Persönliche Gedanken zu Diamantweg: Und Vipassana in Köln?

  • Doris Rasevic-Benz:
    Zitat

    Desweiteren ist es wenig zielführend, jemanden diesen überbordenden Tantrismus ans Herz zu legen, der damit gar nichts anfangen kann, eben weil er u.a. nicht an Riten & Ritualen hängt, die ja auch mit Sinnesgier zu tun haben. Es wäre ein Rückschritt.


    Wenn Du morgens aufstehst, Dein Gesicht wäscht, Dir die Zähne putzt und Dich dann aufs Kissen hockst, vielleicht noch eine Sutra studierst, dann ist das genauso ein Ritual. Und anscheinend hängst Du so sehr an diesem, dass Du es nicht als solches sehen willst, aber bei anderen schon. :D
    Ein Leben ohne Rituale ist nicht möglich. Jedes Tier hat Rituale, jede menschliche Kommunikation ist voller Rituale, jede Begrüßung, jedes gemeinsame Essen, einen Vertrag unterschreiben, ein Vorstellungsgespräch, das Verhalten im Aufzug, der Autoverkehr, wie ein Rolltreppe zu begehen ist, eine Gerichtsverhandlung, das Zubettbringen der Kinder, das Einkaufen, das Telefonieren, das Klogehen, der Geschlechtsakt, die Partnerwahl, der Arztbesuch, das Bestellen eines Tees …
    Das bordet ganz schön über. :D


    Du verwechselst da Konvention mit Ritual. Ein Ritus erfordert die exakte Einhaltung des Ablaufs, weil nur so der Ritus eine Wirkung entfaltet und "Gültigkeit". Dahinter steckt also eine Art magisches Denken. Tiere haben keine Riten und das, was du da aufzählst sind größten Teils Konventionen.

  • Heißt es "Balzkonventionen" oder "Balzrituale"?
    Konvention ist, dass wir übereinkommen auf Deutsch miteinander zu sprechen und die Lautfolge "Stuhl" für einen Stuhl zu verwenden. Aber sich vor einem Gespräch zu begrüßen, sich die Hand zu geben, sich vorzustellen, dem anderen einen Platz anbieten usw. das sind Rituale. Ebenso stehen wir vor dem Gericht auf und warten, bis der Richter Platz genommen hat.


    Ein bisschen Wikipedia:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Ritual
    http://de.wikipedia.org/wiki/Konvention


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Das ganze Brimbamborium braucht's nicht für: 'Nur-Sitzen'. (Shikantaza)
    Das ganze Brimbamborium braucht's nicht für: 'versteht/weiß er- Atem kurz/lang. (Sattipatthana)
    Das ganze Brimbamborium braucht's nicht für: 'kein Gegenüber-zu: dem was erscheint'. (Dzogchen)

  • Wer es nicht versteht, für den ist es wohl "Brimbamborium".
    Für den, der es versteht, ist es das Einfachste von der Welt.
    Vielleicht denkst Du zu kompliziert, dann mag Dich das irritieren und Du siehst vor lauter Bäumen den Wald nicht?
    Westler scheinen oft leicht irritierbar zu sein. Für einen Tibeter und jemanden, der nicht irritabel ist, ist das bestimmt nichts Verwirrendes. Aber Europärer kommen ja aus einer Gesellschaft, in der ein Overkill an Eindrücken herrscht und viele sehnen sich deshalb wohl nach Einfachheit. Bestimmt ist das für viele Europäer ähnlich wie für einen Menschen, der sein Leben lang in der Sahara umhergezogen ist und plötzlich nach New York kommt. Diese Einfachheit ist aber auch oft eine Protesthaltung. Das endet dann bisweilen in Bilderstürmerei und Fundamentalismus.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Es ist kein schlechtes Zeichen, wenn sich jemand von Klarheit, Übersichtlichkeit und Transparenz angezogen fühlt.
    Wieviele Leute tappen jahrelang im Dunkeln oder meditieren falsch, weil sie in "Brimborium", ob nun per Buch, Ritus oder Belehrungen, hineingezogen werden ?




    PS: Jack Kornfield ( und Joseph Goldstein ) ist ein klasse Autor, der den Westlern die grundlegenden Meditationen und Kontemplationen
    aufgeklärt hat, übrigens per Einbeziehung der drei Traditionen. Er verwendet dabei keine fremdartigen Begriffe oder Bilder, die erst wieder umständlich geklärt werden müssen, sondern die im Westen üblichen.


  • Wir reden nicht über Instinkte. Auch die Begrüßung ist eine Konvention - und das Aufstehen vor dem Richter ist eine Vorschrift. Sie wird durch Mißachtung des Gerichts auch gerügt.

  • Doris Rasevic-Benz:
    Zitat

    Desweiteren ist es wenig zielführend, jemanden diesen überbordenden Tantrismus ans Herz zu legen, der damit gar nichts anfangen kann, eben weil er u.a. nicht an Riten & Ritualen hängt, die ja auch mit Sinnesgier zu tun haben. Es wäre ein Rückschritt.


    Wenn Du morgens aufstehst, Dein Gesicht wäscht, Dir die Zähne putzt und Dich dann aufs Kissen hockst, vielleicht noch eine Sutra studierst, dann ist das genauso ein Ritual. Und anscheinend hängst Du so sehr an diesem, dass Du es nicht als solches sehen willst, aber bei anderen schon. :D
    Ein Leben ohne Rituale ist nicht möglich. Jedes Tier hat Rituale, jede menschliche Kommunikation ist voller Rituale, jede Begrüßung, jedes gemeinsame Essen, einen Vertrag unterschreiben, ein Vorstellungsgespräch, das Verhalten im Aufzug, der Autoverkehr, wie ein Rolltreppe zu begehen ist, eine Gerichtsverhandlung, das Zubettbringen der Kinder, das Einkaufen, das Telefonieren, das Klogehen, der Geschlechtsakt, die Partnerwahl, der Arztbesuch, das Bestellen eines Tees …
    Das bordet ganz schön über. :D


    Nicht die Riten & Rituale an sich sind "schlecht", nur das handen daran und Vorstellung das ein Ritual einem weiter hilft.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Aiko, DASS wir uns begrüßen ist eine Konvention. WIE wir uns begrüßen, der Vorgang selbst, ist ein Ritual.


    Der Instinkt ist der Trieb sich zu paaren. Der Vorgang, die Handlungen, die dazu führen, dass paarungswillige Menschen den Akt vollziehen, ist ritualisiert.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • Zitat

    Nicht die Riten & Rituale an sich sind "schlecht", nur das handen daran und Vorstellung das ein Ritual einem weiter hilft.


    Dann verstehst Du nicht, was Rituale bedeuten.
    Denn Rituale helfen weiter. Genau dafür entwickelt sie der Mensch.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:
    Zitat

    Nicht die Riten & Rituale an sich sind "schlecht", nur das handen daran und Vorstellung das ein Ritual einem weiter hilft.


    Dann verstehst Du nicht, was Rituale bedeuten.
    Denn Rituale helfen weiter. Genau dafür entwickelt sie der Mensch.


    Mit "nicht weiter hilft" meine ich den Weg. Rituale & Riten helfen werden einem nicht die Freiheit (von Dukkha) bringen. Der Glaube es wäre so und das hängen daran, ist das was es abzulegen gilt. Nicht umsonst ist das eine der 10 Fesseln. Und wie schon gesagt, sind nicht die Rituale an sich schlecht.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Maybe Buddha:


    Mit "nicht weiter hilft" meine ich den Weg. Rituale & Riten helfen werden einem nicht die Freiheit (von Dukkha) bringen. Der Glaube es wäre so und das hängen daran, ist das was es abzulegen gilt. Nicht umsonst ist das eine der 10 Fesseln.


    In der weiterführenden tibetischen Praxis werden diese Riten & Rituale auch wieder abgelegt. Man entledigt sich quasi des Werkzeugs, wenn man es nicht mehr benötigt.

  • Liebe Syia,


    ich habe noch keinen großen Lehrer getroffen, der die Rituale nicht optimal durchgeführt hat.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Liebe Syia,


    ich habe noch keinen großen Lehrer getroffen, der die Rituale nicht optimal durchgeführt hat.


    Liebe Grüße
    Doris


    Lies meinen Beitrag bitte nochmal. Es ging nicht darum welche Lehrer du getroffen hast, sondern um Praxis.

  • Na ja, Du musst die Karmapas, Chetsang Rinpoche und diverse andere Lehrer nicht als "meine persönliche" Sache betrachten.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Liebe Syia,


    ich habe noch keinen großen Lehrer getroffen, der die Rituale nicht optimal durchgeführt hat.


    Liebe Grüße
    Doris


    Hi Doris,


    doppelte Verneinungen sind gefährlich :)
    Was meinst Du damit ? Dass Du ausschließlich Lehrer getroffen hast, die die Rituale optimal durchfgeführt haben ?

  • Lieber Matthias,


    für Dich übersetze ich das gerne:


    Ich habe nur Lehrer getroffen, die Rituale perfekt durchführen.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Ich sehe nicht wo sich das gegenseitig ausschließt.
    Syia sagt die Werkzeuge werden auf hohen Ebenen abgelegt und Doris sagt, dass die Lehrer die Werkzeuge alle perfekt beherrschen.
    Das ist doch beides vereinbar. Meine Lehrer in der Schule mussten beim privaten Zeitunglesen sicher auch keine Verben mit Buntstift unterstreichen, aber trotzdem haben sie es uns perfekt beigebracht und vorgeführt.
    Genau so verliert man wenn man Fahrrad fahren kann nicht die Fähigkeit mit Stützrädern zu fahren.

    Wenn sich die ganze Welt ändert müssen wir auch die Veränderung der Menschen anerkennen. Behandle einen Menschen seinem Wesen und nicht deiner Erinnerung entsprechend. Jetzt

  • Liebe Sigitta,


    es wird wohl einfach was verwechselt.
    Die Rituale sind nicht einfach nur Stützräder, die man so weglässt. Natürlich kann das jemand, bei dem der Groschen gefallen ist. Es ist jedoch völlig unnötig sie nicht auszuüben.
    Außerdem sind diese Rituale eine Ankerung. Würde ein guter Lehrer jemals sagen, er bräuchte das alles nicht mehr, er müsse nicht mehr üben?


    Je mehr verstanden wird, desto weniger sind Rituale leere Rituale, sie werden mit Leben gefüllt. Und je mehr sie mit Leben gefüllt werden, desto weniger wird angehaftet. Das bedeutet eben gerade nicht, dass man keine Rituale mehr praktiziert und man das als BlingBling betrachtet.


    Um bei dem Bild zu bleiben: Wie könnte man die Werkzeuge auf höherer Ebene ablegen? Malte Van Gogh mit der Luft oder immer noch mit Pinseln?


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Zitat

    Die Rituale sind nicht einfach nur Stützräder, die man so weglässt. Natürlich kann das jemand, bei dem der Groschen gefallen ist. Es ist jedoch völlig unnötig sie nicht auszuüben.


    Also der letzte Satz ist wieder doppelte Verneinung, heißt also "es ist nötig sie auszuüben". Ich verstehe nicht wie das mit dem vorherigen vereinbar ist. Die 3 Sätze kurz hintereinander heißen ja "Man lässt die Rituale nicht einfach weg. Man kann sie weglassen wenn mans verstanden hat. Es ist nötig sie zu machen." Satz 1 und 3 sagen dasselbe und Satz 2 sagt das gegenteil. Dass es da zu Missverständnissen kommt, wundert mich nicht.
    Kannst du mir nochmal erklären was du meinst ? Unabhängig davon, dass die Rituale eine Respektbekundung sind.

    Wenn sich die ganze Welt ändert müssen wir auch die Veränderung der Menschen anerkennen. Behandle einen Menschen seinem Wesen und nicht deiner Erinnerung entsprechend. Jetzt

  • Syia:
    Maybe Buddha:


    Mit "nicht weiter hilft" meine ich den Weg. Rituale & Riten helfen werden einem nicht die Freiheit (von Dukkha) bringen. Der Glaube es wäre so und das hängen daran, ist das was es abzulegen gilt. Nicht umsonst ist das eine der 10 Fesseln.


    In der weiterführenden tibetischen Praxis werden diese Riten & Rituale auch wieder abgelegt. Man entledigt sich quasi des Werkzeugs, wenn man es nicht mehr benötigt.


    Ein Bekannter von mir hat ein 3-Jahres-Retreat gemacht. Aus seinen Erzählungen hatte ich eher den Eindruck, daß bei höheren Praktiken, Kalachakratantra und ähnlichen, es weiterhin um Mantren, Visualisierungen geht, und die Komplexität verglichen mit der Ampelmeditation in den Diamantwegzentren zunimmt. (Ich hab eher den Eindruck, daß innerhalb des tibetischen Buddhismus nur wenige überhaupt bis zu den komplizierteren Tantras durchdringen).

  • soweit ich weiß geht es bei der Fessel bezüglich der Riten darum, dass der Glaube, dass das reine geistlose Befolgen der Riten einen befreien würde eine Fessel ist.
    Man muss sich bewusst sein was die handlungen bedeuten die man begeht. Wenn man jemanden fragt warum er meditieren geht und er sagt "das mache ich eben jeden Abend" dann ist es diese Art von Ritus die nicht hilft.
    Riten können auch was gutes sein z.B. die sogenannte Schlafhygiene. Wenn man das schlafengehen ritualisiert indem man zur selben Zeit Zähne putzt, sich umzieht usw. erkennen Körper und Geist diese Muster wieder und wissen das als nächstes schlafen kommt. Dadurch schläft man leichter ein. Genau so kommt man leichter in die Meditation wenn man vorher seine Rituale abhält und es an bestimmten Orten zu bestimmten Zeiten macht.
    Man darf seine ursprüngliche Motivation nicht verlieren und den Sinn dahinter nicht vergessen. Hier bei uns gibt es Christen die ein Ritual namens "ewige Anbetung" vollziehen und nicht die geringste Ahnung haben was es bedeutet.

    Wenn sich die ganze Welt ändert müssen wir auch die Veränderung der Menschen anerkennen. Behandle einen Menschen seinem Wesen und nicht deiner Erinnerung entsprechend. Jetzt

  • Jinen:


    Ein Bekannter von mir hat ein 3-Jahres-Retreat gemacht. Aus seinen Erzählungen hatte ich eher den Eindruck, daß bei höheren Praktiken, Kalachakratantra und ähnlichen,


    Die - leider sogenannten - "höchsten" Praktiken sind wiederum u.a. Dzogchen, nicht irgendwelche Tantras. Jegliche tantrische Praxis kann nur Ergreifen sein, die höheren Tantras immer noch subtiles Ergreifen.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • thigle:
    Jinen:


    Ein Bekannter von mir hat ein 3-Jahres-Retreat gemacht. Aus seinen Erzählungen hatte ich eher den Eindruck, daß bei höheren Praktiken, Kalachakratantra und ähnlichen,


    Die - leider sogenannten - 'höheren' Praktiken sind u.a. Dzogchen, nicht irgendwelche Tantras.


    Ach, da läuft der Hase lang …

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Jinen:

    Ein Bekannter von mir hat ein 3-Jahres-Retreat gemacht. Aus seinen Erzählungen hatte ich eher den Eindruck, daß bei höheren Praktiken, Kalachakratantra und ähnlichen, es weiterhin um Mantren, Visualisierungen geht, und die Komplexität verglichen mit der Ampelmeditation in den Diamantwegzentren zunimmt


    Hallo Jinen, ich glaube nicht, dass es wichtig ist ob Rituale bei höheren Praktiken zunehmen oder nicht. Ich finde, es ist wichtig íhre Symbolik/ ihre Sprache zu verstehen.
    Die Darbringung von Opfergaben z.B. steht als Symbol für weniger Selbstbezogenheit u.s.w. Niederwerfungen haben auch eine symbolische Bedeutung. Und so haben (nach meinem Verständnis) die Rituale im Tantra jedes für sich genommen ebenfalls eine symbolische Bedeutung. Welche das genau sind, kann ich Dir allerdings auch nicht genau sagen.

  • thigle du bestimmst ganz sicher nicht was richtige oder höhere praktiken für wen auch immer sind und bevor du fragst: ich habe keine Antwort darauf WER bestimmt was höhere Praktiken für Jinens Bekannten oder sonstwen sind, aber DU bist es NICHT !

    Wenn sich die ganze Welt ändert müssen wir auch die Veränderung der Menschen anerkennen. Behandle einen Menschen seinem Wesen und nicht deiner Erinnerung entsprechend. Jetzt