jetzt möchte ich gerne nochmal zu Wort kommen, und dem Rolf82 etwas zu seinem Thema hier schreiben.
Weil buddhistische Praxis achdumeine Güte, lassen wir diese stocksteife Wendung (wer auch immer sie sich aus welchem Grund einmal ausgedacht hat) lieber fallen. Das aber am besten so, dass sie beim Aufprall auf den Boden nicht gleich zerbricht, andere Menschen brauchen diese Wendung noch und wollen sie weiterbenutzen.
Jetzt einmal ganz im Ernst. Manche Zustände der Welt - das kann mich bedrücken. Oder allgemeiner gesprochen: bestimmte Vorstellungen rufen bestimmte traurige Empfindungen hervor. Oder man denkt über sein Leben nach, und dann wird einem ziemlich trostlos zumute - das kenne ich.
Auf dem mittleren Pfad (in einem Selbsthilfeforum sind die Begrifflichkeiten sicher anders, man wird da mehr sogenannte psychologische Konzepte und Begriffe lesen, vielleicht auch mehr Erfahrungsberichte von anderen ohne so einen grossen Namen 'mittlerer Weg') ändert sich aber die Perspektive. Die Begeher dieses Weges erfreuen sich im Allgemeinen nach und nach grösserer Freiheit. Bedrückungen lassen nach, Sorgen, Ängste, Agressionen oder sonstige starke bedrückende Empfindungen lassen nach. Schliesslich erlangt man grössere Bewusstheit und auch Stabilität dieses Bewusstseins und damit ist es ingesamt heller, auch weil man mehr in der Lage ist, sich von (unangenehmen) Empfindungen zu distanzieren.
Wenn man Glück hat, gibt es Menschen die einen unterstützen und lieben, vielleicht weil man es sich auch erarbeitet oder verdient hat - es nicht nur 'Glück' ist.
Dass man jetzt 'den Buddhismus' als hoffnungslos titulieren will, das sehe ich als ein Ergebnis nicht genügend entwickelter Achtsamkeit bezüglich der Vorstellung 'Buddhismus', die man denken mag. Immerhin ist 'Buddhismus' nur ein Name, nur eine Art Karteikarte einer grossen Biliothek, in der man dann verschiedene Bücher und Texte finden kann.
Wie kann man so eine unschuldige Karteikarte so schwer empfinden: 'trostlos'?
Es gibt unter der Rubrik 'Buddhismus' sicher auch herzerwärmend wohltuende und hoffnungsspendende Texte. Sicher auch Bücher von Menschen, die unter der Überschrift 'Buddhismus' statt vom Leid was es zu überwinden gibt, vom Glück sprechen wollen. Richtig glücksfanatische Texte kann man da finden. Kann ich mir wenigstens vorstellen. Das wäre nun etwas, das könnte ich als 'hoffnungslos' empfinden, aber doch nicht jemand der sich einen 'Buddhismus' denkt und den trostlos findet oder finden möchte.
Es gibt Aussagen unter dieser Rubrik ('Buddhismus'), die können einen betroffen machen. Das kenne ich. Und nicht nur das. Buddhistische Wahrheiten können überwältigend wirken. Vielleicht auch traumatisierend, je nach persönlicher Lage in der man auf 'Buddhistische Wahrheiten' trifft.
Aber es gibt überall Aussagen und Bilder und Eindrücke, die könnten einen betroffen machen und dann kann man in dem Gefühl der Betroffenheit versinken. Ist man häufig betroffen / zieht es einen zu schweren Gefühlen hin, in denen man unbewusst oder halbbewusst baden will, ist das ein Anzeichen für einen ermüdeten bzw einen belasteten Geist. Man kann nach innen hin was tun und auch nach aussen hin, um die Bedingungen zu verändern. So dass man mehr Energie hat und einen klareren Kopf bzw Geist, einen unbeschwerteren Geist. Mit dem sieht vieles nicht mehr so bedrückend oder so bedeutsam wie früher aus. Auf dem mittleren Weg wird dafür anderes bedeutsamer: z.B. Freundlichkeit, Höflichkeit, Geduld, das Wohl der Menschen um einen herum, das eigene (körperliche und geistige / 'seelische') Wohl.
Für den / die an die Kultur und damit an das Glück in den Sinnen Gebundenen ist es natürlich eine Herausforderung, mit manchen Erklärungen umzugehen, die an Mönche und Nonnen gerichtet gewesen sind. Oder überhaupt damit umzugehen, dass jemand erklärt, dass jeder enstandenen Form, jedem Gebilde, jedem Ding, jedem Wesen wenn man will, ein trauriges Merkmal anhaftet: es ist vergänglich und darum mit dem Makel des Leides versehen. Wenn man das versteht, wenn das Herz zu dieser Aussage ein wenig schwingt und das auf die richtige Weise, dann ist das doch eine gute Erfahrung. Man weiß dann etwas und damit ist der Samen für mehr Achtsamkeit gelegt. Und wenn man Interesse hat, kann man mehr verstehen wollen und sich in den Austausch mit anderen Menschen unter der Rubrik 'Buddhismus' begeben, oder aber Wissen und Verstehen vertiefen wollend, beispielsweise ein paar Lehrreden lesen.
Hoffnungslos ist das für mich alles gar nicht. Ganz im Gegenteil. Es gibt Nibbana
Und es gibt in der Tat den (bestimmbaren und erkennbaren) Sinn hinter dem Bemühen ein guter Mensch zu sein.
(mal ein kleiner Versuch, man / ich könnte viel mehr noch dazu sagen)