniert, dann:


    Zitat

    Wenn er mit zusammengebissenen Zähnen und an den Gaumen gepreßter Zunge den Geist mit dem Herzen niederwirft, ihn zu Boden zwingt und überwältigt, dann werden jegliche üble, unheilsame Gedanken, die mit Begierde, mit Haß und mit Verblendung verbunden sind, in ihm überwunden und verschwinden. Mit dem Überwinden dieser Gedanken wird sein Geist innerlich gefestigt, beruhigt, zur Einheit gebracht und konzentriert. Dieser Bhikkhu wird dann ein Meister der Gedankengänge genannt. Welchen Gedanken er auch immer denken will, den wird er denken, und welchen Gedanken er auch immer nicht denken will, den wird er nicht denken. Er hat Begehren abgeschnitten, die Fesseln abgeworfen, und mit der vollständigen Durchdringung des (Ich-)Dünkels hat er Dukkha ein Ende bereitet. (M.20)


    Für den Buddha war also das Niederzwingen des Geistes nicht zielführend, aber den Mönchen empfiehlt er es, wenn auch als letzte Methode, aber eben doch. Das Niederzwingen das er selber erfolglos praktiziert hat ist vielleicht nicht dasselbe Niederzwingen das er empfiehlt, obwohl die selben Worte verwendet werden. Ich denke mal dass es mitunter anwendbar ist um schädliche Gedanken zurückzuweisen, dass es aber nicht dazu geeignet ist den Geist samt und sonders mit einem Mal und für immer unter Kontrolle zu bringen. Denn der Buddha hat das ja in einem sehr fortgeschrittenen Stadium versucht, nach der Schulung bei seinen zwei Lehrern, um die letzte Hürde zum Erwachen zu überwinden. Dabei hat er sich dann noch fast zu Tode gefastet, bis er schließlich den mittleren Weg gefunden hat und endgültig erwacht ist.


    Auf einer einfachen Laien-Ebene klappt ja manchmal bei schlechten Gedanken ein energisches Dagegenhalten "Schluss jetzt mit dem Unfug!" Aber gewöhnlich und auf die Dauer hilft das Unterdrücken nicht. Da mache ich die Erfahrung dass mich sozusagen der Geist in einen Kampf verwickelt der nicht zur Ruhe führt und auch dass er ein übermächtiger Gegner ist, wie denn auch die Psychologie feststellt, dass Unterdrückung nur Neurosen hervorbringt. Ich ziehe demnach das Durschauen vor, wenn man erkennt was unheilsam ist und was letztlich zu Leiden führt, geht man dem nicht mehr nach. Ich bin ja auch kein Mönch der sich an Regeln halten muss, davor habe ich große Achtung, aber ich schaffe das nicht mehr. So weit ich komme, dort werde ich den Weg im nächsten Leben fortsetzen, so stelle ich mir das vor.

    Ich sehe da keinen Widerspruch, zuerst analysiert man das Dasein und versteht dass alles bedingt entsteht, dann wendet man das Verstandene so lange an bis man vollkommen bewusst darüber ist.

    Hier meinte ich eigentlich statt Sati lieber Vollnarkose anstatt "Wie verhalte ich mich am besten in dieser Situation?" Es kann natürlich sein, dass ein fortgeschrittener Buddhist zum Operateur sagt. Mir reicht die Körperlähmung durch Curare. Ich möchte das bewusst erleben. Also bitte keine Narkose :)

    Vollnarkose würde ich auch vorziehen, wenn man denn die Wahl hat. Es ist ja ohne weiteres denkbar dass man in eine vergleichbare Horrorsituation gerät wie sie ständig in der Welt stattfindet, z.B. bei schweren Unfällen.


    Aber selbst in der Situation würde ich wohl eher versuchen mittels Konzentration die Achtsamkeit auf den Atem zu lenken, um alles andere auszuschalten. Also quasi Vollnarkose durch Konzentration. Das wäre mal rechte Anstrengung :)

    Das ist auch eine mögliche Methode wenn einem das mehr liegt.




    Denn, wenn du mittels Sati die allgemeine drei Daseinsmerkmale eines Dings erkennst, musst du auch gleichzeitig seine spezifischen Merkmale erfahren. Und bei längerem starken Schmerz können diese so intensiv sein, dass sich das in das Gehirn quasi einbrennen (Also im neuronalen Netz des Geistes quasi eine Autobahn mit Gefälle entsteht). Dadurch tauchen dann Erinnerungen daran ständig wieder auf und behindern den Alltag.

    Vollkommen über die drei Daseinsmerkmale bewusst zu sein bedeutet für mich das Ende des Leids. Narkose oder ablenkende Konzentration alleine sind wohl nur zeitweilige Lösungen die nicht die Verblendung dauerhaft auslöschen. Wenn man den Schmerz bloß als Gefühl wahrnimmt ohne weiter etwas daraus zu machen, verursacht der Schmerz kein geistiges Leid wenn er da ist und auch nicht danach. Die Methode der Konzentration (auf einen Mantra)habe ich bei Schmerzen auch schon mit einigem Erfolg angewendet, aber ohne Erkenntnis der drei Daseinsmerkmale ist das keine endgültige Lösung und finde ich.

    Auch Sati kann Probleme machen und zu einer PTBS führen, wenn man z. B. bei einer Operation am offenen Herzen nur gelähmt anstatt narkotisiert ist.

    Das verstehe ich jetzt nicht so recht, in einer solchen Situation kann mich eigentlich nur Sati retten. Indem ich den Körper und was damit geschieht beobachte mit dem Wissen 'das bin ich nicht, das gehört mir nicht'. So ist es ja in Wirklichkeit und sich daran zu erinnern ist Sati.

    Ein Ansatz ist auch die Erinnerung daran dass alles vergänglich ist, wenn man also etwas bewahren will oder sich mit etwas identifiziert muss man leiden - das ist die Bewusstwerdung über die drei Daseinsmerkmale (ti lakkhana) Dukkha, Anicca und Anatta.


    Diese Erinnerung, Gewahrsein oder Achtsamkeit zu üben bis es als eine dauerhafte Erkenntnis gegenwärtig ist, ist auch rechte Anstrengung auf einer subtilen Ebene. Es gelingt aber nicht perfekt wegen der Geistestrübungen die einen immer wieder wegziehen, es bedarf separater Anstrengung Gier und Hass zu überwinden. So wird ja auch gesagt dass die Entwicklung von Sittlichkeit, rechtes Handeln in Werken, Worten und Gedanken, eine Voraussetzung ist für die Entwicklung von Sammlung und Weisheit.


    Die Sangha ist ein großer Schatz der Unterstützung.

    Ja die Gemeinschaft macht viel aus. In Indien gibt es den Spruch "Wenn du mit einem Heiligen (Sadhu) zusammenlebst wirst du selber ein Heiliger". Und der Buddha sagt:

    Zitat

    Ist es ja doch der ganze Brahma-Wandel, nämlich Freundschaft mit Guten, Gemeinschaft mit Guten, Vertrautsein mit Guten. Von einem Mönch, Anando, der Freundschaft mit Guten hat, Gemeinschaft mit Guten, Vertrautsein mit Guten, ist zu erwarten, daß er den edlen achtfältigen Pfad entfalten und ausbilden wird.

    S.45.2.


    Nun sind wir keine Mönche und in dieser Weltgegend sind solche oft schwer zu finden. Trotzdem ist klar dass der Einfluss von "Guten", also von Menschen die wahre Weisheit schätzen, eine große Bedeutung hat. Schon alleine die Worte, es ist was anderes ob man einen Kriminalroman liest oder z.B. den Palikanon. Wenn man Gelegenheit hat eine gleichgesinnte Sangha oder einen Lehrer persönlich aufzusuchen kann das sehr hilfreich sein. Schließlich ist niemand eine Insel und von Beginn des Lebens an lernt man von anderen.

    Also grundsätzlich finde ich dass das individuell ist, gemäß der Lebenssituation, der momentanen Situation, der Veranlagung und geistigen Konstellation, sowie der Art des theoretischen Zuganges den man zur Lehre hat.


    Z.B. was bedeutet der Begriff "Achtsamkeit" für mich, wie erfahre ich Achtsamkeit, wie kann ich sie entwickeln und wohin führt sie? So wie man das versteht und erfährt praktiziert man es. Für mich hat Sati auch was mit Konzentration zu tun, ist aber im Wesentlichen ein Akt der Erinnerung der in jedem Fall anwendbar ist. Aber wenn ich müde bin mache ich auch ein Nickerchen und gegen Entspannungsübungen habe ich auch nichts.