Buddhismus und Daoismus




  • .


    Ja, er kann vieles ausdrücken. Neben daoistischen Gedanken oder dem hier auch schon verlinkten "Kohelet" finde ich das hier:


    http://www.youtube.com/watch?v=TsMCdKXIni0


    auch nicht schlecht.


    Ich freue mich, daß Frank1 gegangen ist und Frank1 gekommen ist.


    ()

    坐忘

  • Frank1:

    Deswegen möchte ich Euch fragen, ob meine Vorstellungen irgendwo im „echten“ Daoismus auch so gesehen werden


    Den "echten" Daoismus gibt es so gar nicht. Wenn du lange genug suchst wirst du deine Vorstellung auch irgendwo finden. Da vieles von der Interpretation abhängt ist es auch nicht allzu schwer die eigene Meinung irgendwie hinein zu interpretieren.


    Die Sichtweise (yin + yang => dao) = (These + Antithese => Synthese) könnte den Nachteil haben, dass sie zu der Sichtweise führt, dass die Synthese überhöht wird. Tatsächlich ist die Synthese aber auch wieder nur eine andere These.


    Deine polaren Beispiele sind natürlich richtig in dem Sinne dass sie polar sind. Wichtiger (mMn) ist die Erkenntnis, dass sie nur existieren weil du sie "einfach so" bezeichnet hast. Du hättest aber auch völlig andere Teilungen vornehmen können.
    Vgl. z.B. Taktgefühl - Wahrheit. Warum gerade diese Teilung?
    Lüge - Wahrheit würde ja auch passen...


    Zitat

    Die richtige Einstellung ist aber meines Erachtens die Pole situationsbedingt zur goldenen Mitte (Dao) zu führen


    Nur das die Mitte eben auch relativ ist...


    Zitat

    Als Beispiel: Für das Leistungsprinzip-Gleichheitsprinzip finde ich ist die goldene Mitte in der sozialen Marktwirtschaft gefunden worden.


    Man könnte auch sagen, die Bezeichnung "soziale Marktwirtschaft" wurde als Gegenpol zum Kommunismus erfunden. Jetzt wo der Kommunismus keine große "Gefahr" mehr darstellt muß sich die Marktwirtschaft nicht mehr so freundlich zeigen, obgleich das Wort "sozial" beibehalten wird, weil es sich so schön anhört.

  • Hi Frank,


    siehst du denn einen Pol, der als absolut richtig angesehen werden kann?
    Warum wird eine "Notlüge" besser, wenn man sie als "taktvoll" bezeichnet und nicht als einen Spezialfall der 'normalen' Lüge? (Und für wen ist das positiv, für den der lügt/taktvoll ist oder für den, der getäuscht wird?)


    Was mir gerade auffällt ist, dass du als polare Beispiele versucht hast möglichst jeweils zwei positive Eigenschaften gegenüber zu stellen (mit Ausnahme von Freund - Feind).



    Ich denke es ist sinnvoll, die verschieden Anwendungen des Taiji-Prinzips (Yin-Yang-Prinzip) zu unterscheiden:


    Einmal als universelles Prinzip, dann kommt es der buddhistischen Vorstellung von Bedingtheit und Wandel/Vergänglichkeit nahe. Je nach Wortwahl "Wandel" oder "Vergänglichkeit" ist auch das Konzept dukkha mehr oder weniger impliziert.


    Andererseits eignet es sich auch zur Klassifikation beliebiger Dinge. Das hat aber weniger was mit dem Taiji Prinzip zu tun, sondern ergibt sich einfach daraus, dass man durch die zwei Kategorien Yin und Yang ein einfaches (binäres) Ordnungssystem hat. Weil in der Praxis zwei etwas wenig ist benutzt man oft auch das System der 5 Wandlungsphasen (Holz, Feuer, Erde, Metall, Wasser).
    So eine Klassifizierung ist aber immer willkürlich und inkonsistent bei hinreichend vielen Zuordnungen und scheint manchmal haupsächlich aus Spaß an der Freude vorgenommen zu werden oder um bestimmte Dinge zu strukturieren, um sie sich besser merken zu können. Deshalb kann man dann aber (im Allgemeinen) nicht mehr die 'inhärenten' Eigenschaften des Yin-Yang oder der 5 Wandlungsphasen für Ableitungen benutzen.
    Z.B.: Vogel = Feuer, Tiger = Metall, Feuer bezwingt Metall.
    Daraus sollte man nicht unbedingt folgern, dass ein Vogel gegen einen Tiger gewinnt.


    fluid

  • Das Dao, was als "positiv" bezeichnet werden kann, ist nicht das wahre Dao.
    Dao hat auch keinen Anfang und kein Ende und auch kein Links und kein Rechts. Wo soll da die Mitte sein?


    Für mich sind Recht und Unrecht genauso polar wie alle anderen yin-yang Paare.
    Ich hab das auch schon öfter als ein Beispiel für yin-yang gesehen und soweit ich mich erinnern kann habe ich noch nie gelesen, dass dieses Paar ausgenommen werden muß.


    Manchmal wird zwar besonders betont, dass yin-yang nichts mit "Gut und Böse" zu tun hat, aber dass bezieht sich auf das Verhältnis von yin-yang im Allgemeinen. Aber wenn man in Begriffen wie gut-böse denken will, dann spricht mMn nichts dagegen gut-böse als ein yin-yang Paar zu sehen. Das Problem liegt wohl eher darin, dass viele Menschen ein starres Konzept von gut-böse haben und sich dann die Dynamik oder Relativität von Yin-Yang nicht so leicht erschließt.


    fluid

  • YinYang gehört nicht zum klassischen Daoismus (Laotse)


    YinYang ist ein Erklärungsversuch, wie auch Bagua oder die 5 Elemente.


    Man könnte salopp sagen, dass das Dao YinYang enthält, es aber wichtiger ist, sich an dem Dao zu
    orientieren wie mühsames YinYang Schauen.


    Sorry wegen der verspäteten Antwort Frank.

  • Wir hatten das ja erst kürzlich in einem anderen Thread. Laotse ist ganz sicher nicht "klassischer Daoismus"; den gibt es eigentlich überhaupt nicht.

  • Sôhei:

    Wir hatten das ja erst kürzlich in einem anderen Thread. Laotse ist ganz sicher nicht "klassischer Daoismus"; den gibt es eigentlich überhaupt nicht.


    Natürlich ist er das...mit Dschuang Dsi und Liä Dsi. Ich spreche vom philosophischem Taoismus. Ich glaube keiner bezieht sich hier auf den religiösen Taoismus. Wenn doch, bin ich raus, davon hab ich 0 Ahnung.

  • Das Thema gabs ja schon im philosophischen Daoismus-Unterforum.


    Unterschiede sind aus meiner Sicht:


    Der Buddhismus will den Wandel=Vergänglichkeit=Leiden überwinden, der Daoist dem Wandel folgen, mit ihm fließen. Der eine will den Strom überqueren, der andere mit dem Strom schwimmen/nicht getrennt sein.


    Der Buddhismus folgt einer normativen Ethik, der Daoist einer situativen "von selbst so" Ethik. (Dazu schreib ich hoffentlich demnächst was im Unterforum).
    Buddhismus betont eine Entwicklung des Gutseins, der Daoismus sieht glaubt nicht so recht daran, daß es einen Pluspol ohne einen Minuspol geben kann.


    Im Buddhismus ist Wille und Anstrengung sehr wichtig, im Daoismus Wu Wei (jemand übersetzte das mal mit nichtwillentlichem Leben) bzw. Schlendern/Wandern


    Buddhistische Meditation ist oft eine der Achtsamkeit oder eine der Geistesschulung, daoistische ist "Sitzen und Vergessen".


    Buddhismus hat einen Zug zu Weltüberwindung, Daoismus zu Einheit/Einssein mit der Welt.


    Buddhismus lehrt Abhängiges enstehen, Daoismus von selbst entstehen und Miteinander-So und gegenseitige Entsprechung


    Buddhismus lehrt methodisches (den Achtfachen Pfad), Daoismus glaubt, das methodisches nicht zum Ursprung führt


    Buddhismus betont das Wissen, Daoismus die Einfalt


    Buddhismus hat das Ideal des Nutzens für alle , Daoismus das Ideal des Nutzens der Nutzlosigkeit


    Teilweise Komplexizität (besonders im Vinaya und im Vajrayana), während der Daoismus die Einfachheit betont


    Der Buddhismus ist hochgradig institionalisiert, der philosophische Daoismus nicht.


    Der Buddhismus hat eher einen positiven Wahrheitsbegriff, der Daoismus ist da eher Skeptiker (vor allem Zhuangzi), und es gibt eher die Frage nach Wirkung (De ist die Wirkkraft des Dao) als nach Wahrheit.


    Im Buddhismus scheint mir zielgerichtet zu sein, der Daoismus geht einen Weg ohne Weg, ohne Ziel.


    Anknüpfungspunkte sind:


    Leere
    Nicht-Ich
    Meditation
    Nondualität
    Hören
    Kreislaufcharakter des Seins


    Berührungspunkte ergeben sich meines Wissens im frühen Ch'an und bei Shinran (Und beim Zhuangziliebhaber Basho).
    So kann man z.B. Seng-ts'ans "Einprägung des Vertrauens in den Geist" als Daoist eigentlich gut nachvollziehen. Und auch ein Großteil der Koans sind klar. Ebenso wie Shinrans Jinen (was ja faktisch die Idee des Ziran auf den Amida-Glauben angewendet ist). Und auch die idee der einfältigen Myokonin findet man da.

    Ich bin nicht im Heiligen Geschäft. Ich sing mein eigenes Lied.
    U.G.