Wie würdet ihr euch weltlich verabschieden?


  • Hm das ist wohl immer eine Frage des Einzelfalls. Wenn eine alleinerziehende Mutter /Vater in die hauslosigkeit geht ist das sicherlich unverantwortlich. Tut dies jemand nach Beendigung eines Lebensabschnitts macht das eher Sinn. Natürlich ist ein solcher Schritt immer irgendwie egoistisch, das ist aber eine normale Trennung (bspsw. wegen anderer Frau/Mann) auch. Brüche im Leben sind immer egoistischer Natur, neuen Beruf, neuen Partner, neue Stadt, Auswandern. Überall gehen Brücken zwischen Menschen in die Brüche.


    Natürlich ist die Frage interessant für den einzelnen Menschen in seiner Situation des Verlassens/Verlassenwerdens.

  • Bambus:

    Wie viel Egoismus braucht man um in die Hauslosigkeit zu gehen?


    keinen lieber Bambus. Egoismus und Altruismus sind beides eine Form von Anhaftung zB an Wünschen. das Dukkha & den Ursprung erkennen und Lösung & Weg anwenden ist ohne 'mein'-Machen und ohne 'unser'-Machen

    Zitat

    Wann wird der Wunsch selber zu einem Hindernis?


    der Wunsch in die Hauslosigkeit zu gehen wird zum Hindernis, wenn Körper und Geist noch nicht bereit ist. der Wunsch im gewohnten Hausleben zu bleiben ist ein Hindernis, wenn Körper und Geist noch nicht bereit ist


    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Hmm, also solange es nicht Hals über Kopf ist, und das liebe Umfeld ein bisschen Zeit hat sich an diesen Gedanken zu gewöhnen, und man sein weltliches Leben sowieso nach und nach auf Genügsamkeit und Zurückhaltung ausrichtet, und so auch an immer freierer und zufriedener Erscheinung gewinnt, so habe ich mittlerweile persönlich den Eindruck gewonnen, das man dann auch irgendwann gehen kann, ohne vielleicht für die Angehörigen ganz weg zu sein. Es hängt allerdings davon ab, mit wie viel (ungerichteter) Liebe und Mitgefühl man dann von dannen zieht. Umso freier man innerlich geworden ist, umso freier werden auch die Abhängigkeiten und Bindungen im Umfeld. Das bedingt sich gegenseitig, meiner Erfahrung nach.


    Ich kann mittlerweile Menschen auch auf sehr nette Weise das Gespräch verweigern, weil ich ihnen vielleicht etwas zeigen möchte, ohne das sie enttäuscht oder böse reagieren. Das wäre früher mir so nicht möglich gewesen, und zeigt mir das man auch etwas sagen kann ohne etwas zu sagen, und das man da sein kann, ohne da zu sein :)

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Der Buddha hat seinen Nachfolgern ja auch nicht umsonst geraten zu einem Bürger der vier Weltgegenden zu werden. So wird man zu einem der überall zu Hause ist. Und wenn man seine Praxis nicht vernachlässigt und stetig voranschreitet, so werden es auch Freunde und Verwandte irgendwann verstehen und sich möglicherweise darüber sogar freuen... Aber nur wenn man sehr gut ist :D

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:


    Ich kann mittlerweile Menschen auch auf sehr nette Weise das Gespräch verweigern, weil ich ihnen vielleicht etwas zeigen möchte, ohne das sie enttäuscht oder böse reagieren.


    Das ist eine interessante Aussage, werter Geronimo.
    Ist viiiiielleicht ein bisserl OT. Aber ich stelle mir da grade kleine Szenarien vor, so wie kleine Kurzfilmchen...
    Ich beobachte in meiner Arbeitswelt immer wieder, wie Spannungen entstehen, grade weil zu viel gesprochen und und leider nicht rechte Rede praktiziert wird. Die Fähigkeit, die Du beschreibst, hält einen selbst aus manchem Sumpf heraus. ;)
    Herzlichen Gruß,
    Wusheng


  • Wirklich. Ein sehr freundliches Lächeln mit einem ebenso freundlichen aber bestimmten Nein dahinter kann Wunder wirken. Aber nur wenn es absolut von Herzen kommt. Wenn das Nein wirklich konstruktiv gebraucht wird, um etwas zu verbessern, um jemandem weiterzubrigen, so gut das eben möglich ist.
    Ein reines Nein, im Sinne von "Ich will einfach meine Ruhe haben", das kann wiederum zu allen möglichen Spannungen führen und kommt auch aus einer ganz anderen Richtung.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
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  • Bisschen off topic zwar auch, aber warum denn nicht :)


    Ich habe für mich auch entdeckt, das so kleine Schweigegelübde, wie z.B. nur bezüglich bestimmter Themen, bestimmter Situationen, oder nur den Vormittag über oder je nach Bedürfnis eben, einem das Leben erheblich erleichtern können. Mein Mund ist nämlich oft schneller als mein Kopf, und da passiert es garnicht so selten das ich schnell nicht mehr zufrieden bin mit dem was ich da so von mir gegeben habe. Aber seit ich einfach mal öfter die Klappe halte, gehe ich wesentlich zufriedener durchs Leben, ganz einfach auch weil man sich viel weniger angreifbar macht. Auch schätzt einen das Umfeld besser ein, wenn man nicht zu allem seinen Senf dazu gibt, sondern abwartet und fair bleibt.


    Mir persönlich hat so ein partielles Schweigegelübde wirklich nichts als Vorteile gebracht... Und sei es auch nur das es mich besser schlafen lässt.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
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  • Zitat

    Was wird man in der letzten Stunde seines Lebens denken? Denn dann ist man garantiert alleine.


    Da ich in solcher Situation schon mehrmals war, kann ich auch was dazu sagen.
    "Danke, für die Liebe." Alles andere wird unwichtig.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.