Wende die Medaille

  • Aus dem buddhistischen Salonthread "Körperliche Sinnlichkeit und Ekel"

    Joella:

    Also müsste es den Mittelweg zwischen Sinnlichkeit und Ekel doch auch geben?

    Ja gibt es. Neutralisiere/ersetze das Angenehme/Sinnliche mit dem Ekel und den Ekel mit dem Angenehmen durch geschicktes wenden der Medaille (Zur Medaille später mehr).
    Bringe die Waage von Gier und Haß immer mehr ins Gleichgewicht. Z.B muss man bei Wohlfühlbuddhisten natürlich erstmal mit Ekel gegensteuern. Solange, bis die Waage in die andere Richtung fällt und man die Welt nicht als schön sondern als eklig betrachtet. Dann kann man wieder mit schön dagegensteuern damit die Waage wieder die Richtung wechselt. Durch dieses Justieren wird die Differenz zwischen Gier und Haß immer geringer bis die Waage im Gleichgewicht ist. Wenn die Waage im Gleichgewicht ist, dann ist die Differenz zwischen den beiden=0. In Worten: Null.*1
    Dann sieht man umso deutlicher was Gier und was Haß ist.

    crazy-dragon:

    das sind zwei Seiten einer Medaille

    Und Medaille ist Medaille. Ob man jetzt von der einen oder anderen Seite dukkha serviert bekommt macht dann auch kein Unterschied, weil es hat ja den selben Ursprung(Medaille), ist also das Gleiche.
    Dieser Wiederspruch, diese Dualität wäre somit aufgehoben.
    Wenn man so sieht, sieht man also was Gier und Haß wirklich sind. Und wenn man so sieht sieht man, dass Gier und Haß gar nicht wirklich sind.
    Und die ganze Illusion von Gier und Haß (gut und böse) ist in Luft aufgelöst. Dann wäre man ein Nichtwiederkehrer(Anagami) und hätte die 5 niederen Fesseln welche an die Sinnenwelt fesseln überkommen.
    Aber für diese Praxis ist eine gesunde Basis in Sila (Tugendregeln) und Samadhi (Sammlung) wichtig. Es heißt ja auch durch Sila zu Samadhi und durch Samadhi zu Weisheit. So schließt sich der komplette achtfache Weg. So wundert es nicht, dass diese Art der Praxis für die Praxismönche am relevantesten ist. Weil sie wollen fortschrittlich auf dem achtfachen Weg sein und nehmen ja die Askese auf sich, welche auch nötig ist um in dieser Praxis gute Fortschritte zu machen. Nicht umsonst sagt der Erhabene Buddha ja, dass die Hauslosigkeit nötig ist, um Anagami oder Arahat zu werden.


    *1 Verzeihung aber ich konnte nicht widerstehen diese "In Worten" Floskel zu benutzen

  • lagerregaL:


    Bringe die Waage von Gier und Haß immer mehr ins Gleichgewicht. Z.B muss man bei Wohlfühlbuddhisten natürlich erstmal mit Ekel gegensteuern. Solange, bis die Waage in die andere Richtung fällt und man die Welt nicht als schön sondern als eklig betrachtet. Dann kann man wieder mit schön dagegensteuern damit die Waage wieder die Richtung wechselt. Durch dieses Justieren wird die Differenz zwischen Gier und Haß immer geringer bis die Waage im Gleichgewicht ist. Wenn die Waage im Gleichgewicht ist, dann ist die Differenz zwischen den beiden=0. In Worten: Null.*1


    Die Waagen-Metapher halte ich für äußerst unglücklich. Es kann nicht darum gehen, einer bestimmte Menge Aversion eine genauso große Menge Gier gegenüberzustellen (oder umgekehrt), in der naiven Hoffnung, die beiden würden sich irgendwann neutralisieren. Die Technik besteht vielmehr schlicht und einfach im nicht-reaktiven Betrachten von Gier und Aversion. Im Lichte der nicht-eingreifenden Achtsamkeit kann es dann geschehen, dass diese Impulse des Anhaftens sich einfach in Nichts auflösen.


    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Onda:
    lagerregaL:


    Bringe die Waage von Gier und Haß immer mehr ins Gleichgewicht. Z.B muss man bei Wohlfühlbuddhisten natürlich erstmal mit Ekel gegensteuern. Solange, bis die Waage in die andere Richtung fällt und man die Welt nicht als schön sondern als eklig betrachtet. Dann kann man wieder mit schön dagegensteuern damit die Waage wieder die Richtung wechselt. Durch dieses Justieren wird die Differenz zwischen Gier und Haß immer geringer bis die Waage im Gleichgewicht ist. Wenn die Waage im Gleichgewicht ist, dann ist die Differenz zwischen den beiden=0. In Worten: Null.*1


    Die Waagen-Metapher halte ich für äußerst unglücklich. Es kann nicht darum gehen, einer bestimmte Menge Aversion eine genauso große Menge Gier gegenüberzustellen (oder umgekehrt), in der naiven Hoffnung, die beiden würden sich irgendwann neutralisieren. Die Technik besteht vielmehr schlicht und einfach im nicht-reaktiven Betrachten von Gier und Aversion. Im Lichte der nicht-eingreifenden Achtsamkeit kann es dann geschehen, dass diese Impulse des Anhaftens sich einfach in Nichts auflösen.


    Onda


    Da möchte ich Onda zustimmen.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:
    Onda:

    Die Waagen-Metapher halte ich für äußerst unglücklich. Es kann nicht darum gehen, einer bestimmte Menge Aversion eine genauso große Menge Gier gegenüberzustellen (oder umgekehrt), in der naiven Hoffnung, die beiden würden sich irgendwann neutralisieren. Die Technik besteht vielmehr schlicht und einfach im nicht-reaktiven Betrachten von Gier und Aversion. Im Lichte der nicht-eingreifenden Achtsamkeit kann es dann geschehen, dass diese Impulse des Anhaftens sich einfach in Nichts auflösen.


    Onda


    Da möchte ich Onda zustimmen.


    Zitat

    Kein besseres Mittel (wtl: kein anderes Ding) kenne ich, ihr Mönche, wodurch die unaufgestiegene Sinnenlust nicht zum Aufsteigen kommt und die aufgestiegene Sinnenlust schwindet, wie ein widerliches Objekt. (asubha-nimitta) Wer nämlich, ihr Mönche, über ein widerliches Objekt weise nachdenkt, (*6) in dem kommt die unaufgestiegene Sinnenlust nicht zum Aufsteigen und die aufgestiegene schwindet.


    Kein besseres Mittel kenne ich, ihr Mönche, wodurch der unaufgestiegene Hass nicht zum Aufsteigen kommt und der aufgestiegene Hass schwindet, wie die Güte, die Befreiung des Herzens. (*7) Wer nämlich, ihr Mönche, über die Güte, die Befreiung des Herzens, weise nachdenkt, in dem kommt der unaufgestiegene Hass nicht zum Aufsteigen und der aufgestiegene schwindet.


    http://www.palikanon.de/angutt/a01_001-010.html#a_i2

  • lagerregaL:
    Zitat

    Kein besseres Mittel (wtl: kein anderes Ding) kenne ich, ihr Mönche, wodurch die unaufgestiegene Sinnenlust nicht zum Aufsteigen kommt und die aufgestiegene Sinnenlust schwindet, wie ein widerliches Objekt. (asubha-nimitta) Wer nämlich, ihr Mönche, über ein widerliches Objekt weise nachdenkt, (*6) in dem kommt die unaufgestiegene Sinnenlust nicht zum Aufsteigen und die aufgestiegene schwindet.


    Kein besseres Mittel kenne ich, ihr Mönche, wodurch der unaufgestiegene Hass nicht zum Aufsteigen kommt und der aufgestiegene Hass schwindet, wie die Güte, die Befreiung des Herzens. (*7) Wer nämlich, ihr Mönche, über die Güte, die Befreiung des Herzens, weise nachdenkt, in dem kommt der unaufgestiegene Hass nicht zum Aufsteigen und der aufgestiegene schwindet.


    http://www.palikanon.de/angutt/a01_001-010.html#a_i2


    Auch das bestätigt nicht das Bild einer Waage, denn es ist ja nicht ausgewogen sondern ein Extrem. Gegenmittel ist immer ein Extrem, welches einem anderen Extrem entgegengesetzt wird. 8)


    http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=2&t=10167

  • Grund:
    lagerregaL:


    Auch das bestätigt nicht das Bild einer Waage, denn es ist ja nicht ausgewogen sondern ein Extrem. Gegenmittel ist immer ein Extrem, welches einem anderen Extrem entgegengesetzt wird. 8)


    http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=2&t=10167


    Eben. Man geht ja gegen Abneigung auch nicht mit ein bisschen Zuneigung vor, sondern mit Güte und Gleichmut. Und gegen Zuneigung geht man auch nicht mit Abneigung vor, auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, sondern mit Ernüchterung und wiederum Gleichmut. Man entnimmt sozusagen aus beiden Waagschalen immer mehr, bis irgendwann aus Unwissenheit Wissen wird.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • lagerregaL:
    Zitat

    Kein besseres Mittel (wtl: kein anderes Ding) kenne ich, ihr Mönche, wodurch die unaufgestiegene Sinnenlust nicht zum Aufsteigen kommt und die aufgestiegene Sinnenlust schwindet, wie ein widerliches Objekt. (asubha-nimitta) Wer nämlich, ihr Mönche, über ein widerliches Objekt weise nachdenkt, (*6) in dem kommt die unaufgestiegene Sinnenlust nicht zum Aufsteigen und die aufgestiegene schwindet.


    Kein besseres Mittel kenne ich, ihr Mönche, wodurch der unaufgestiegene Hass nicht zum Aufsteigen kommt und der aufgestiegene Hass schwindet, wie die Güte, die Befreiung des Herzens. (*7) Wer nämlich, ihr Mönche, über die Güte, die Befreiung des Herzens, weise nachdenkt, in dem kommt der unaufgestiegene Hass nicht zum Aufsteigen und der aufgestiegene schwindet.


    http://www.palikanon.de/angutt/a01_001-010.html#a_i2


    Zitat

    Bringe die Waage von Gier und Haß immer mehr ins Gleichgewicht. Z.B muss man bei Wohlfühlbuddhisten natürlich erstmal mit Ekel gegensteuern. Solange, bis die Waage in die andere Richtung fällt und man die Welt nicht als schön sondern als eklig betrachtet. Dann kann man wieder mit schön dagegensteuern damit die Waage wieder die Richtung wechselt. Durch dieses Justieren wird die Differenz zwischen Gier und Haß immer geringer bis die Waage im Gleichgewicht ist. Wenn die Waage im Gleichgewicht ist, dann ist die Differenz zwischen den beiden=0. In Worten: Null.*1

  • lagerregaL:

    Durch dieses Justieren wird die Differenz zwischen Gier und Haß immer geringer bis die Waage im Gleichgewicht ist. Wenn die Waage im Gleichgewicht ist, dann ist die Differenz zwischen den beiden=0. In Worten: Null.*1


    Die DIfferenz kann auch Null sein, wenn in der einen Schale ganz viel Gier und in der anderen ganz viel Hass liegt (vorausgesetzt Gier und Hass haben das gleiche Eigengewicht). Das BIld der Waage stimmt nicht.


    Onda

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    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Geronimo:


    Eben. Man geht ja gegen Abneigung auch nicht mit ein bisschen Zuneigung vor, sondern mit Güte und Gleichmut. Und gegen Zuneigung geht man auch nicht mit Abneigung vor, auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, sondern mit Ernüchterung und wiederum Gleichmut. Man entnimmt sozusagen aus beiden Waagschalen immer mehr, bis irgendwann aus Unwissenheit Wissen wird.


    Die Geistesobjekte verändern sich nur von anziehend zu abstoßend und von abstoßend zu anziehend. Auf das eine reagiert man mit Gier und auf das andere mit Haß. Aber man muss sich ja damit konfronnieren und es kennenlernen um so Gleichmut zu entwickeln im Bezug auf Gier und Haß. Das citta kann jeweils das ein oder andere hochholen um damit zu arbeiten.

  • Was ist eigentlich ein Wohlfühlbuddhist? Das Gegenteil von einem Theravada-Masochist?


    Onda

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  • Onda:
    lagerregaL:

    Durch dieses Justieren wird die Differenz zwischen Gier und Haß immer geringer bis die Waage im Gleichgewicht ist. Wenn die Waage im Gleichgewicht ist, dann ist die Differenz zwischen den beiden=0. In Worten: Null.*1


    Die DIfferenz kann auch Null sein, wenn in der einen Schale ganz viel Gier und in der anderen ganz viel Hass liegt (vorausgesetzt Gier und Hass haben das gleiche Eigengewicht).


    Onda


    Ja so ist es ja auch. Man ist voll von ganz viel Gier und Haß. Aber solange die Waage im ungleichgewicht ist, erkennt man das nicht weil man jeweils an ein Extrem anhängt. So entsteht diese Dualität. Wenn aber die Waage ausgeglichen ist, ist ja diese Dualität weg und man erkennt deutlicher die Illusion, wie sie sich gegenseitig bedingen. Wenn man dann so sieht, kann man die Waage überwinden und die Identifikation mit der Waage aufgeben, weil man identifiziert sich ja nicht mehr mit Gier und Haß.

  • lagerregaL:
    Geronimo:


    Eben. Man geht ja gegen Abneigung auch nicht mit ein bisschen Zuneigung vor, sondern mit Güte und Gleichmut. Und gegen Zuneigung geht man auch nicht mit Abneigung vor, auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, sondern mit Ernüchterung und wiederum Gleichmut. Man entnimmt sozusagen aus beiden Waagschalen immer mehr, bis irgendwann aus Unwissenheit Wissen wird.


    Die Geistesobjekte verändern sich nur von anziehend zu abstoßend und von abstoßend zu anziehend. Auf das eine reagiert man mit Gier und auf das andere mit Haß. Aber man muss sich ja damit konfronnieren und es kennenlernen um so Gleichmut zu entwickeln im Bezug auf Gier und Haß. Das citta kann jeweils das ein oder andere hochholen um damit zu arbeiten.


    Nee, in der Übung holste ja nicht gegen etwas abstoßendes etwas anziehendes vor, sondern etwas das beides überwindet.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
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  • Geronimo:
    lagerregaL:


    Die Geistesobjekte verändern sich nur von anziehend zu abstoßend und von abstoßend zu anziehend. Auf das eine reagiert man mit Gier und auf das andere mit Haß. Aber man muss sich ja damit konfronnieren und es kennenlernen um so Gleichmut zu entwickeln im Bezug auf Gier und Haß. Das citta kann jeweils das ein oder andere hochholen um damit zu arbeiten.


    Nee, in der Übung holste ja nicht gegen etwas abstoßendes etwas anziehendes vor, sondern etwas das beides überwindet.


    Zitat

    Kein besseres Mittel (wtl: kein anderes Ding) kenne ich, ihr Mönche, wodurch die unaufgestiegene Sinnenlust nicht zum Aufsteigen kommt und die aufgestiegene Sinnenlust schwindet, wie ein widerliches Objekt. (asubha-nimitta) Wer nämlich, ihr Mönche, über ein widerliches Objekt weise nachdenkt, (*6) in dem kommt die unaufgestiegene Sinnenlust nicht zum Aufsteigen und die aufgestiegene schwindet.


    Zitat

    Kein besseres Mittel kenne ich, ihr Mönche, wodurch der unaufgestiegene Hass nicht zum Aufsteigen kommt und der aufgestiegene Hass schwindet, wie die Güte, die Befreiung des Herzens. (*7) Wer nämlich, ihr Mönche, über die Güte, die Befreiung des Herzens, weise nachdenkt, in dem kommt der unaufgestiegene Hass nicht zum Aufsteigen und der aufgestiegene schwindet.

  • Ja eben, aber Güte ist nicht einfach nur ein anderes anziehendes Objekt das der Abneigung entgegensteht. Man guckt nicht einfach nur einen angenehmen Film auf einen unangenehmen oder isst etwas süßes, weil das andere vorher zu sauer war.


    (Ungerichtete) liebevolle Güte strahlt wahllos und hängt sich an nichts. Sie bevorzugt nichts und lehnt auch nichts ab. Daher steht sie über den Kategorien Zuneigung und Abneigung.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:

    Ja eben, aber Güte ist nicht einfach nur ein anderes anziehendes Objekt das der Abneigung entgegensteht. Man guckt nicht einfach nur einen angenehmen Film auf einen unangenehmen oder isst etwas süßes, weil das andere vorher zu sauer war.


    (Ungerichtete) liebevolle Güte strahlt wahllos und hängt sich an nichts. Sie bevorzugt nichts und lehnt auch nichts ab. Daher steht sie über den Kategorien Zuneigung und Abneigung.


    Und was machtst du, wenn du Sinnenlust hast? Machst du dann auch liebende Güte?

    Zitat

    Kein besseres Mittel (wtl: kein anderes Ding) kenne ich, ihr Mönche, wodurch die unaufgestiegene Sinnenlust nicht zum Aufsteigen kommt und die aufgestiegene Sinnenlust schwindet, wie ein widerliches Objekt. (asubha-nimitta) Wer nämlich, ihr Mönche, über ein widerliches Objekt weise nachdenkt, (*6) in dem kommt die unaufgestiegene Sinnenlust nicht zum Aufsteigen und die aufgestiegene schwindet.

  • Zitat

    (Ungerichtete) liebevolle Güte strahlt wahllos und hängt sich an nichts. Sie bevorzugt nichts und lehnt auch nichts ab. Daher steht sie über den Kategorien Zuneigung und Abneigung.


    Das wäre dann die Güte eines Anagamis oder Arahats.

  • lagerregaL:
    Geronimo:

    Ja eben, aber Güte ist nicht einfach nur ein anderes anziehendes Objekt das der Abneigung entgegensteht. Man guckt nicht einfach nur einen angenehmen Film auf einen unangenehmen oder isst etwas süßes, weil das andere vorher zu sauer war.


    (Ungerichtete) liebevolle Güte strahlt wahllos und hängt sich an nichts. Sie bevorzugt nichts und lehnt auch nichts ab. Daher steht sie über den Kategorien Zuneigung und Abneigung.


    Und was machtst du, wenn du Sinnenlust hast? Machst du dann auch liebende Güte?


    Es kommt auf die Lust an. Ob ich schon bereit bin sie gehen zu lassen. Bei sexueller Lust z.B. lasse ich sie heute einfach entstehen und vergehen. Da taucht das prickeln und vielleicht eine Errektion auf, und ein paar Minuten später verschwinden sie auch ganz von selbst wieder, ohne das ich irgendetwas gemacht habe. Als wäre nichts gewesen. Ich muss dem glücklicherweise nicht mit speziellen Vorstellungen oder Techniken beikommen, dafür sind diese Triebe in mir wahrscheinlich schon zu schwach. Aber das wird bei anderen Menschen anders sein.


    Die Lust nach Nahrungsmitteln jedoch möchte ich noch nicht aufgeben, deshalb gehe ich diesem Trieb zumindest größtenteils einfach nach. Aber ich habe auch dabei schon festgestellt, das ich auch diesen Reiz einfach kommen und gehen lassen kann, ohne auf ihn reagieren zu müssen.


    Spezielle Techniken, wie die von dir hevorgehobenen, sind vielleicht auch nicht für alle Menschen gleichermaßen geeignet. Ich muss z.B. eigentlich kaum kämpfen um bestimmte Triebe vergehen zu lassen. Aber das mag auch eine Folge der Praxis mittlerweile sein. Ich konnte mich aber auch mit diesen Ekelvorstellungen z.B. nie wirklich anfreunden, sie hätten bei mir eher zu noch mehr Abneigung als zu Ernüchterung geführt wahrscheinlich.


    Was mir aber ein bisschen geholfen hat, um von den sexuellen Trieben freier zu werden, ist die ganz sachliche Erläuterung aus was sich der Körper letztlich zusammensetzt. Wenn ich dann heute ab und zu auf der Straße hübsche Mädchen sehe, dann denkt sich manchmal ein Teil von mir: "eigentlich nur ein bisschen Hautgewebe über Muskelmasse", und denn muss ich schmunzeln und laufe vergnügt weiter. Nur bei besonders hübschen Mädchen, so wie man ihnen vielleicht alle 3 Monate mal begegnet, da wird's dann schon etwas schwieriger :D


    Alles in allem fahre ich aber mit der liebenden Güte sehr sehr gut, da mir diese Freude zu einem konstanter Zufluchtsort geworden ist, sowohl in erfreulichen als auch weniger erfreulichen Situationen. Und anstatt das ich nun auf die Außenwelt zwingend so reagieren muss, wie es normale Menschen tun, habe ich heute tatsächlich die Wahl, ob ich reagiere. Oder ob ich den Blick nach innen lenke, bzw. innen lasse und die Situation vorrüber ziehen lasse, so wie alles andere auch :)

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

    4 Mal editiert, zuletzt von Geronimo ()

  • lagerregaL:
    Zitat

    (Ungerichtete) liebevolle Güte strahlt wahllos und hängt sich an nichts. Sie bevorzugt nichts und lehnt auch nichts ab. Daher steht sie über den Kategorien Zuneigung und Abneigung.


    Das wäre dann die Güte eines Anagamis oder Arahats.


    In Perfektion ja, aber als Übender entwickelt man auch langsam einen gewissen Geschmack und ein gewisses Geschick dafür.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
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  • lagerregaL:
    Geronimo:


    Ich konnte mich aber auch mit diesen Ekelvorstellungen z.B. nie wirklich anfreunden


    Siehst du? Genau da liegt das Problem, Wohlfühlbuddhist.


    Ich denke du verstehst da was falsch.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
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  • Geronimo:
    lagerregaL:


    Siehst du? Genau da liegt das Problem, Wohlfühlbuddhist.


    Ich denke du verstehst da was falsch.


    Ich denke du verstehst da was falsch.
    Die Ekelvorstellungen sind ein Teil von dir, auch wenn du sie verdrängst.
    Genauso wie du anziehende Gefühle für Mädchen empfindest, schlummern im Herzen auch Gefühle der Abneigung. Das sind die Extreme.
    Wie wenn die Waage im Ungleichgewicht ist. In dem Maße in dem du Gier empfindest, empfindest du auch Haß. Je ungleicher die Waage ist, desto größer die Extreme.

  • In der Lehre des Buddha geht es einzig und allein um Freiheit. Und die Freiheit von den Trieben ist die größtmögliche Freiheit. Alles was zur Schwächung dieser Triebe beiträgt, ist ein geeignetes Mittel. Für mich besteht keine Notwendigkeit mehr Ekelvorstellungen zu entwickeln, da von den vielen Dingen mittlerweile sowieso kaum noch Reiz für mich ausgeht. Und der Rest der noch da ist wird auch immer weniger. Und wäre diese Entwicklung nicht angenehm, dann gäbe es auch keinen Grund sie zu forcieren.

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  • Na klar sind da noch Triebe vorhanden. Das ändert sich auch erst beim Arhat gänzlich. Aber solange ich merke wie die Triebe in mir immer schwächer werden, wenn ich mich auf dem Pfad bewege, solange sehe ich auch keine Notwendigkeit künstliche Vorstellungen über dieses und jenes hervorzuholen, nur um sie doch wieder vergehen zu lassen. Dazu bin ich vielleicht auch schon zu ernüchtert :) Aber wem es hilft, sehr gerne.

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  • Geronimo:

    InFür mich besteht keine Notwendigkeit mehr Ekelvorstellungen zu entwickeln, da von den vielen Dingen mittlerweile sowieso kaum noch Reiz für mich ausgeht. Und der Rest der noch da ist wird auch immer weniger.


    Das hört sich ja nach Sakadagami (Einmalwiederkehrer) an. Und ich dachte du hättest lediglich den "bescheidenen" Wunsch, Sotapanna (Stromeingetretener) zu werden.