Ich empfinde den Buddhismus als trost- und hoffnungslos

  • Ich spüre halt schon was Achtsamkeit bei mir bewirkt, nämlich, dass ich mich der Soheit nähere, also das Empfinden, dass alle Dinge aus sich heraus leer sind. Nur ich empfinde das als trostlos und lebensverneinend.

    Ist das nicht nur eine Vorstellung von Leerheit, die dieses Empfinden auslöst?

  • Ich spüre halt schon was Achtsamkeit bei mir bewirkt, nämlich, dass ich mich der Soheit nähere, also das Empfinden, dass alle Dinge aus sich heraus leer sind. Nur ich empfinde das als trostlos und lebensverneinend.

    Ist das nicht nur eine Vorstellung von Leerheit, die dieses Empfinden auslöst?

    Über die Leerheit. Es geht hier nicht um die buchstäbliche Leerheit, aber von der innewohnenden , inhärenten Existenz Weise. Ich zitiere Masao Abe: „ .. Wenn ein phänomenales Ding als Svabhava ( Selbst-Sein oder Selbst-Existierendes Ding) Wirklichkeit besitzt, dann können wir die Welt der Kausalität und des Wandelns nicht in Begriffen des Entstehen und Vergehens verstehen-eine Erfahrung, die wir aber tatsächlich machen. Demgemäß existiert ein phänomenales Ding nicht als Svabhava. Als selbst-existierendes Ding ist ein phänomenales Ding also leer“.

    Genau deswegen ! So wie die bedingte Entstehung so wie Karma ( Ursache-Wirkung) sind möglich. Wenn es anders wäre, wir hätten dann wie die statische, ohne die Veränderung die Welt gehabt, was aber es nicht möglich wäre. Karma macht den Sinn, im Sinne von cetana, wenn ich diese Leerheit akzeptiere und anerkenne, ansonsten, also im Umkehr- Schluss ich wäre nicht imstande etwas überhaupt zu ändern. Wahrscheinlich, wenn man es richtig erfassen könnte, dann das ganze Gebäude von dem Buddhismus nicht so hoffnungslos erscheinen würde. LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • jetzt möchte ich gerne nochmal zu Wort kommen, und dem Rolf82 etwas zu seinem Thema hier schreiben.



    Weil buddhistische Praxis achdumeine Güte, lassen wir diese stocksteife Wendung (wer auch immer sie sich aus welchem Grund einmal ausgedacht hat) lieber fallen. Das aber am besten so, dass sie beim Aufprall auf den Boden nicht gleich zerbricht, andere Menschen brauchen diese Wendung noch und wollen sie weiterbenutzen.



    Jetzt einmal ganz im Ernst. Manche Zustände der Welt - das kann mich bedrücken. Oder allgemeiner gesprochen: bestimmte Vorstellungen rufen bestimmte traurige Empfindungen hervor. Oder man denkt über sein Leben nach, und dann wird einem ziemlich trostlos zumute - das kenne ich.



    Auf dem mittleren Pfad (in einem Selbsthilfeforum sind die Begrifflichkeiten sicher anders, man wird da mehr sogenannte psychologische Konzepte und Begriffe lesen, vielleicht auch mehr Erfahrungsberichte von anderen ohne so einen grossen Namen 'mittlerer Weg') ändert sich aber die Perspektive. Die Begeher dieses Weges erfreuen sich im Allgemeinen nach und nach grösserer Freiheit. Bedrückungen lassen nach, Sorgen, Ängste, Agressionen oder sonstige starke bedrückende Empfindungen lassen nach. Schliesslich erlangt man grössere Bewusstheit und auch Stabilität dieses Bewusstseins und damit ist es ingesamt heller, auch weil man mehr in der Lage ist, sich von (unangenehmen) Empfindungen zu distanzieren.



    Wenn man Glück hat, gibt es Menschen die einen unterstützen und lieben, vielleicht weil man es sich auch erarbeitet oder verdient hat - es nicht nur 'Glück' ist.



    Dass man jetzt 'den Buddhismus' als hoffnungslos titulieren will, das sehe ich als ein Ergebnis nicht genügend entwickelter Achtsamkeit bezüglich der Vorstellung 'Buddhismus', die man denken mag. Immerhin ist 'Buddhismus' nur ein Name, nur eine Art Karteikarte einer grossen Biliothek, in der man dann verschiedene Bücher und Texte finden kann.



    Wie kann man so eine unschuldige Karteikarte so schwer empfinden: 'trostlos'?



    Es gibt unter der Rubrik 'Buddhismus' sicher auch herzerwärmend wohltuende und hoffnungsspendende Texte. Sicher auch Bücher von Menschen, die unter der Überschrift 'Buddhismus' statt vom Leid was es zu überwinden gibt, vom Glück sprechen wollen. Richtig glücksfanatische Texte kann man da finden. Kann ich mir wenigstens vorstellen. Das wäre nun etwas, das könnte ich als 'hoffnungslos' empfinden, aber doch nicht jemand der sich einen 'Buddhismus' denkt und den trostlos findet oder finden möchte.



    Es gibt Aussagen unter dieser Rubrik ('Buddhismus'), die können einen betroffen machen. Das kenne ich. Und nicht nur das. Buddhistische Wahrheiten können überwältigend wirken. Vielleicht auch traumatisierend, je nach persönlicher Lage in der man auf 'Buddhistische Wahrheiten' trifft.



    Aber es gibt überall Aussagen und Bilder und Eindrücke, die könnten einen betroffen machen und dann kann man in dem Gefühl der Betroffenheit versinken. Ist man häufig betroffen / zieht es einen zu schweren Gefühlen hin, in denen man unbewusst oder halbbewusst baden will, ist das ein Anzeichen für einen ermüdeten bzw einen belasteten Geist. Man kann nach innen hin was tun und auch nach aussen hin, um die Bedingungen zu verändern. So dass man mehr Energie hat und einen klareren Kopf bzw Geist, einen unbeschwerteren Geist. Mit dem sieht vieles nicht mehr so bedrückend oder so bedeutsam wie früher aus. Auf dem mittleren Weg wird dafür anderes bedeutsamer: z.B. Freundlichkeit, Höflichkeit, Geduld, das Wohl der Menschen um einen herum, das eigene (körperliche und geistige / 'seelische') Wohl.



    Für den / die an die Kultur und damit an das Glück in den Sinnen Gebundenen ist es natürlich eine Herausforderung, mit manchen Erklärungen umzugehen, die an Mönche und Nonnen gerichtet gewesen sind. Oder überhaupt damit umzugehen, dass jemand erklärt, dass jeder enstandenen Form, jedem Gebilde, jedem Ding, jedem Wesen wenn man will, ein trauriges Merkmal anhaftet: es ist vergänglich und darum mit dem Makel des Leides versehen. Wenn man das versteht, wenn das Herz zu dieser Aussage ein wenig schwingt und das auf die richtige Weise, dann ist das doch eine gute Erfahrung. Man weiß dann etwas und damit ist der Samen für mehr Achtsamkeit gelegt. Und wenn man Interesse hat, kann man mehr verstehen wollen und sich in den Austausch mit anderen Menschen unter der Rubrik 'Buddhismus' begeben, oder aber Wissen und Verstehen vertiefen wollend, beispielsweise ein paar Lehrreden lesen.



    Hoffnungslos ist das für mich alles gar nicht. Ganz im Gegenteil. Es gibt Nibbana :) Und es gibt in der Tat den (bestimmbaren und erkennbaren) Sinn hinter dem Bemühen ein guter Mensch zu sein.



    (mal ein kleiner Versuch, man / ich könnte viel mehr noch dazu sagen)

  • Ja, könnte man. Auf jeden Fall wird es mehr verwirren als erhellen.


    Aber ich verstehe Dich Sotapannabumm.

    Nur dies ist der Anfängerbereich. Was soll ein Anfänger damit anfangen?

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ich denke auch, die wenigsten empfinden die buddhistische Lehre als trost- und hoffnungslos.


    Wir müssen alle gemäß unserer Konditionierung und Veranlagung den Weg finden und gehen oder auch nicht.


    Es gibt keine Abkürzung. Von diesem Glauben bin ich geheilt.


    Wieviel Male noch? (Die Lehren des blinden Meisters)

    _()_

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    Ayya Khema

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  • Wenn es anders wäre, wir hätten dann wie die statische, ohne die Veränderung die Welt gehabt, was aber es nicht möglich wäre. Karma macht den Sinn, im Sinne von cetana, wenn ich diese Leerheit akzeptiere und anerkenne, ansonsten, also im Umkehr- Schluss ich wäre nicht imstande etwas überhaupt zu ändern. Wahrscheinlich, wenn man es richtig erfassen könnte, dann das ganze Gebäude von dem Buddhismus nicht so hoffnungslos erscheinen würde. LG.

    Dukkha entsteht ja gerade durch das Nicht-Erkennen der Vergänglichkeit, durch das Begehren und Festhalten wollen. Insofern liegt der Trost und die Hoffnung ja gerade darin, die Leerheit zu erkennen.

  • Ja, könnte man. Auf jeden Fall wird es mehr verwirren als erhellen.


    Aber ich verstehe Dich Sotapannabumm.

    Nur dies ist der Anfängerbereich. Was soll ein Anfänger damit anfangen?


    Trage doch deine Gedanken bei und das was du denkst, was für einen ‚Anfänger‘ helfen kann. Ich muss ehrlich gesagt eher über diese Zuschreibung (Anfänger) lachen und dass man sie im Ernst denken will. Rolf 82 wird mein Bestreben schon einordnen können, da bin mich mir sicher, bzw. du musst dir da keine Gedanken machen - denke ich 😉


    Back to topic - mein Vorschlag. ‚Sinn und Hoffnung im Buddhismus‘ :)

  • Du hast Recht, was misch ich mich da ein.

    Ich habe schon genug beigetragen.

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    Ayya Khema

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  • Trost und Hoffnung sind nichts als Beschwichtigungen. Eine Beschwichtigung ist der Mittlere Weg gewiss nicht - wer hier nach Trost und Hoffnung sucht, wird sie nicht finden. Nur die Herausforderung, die Art und Weise, in der wir existieren, zu ändern. Es ist diese Art und Weise, in der wir existieren, die trost- und hoffnungslos ist; und zwar für den, der Einsicht in sie gewonnen hat.


    Das "ändern" bedeutet daher letzlich, diese Existenzweise restlos und endgültig aufzugeben - sie aufgeben zu können, nachdem man sich mit dem Herzen vollständig davon abgewandt hat. Entsüchtet. Nicht zuletzt auch von der Sucht nach Trost und Hoffnung. Dieses "aufgeben können" zu erreichen, bedarf es der Anstrengung. Und weil die nicht immer ausreicht, bedarf es auch der Unterstützung durch die Gemeinschaft der Übenden. Insbesondere durch jene die schon etwas länger auf dem Weg sind und sich mit seinen Tücken etwas auskennen.


    Unbeirrt gehen diesen Weg nur Leute, die eine initiale Einsicht in duḥkha hatten, Leiden als universales Seinsmerkmal - es ist die Universalität, die Unausweichlichkeit dieses Seinsmerkmals, die die Trost- und Hoffnungslosigkeit bedingt. Und die deswegen nicht in Depression versunken sind, sondern einen Ausweg - zumindest einen Weg, damit umzugehen - suchten und dabei auf die Lehren Buddhas gestoßen sind.

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Eine Beschwichtigung ist der Mittlere Weg gewiss nicht - wer hier nach Trost und Hoffnung sucht, wird sie nicht finden. Nur die Herausforderung, die Art und Weise, in der wir existieren, zu ändern.


    Ach da gibt es wesentlich mehr zu finden, so ausschließlich könnte ich das nicht sagen: nur eine Herausforderung.


    Natürlich ist ‚hoffen‘ keine erwachsene Haltung zu Zielen die man erreichen will, da ist Handeln die eine Idee, je nachdem eine Zieländerung die andere Idee.


    Aber Trost kann je nach Person und entwickeltem Vertrauen bzw Wissen in den Lehraussagen schon gefunden werden. Und wenn es nur der Trost darüber ist, dass es wenigstens diese Lehre gibt. Dass es manch klare und schöne Worte hier gibt.


    Beispielsweise kann man es tröstlich finden dass alle Anstrengungen in diesem Leben nicht umsonst sind. Dass es ein Diesseits wie auch ein Jenseits gibt.


    Glückselige Verzückungen sollen auf diesem Weg auch vorgekommen sein, und auch manch tröstliche, wennauch vollkommen unerwartete Begegnungen…

  • Dukkha entsteht ja gerade durch das Nicht-Erkennen der Vergänglichkeit, durch das Begehren und Festhalten wollen. Insofern liegt der Trost und die Hoffnung ja gerade darin, die Leerheit zu erkennen.

    Mein Lieber, diese Leerheit ist nur ein von drei universellen Daseinsmerkmalen, also

    anicca , dukkha und anatta , also das dritte. Wenn man alles klar sieht, man sollte , eigentlich, alle Hoffnung fahren lassen, denn Das Leben, wie es ist , bedeutet die Befriedigung den Trieben MN1). Die Sucht aber ist absolut alles, was das Leben ausmacht. Genau deswegen man spricht über die Ent-Sücht-ig-ung als Nirvana.

    So ich zitiere: „ Was es auch an Gestaltetem und Ungestaltetem (asankhatā)(*2) gibt, als höchstes darunter gilt die Entsüchtung, nämlich die Dünkelzerstörung, die Stillung des Durstes, die Vernichtung des Haftens, das Durchbrechen der Daseinsrunde, das Versiegen des Begehrens, die Entsüchtung, das Erlöschen, das Nibbana. Diejenigen nun, die der Lehre der Entsüchtung vertrauen, die vertrauen auf das Höchste. Denen aber, die auf das Höchste vertrauen, ist höchster Segen beschieden.“ Das war schon im Forum . LG.


    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Lieber Sudhana , vielen Dank für deinen bereichernden Beitrag! _()_

    Auf einige Aussagen möchte ich noch mal eingehen:

    Trost und Hoffnung sind nichts als Beschwichtigungen.

    Ja, so würde ich das auch sehen, aber: Als "Erste Hilfe", zum Aufrichten eines Leidenden, mögen sie durchaus nützlich sein.

    (Wer schon total resigniert hat, bringt vermutlich nicht mehr die Kraft auf, den anstrengenden Weg Buddhas zu gehen....)

    Eine Beschwichtigung ist der Mittlere Weg gewiss nicht - wer hier nach Trost und Hoffnung sucht, wird sie nicht finden.

    Buddha stellt doch immerhin etwas in Aussicht - die Befreiung vom Leiden....

    Aber Trost kann je nach Person und entwickeltem Vertrauen bzw Wissen in den Lehraussagen schon gefunden werden. Und wenn es nur der Trost darüber ist, dass es wenigstens diese Lehre gibt. Dass es manch klare und schöne Worte hier gibt.

    Ja, da stimme ich dir zu. _()_

    Es ist diese Art und Weise, in der wir existieren, die trost- und hoffnungslos ist; und zwar für den, der Einsicht in sie gewonnen hat.

    Also Einsicht in die erste und zweite edle Wahrheit führt demnach zu der Erkenntnis, dass unsere Existenzweise trost- und hoffnungslos ist. Daraus entsteht dann die Motivation, daran etwas ändern zu wollen.


    Dies kann doch Hoffnung (+ Vertrauen + Zuversicht) erzeugen...?!

    Das "ändern" bedeutet daher letzlich, diese Existenzweise restlos und endgültig aufzugeben - sie aufgeben zu können, nachdem man sich mit dem Herzen vollständig davon abgewandt hat. Entsüchtet.

    Das ist schwierig, erfordert u.a. Entschlusskraft und Durchhaltevermögen, weswegen es sicherlich günstig ist, frühzeitig mit der Praxis zu beginnen. (Umso besser die Aussicht, es (noch) in diesem Leben zu schaffen.)

    Dieses "aufgeben können" zu erreichen, bedarf es der Anstrengung. Und weil die nicht immer ausreicht, bedarf es auch der Unterstützung durch die Gemeinschaft der Übenden.

    Wohl dem, der eine Übungsgemeinschaft findet, die ihn unterstützt...


    Und die deswegen nicht in Depression versunken sind, sondern einen Ausweg - zumindest einen Weg, damit umzugehen - suchten und dabei auf die Lehren Buddhas gestoßen sind.

    Also besteht für Depressive keine Aussicht auf einen Ausweg?

    Das wäre wirklich trost- und hoffnungslos, insbesondere angesichts der Zunahme von Erkrankten, gerade in den letzten Jahren....


    Ich fasse mal zusammen:


    Um den buddhistischen Weg aus der Trost- und Hoffnungslosigkeit unseres Daseins, (überhaupt) gehen zu können, bedarf es demnach folgender Voraussetzungen:


    1. Einsicht in die erste und zweite edle Wahrheit

    2. Sich ändern wollen

    3. Anstrengung

    4. Unterstützung durch die Gemeinschaft der Übenden (Sangha)

    5. psychische Gesundheit

    (also im Zweifel erst eine Psychotherapie antreten, dann mit der buddhist. Praxis beginnen)


    Schon recht anspruchsvoll.... :?


    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Trost und Hoffnung verbinde ich mit Ablehnung der Lage, in der ich mich befinde.

    Ich glaube dann, dass da draußen etwas oder jemand ist, der mich hier rausholt.


    Daran habe ich noch geglaubt, solange ich Gott um Hilfe gebeten habe.


    So banal das klingt, aber nachdem ich 1976 "Siddharta" gelesen habe und ein einschneidendes gewalttätiges Erlebnis hatte, indem ich mich kämpfend erfolgreich zur Wehr setzte, hatte ich jegliche Angst verloren und begriffen, dass ich mich selbst rette.


    Danach begann die ernsthafte Suche. Ich kann mich nicht erinnern, jemals hoffnungslos oder trostlos gewesen zu sein.


    Ich weiß, das klingt für Menschen mit Depressionen etc. hart, aber dieses Forum ist keine medizinische Auffangstation.


    Wer den Weg ernsthaft geht, muss aufhören, sich als Opfer zu fühlen. Wir sind Täter.

    _()_ _()_ _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Opfer und Täter. Die Welt wirkt auf uns, wir wirken auf die Welt – zumindest bis zu dem Zeitpunkt, zu dem das Wirken und das, das Wirkung erfährt, selbst zum Teil der "Welt" werden. ;)


    Hoffnung würde bedeuten, dass es irgendetwas Positives gäbe, das nicht vergänglich wäre. Verzweiflung würde bedeuten, dass es nichts Negatives gäbe, das nicht vergänglich wäre. Beides ist nicht der Fall.


    Wenn Hoffnung hingegen bedeutete, dass man nur die richtige Methode finden müsste, damit man ein gutes und sicheres Leben hat, so ist diese Hoffnung wahrscheinlich vergebens, mit einer Ausnahme vielleicht.


    Wenn klar wird, dass die Angst vor dem Abgrund unbegründet ist, weil man selbst der Abgrund ist, so kann man sich möglicherweise im Fallen einrichten. Diese Hoffnung ist nicht unbegründet, denke ich.


    Einen schönen Satz habe ich in dieser Woche gelesen:


    Ich kann das meiste nicht kontrollieren, aber ich kann beeinflussen, wie ich damit umgehe.


    Schöner Kalenderspruch. Ich habe ihn in Gedanken mal auf alles angewendet, was mir Angst macht oder die Verzweiflung nährt.


    Und noch ein Wort zum Sonntag:


    Stärke ist, wenn ich meine Wunden heile, statt meinen Schmerz in die Welt zu tragen.


    Amen!


    :badgrin:

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Trost und Hoffnungslosigkeit sind Wörter der weltlichen Ebene um Emotionen auszudrücken.


    Menschlich, Normal, Sozial.


    Gefühle, Emotionen entstehen dabei immer durch die Sinneskontakte.

    Auch denken gehört ja dazu m,

    lehrte der Buddha.


    ….Positive, Negativ, Neutral,

    Ständig, Vergänglich, Dual….


    Wie viele Gedanken im Blinzeln eines Augenaufschlages waren es noch?


    Sehr sehr viele….und so viele das an keinem angehaftet werden müsste, eigentlich;

    oder erst einmal als Übung;

    >>nicht zu lange anhaften.


    Praxis ist Übung im Alltag,

    als Läuterung des Herzens.

    Der Buddha gönnte sich dafür auch die Vertiefungen🌹


    In Metta🙏

  • Ich möchte nochmal auf den ersten Beitrag zurückkommen.


    Es ging Rolf ja darum, dass die Lehre des Buddha hoffnungs- und trostlos ist.


    Dazu kann ich nur schreiben, sie ist das Beste, was mir begegnete, denn sie beantwortete alle meine Fragen, die keine theistische Lehre vermitteln kann.


    Wir hoffen nicht auf Gnade und Vergebung, wir sind in der glücklichen Lage, "unser" Bewusstsein Schritt für Schritt immer mehr zutage zu fördern, denn in uns ist alles vorhanden, was uns befähigt, uns zu befreien.


    Wovon befreien? Von unserer Konditionierung, unseren kulturellen Zwängen, ggf. von genetischen Zwängen, von unserem Affengeist, der uns allen möglichen Blödsinn erzählt, von allen unheilsamen Gewohnheiten ...


    Das ist eine mehr oder weniger radikale Umkehr.

    Wer aber mit der Lehre in Berührung kommt und sich mehr interessiert, muss bereits gewisse Voraussetzungen besitzen.


    _()_ :heart:

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Mein Lieber, diese Leerheit ist nur ein von drei universellen Daseinsmerkmalen, also anicca , dukkha und anatta , also das dritte.


    So ist es mein Lieber und das Erkennen von anicca und anatta vernichtet dukkha.


    Wenn man alles klar sieht, man sollte , eigentlich, alle Hoffnung fahren lassen, denn Das Leben, wie es ist , bedeutet die Befriedigung den Trieben MN1). Die Sucht aber ist absolut alles, was das Leben ausmacht. Genau deswegen man spricht über die Ent-Sücht-ig-ung als Nirvana.

    So ich zitiere: „ Was es auch an Gestaltetem und Ungestaltetem (asankhatā)(*2) gibt, als höchstes darunter gilt die Entsüchtung, nämlich die Dünkelzerstörung, die Stillung des Durstes, die Vernichtung des Haftens, das Durchbrechen der Daseinsrunde, das Versiegen des Begehrens, die Entsüchtung, das Erlöschen, das Nibbana. Diejenigen nun, die der Lehre der Entsüchtung vertrauen, die vertrauen auf das Höchste. Denen aber, die auf das Höchste vertrauen, ist höchster Segen beschieden.“

    Ja und wer der Lehre der Entsüchtung vertraut, hat Hoffnung und Zuversicht hinsichtlich dieses höchsten Segens: "Das noch nicht Erreichte werde ich erreichen".

    Ohne Trost ist die Welt, hoffnungslos mit dukkha verbunden, wie kann man da den Weg der zum Ende von dukkha führt als trost- und hoffnungslos empfinden? Wohl nur wenn es an Vertrauen in die Lehre mangelt. Je mehr man sich mit der Lehre befasst, versteht und praktiziert, desto mehr Vertrauen entwickelt sich. Umgang mit fortgeschrittenen Praktizierenden oder Gleichgesinnten ist dabei sehr hilfreich.

  • Ich zitiere aus dem Buch „Buddhistische Denken“, E. Conze, S.77: „ .. Der gesamte Verlauf hängt also vom Ausmaß der Unzufriedenheit mit dieser Welt ab. Niemand kann sich mit Erfolg dem Nirvana nähern, wenn nicht seine Abscheu vor dieser Welt einen bestimmten Siedepunkt erreicht hat. Er muss alle Hoffnung, sich auf das Bedingte stützen zu können, fahrenlassen, aus dem einfachen Grund, weil von dort kein Trost zu erwarten ist“.

    Deswegen der Weg ist echt absolut hoffnungslos. Und nicht für jeden. Das blanke und absolute Entsetzen,Ekel, den Elend des Daseins man sollte auf dem eigenen Leib verspüren, so Nyanatiloka.

    Deswegen man wendet von der Welt ( der Existenz-weise hier) absolut ! ab.

    Ich denke , jeder entscheidet selbst. Das ist meine persönliche Meinung.

    Ich bedanke mich bei Sudhana für die klare Worte ( klare Kante). LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Trost hat für mich nichts mit Beschwichtigung zu tun, Sudhana. Trösten bedeutet für mich "Zuversicht verschenken". Insofern finde ich auch Trost bei Buddha und in der Sangha und überall, wo Liebe und Mitgefühl zuhause sind.

    DON'T HATE, MEDITATE.

  • Trost und Hoffnung verbinde ich mit Ablehnung der Lage, in der ich mich befinde.

    Ich glaube dann, dass da draußen etwas oder jemand ist, der mich hier rausholt.


    Daran habe ich noch geglaubt, solange ich Gott um Hilfe gebeten habe.


    Trost und Hoffnung verbinde ich mit einem beruhigendem Gefühl was Zuversicht spendet. Das kann ich zum Teil in der Familie erleben, es kann auch eine schöne zwischenmenschliche Begegnung sein.


    Aber auch Gott bzw das deutliche und erhebende Wahrnehmen einer guten Energie für die es mir schwer fällt, Worte zu finden (am Ende ist es auf jeden Fall ein (unerklärlich freundliches bzw liebevolles) Gefühl / eine innere Haltung, vielleicht so formuliert: eine Art Welle mit der man eins ist) kann Hoffnung und Trost also positiven Antrieb schenken.


    Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott - das ist ein Spruch dazu, den finde ich passend.

  • Zuversicht muss ja auch einen Inhalt haben - und worauf bezieht dieser sich?


    Bei Buddha ist es die Praxis, d.h. wer sich auf den achtfachen Pfad ernsthaft einlässt, der wird auch ans Ende von Leiden kommen. Da ist dann aber kein Gefühl, sondern die Befreiung von Gier, Hass und Verblendung. Und das ist auch kein Zustand, sondern eine beständige Aktivität.


    Wer also einen warmen Platz in der Welt sucht und meint, er habe den in einer Sangha gefunden, weil da Liebe und Mitgefühl zu Hause sei, der ist nicht ganz bei Trost - insofern hat der Thread-Eröffner mit seiner Empfindung der Trost-und Hoffnungslosigkeit einen wahren Punkt getroffen - der Buddhismus bietet Befreiung vom Leiden an und das ist weder Trost noch Hoffnung - weil wenn einer vom Leiden befreit ist, dann ist da nichts mehr was eines Trostes oder einer Hoffnung bedarf - das ist dann auch einfach weg, dieses Bedürfnis.

    Aber das Gefühl der Trostlosigkeit und Hoffnungslosigkeit ist auch verpufft, weil man ja weiß, dass das unbeständig ist und also eine Täuschung.

    :zen:



  • Aber das Gefühl der Trostlosigkeit und Hoffnungslosigkeit ist auch verpufft, weil man ja weiß, dass das unbeständig ist und also eine Täuschung.


    So könnte man ja auch sagen dass ein positives Gefühl, was zum positiven Handeln ansteckt, eine Täuschung ist, und stattdessen nichts tun und in diesem Gefühl / dieser inneren Haltung (‚Täuschung‘) verweilen.


    Oftmals ist die Ursache des Leidens (zum Beispiel ein starkes Gefühl der Hoffnungslosigkeit) aber erkennbar, das heisst man kann etwas dagegen tun. Das heisst die Täuschung oder die Klarheit liegt nicht im vergänglichen Gefühl, mehr im Umgang damit.

  • Ein positives Gefühl - also ein angenehmes Gefühl erzeugt Gier nach angenehmen Erfahrungen. Daher sollte man nicht dem Gefühl folgen, sondern es beobachten, wodurch bedingt es entsteht, vergeht oder auch andauert.


    Die Ursache des Leidens ist immer tanha - und wurzelt in Gier, Hass oder Verblendung. Sind diese Triebe erloschen, erlischt auch Leiden.

    :zen:



  • Wer also einen warmen Platz in der Welt sucht und meint, er habe den in einer Sangha gefunden, weil da Liebe und Mitgefühl zu Hause sei, der ist nicht ganz bei Trost - ...

    Verstehe nicht wirklich, warum du jetzt so pampig reagierst. Finde ich gerade einem Neuling gegenüber auch sehr unhöflich!


    ... der Buddhismus bietet Befreiung vom Leiden an und das ist weder Trost noch Hoffnung - weil wenn einer vom Leiden befreit ist, dann ist da nichts mehr was eines Trostes oder einer Hoffnung bedarf - das ist dann auch einfach weg, dieses Bedürfnis. ...

    Ja, das ist wohl so, wenn man - so wie du - schon am Ende des Weges angekommen ist.

    DON'T HATE, MEDITATE.