Thich Nhat Hanh und Theravada

  • Sukha:


    Zwischen Thich Nathan und Theravada liegen nun mal (Verständnis-)Welten, auch in der Sprache.


    Es ist vielleicht nicht allen bekannt, dass es zahlreiche Verbindungen zwischen dem Theravada und TNH gibt:


    - Thich Nhat Hanh stammt aus Vietnam. Es ist ein Kennzeichen dieses Landes, dass dort sowohl eine Theravada- als auch eine Mahayana-Tradition aufzufinden ist, beides Traditionen, die sich auch gegenseitig im Laufe der Geschichte beeinflussten. TNH schöpft aus beiden Quellen.


    - In der Plum-Village-Tradition werden daher sowohl Sutren des Mahayana als auch solche des Theravada studiert. Zum besseren Verständnis eines Sutras werden bei TNH oft Sutren verschiedener Traditionen miteinander verglichen. Auch Bhikkhu Analayo ist ein Freund dieser Vorgehensweise ("Der direkte Weg - Satipatthana"). In seinem Buch über Satipatthana verweist Analayo an zahlreichen Stellen auf TNH's Buch "Umarme deine Wut" (Kommentare zum Satipatthana-Sutra). http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=3&t=3442


    - Im Zentrum der Plum-Village-Tradition von TNH steht die Achtsamkeitsschulung. Hierbei geht es um das genaue Registrieren von allem, was hier & jetzt geschieht. Auch im Theravada liegt der Praxis-Fokus auf der Achtsamkeit.


    - Im Theravada wird die Notwendigkeit betont, ethisches Verhalten in die Praxis mit einzubeziehen, so wie es der achtfache Pfad vorsieht. In der Tat ist Ethik eine der drei Säulen der Praxis (Einsicht, Sittlichkeit und Sammlung/Meditation). Bei TNH nimmt die ethische Schulung einen großen Raum ein. Auch in diesem Punkt also: starke Berührungspunkte.


    Insofern sind die Unterschiede zwischen Theravada und TNH wesentlich geringer, als es auf den ersten Blick scheinen mag.
    Es kommt inmer auf den Blick an: ist es einer, der eher Trennendes wahrnimmt oder eher Verbindendes.


    LG
    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

    4 Mal editiert, zuletzt von Onda ()

  • Kleine Anmerkung: Wobei TNH ja auch einer der Gründer des sogenannten "engagierten Buddhismus" war, inwieweit diese Form des Buddhismus noch im Einklang mit dem Theravada steht, wurde hier ja schon häufiger diskutiert, ohne dass es bisher zu einem Ergebnis gekommen ist.


    LG
    Matthias

  • Matthias65:

    Kleine Anmerkung: Wobei TNH ja auch einer der Gründer des sogenannten "engagierten Buddhismus" war, inwieweit diese Form des Buddhismus noch im Einklang mit dem Theravada steht, wurde hier ja schon häufiger diskutiert, ohne dass es bisher zu einem Ergebnis gekommen ist.


    Auch Buddhadasa gilt übrigens als einer der Protagonisten eines "engagierten Buddhismus".
    http://de.wikipedia.org/wiki/Engagierter_Buddhismus


    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Es gibt in Vietnam einige Mahayana Mönche die auch aus dem Theravada schöpfen, das ist garnicht ungweöhnlich.


    Es gibt auch eine eigene "Sekte" in Vietnam, ihr Gründer war halb Vietnamese halb Kambodschaner. In dieser Sangha (auf der auch die Sangha beruht der ich angehöre) tragen die Ordinierten die Roben des Theravada, gehen auf Almosengang aber essen z.B nur Vegetarisch.
    Theravada mit Mahayana Bodhisattva-Ideal verbunden.

    0

  • Bhikkhu Cetovimutti:

    gehen auf Almosengang aber essen z.B nur Vegetarisch.


    Wie macht ihr das? Lehnt ihr Essen ab, was Euch die Laien geben oder sucht ihr raus?
    Lebt ihr nach Vinaya?
    (nur zur Info, ich lebe auch vegetarisch)


    Liebe Grüße
    Sukha

  • Hallo,


    Natürlich leben wir nach dem Vinaya.


    Die Laien in Vietnam geben nur vegetarische Nahrung (ohne das es ihnen gesagt bzw. gar aufgetragen wurde), sehr viele von ihnen sind selbst Vegetarier, wenigstens 2x im Monat essen alle Laien vegetarisch. Für die Laien ist ein Mönch hier in VN automatisch Vegetarier wegen des Aspekts des Mitgefühls zu allen Lebewesen. Kein vietn. Buddhist würde es wagen einem Mönch/ einer Nonne Fleisch zu spenden.

    0

  • Bhikkhu Cetovimutti:


    Die Laien in Vietnam geben nur vegetarische Nahrung


    Fein, fein :)
    Dann habt ihr das Problem also nicht, wie z.B. in Thailand oder Sri Lanka.


    Bhikkhu Cetovimutti:

    Natürlich leben wir nach dem Vinaya.


    Sooo natürlich ist das nicht :) , da es im Mahayana ja nicht so verbreitet ist.


    ()

  • Du schriebst, dass ihr natürlich nach Vinaya lebt.
    Du schriebst, dass ihr Theravada und Mahayana vermischt habt.
    Im Mahayana leben aber nicht alle Ordinierten nach dem Vinaya. Z.B. im Zen oder "Tibetischen".


    Deshalb meine Frage, ob Euer Sangha nach dem Vinaya lebt.
    Reines Interesse, denn von Vietnam und seinem Buddhismus habe ich nicht viel Ahnung.
    Außer das, was z.B. von Thích Nhất Hạnh rüber schwappt und der lebt ja auch nicht nach Vinaya.


    ()

  • Naja auf keinen Fall bitte Vietn. Buddhismus mit Thich Nhat Hanh gleichsetzen. In VN gibt es niemanden der so wie er "Zen" praktiziert.


    Ich schieb "natürlich" weil es für mich natürlich ist das ein buddh. Mönch nach dem Vinaya lebt.

    0

  • Es heißt, Tich Nath Han lehn(te) sich an Rinzai und Soto an,
    aber es gibt keine richtige Tradition dafür in Vietnam;
    und es heißt, er lege Wert auf eine Vinaya-Reformation, also im traditionellen Sinne.
    Aber weil man nichts richtiges weiß von TNH, halte ich mir zurück.

  • Sukha:


    Außer das, was z.B. von Thích Nhất Hạnh rüber schwappt und der lebt ja auch nicht nach Vinaya.


    ... inwiefern dies?
    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Vinaya für sich genommen, als bloßes Regelwerk ist nichts für den pragmatischen Mahayana.
    Ein Mahayani kann aber viel strenger sein im bisweilen ausgedünnten Vinaya, eben weil er sich nicht verzettelt
    an Idealismus und Maßband und Waage :) So ein mittlerer Weg ist schon ganz korrekt :)

  • Onyx9:

    bisweilen ausgedünnten Vinaya


    Ja, er wird stellenweise ordentlich ausgehölt.


    Aber Vinaya bleibt Vinaya und das sind für mich mind. 227 Regeln für Bhikkhus und 311 für Bhikkhunis.


    Onda:

    ... inwiefern dies?


    Du willst nicht, dass ich darauf antworte. :)
    Wenn ja, dann fangen wir mit "Gesang und Tanz" an, gehen über "Besitz haben" weiter und hören dann irgendwann mit "Umgang mit Geld" auf.


    ()

  • Sukha:

    Du willst nicht, dass ich darauf antworte. :)
    Wenn ja, dann fangen wir mit "Gesang und Tanz" an, gehen über "Besitz haben" weiter und hören dann irgendwann mit "Umgang mit Geld" auf.


    ()


    :lol::lol::lol:

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Sukha:

    Du willst nicht, dass ich darauf antworte. :)
    Wenn ja, dann fangen wir mit "Gesang und Tanz" an, gehen über "Besitz haben" weiter und hören dann irgendwann mit "Umgang mit Geld" auf.


    Ach, diese alte Leier. Nein, das brauchen wir jetzt wirklich nicht.


    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Onda:
    Sukha:

    Du willst nicht, dass ich darauf antworte. :)
    Wenn ja, dann fangen wir mit "Gesang und Tanz" an, gehen über "Besitz haben" weiter und hören dann irgendwann mit "Umgang mit Geld" auf.


    Ach, diese alte Leier. Nein, das brauchen wir jetzt wirklich nicht.


    Onda


    Ist dir nicht mehr zeitgemäß genug, wa?

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Geronimo:


    Ist dir nicht mehr zeitgemäß genug, wa?


    Ich bin kein Mönch, will keiner werden. Mit dem erigierten Zeigefinger der moralischen Empörung auf angebliche Verfehlungen von Mönchen zu zeigen, zählt nicht zu meinen Hobbies.


    Onda

    "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es." (Erich Kästner)
    "Dharma books and tapes are valuable, but the true dharma is revealed through our life and practice." (Thich Nhat Hanh)

  • Onda:
    Geronimo:


    Ist dir nicht mehr zeitgemäß genug, wa?


    Ich bin kein Mönch, will keiner werden. Mit dem erigierten Zeigefinger der moralischen Empörung auf angebliche Verfehlungen von Mönchen zu zeigen, zählt nicht zu meinen Hobbies.


    Onda


    Das kann man auch differenziert betrachten. Von einem buddhistischen Mönch kann man doch etwas mehr Tugend erwarten als von einem Laien. Und das sind ja auch keine Verfehlungen per se, sondern verschiedene Auslegungen. Jemand besonders frommes kann sich dann eben nicht so leicht damit anfreunden wie TNH oder der DL ihre Praxis ausüben. Ich bin, was die Lehre des Buddha zumindest angeht, auch sehr fromm in der Auslegung, kann aber damit leben wenn manche Menschen das etwas lockerer angehen. Sind ja auch nicht alle Praktizierenden gleich.


    Es gibt da doch diese wirklich tolle Anekdote, wo sich eine Gruppe von Mönchen beim Buddha beschwert, das einer ihrer Brüder über den Fluss gesprungen ist, anstatt ruhig darüberzusteigen. Der Buddha erklärte dann, das dieser Mönch in seinen letzten 500 Leben ein Affe gewesen sei :D

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Also daß ein Kern übrigzubleiben hat, versteht sich, und wird ja auch so gehandhabt
    und das seid vielen hundert oder tausend Jahren, aber mit dem Totschläger "Vollordination
    nicht möglich", hat man das Vinaya dazu benutzt um Frauen auszuschließen und zu diskriminieren-bis heute+
    ( und das ist auch eine Gewaltform ! )
    außerdem ist das, wie alles, Sache des Einzelnen. Man sieht doch wohin diese Papier-Tiger-Frömmigkeit
    führt: zu Hierarchien, sexuellem Missbrauch, Verlogenheit, Schattenwelten und Neigung zu Äußerlichem
    und es verführt geradezu zur Übertretung.


    Ein Vollordinierte/r ist für mich jemand, der so tief in der Praxis verankert ist, daß er/sie auf ganz natürliche Weise
    ein Verhalten an den Tag legt, das Buddha-Dhamma-Affin ist; man weiß nämlich samadhitechnisch sehr genau, was sittlich
    ist und was nicht, genauso wie man weiß, was heilsam ist und was nicht.


    Grüße ! :)