MartinS1978:... Es ist nun mal so, dass man über das, worüber man nicht reden kann, schweigen muss.
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Hi Martin,
über das, worüber "man" nicht reden kann, dennoch zu reden bzw. zu schreiben, kann aber dazu führen, dass "einem" Hilfsmittel und Worte zur Verfügung gestellt werden. Wenn jemand überraschenderweise spirituelle Erfahrungen macht und diese mangels äußerer Hilfsmittel, Lektüre oder Gesprächen nicht einordnen kann, könnte es auch passieren, dass dieser jemand in der Psychiatrie landet, weil er/sie an die Falschen gerät.
Also, ich bin dafür, darüber zu sprechen und zu schreiben. Ohne das geschriebene Wort hätte ich in Phasen, die einem LSD-Tripp nicht unähnlich waren, keinen Halt gehabt, hätte nicht mehr ins Büro gehen können. Auch wenn ich so manche Freundin überfordert habe, so habe ich mich doch allmählich an dem "Berg entlanggehangelt", um sicheren Schrittes irgendwann langsam aufwärts zu wandern. Erst später zeigt sich dann, was von diesem Tripp übrig geblieben ist und ob's denn was gebracht hat. Das aber steht auf einem ganz anderen Papier und ist weniger spektakulär.
Im Gegensatz zur "westlichen Welt" ist es in anderen Traditionen üblich, Menschen mit außergewöhnlichen Erfahrungen zu unterstützen, zu begleiten und zu schützen. Zu Buddhas Zeiten und auch noch 2 1/2 Tausend Jahre später ist es in Indien nicht unüblich, sich merkwürdig - bei den Sufis heißt das Gottestrunken - zu verhalten. Und das kann ja eine der Nebenwirkungen von Erleuchtungserfahrungen sein. Als ich in Indien war, lernte ich einen schweizer Psychiater kennen, der sich extra mit diesem Thema beschäftigte, um für seine Arbeit in der Schweiz seinen eigenen Horizont zu erweitern und hilfreich sein zu können.
Erleuchtung bedeutet für mich:
Klar alles zu durchschauen, die Ausweglosigkeit zu erkennen und frei davon zu sein, zuzugreifen oder Widerstand zu leisten. Es ist ein Annehmen dessen, was ist, und es ist ein Wissen darum, was zu tun oder zu lassen ist. Das Leben wird sehr einfach.
Und im übrigen ist es mir egal, wofür mich jemand hält. Auch das ist Befreiung.
Pema Chodrön hat einmal gesagt: "Freiheit geschieht, wenn man sich nicht mehr verstecken kann."
Monika