loslassen

  • hallo zusammen,
    vielleicht wurde das thema schon bearbeitet, ich habe nichts gefunden, dass auf meine frage antworten gibt.


    ich erkenne und sehe die lehren des buddha. es ist mir klar und verständlich, worum es geht. erstmal, bevor ich mich in höhere gefilede wage. es geht bei mir noch um ganz grundsätzliche themen in mir selbst.
    ich scheitere immer wieder an ganz einfachen dingen.


    ich weiss dass ich mir selbst leid zufüge, oder mein leiden kein ende hat, solange ich anhaftungen habe. manchmal kann ich auch loslassen. aber meistens nicht. ich verzweifle ab meiner lebenssituation, kann oder will es nicht akzeptieten, obwohl ich doch weiss, dass es so keinen sinn hat.


    ich bin aber nun mal seit 50 jahren in dieser welt und hatte es nicht einfach, auch als kind nicht, daraus folgten auch keine einfachen jahre.


    ich möchte gerne loskommen von all dem.


    aber ich bin nicht mutig genug, so zu mir zu stehen wie ich es sollte. zu meiner krankheit, zu meinem alter, zu meinem mich alt fühlen, zu meinem "nicht mehr in die gesellschaft passen" oder "zu meinem nicht mehr mithalten können" . dazu, dass ich mich mit meiner situation anfreunden muss, soll, kann, darf. ich will fit sein, kräftig, engagiert sein. nochmals neu anfangen. alles hinter mir lassen.


    aber es funktioniert nicht mehr so wie früher, als ich neu starten konnte, weil ich es wollte. ich habe die kraft nicht mehr dazu.


    ich will nicht alt und grau sein, gebrechlich und müde.


    ich weiss, ich jammere hier wohl. aber vielleicht versteht mich ja jemand.


    ich habe das gefühl, ich muss mich ergeben, aber es kommt für mich gleich wie zu sagen, ja, jetzt bin ich alt, ich gebe auf, ich kann mich jetzt buddhistisch hingeben.
    was soll ich denn tun? mich dem studium, dem buddhismus, dem absagen allem weltlichen widmen oder nochmals aufstehen im leben, kämpfen.

  • Hallo Waldfreundin,



    Zitat

    aber ich bin nicht mutig genug, so zu mir zu stehen wie ich es sollte. zu meiner krankheit, zu meinem alter, zu meinem mich alt fühlen, zu meinem "nicht mehr in die gesellschaft passen" oder "zu meinem nicht mehr mithalten können" . dazu, dass ich mich mit meiner situation anfreunden muss, soll, kann, darf. ich will fit sein, kräftig, engagiert sein. nochmals neu anfangen. alles hinter mir lassen.


    aber es funktioniert nicht mehr so wie früher, als ich neu starten konnte, weil ich es wollte. ich habe die kraft nicht mehr dazu.


    ich will nicht alt und grau sein, gebrechlich und müde.



    Du bist m.E. sogar sehr mutig, zu Deinen Gefühlen zu stehen. Sonst hättest Du das alles doch gar nicht geschrieben. ;)
    Du könntest Dir an dieser Stelle genauso etwas vormachen, wie toll Du Dich schon von Gedanken an da Altern gelöst hast, wie "easy" Du mit der Krankheit umgehst, dass Du die Gesellschaft gar nicht "brauchst", dass Du mit völligem Gleichmut dem "nicht mehr mithalten können" begegnest usw. usw.


    Für mich klingt Dein Beitrag so, als ob Du gute Fähigkeiten zur Introspektion und Reflexion hast und solltest Du den Weg der Lehrnachfolge beschreiten, sind das Fähigkeiten, die Dir da gut behilflich sein können.
    M.E. erfordert es viel mehr Mut und psychische Kraft zu sagen: "Ich will nicht alt und grau sein, gebrechlich und müde.", als sich alles schönzureden.

    Herzliche Grüße von der


    Kirschblüte



    Der vielleicht größte Vorteil des Ruhms besteht darin, daß man ungestraft die größten Dummheiten sagen darf.


    André Gide

  • waldfreundin:

    mich dem studium, dem buddhismus, dem absagen allem weltlichen widmen oder nochmals aufstehen im leben, kämpfen.


    Sich dem Buddhismus in Studium und Praxis zu widmen ist doch "nochmals aufstehen". Du kämpfst weiter, wenn du so willst, nur auf einem anderen Schlachtfeld. Praxis ist nicht nur Hingabe sondern
    für mich ganz oft ein Ringen mit dem inneren Schweinehund.


    Texte lesen sich wunderbar, aber das Umsetzen in die Praxis, ins tägliche Leben, ist eine Herausforderung. Wenn du die annehmen kannst, verschwindet dein Gefühl zum alten Eisen zu gehören und du freust dich über deine angesammelte Lebenserfahrung, aus der du schöpfen kannst. So meine persönliche Erfahrung.

    Einmal editiert, zuletzt von Syia ()

  • hallo Waldfreundin!

    irgendwie arbeite ich mit zwei Gedankenrichtungen. Die eine ist so, wie es eben klassisch gelehrt wird im Buddhismus. Mir fehlt jetzt ein Zahn komplett. Erst habe ich mich geärgert, weil zwei Zähne daneben müssen jetzt abgeschliffen werden für eine Brücke. Geld für Implantat habe ich nicht. Also habe ich mir gesagt: Ist halt so. Die Zähne kommen nie wieder. Egal, der Körper wird eh irgendwann von den Würmern gefressen.
    Andererseits bemühe ich mich ja auch, eine schicke Brücke zu bekommen, verblendet mit Weiß, sieht aus wie echter Zahn, also ich tue so, als sei ich jünger. Gleiches Thema wie Haare färben also.
    Wenn du eine ernsthafte Diagnose hast, dann ist das natürlich etwas anderes. Hier musst du schon viel akzeptieren. Jedes Bisschen Gedanke in diese Richtung ist gut. Aber den Zweiten Teil solltest du weglassen. Diese Gedankenrichtung:" Sich ergeben" ist glaube ich nicht so das Wahre. Es sollte eher so laufen, dass du dann Kraft hast für das Leben im hier und jetzt. Wenn du dein Schicksal jetzt gut meisterst, muss es im nächsten Leben nicht noch mal wiederkommen. Es geht schon drum, wenn man krank ist, möglichst aktiv zu bleiben. Wie es z. B. der kürzlich verstorbene Tenga Rinpoche mit schwerem Diabetes bis zum Ende tat. Das Akzeptieren führte zu mehr Kraft bei ihm und nicht zu weniger!!!

  • waldfreundin:

    was soll ich denn tun? mich dem studium, dem buddhismus, dem absagen allem weltlichen widmen oder nochmals aufstehen im leben, kämpfen.


    Geh mal zum Spiegel und lächel Dich an :) ...
    und dann schau was geschieht.


    ()

  • Das Lächeln will oft nicht gleich gelingen,
    wenn es lange ungewohnt ist. Zuerst möchte man Gründe um lächeln zu können.


    Metta zu üben ist ein guter Grund und auch zu wissen, daß es Aversion ist, die uns in den Abgrund zieht.


    Für Frauen ist es in jeder Hinsicht nicht leicht, auch nicht in der Gesellschaft. Verlieren sie ihre
    Jugend und ihre "Schönheit" fühlen sie oft keine Anerkennung mehr. Es wird ihnen gleichgültig begegnet,
    denn es ist immer noch eine patriarchale Gesellschaft. Und auch Frauen sind von dieser Sichtweise
    nicht frei. Sie versagen sich nicht selten selbst die Anerkennung und den Respekt und das Mitgefühl.


    Die sg. Weltabgewandtheit ist kein sich Versenken in einer Gruft; im Gegenteil fördert es die Rückbesinnung,
    Klarheit und Stille. Nur in einem stillen Geist kann sich natürliches Mitgefühl entfalten, er aufgewühlte Geist
    ist oft voller Feindseeligkeit- natürlich auch sich selbst gegenüber. Es sind die Gedanken, die beurteilen,
    also auch aburteilen, abwerten, bestrafen. Umgekehrt sind es auch demütigende Erfahrungen und leidvolle
    Empfindungen, die traurige und zornige Gedankenketten in Gang setzen.


    Die Lehre hat viele Vorteile, wenn man sie gut kennt. So integriert sie zuerst die Persönlichkeit durch wertungsfreies
    Beobachten, dann zeigt sie auf, was unheilsam ist und was heilsam, was wir fördern sollten und wo Obacht geben sollten.


    Wir brauchen nicht viel studieren. Aber verstehen: dies gehört mir nicht, dies ist nicht mein. Je tiefer wir das
    verinnerlichen, nicht durch Nachdenken, sondern hinsehen, desto tiefer fühlen wir uns befreit, auch von der Last der Aversion.


    "Alles fängt mit liebevoller Güte für uns selbst an, die zu liebevoller Güte für andere wird" ( Pema Chödrön )


    Liebe Grüße !

  • Onyx9:

    Für Frauen ist es in jeder Hinsicht nicht leicht, auch nicht in der Gesellschaft. Verlieren sie ihre
    Jugend und ihre "Schönheit" fühlen sie oft keine Anerkennung mehr. Es wird ihnen gleichgültig begegnet,
    denn es ist immer noch eine patriarchale Gesellschaft. Und auch Frauen sind von dieser Sichtweise
    nicht frei. Sie versagen sich nicht selten selbst die Anerkennung und den Respekt und das Mitgefühl.


    Aus welchem Jahrhundert stammt denn dieses Bild der Frau ?

  • na, jetzt ist das so. Probleme haben aber vor allem Mütter. Viele Frauen, die sich ganz dem Beruf widmen können, werden anerkannt, wie Männer.

  • Den Dingen geht der Geist voran; der Geist entscheidet:
    Kommt aus getrübtem Geist dein Wort und dein Betragen.
    So folgt dir Unheil, wie dem Zugtier folgt der Wagen.

    Den Dingen geht der Geist voran; der Geist entscheidet:
    Entspringen reinem Geist dein Wort und deine Taten,
    folgt das Glück dir nach, unfehlbar wie dein Schatten.
    (Dhammapada)


    Das was Du denkst, bist Du.


    Wer sich also selber in Schubladen steckt ( alt, nicht schön, nicht klug, häßlich, nichts wert usw.), wird in seiner Schublade gefangen bleiben und es wird genau so sein, wie man es sich denkt.


    Und deswegen noch einmal


    Sukha:

    Geh mal zum Spiegel, lächel Dich an :) ...
    und dann schau was geschieht.....


    ()


  • Jepp ! Raus aus der Schublade. Aber wie ? Ein Lächeln ist ein toller Anfang. Und dann ?

  • Mach mal ...... wirst schon sehen. :)


    Vielleicht nen netten Dhammalehrer suchen? Vielleicht sein Leben in die Hand nehmen? Vielleicht erkennen, dass man selber für seine Geisteshaltung verantwortlich ist? Vielleicht bemerken, dass das Außen unzuverlässig ist und wie unzuverlässig die eigenen Gefühle sind? Vielleicht, vielleicht ...... einfach machen ...., ich weiß nicht was da gerade karmisch passt.


    Aber eines ist sicher, ein Lächeln verändert. :)


    ()

  • Syia:


    Jepp ! Raus aus der Schublade. Aber wie ? Ein Lächeln ist ein toller Anfang. Und dann ?


    Rein wissenschaftlich betrachtet, genügt Lächeln, da bestimmte Muskeln im Einsatz sind und spontan "erhellen". Wer natürlich nicht will, dem nützt nix was.
    _()_

  • Syia:
    Onyx9:

    Für Frauen ist es in jeder Hinsicht nicht leicht, auch nicht in der Gesellschaft. Verlieren sie ihre
    Jugend und ihre "Schönheit" fühlen sie oft keine Anerkennung mehr. Es wird ihnen gleichgültig begegnet,
    denn es ist immer noch eine patriarchale Gesellschaft. Und auch Frauen sind von dieser Sichtweise
    nicht frei. Sie versagen sich nicht selten selbst die Anerkennung und den Respekt und das Mitgefühl.


    Aus welchem Jahrhundert stammt denn dieses Bild der Frau ?


    Dieses Bild ist noch ganz real, auch wenn wir uns seit 50 Jahren um ein anderes bemühen. Das liegt zum Teil auch an den Frauen.
    Eine weibliche Politikerin wird meistens nach ihrem Aussehen bewertet und dann erst nach ihren Fähigkeiten, bei einem Mann kommt selten der Spruch: "Oh, wie sieht der denn aus, immer diese Hängelippen, diese Gebärden, diese Frisur, dieser Anzug ..."
    Und auch im Berufsleben müssen häufig die Frauen als "Aushängeschild" wirken, wenn sie dann "was auf dem Kasten hat", sind alle bass erstaunt. Immer noch!
    _()_ Monika

  • Zitat

    ich weiss dass ich mir selbst leid zufüge, oder mein leiden kein ende hat, solange ich anhaftungen habe. manchmal kann ich auch loslassen. aber meistens nicht. ich verzweifle ab meiner lebenssituation, kann oder will es nicht akzeptieten, obwohl ich doch weiss, dass es so keinen sinn hat.


    Es gibt natürlich Situationen, die frau nicht so belassen sollte wie sie sind, wenn sie sie ändern könnte.
    Nun muss man ja nicht die ganze Situation ändern. Das geht doch auch eigentlich garnicht. Aber so ein wenig, Stück für Stück geht
    und dann kommt vielleicht auch die Kraft und der Mut zurück für größere Schritte.


    Was ich nicht verstehe ist, warum viele Leute soviel an dem Wissen um Anhaftung darben und sich damit kaputt machen.
    Es ist doch ganz natürlich immer eine Art von Anhaftung und Begehren da, solange die Seite es Samadhi nicht beschritten wird
    und selbst dann...oh weiha ! :)


    Karma akzeptieren...nuja...frau kann auch nicht in jeder Situation Karma akzeptieren. Was zuviel ist ist zuviel. Hat ja auch Buddha gesagt,
    so ungefähr :| "Möget ihr beschützt leben, ihr Mönche, nicht unbeschützt! Ohne Schutz, ihr Mönche, lebt man elend."


    Sich als Vorbild Buddha zu nehmen, ist auch so ne Sache- einen Heiligen ! - trotzem können wir ja Stück um Stück heil werden-es ist ja letztlich
    der Geist der den Dingen voran geht, wie Sukha ausdrückt. Die Erleichterung tritt ja schon dadurch ein, daß man innehalten kann und beobachten
    kann was kommt und geht. Wenn das dann noch freundlich gelingt, frei von Aversionen, aber hallo !


    Gott, jetzt laber ich wieder. Aber wenns bei mir selber hart auf hart kommt, au weiha, versagt mir Sati auch noch oft... Schlimm . :roll:

  • waldfreundin:


    was soll ich denn tun? mich dem studium, dem buddhismus, dem absagen allem weltlichen widmen oder nochmals aufstehen im leben, kämpfen.


    Ersteres wenn du mich fragst, weil man den Kampf gegen das Leid auf weltliche Weise nicht gewinnen kann.

  • waldfreundin:


    was soll ich denn tun? mich dem studium, dem buddhismus, dem absagen allem weltlichen widmen oder nochmals aufstehen im leben, kämpfen.


    Das weiß ich nicht, das musst Du selbst entscheiden. Man kann sich erst mal den buddhistichen Weg suchen, der einem zusagt und dann praktizieren: Sprich meditieren, das führt zu Gelassenheit und anderer Sicht der Dinge.
    Und Buddhismsus entscheidet sich in der Praxis, nicht im Bücherlesen und erst recht nicht im Jammern.
    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • mukti:
    waldfreundin:


    was soll ich denn tun? mich dem studium, dem buddhismus, dem absagen allem weltlichen widmen oder nochmals aufstehen im leben, kämpfen.


    Ersteres wenn du mich fragst, weil man den Kampf gegen das Leid auf weltliche Weise nicht gewinnen kann.


    Gewinnen kann man nicht! Aber sich bemühen das Leid auf der Welt (oder redet ihr vom Leiden an der Welt?) zu mindern. Buddhismus erfordert meiner Meinung nach nicht ein Abwenden von der vita aktiva, ganz im Gegenteil! Da wären wir dann auch wieder bei "Engagierter Buddhismus" und dem Thread "Welt veränderen", in dem ich erst kürzlich, Nachlesen empfohlen, dazu gepostet hab.


    Sarvamangalam
    Sarvamitra

    "Warum muß eine Sache oder ein Gedanke, um richtig zu sein, unbedingt sein?"
    Mircea Eliade

  • sarvamitra:


    Gewinnen kann man nicht! Aber sich bemühen das Leid auf der Welt (oder redet ihr vom Leiden an der Welt?) zu mindern. Buddhismus erfordert meiner Meinung nach nicht ein Abwenden von der vita aktiva, ganz im Gegenteil! Da wären wir dann auch wieder bei "Engagierter Buddhismus" und dem Thread "Welt veränderen", in dem ich erst kürzlich, Nachlesen empfohlen, dazu gepostet hab.


    Sarvamangalam
    Sarvamitra


    Die Bemühung zur Beendung von Dukkha ist zugleich die höchste Wohlfahrtsarbeit.