Sangemon

  • sudhana:

    Zitat

    In diesem Sinne sind 'heilsam' und 'unheilsam' grundsätzlich empirisch - also durch die eigene Erfahrung - bestimmbare Begriffe (wobei die Intensität der Duhkha-Erfahrung das Bestimmungsinstrument ist),


    Also, ich weiß nicht, das klingt so beliebig. "Die Lehre" gibt nen recht genauen Überblick darüber was heilsam und unheilsam wirkt. Und je länger ich das so bei mir betrachte, also wenn du das Psychosomatische auf dem Schirm hast ( "Satipatthana") desto nachvollziehbarer find ich das.
    Ich kenne es so, dass das 'Sangemon' im Rinzai täglich, und, als Teil von Sutren, auch im Seon "alltäglich" rezitiert wird. Eine gute hiesige Sangha rezitiert es ( auch ) deutsch. Dharani dagegen werden nicht übersetzt gelesen.

  • Der Versuch, ein Bekenntnis von Unheilsamen gewissermaßen völlig emotionslos rein über die Erkenntnis nicht in Richtung Nibbana führender Konsequenzen zu beschreiben, ist m.M.n.
    a) im schlimmeren Fall eine Auswucherung einer allgemeinen Sinnen- und Gefühlsfeindlichkeit, welche m.M.n. selbst eine Verirrung und ein Abweichen vom Mittleren Weg darstellt, oder
    b) ein Irrtum in dem Sinne, als dass Gefühl, Wille und Geist/Erkenntnis in der Realität nicht so sauber voneinander getrennt werden können, wie das auf dem Papier erscheinen mag. "Der Buddhist" ist doch keine emotionslose Maschine, kein Computer, der einfach verkündet dass er sich verrechnet hat.


    Sicherlich haben viele Menschen schlechte Erfahrungen mit dem Katholizismus gemacht; aber wie beim Buddhismus sollte immer zwischen Lehre und Wirklichkeit unterschieden werden.
    "Reue" empfinde ich persönlich jetzt nicht als Belastung, sondern ist für mich eher die Folge der Einsicht, dass ich in einer Art und Weise gehandelt habe, die nun zu Unzufriedenheit geführt hat. Egal ob Gott oder Heilsweg oder einfach nur soziales Miteinander. Übrigens ist in ganz vielen christlichen Texten auch die Rede davon, dass man nicht an der Reue hängen oder haften bleiben soll; d.h. es geht eben nicht darum, sich in einem Dauerzustand des Schuldig-Fühlens einzurichten.

  • Sudhana:

    Sange ist also die "Darlegung der Übel"
    Sange ist ein Wendepunkt, der die Abwendung von einer unheilsamen Praxis und die Zuwendung zu einer heilsamen markiert
    (das chinesische 悔 drückt tatsächlich auch Bedauern aus)


    Das ist hilfreich.


    Zitat

    Wobei es vielleicht doch akzeptabler ist, nicht verstanden als missverstanden zu werden.


    Seh ich auch so.

  • Sudhana:

    'Heilsam' ist, was der Überwindung von Duhkha dient, 'unheilsam' ist, was Duhkha erzeugt und erhält. In diesem Sinne sind 'heilsam' und 'unheilsam' grundsätzlich empirisch - also durch die eigene Erfahrung - bestimmbare Begriffe (wobei die Intensität der Duhkha-Erfahrung das Bestimmungsinstrument ist)


    Ach, interessant. Ich dachte, das sei nur meine Privatethik.

  • JazzOderNie:

    @ "Ich hatte gehofft, dass das Sangemon so gelesen werden kann.": Ich lese Sudhanas Post so, dass das ungefähr das ist, was du hoffst.


    Ja, wenn ich es so sacken lasse, sehe ich das auch so.
    Heute tagsüber konnte ich nicht so genau lesen.

  • Sôhei:

    Übrigens ist in ganz vielen christlichen Texten auch die Rede davon, dass man nicht an der Reue hängen oder haften bleiben soll; d.h. es geht eben nicht darum, sich in einem Dauerzustand des Schuldig-Fühlens einzurichten.


    Wichtig zu wissen.
    Muss ich mal nach suchen.


    Danke, alle zusammen! :)

  • JazzOderNie:

    Aber würde das nicht bedeuten, dass die Regeln nicht bindend wären, solange sie nicht "empirisch" bestätigt sind?


    Die empirische Bestätigung hat nichts mit der Bindung zu tun. Man ist durch Regeln gebunden, weil man sie auferlegt bekommt - durch Zwang oder Erziehung (was auch nur bestenfalls eine subtile Art von Zwang ist). Oder man ist durch Regeln gebunden, die man sich selbst auferlegt und durch die man sich freiwillig bindet. Zur Freiheit der Bindung hatte ich kürzlich ja schon etwas im Salon geschrieben. Empirie stellt dabei nur fest, wie sich die Bindung - die Befolgung der Regel - auswirkt. Das wird recht anschaulich im Kālāma Sutta (AN III.66) dargelegt. Bei freiwillig angenommenen Regeln kann die empirische Überprüfung ihrer Wirkungsweise eine längere Zeit in Anspruch nehmen - in dieser Zeit muss man sich zwangsläufig provisorisch auf ein Vertrauen (Śraddhā) stützen. Vertrauen in die Lehre, in einen Lehrer, in die Gemeinschaft derer, die der Lehre folgen. Richtig ist, dass dies dann keine Bindung ist, wie sie erst die empirische Erfahrung herstellt oder wie sie der Glaube monotheistischer Religionen fordert. Śraddhā ist eine Bindung auf Vorschuss, ein Provisorium. Śraddhā bedarf der Bestätigung durch die Empirie, oder es löst sich auf.

    JazzOderNie:

    Ich war noch nie in einem Kloster, aber ich dachte, dass man ausgeschlossen wird, wenn man sie nicht einhält.


    Es gibt einen Unterschied, zwischen Regeln, die man sich für sein Handeln gibt und Regeln, die das Zusammenleben einer Gemeinschaft organisieren. Im (Zen-)buddhistischen Kontext ist das der Unterschied zwischen kai und shingi. Kai sind Übungsfelder Deiner Praxis. Shingi sind nur die Hausordnung. Das ist der Unterschied, den ich eingangs erwähnt hatte. Die kai sind eine selbstgewählte, freiwillige Bindung. Shingi eine auferlegte, freiwillige Bindung. Gesetze eine auferlegte, bei fehlender freiwilliger Annahme erzwungene Bindung.

    JazzOderNie:

    Für mich wäre alles "tranzendent", was ein Zirkelschluss ist und über die Sinne hinausgeht. Also nicht in dem Sinn an eine bestimmte Religion oder Ideologie als solches gebunden. Also wenn ich zb das Dharma mit dem Dharma begründe, dann wäre das für mich transzendent, wenn ich aber sage, dass es im Sinne dieser Gemeinschaft unangemessen ist, dann wäre das zb. nicht transzendent.


    Was angemessen und was unangemessen ist (besser: sein soll) lässt sich durchaus auch transzendent begründen. "Das Dharma mit dem Dharma begründen" wäre keine Erfahrungs-, sondern eine Glaubensreligion. Der Buddhadharma ist auf der empirischen Erfahrung Buddhas gegründet und erhebt den Anspruch, dass jeder, der sich hinreichend bemüht, diese empirische Erfahrung nachvollziehen kann. Zur hinreichenden Bemühung gehört die Befolgung einer Ethik (Śila), die ihren Ausdruck in Regeln findet. Wobei die Regeln nicht mehr als didaktische Mittel sind, die das Einüben der ethischen Haltung erleichtern und deren Kontrolle durch den Übenden ermöglichen.


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  • Das Sangemon fordert nicht Rechenschaft abzulegen und Normen zu erfüllen. Bei gewisser Vorprägung mag einem ein strenges und hartes, autoritär & schwarz-weiß- dualitäres, deprimierendes 'Über-Ich' zu schaffen machen. Doch es wird ja auch "im Fluss der Praxis" und nicht etwa gesondert "verhandelt". 'Ich werde auf mich achten', so sind, ihr Mönche, die Pfeiler der Achtsamkeit zu pflegen. 'Ich werde auf die andern achten', so sind die Pfeiler der Achtsamkeit zu pflegen. Auf sich selber achtend, achtet man auf die anderen, ihr Mönche, auf die anderen achtend, achtet man auf sich selber". (PK)
    Das, finde ich, ist "so ungefähr" das was da "passiert".

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  • Jojo:

    Ich habe mir das Christentum mittlerweile ziemlich auseinandergefrickelt, ausgehend von der Information, dass das Wort "Sünde" ursprünglich "das Ziel verfehlen" bedeutet, also im Ursprung auch null moralischen Impetus hat.


    Würde mich interessieren, wo Du diese Information her hast und wie belastbar die Quelle ist. Wie auch immer - es stellt sich doch die Frage, was eigentlich das "Ziel" ist, das da verfehlt wird. Im Christentum ist es die Harmonie mit einer göttlich vorgebenen Ordnung - und die Forderung, sich in diese Schöpfungsordnung widerstandslos harmonisch einzufügen richtet sich nicht an Einzelne, sondern an alle Geschöpfe. Im Islam geht es um Ergebung in den göttlichen Willen, dessen Verkünder der Prophet ist. Und diesem Willen hat sich niemand zu widersetzen. Das hat schon einen ganz erheblichen moralischen Impetus. Beides.


    Zu definieren, wie die Schöpfung genau geordnet ist oder den göttlichen Willen zu artikulieren: das legt auch die Moral einer Gesellschaft fest. Und ist nicht zufällig die eine Quelle der Macht. Die andere ist das Recht des Stärkeren. Das Eine ist Ausdruck psychischer, das Andere physischer Gewalt.

    Jojo:

    Aber wenn ich so eine Wortkombination höre "Bekennen und bereuen", dann klickt´s und ich hänge wieder voll drin in der Sch...


    So spricht ein Gewaltopfer. "Bekennen und bereuen" sind in unserer Kultur Unterwerfungsrituale, häufig mit gezielter Demütigung verbunden. Damit hat Sange nichts zu tun. Adressat von Bekenntnis und Reue bist nur Du selbst - es gibt weder Beichte noch Buße, weder Geständnis noch Strafe. Was Sange ist, habe ich versucht, zu erklären: vergangenes unheilsames Verhalten zu erkennen und (sich selbst) darzulegen mit dem Zweck, es künftig zu vermeiden. Das ist unter dem schön kurzen und griffigen Begriff "Reue" im buddhistischen Kontext zu verstehen. Es ist nur ein Wort - und seine Bedeutung ist im buddhistischen Kontext nicht dieselbe wie im christlichen.


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  • Jojo:

    Jetzt kann ich völlig klar sehen, in welcher Hinsicht mein Denken, Reden und Handeln in der Vergangenheit zur Ursache geworden ist für Sch...lamassel, den andere und ich in der Folge ausbaden mussten.
    Das so völlig klar zu sehen ist mir sehr sehr unangenehm, und geht, wenn ich genau hinspüre, also beim Sitzen, sogar mit einem Empfinden von physischem Schmerz einher.
    Normalerweise versuche ich, diese Art von unangenehmen Empfinden zu verdrängen.
    Da ich aber nicht völlig blöd bin und wirklich keine Lust auf überflüssige Schmerzen habe, nehme ich mir vor, dieses Mal vor dieser Art von unangenehmen Empfindungen nicht die Augen zu verschließen.
    Damit mir das nicht wieder passiert, nehme ich mir vor, ab jetzt die Augen offen zu halten, nicht noch mal in dieselben Fallen zu tappen, und mich in jeder Situation in meinem Denken, Reden und Handeln so zu üben, dass dabei für alle Beteiligten was Angenehmeres rauskommt als das bis dato der Fall war. Zumindest tu ich, was ich kann.


    Genau das ist Sange.

    Jojo:

    Ich hatte gehofft, dass das Sangemon so gelesen werden kann.


    Kann nicht nur, muss - wenn etwas Sinnvolles dabei herauskommen soll.


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  • Sudhana: danke fuer die Antwort.

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  • Morpho:

    sudhana:

    Zitat

    In diesem Sinne sind 'heilsam' und 'unheilsam' grundsätzlich empirisch - also durch die eigene Erfahrung - bestimmbare Begriffe (wobei die Intensität der Duhkha-Erfahrung das Bestimmungsinstrument ist),


    Also, ich weiß nicht, das klingt so beliebig. "Die Lehre" gibt nen recht genauen Überblick darüber was heilsam und unheilsam wirkt. Und je länger ich das so bei mir betrachte, also wenn du das Psychosomatische auf dem Schirm hast ( "Satipatthana") desto nachvollziehbarer find ich das.


    ... und genau das ist doch das empirische Nachvollziehen, um das es geht. Sonst bleibt die ganze "Lehre" doch nur ein Sammelsurium von toten Worten. Was ist "beliebig" an der konkreten Erfahrung, welches Verhalten sich heilsam und welches sich unheilsam auswirkt?


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  • sudhana:

    Zitat

    und genau das ist doch das empirische Nachvollziehen, um das es geht.


    Ganz gewiss hast du unheilsame und heilsame Früchte nur maginal auf dem Schirm, äh Dharmaauge, zumal die sich nicht zwingend hier und jetzt oder morgen und übermorgen ergeben. Im Detail hatte das nicht mal Buddha. Karma-Vipaka gehört zum Unermesslichen. Er sprach von einem Prinzip (Dharma) Das ist eben zu berücksichtigen.

  • Ich habe früher verschiedene schädliche Taten getan,
    Alle wegen dem, mit ohne *gieren, wüten, dummheit* sein wollen anzufangen,
    Durch Körper, Sprache, Wünsche, sind sie tatsächlich geboren worden,
    Alle schneide ich jetzt ab, in allen Fällen kehre ich um.
    *Gier, Hass, Verblendung*

  • @ sudhana: das heißt natürlich auch, dass wir 'handlungen' als "Produktionsbereich des Karma" ( seit "anfangloser zeit"/ von "altersherr" - unbestimmte vergangenheit ) genau wie vipaka, den "Wirkungsbereich von karma", auch nur unspezifisch "auf dem schirm haben" können- allerhöchstens wie ein buddha, nicht aber wie ein sammbuddha.
    insofern kann man diesbezüglich keine solch eindeutige konklusion ableiten, wie du es mit deiner aussage von der "intensität des dukkha" aufgrund "nachvollziehbarer" handlungen tust;
    karma- vipaka ist teilaspekt eines nicht durchschaubaren und vom menschen daher auch nicht kontrollierbaren (sic!) bedingungsgefüges. alle erkenntnisse diesbezüglich ( heilsam, unheilsam, neutral und ohne karmawirkung ) ergaben sich allein aus der 'selbstbetrachtung' des handelnden.

  • Morpho:

    @ sudhana: das heißt natürlich auch, dass wir 'handlungen' als "Produktionsbereich des Karma" ( seit "anfangloser zeit"/ von "altersherr" - unbestimmte vergangenheit ) genau wie vipaka, den "Wirkungsbereich von karma", auch nur unspezifisch "auf dem schirm haben" können- allerhöchstens wie ein buddha, nicht aber wie ein sammbuddha.
    insofern kann man diesbezüglich keine solch eindeutige konklusion ableiten, wie du es mit deiner aussage von der "intensität des dukkha" aufgrund "nachvollziehbarer" handlungen tust;
    karma- vipaka ist teilaspekt eines nicht durchschaubaren und vom menschen daher auch nicht kontrollierbaren (sic!) bedingungsgefüges. alle erkenntnisse diesbezüglich ( heilsam, unheilsam, neutral und ohne karmawirkung ) ergaben sich allein aus der 'selbstbetrachtung' des handelnden.


    Und ich dachte immer, mein Spleen, die Dinge unnötig zu verkomplizieren, wäre nicht zu toppen ... :)
    Die Sache ist nicht komplizierter, als es Buddha den Kālāmern erzählte. Beobachte die Auswirkungen deines Tuns und dann entscheide, was heilsam ist und was nicht. Wenn es etwas dauern sollte, bis man die Auswirkung erfasst, dann muss man sich vorübergehend mit Vertrauen behelfen ("Werden diese Dinge von Verständigen gepriesen oder getadelt?"). Dafür gibt es die triratna, die Zufluchtsobjekte Buddha, Dharma und Sangha. (BTW: in meiner Tradition folgt auf das Sange Mon unmittelbar die dreifache Zufluchtnahme, dann erst der Empfang der drei reinen Gelübde und schließlich der zehn gewichtigen Gelübde)


    Die Entscheidung, wer "verständig" ist und wer nicht, ist Theorie, ist Sache der Lehre. Insofern ist Śraddhā auch Vertrauen in sich selbst, in die eigene Fähigkeit, auf theoretischer Grundlage richtige Entscheidungen zu treffen. Trotzdem ist die Lehre völlig sinnlos, wenn die Entscheidung, dass sie einen heilsamen Weg weist, nicht in der Praxis verifiziert (oder falsifiziert) wird. Wenn der Weg nicht gegangen wird. Das Gehen des Weges wiederum ist unmittelbare, sinnlich-empirische Erfahrung seiner Heilsamkeit oder Unheilsamkeit. Jenseits von Wort und Schrift.


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  • sudhana:

    Zitat

    Und ich dachte immer, mein Spleen, die Dinge unnötig zu verkomplizieren, wäre nicht zu toppen


    Kompliziert wird s erst dadurch dass du derartige Dogmen aufstellst:


    Zitat

    In diesem Sinne sind 'heilsam' und 'unheilsam' grundsätzlich empirisch - also durch die eigene Erfahrung - bestimmbare Begriffe (wobei die Intensität der Duhkha-Erfahrung das Bestimmungsinstrument ist),


    ... was womöglich Selbstzweifel aufwirft. Da muss ich dann nachhaken, was dir dann Anlass ist, erst vom Kerngeschäft weg zu schreiben, dann wieder hin zu schreiben, und schließlich, endlich, deinen Fokus auf den Ausdruck einer recht klaren Position zu legen. Bei dieser Art Schreibe komm ich mir nicht so ver.....t vor wie bei Bel s, da soll das Festlegen lieber wer anderes erledigen, so kann er immer in "nobler" Opposition verharren.
    In der U- Bahn las ich den Spruch: "Hinter jedem großen Mann steht eine Frau die mit den Augen rollt"- Da stimm ich doch direkt zu. :D;)


    Zitat

    in meiner Tradition folgt auf das Sange Mon unmittelbar die dreifache Zufluchtnahme


    "In meiner Tradition" kann ich auch nicht mehr hören ohne mit den Augen zu rollen und tiefgreifend zu ermüden. Aber ich habe ne Frage dazu: Wird das Sangemon da ausschließlich bei einer Gelübde Zeremonie gelesen ?

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • :roll: Zur Vertiefung des Themas (leider nur auf Englisch): http://www.thezensite.com/ZenE…repentence%20in%20zen.pdf
    Zum Autor: https://en.wikipedia.org/wiki/Steven_Heine


    Ein längeres Zitat aus o.g. Arbeit findet sich auch in der Zusammenstellung des Studienmaterials der Konferenz der (US-amerikanischen) Soto Zen Buddhist Association von 2008, die dem umfassenderen Thema der kai gewidmet war: http://stonecreekzencenter.org…014/08/Precepts_Study.pdf


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  • sudhana:

    Zitat

    Beobachte die Auswirkungen deines Tuns und dann entscheide, was heilsam ist und was nicht. Wenn es etwas dauern sollte, bis man die Auswirkung erfasst,


    Als ob das selbstverständlich wäre..."die Auswirkungen beobachten/"erfassen" ( können)" Da lehnst du dich echt weit aus dem Fenster. Ich schau jetzt mal ob ich die Auswirkungen meiner Zeilen an dich erfasse, wenn nicht, behelfe ich mich "vorübergehend" mit Vertrauen... Auf Edle Verständige, die Theorie, mein Einsichtsvermögen ? Ok. Is gebongt 8);)


    Zitat

    In diesem Sinne sind 'heilsam' und 'unheilsam' grundsätzlich empirisch - also durch die eigene Erfahrung - bestimmbare Begriffe (wobei die Intensität der Duhkha-Erfahrung das Bestimmungsinstrument ist),


    Tut mir leid, das ich da drauf rum drücke, aber dieser Satz ist surreal, der passt hinten und vorne nicht. Hab aber keine Zeit ( und Lust ) mich damit zu beschäftigen.


    afk () Namu Amida Butsu ()

  • Morpho:

    Aber ich habe ne Frage dazu: Wird das Sangemon da ausschließlich bei einer Gelübde Zeremonie gelesen ?


    Nein. Es ist auch Kern der ryaku fusatsu Zeremonie - wird also (zumindest im klösterlichen Umfeld) nicht nur anlassweise (z.B. bei zaike tokudo, shukke tokudo, denkai) sondern auch regelmäßig rezitiert.


    ()

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  • Sudhana:


    Die Entscheidung, wer "verständig" ist und wer nicht, ist Theorie, ist Sache der Lehre.


    Ist wohl Sache der Tradition. Und die Lehre ist eben auch Sache der Tradition.


    Zitat


    Wenn der Weg nicht gegangen wird. Das Gehen des Weges wiederum ist unmittelbare, sinnlich-empirische Erfahrung seiner Heilsamkeit oder Unheilsamkeit.


    Das beschreibt einen Weg, der bereits ein Trampelpfad ist. Immer in der Spur. Aber die Spuren lösen sich auf und was ist dann? Dann hilft sinnlich-empirisch auch nicht weiter, sondern Vertrauen.

  • Monday:
    Sudhana:


    Die Entscheidung, wer "verständig" ist und wer nicht, ist Theorie, ist Sache der Lehre.


    Ist wohl Sache der Tradition. Und die Lehre ist eben auch Sache der Tradition.


    Da "Verständige" häufig in einer Tradition stehen, ist die Entscheidung, wer "verständig" ist und wer nicht, in der Regel auch eine Entscheidung für eine Tradition. Insbesondere, wenn der Verständige hilfsbereit und man selbst bereit ist, sich auf seine Didaktik einzulassen.

    Monday:
    Sudhana:

    Wenn der Weg nicht gegangen wird. Das Gehen des Weges wiederum ist unmittelbare, sinnlich-empirische Erfahrung seiner Heilsamkeit oder Unheilsamkeit.


    Das beschreibt einen Weg, der bereits ein Trampelpfad ist. Immer in der Spur. Aber die Spuren lösen sich auf und was ist dann? Dann hilft sinnlich-empirisch auch nicht weiter, sondern Vertrauen.


    Hier nochmals die immer noch unbeantwortete Frage an Dich: Vertrauen auf was oder wen? Den "Verständigen" - dann war er wohl nicht verständig genug? Auf tariki, die "andere Kraft"? Auf Amida, auf Gott, Jesus? Auf den Herzgeist? Oder woran sonst willst Du Dich noch klammern? Wo die sinnlich-empirische Erfahrung des Wegs endet, da endet auch all dies. Oben nicht einen Dachziegel, den Kopf zu schirmen; unten keinen Krümel Boden, darauf zu stehen. Nichts, das vertrauen und nichts, dem vertraut werden könnte. Aber gerade das ist die Spur - wenn auch keine sinnlich-empirische mehr. Dafür braucht es eine andere Art von Auge.

    Dōgen:

    Ein Wagen, der einen schlammigen Weg passiert, und ein Pferd auf dem Feld sind leicht zu verfolgen, weil sie klar unterscheidbare Spuren hinterlassen. Ein Vogel benötigt solche Spuren jedoch nicht, um den Vögeln zu folgen, die bereits davongezogen sind.


    Das ist prinzipiell das gleiche, wie dem buddhistischen Weg zu folgen. Die Buddhas sind sich all der Buddhas bewusst, die ihnen vorangingen, kleiner, großer und weniger bekannter Buddhas. Nur Buddhas können Buddhas erkennen. […] 'Nur die Buddhas allein besitzen das Buddha-Auge. Ohne dieses Auge kann der Weg weder gesehen noch erkannt werden.' ....


    Wenn wir diesen Weg gesehen haben, sollten wir ihn als Standard nehmen, um unseren eigenen Weg daran zu messen. Ein Vergleich dieser Art eröffnet tieferes Verständnis der Zeichen, die von den Buddhas hinterlassen wurden .... Nur durch Klären der Zeichen, die von den Buddhas hinterlassen wurden, können wir Einblick in die Abdrücke unseres eigenen Weges gewinnen. Wenn wir sie erkannt und verstanden haben, sollten wir den Zeichen, die von den Buddhas hinterlassen wurden, mit unserem ganzen Körper und Geist folgen.


    ()

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    • Offizieller Beitrag

    Man kann ja den "mündigen Menschen" betonen, der sich zum besseren ändern kann.
    Oder aber den "sündigen Menschen" betonen - also wie sehr wir in unguten Mustern vertrickt sind und einem Umdenken bedürfen.


    Es liegt ja nahe, den Buddhismus da mit dem Christentum zu kontrastieren. Und dem Christentum ein düsteres Menschenbild des "sündigen Menschen" zu bescheinigen.
    Während man den Buddhismus mit der Aufklärung assoziiert und mit einem positiven Menschenbild ausgestattet sieht, das vorranig auf Verstand und Verständigkeit setzt.


    Aber ich denke, das ist zu einfach und im Buddhismus durchaus beide Aspekte gleichermassen vor.


    Beide Betonungen haben ja unterschiedliche Effekte. Den mündigen Menschen zu betonen, ermutigt und motiviert kann aber zu einem gewissen Stolz führen.
    Während die Betonung, wie sehr wir im Sumpf stecken, uns ja demütiger und illusionsärmer machen kann. Allerdings die Gefahr in sich birgt, zu verzagen.


    Je nach der eigenen Situation kann ja das eine Betonung des einen oder des anderen Aspekts Sinn machen.


    Ich glaube nicht, dass eine bestimmte Tradition exklusiv das eine oder das andere Menschenbild hätte.

  • Zitat

    Da "Verständige" häufig in einer Tradition stehen,


    Ja, aber wenn "der" den Schwerpunkt auf die Kai legt, formitabel, so wie Vinaya s auf die Pratimoksha, die dann einmal im Monat "bereuen", greift mir das zu kurz ( oder zu weit ?) was das Thema anlangt; der Anspruch wäre nur ein priesterlich-pastoraler, überzogen, und hat mit einer Selbsterkenntnis von dem die Patriarchen sprechen wenig zu tun. Auch ist Sraddha - shinjinmei - keinesfalls eine "provisorische" Unterfütterung (mit...) und auch nicht "nichts, dem vertraut werden könnte". Übrigens dachte ich vor kurzem bei mir: 'Da schau her, alles (aus)Tariki' ; manchmal denk ich auch: 'Krass, alles (aus)Jiriki'. Wie du siehst: Du wirst nie fertig. Kein Anfang, kein Ende, kein Weg, kein Erkennen, kein Erreichen, weil es nichts zu erreichen gibt. Oder so. Das soll jetzt keineswegs frustrieren. Es ist erfreulich. Stell dir mal vor, die Kai wären verbindlich. Dann kannst du dir das Sangemon auch sparen. Versteht wieder keiner. ;)

  • sudhana:

    Zitat

    In diesem Sinne sind 'heilsam' und 'unheilsam' grundsätzlich empirisch - also durch die eigene Erfahrung - bestimmbare Begriffe (wobei die Intensität der Duhkha-Erfahrung das Bestimmungsinstrument ist),


    Zu diesem noblen Satz erbitte ich ein oder zwei - schlichte Beispiele. Erbitte das nicht-bewusste ( un offenbahrte ) Feld nicht auszulassen. Geb dir ein gegenteiliges Beispiel. Vorab.
    The more you think and talk, the more you lose the way... (xinxingming) Versteht jeder Zennie..., aber tut doch offensichtlich erfahrbar nicht weh genug, als es als "Bestimmungsintrument" unheilsamer Handlung gelten kann.