Ganesha und Schamanismus

  • Ich bin nun angesichts der zahlreichen verschiedenen Infos für mich zum Schluss gelangt das der tibetische Ganapati eine Ausstrahlung des Chenrezig und somit ein Erleuchtungswesen ist.
    Es handelt sich nicht um den hinduistischen Ganesha.
    Die Ausführungen von Lama Tsem Rinpoche, Lama Yeshe und Lama Zopa sind i.m.A. vertrauenswürdig. Es handelt sich um anerkannte, gebildete Lamas.


    Bei den u.a. von Mahakala niedergetrampelten elefantenköpfigen Dämonen dürfte es sich vermute ich um Ganas/Ganapatis aus der Schar der von Ganesha angeführten Horde handeln oder um den hinduistischen Ganesh/Vinayaka.


    Der vierarmige weisse Mahakala trampelt gleich auf zwei elefantenköpfigen Dämonen herum:
    Weisser Mahakala1
    Bildausschnitt-Füsse-weisser-Mahakala


    Das war eigentlich alles was ich wissen wollte. Ich habe jetzt keine Fragezeichen mehr im Kopf.
    :like:


    Namaste :sunny:

  • Ganapati in der Chöd-Tradition


    Die Ganapati-trampelnden Mahakalas gehören zu den "Drei Brüdern mit rasiermesserscharfen Messern" (spu gri mched gsum). Der 6-armige Mahakala ist der Hauptschützer der Chöd-Tradition. Ganapati soll eine wichtige Rolle in der Chöd-Tradition haben.



    Ganapati im Gefolge des Rathnasambhava


    Ganapati wurde (wird?) auch im Gefolge des Rathnasambhava zusammen mit Vaishravana, Jambhala u.a. Glücksgottheiten dargestellt. In "Sacred Visions: Early Paintings from Central Tibet" (ab Seite 104) ist er auf einem Thangka aus der Zeit 1200-1250 in der unteren Reihe in der weissen vierarmigen Form abgebildet.


    Auf dem Thangka "BUDDHA RATNASAMBHAVA WITH WEALTH DEITIES" des 14. Jh besteht das Gefolge aus fünf Formen von Jambhala.


    ...wurden die im 13 Jh. noch verschiedenen Gottheiten im Gefolge des Rathnasambhava mit der Zeit durch weisser, gelber, grüner, roter,..Jambhala ersetzt?



    Roter Jambhala = Roter Ganapati?


    Der rote Ganapati wird oftmals mit dem roten Jambhala gleichgesetzt. Die "True Buddha School" von Lu Sheng-Yen (neue religiöse Bewegung) hat dies zB im "Red Jambhala Sadhana" 100%ig umgesetzt.


    Auch im Amithaba Buddhist Centre von Lama Zopa wird der rote 12armige Ganapati zusammen mit dem weissen Jambhala im Rahmen der "Wealth Treasure Puja" praktiziert.

  • Es ist zwar sehr erfreulich, dass da mal aus dem Nähkästchen geplaudert wird. Dabei frage ich mich aber, wie sollte ein einfacher Bauer oder Nomade in Tibet und Umgebung das alles versten bzw. auf die Reihe bringen können?
    Viele Arme, mehrere Köpfe, Elefantenrüssel, viele Farben, jede hat eine andere Bedeutung, usw...


    Da Lob ich mir als Pragmatiker schon die 10.000 Niederwerfungen und das Antreiben von Gebetsmühlen.
    Bitte nicht beleidigt sein, ich suche nur Aufklärung

  • hedin02:

    wie sollte ein einfacher Bauer oder Nomade in Tibet und Umgebung das alles versten bzw. auf die Reihe bringen können?


    Ich denke von den einfachen Menschen Tibets kann man lernen was letztlich die Essenz der Praxis angeht.
    Ganapati bringt Glück und ist eine Emanation von Chenrezig... Ende aus, mehr Wissen braucht es nicht.


    Das ist letztlich genau das was ich nach 5 Seiten Ganapati-Nachforschungen selbst erkannt habe.
    Eine Reise quer durch die jahrhundertelange Entwicklungsgeschichte und was letztlich bleibt ist diese einfache Essenz.


    Die zusammen getragenen Infos stammen außerdem aus verschiedenen Epochen und verschiedenen Traditionen. Einfache TibeterInnen halten sich an die Linie ihrer Umgebung und verwirren ihren Geist nicht mit all diesen letztlich für die Praxis irrelevanten Informationen.


    Aber es hat Spaß gemacht.

  • Ich hatte kürzlich ein Gespräch mit einem Nepalesen über Ganesha/Ganapati.


    Auf meine Erwähnung des Namens "Ganapati" hin reagierte er "Ganapati, Ganesha.. wie auch immer, ist doch beides das Gleiche!".


    Man ist mit Ganapati als glücksbringender Gottheit aufgewachsen und schert sich einen Dr*** um diesen ganzen "Kram" (:


    Ähnlich wäre es vermutlich andersrum: Ein Nepalese spricht mich auf Erzengel und Engel und den Unterschied zwischen Gabriel, Uriel.. an.
    Ich würde antworten: "Gabriel, Uriel, Erzengel, Engel.. ist doch unwichtig. Es sind halt Engel"



  • Hast Du evtl mehr Informationen zu der True Buddha School ? So ein Tempel hat bei uns im Ort eröffnet aber ich möchte nun nicht als Anfänger im Buddhismus mich bei einem Hochstabler "verrennen". Ich weiss wohl das Lu Sheng-yen das Oberhaupt dieser "Schule/Tempel" ist und als selbsternannter Buddha das ganze leitet. Ernennt man sich normalerweise selbst zum Buddha?? Da könnte ich das ja auch behaupten. Schon etwas komisch....

  • Ich weiss nichts über diesen Lehrer, aber ich finde es prinzipiell auch merkwürdig, wenn sich jemand selbst zum Buddha ernennt. Das "macht man einfach nicht" in den meisten buddhistischen Schulen. Aber Du könntest ja mal hingehen und berichten, was da so los ist :) Ist auf jeden Fall besser, als sich wilde Vorstellungen zu machen anhand irgendwelcher Infos aus dem Netz.


    kilaya

    • Offizieller Beitrag

    Ich glaube bei den Indern ist Ganesha sehr beliebt, weil er eine Verkörperung dessen ist was das Leben freudvoll macht. "Familie", "Glück", Musik, "Geschäftsglück" usw.


    Weil er im Prinzip für Lebenfreude und weltliches Glück steht, ist er mit allem kompatibel, was daran anschliesst. Auf der einen Seite an einen auch sehr weltlich verstehbaren Schamanismus, wo es ja auch darum geht, Gesundheit, Glück und Zusammenleben wieder herzustellen. Und auf der anderen Seite auch zum Buddhismus dort, wo er lebensbejahende, soziale Aspekte integriert (z.B in Avalokiteshvara)


    Insofern buddhitische Lehrer und Klöster volksnah waren, interessierten sie sich für das Glück der einfachen Menschen und damit auch für die Formen, in die diese ihre kollektive Glückshoffnung artikulierten. So zeichnete in Japan Hakuin den fröhlichen Hotei und andere chinesischen Glücksgötter, die ebenfalls das symbolisieren, was man so ersehnt. Und insfern kann ich mir auch vorstellen, dass Atisha da Ganesha integrierte.


    Auf der anderen Seite sah man sowas ja immer als weltlich an. Auch wenn man Mitgefühl für solche volkstümlichen Glückshoffnungen hatte, machte man sie sich nicht zu eigen. Atisha kam ja nicht zuletzt deswegen nach Tibet um seine "neuen Übersetzungen" buddhitischer Texte anzufertigen, weil man das Gefühl hatte, dass die erste Verbreitung der Lehre, zu sehr in lokalen und weltlichen Zusammenhängen aufgegangen war.


    Die Zielrichtung war die, die weltlichen Hoffnungen an den Buddhismus anzuschliessen und letzendlich auf diesen zu lenken. So wie im Katholizismus, der heilige Nikolaus die Kinder beschenkt, und ihnen so Freude macht, aber eben auch um sie dazu zu bringen, christliche Werte zu verinnerlichen.


    So wie es im Zen daraum geht den Ochsen bzw. Wasserbüffel zu zähmen, so dass er statt girig zu futtern und Leute umzurennen, wird auch im Tantra die kollektive Sehnsucht nach weltlichen Glück gezähmt und dem Dharma dienstbar gemacht.


    Die Marschrichtung ist dabei in eine Richtung. Lokale Manifestation des Glücks seien es Shintogötter, Wasserschlangen, Hindugötter oder Weihnachtsmänner werden dabei in Richtung Dharma gelenkt und ihre konkreten Formen gehen in abstrakten Manifestationen von Buddhaaspekten wie Avalokitheshvara, Manjushri) auf.


    Mir kommt vor, du bewegst dich in eine andere Richtung und willst von Avalokitheshvara über Ganesha hin zu einer eher schamanisch/magischen Herangehensweise?

  • Danke void das ist ein sehr guter Überblick, da habe ich wieder einiges gelernt :)

  • Zitat

    Hast Du evtl mehr Informationen zu der True Buddha School ? So ein Tempel hat bei uns im Ort eröffnet aber ich möchte nun nicht als Anfänger im Buddhismus mich bei einem Hochstabler "verrennen". Ich weiss wohl das Lu Sheng-yen das Oberhaupt dieser "Schule/Tempel" ist und als selbsternannter Buddha das ganze leitet. Ernennt man sich normalerweise selbst zum Buddha?? Da könnte ich das ja auch behaupten. Schon etwas komisch....


    Lu Sheng-yen und seine True Buddha School sind hauptsächlich im chinesisch geprägten Kulturraum und teilweise auch in Nordamerika tätig. Er selber stammt aus Taiwan und ist im christlichen Umfeld aufgewachsen und war zuerst auch eher in diesem Umfeld tätig, bevor er sich mit dem Buddhismus und Taoismus beschäftigte. Von traditionellen Gruppen und Lehrern wird er wegen seiner eigentümlichen Dharmaauslegung und seinem unheilsamen Lebenswandel jedoch nicht anerkannt.
    In Deutschland gibt es wohl bisher 3 Gruppen in Duisburg, Düsseldorf und Frechen.
    https://en.wikipedia.org/wiki/Lu_Sheng-yen
    http://tbsn.org/chinese3/chapterList.php?cid=6
    http://cultbustersgalactica.yu…Fo-Zhong-Shengyen-Lu-CULT
    http://tbsbs.blogspot.de/2012/…-victim-of-sexual_30.html
    http://archive.seattleweekly.c…/news/sex-and-the-buddha/
    Shen-Yen Lu on How to Kill a Person
    http://downthecrookedpath-medi…n-how-to-kill-person.html
    https://www.youtube.com/watch?v=LXDYL_W_n70





    Die True Buddha School ist aber auch nicht zu verwechseln mit True Buddha Dharma http://www.truebuddhadharma.org/ von dem anderen selbsternannten Buddha Master Wan Ko Yee Dorje Chang Buddha III