Karmische Beziehungen

  • Ich bin gestern zufällig auf einen Text über Karmische Beziehungen gestossen und frage mich jetzt, ob da was dran ist, ob das was mit Karma aus buddhistischer Sicht zu tun hat, oder ein esoterisches Geplapper ist.

    Es gibt jemanden in meinem Leben mit dem mich sehr viel verbindet und diese Verbindung ist ziemlich intensiv, aber trotzdem von ständigen Gefühlen von Nähe und Distanz geprägt, wie ich das sonst noch nie erlebt habe. Wir sind beide Buddhisten und das macht das ganze für mich noch komplizierter, obwohl es dadurch eigentlich einfacher sein sollte.

    Vielleicht hat das wirlich mit Karma zu tun und es ist jetzt eine Aufgabe das zu lösen.

    Vielleicht kann mir jemand dazu etwas schreiben. _()_

  • kilaya

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Mit karmischer Beziehung laut diesem Text ist eine untrennbare Verbindung im positiven, wie im negativen gemeint. Es besteht eine nicht erklärbare Anziehung. Laut Text bleibt diese erhalten bis das Karma ausgeglichen ist, weil es eine unbewältigte Lebensaufgabe gibt, die nach mehreren Wiedergeburten immer wieder auftaucht.

    Im Buddhismus entsteht Karma aber doch durch Gedanken, Handlungen und Entscheidungen im Hier und Jetzt.

  • Liebe Lucy,

    Hier der Link dazu

    [kilaya: Link zu einer esoterischen Beratungshotline entfernt, da da noch nichtmal der Text stand]

    Hat eigentlich nichts mit Buddhismus zu tun auf den ersten Blick. Aber irgendwie doch.

    Liebe Grüße.

  • Hallo Karma Namkha,


    bei der buddhistischen Lehre vom Karma geht es ja um den Zusammenhang zwischen unseren Handlungen oder Taten und unserem Erleben. Heilsame Handlungen oder Taten hinterlassen positive Prägungen in unserem Geist, die Ursachen für unsere Erfahrung von Glück sind. Bei den unheilsamen Handlungen sind es dementsprechend negative Prägungen, die die Erfahrung von Leid bewirken. Dieser Zusammenhang ist definitiv und somit kann durch heilsame Taten kein Leid, und durch unheilsame Taten kein Glück entstehen. Das ist so, weil es einen definitiven Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung gibt.


    Bezüglich der Seite des Heilsamen und des Glücks ist dieser Zusammenhang für uns ja kein Problem. Das Problem ist der Zusammenhang auf der Seite des Unheilsamen und des Erlebens von Leid. Da stellt sich die Frage, sind wir diesen unheilsamen Prägungen unseres Geistes, die durch unsere unheilsamen Taten entstanden sind, hilflos ausgeliefert.


    Wir sind es nur dann, wenn wir diese Leidensursachen in unserem Geist nicht bereinigen. Und der Buddha hat ja im Rahmen der Vier Edlen Wahrheiten Mittel gelehrt, mit den wir unsere unheilsamen Prägungen bereinigen, überwinden können, so dass wir deren Wirkungen nicht mehr erleben müssen.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Lieber Helmut,

    Danke für diese gute Erklärung.

    Eine Frage habe ich noch zu den unheilsamen Prägungen. Diese können ja unbewusst da sein, sonst würden sie einem das Leben ja nicht oft so schwer machen. Wie kann ich mir diese besser bewusst machen?


    Ich habe noch nicht so viel Erfahrung, habe erst vor zweienhalb Jahren zum Buddhismus gefunden, oder der Buddhismus mich .... kommt auf die Sichtweise an.

    Ich bin zur Zeit bei der zweiten Grundübung dem Diamantgeist.

    Und ich habe das Gefühl, dass sich viel geklärt hat von frühren negativen Handlungen. Trotzdem passiert sehr viel im Unbewussten, was ich nur spüre aber nicht erklären kann.

    Und ich hätte so gerne Antworten im Sinne von, das ist jetzt so, weil ...

    Auch im Bezug auf Beziehungen.


    Liebe Grüße

  • Mit karmischer Beziehung laut diesem Text ist eine untrennbare Verbindung im positiven, wie im negativen gemeint. Es besteht eine nicht erklärbare Anziehung. Laut Text bleibt diese erhalten bis das Karma ausgeglichen ist, weil es eine unbewältigte Lebensaufgabe gibt, die nach mehreren Wiedergeburten immer wieder auftaucht.

    Im Buddhismus entsteht Karma aber doch durch Gedanken, Handlungen und Entscheidungen im Hier und Jetzt.

    Auch wenn der Ursprung Deines Textes sicher nicht buddhistisch ist, wird ja in esoterischen Kreisen jede Idee hergenommen und vermischt, die es auch in den Religionen gibt.


    Es gibt aber tatsächlich durchaus zumindest vor dem Hintergrund des tibetischen Buddhismus Ansätze solcher Ideen. Ich denke da muss man unterscheiden zwischen Karma, das im Hier und Jetzt ist, und den Resultaten karmischer Handlungen oder Gewohnheiten oder menschlicher Verbindungen, die sich zumindest nach Ansicht einiger buddhistischer Traditionen über viele Leben fortsetzen können, bis sie aufgelöst werden.


    Ich habe tatsächlich buddhistische Belehrungen dazu gehört, dass Verliebtheit oft durch eine karmische Verbindung ausgelöst werden kann. Diese kann ebenso positiv wie negativ sein. Sie ist aber durchaus nicht untrennbar, und schaut man bewusst hin, kann man es vermeiden, eine negative karmische Verbindung unbewusst zu wiederholen und dadurch ggfls. die negativen Tendenzen sogar noch zu verstärken. Statt dessen kann man die Verbindung direkt bei der Begegnung auflösen und gar nicht erst eine neue Beziehung eingehen. Bei positiven Verbindungen müsste man schauen, ob es sich um positiv-abhängige Verbindungen handelt, oder solche, die geeignet sind, sich gemeinsam zu entwickeln.


    Diese Sache mit der "Lebensaufgabe" ist eher ein rein esoterisches Konzept. Die "Aufgabe" sollte eher sein, unheilsame Verbindungen bewusst zu erkennen und sich gar nicht erst darauf einzulassen.

  • Mit karmischer Beziehung laut diesem Text ist eine untrennbare Verbindung im positiven, wie im negativen gemeint. Es besteht eine nicht erklärbare Anziehung.

    Dankeschön! Das würde ich psychologisch als symbiotische Beziehung einordnen: der/die andere hat etwas, von dem ich fälschlicherweise annehme, dass ich es nicht besitze.


    Nach meiner Erfahrung führt buddhistische Praxis zur Auflösung oder Neudefinition solcher Beziehungen.


    Ich kann auch noch keinen Zusammenhang zum Karmabegriff sehen, wie ich ihn verstehe, als etwas individuelles. Alles andere würde ja IMHO bedeuten, dass andere mein Karma bestimmen würden, egal, ob heute oder in früheren Leben.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Ich kann auch noch keinen Zusammenhang zum Karmabegriff sehen, wie ich ihn verstehe, als etwas individuelles. Alles andere würde ja IMHO bedeuten, dass andere mein Karma bestimmen würden, egal, ob heute oder in früheren Leben.

    Wenn zwei Menschen eine karmische Neigung einander gegenüber haben, ist das ja immer noch individuell. Weswegen man ja wenn man sich bewusst wiederbegegnet, auch diese Verbindung einseitig auflösen kann. Was der andere dann mit der Situation macht, ist eine andere Frage.

    Das würde ich psychologisch als symbiotische Beziehung einordnen: der/die andere hat etwas, von dem ich fälschlicherweise annehme, dass ich es nicht besitze.

    Das ist ja der allgemeine psychologische Erklärungsansatz für Verliebtheit. Erklärt aber viele Situationen nicht, z.B. wenn Menschen sich verlieben, die sich eigentlich hassen und wo dann so retraumatisierende Beziehungen draus werden können usw. usf.


    Ich denke eher, es gibt verschiedene Gründe dafür, dass man sich verliebt, mal eher psychologisch, mal karmisch, mal zwischen Menschen die sich noch nie, auch nicht in früheren Leben, begegnet sind. Immer selbstverständlich vorausgesetzt, dass die Person in diesem Leben nicht die gleiche Person ist wie die eines früheren Lebens, da die Person nicht reinkarniert, sondern lediglich Gewohnheitstendenzen. Deswegen würden solche "karmischen Verbindungen" auch nur Bestand haben, wenn die prägenden Gewohnheitsmuster so stark sind, dass sie den Bardo überdauern. Also sehr heftig positiven und sehr heftig negative Beziehungen, woraus sich auch ergibt, dass es meistens abhängige und eher egobezogene Verbindungen sind.

  • Da bin ich aber froh über diese Erklärungen. Und sehe jetzt wieder klarer. Denn wenn Karma aus einem Vorleben, an dass ich mich nicht erinnern kann, mein jetziges Leben bestimmt und ich dem dann ausgeliefert bin, war für mich eine schlimme Vorstellung.

    Mit Ursache und Wirkung im Hier und Jetzt ist das viel einfacher. Man kann jeden Tag aufs neue versuchen sein Bestes zu geben, Fehler machen, diese erkennen und korrigieren . So ist die Welt voller Möglichkeiten ....

  • Das ist ja der allgemeine psychologische Erklärungsansatz für Verliebtheit. Erklärt aber viele Situationen nicht, z.B. wenn Menschen sich verlieben, die sich eigentlich hassen und wo dann so retraumatisierende Beziehungen draus werden können usw. usf.

    Nee, ganz im Gegenteil. Da steht absichtlich "Beziehung" und "symbiotisch". Das Symbiotische schafft ja gerade die Grundlage für das potentiell Pathologische: Wenn ich beispielsweise der Überzeugung bin, dass ich selbst keine erwachsenen Entscheidungen treffen kann und ich alleine hilflos und schutzlos bin, und dafür einen Partner benötige, dann gibt das meinem Partner unendlich viel Macht. Und hält mich davon ab, meinen Verstand zu benutzen und beispielsweise die Beziehung zu beenden oder die Polizei zu rufen, wenn mein Partner mich bedroht. Aber das führt hier zu weit, gerne in einem ausgelagerten Pfosten. :)


    Liebe Grüße und schönes Wochenende,

    Aravind.

  • Ok, Du meinst auch dysfunktionale Symbiosen... Man kann sich im Rahmen dieses Threads schon überlegen, ob man alle Phänomene psychologisch erklären kann und keine Rückgriff mehr auf historische buddhistische Erklärungen braucht. Für den Buddhismus wäre dann zusätzlich relevant, ob man daraus die gleichen Handlungsempfehlungen für eine Entwicklung in Richtung Erleuchtung ableiten kann.

  • Das Problem mit "karmischen Beziehungen" ist, dass es in der Verliebtheit kaum zu unterscheiden ist, was wirklich "Seelenverwandtschaft" und was nur Wunschdenken ist. Also, ich bin damit früher in meinem jugendlichen Leichtsinn ziemlich dolle auf die Nase gefallen.


    Jetzt im Rückblick gefällt mir mkha's Sichtweise besser, bzw ihre Erklärung der buddhistischen Sichtweise, Post (8). Eigentlich sind alle Beziehungen, auch die neutralen, irgendwie "karmisch", weil unser Karma uns jetzt hier hin geführt hat. Einer Bekanntschaft z.B. übermäßig Bedeutung zuzuschreiben, bevor man die Person und die Beziehung richtig kennengelernt hat, kann eine Übertreibung sein.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Ok, Du meinst auch dysfunktionale Symbiosen... Man kann sich im Rahmen dieses Threads schon überlegen, ob man alle Phänomene psychologisch erklären kann und keine Rückgriff mehr auf historische buddhistische Erklärungen braucht. Für den Buddhismus wäre dann zusätzlich relevant, ob man daraus die gleichen Handlungsempfehlungen für eine Entwicklung in Richtung Erleuchtung ableiten kann.

    Das ergibt sich sicher auch aus der buddhistischen Grundhaltung. Ich benutze zur "Analyse", im Sinne Gewinnung von Klarsicht, lieber die pyschologische Sicht. Und die buddhistische Praxis, um erwachsen zu werden und als unheilsam Erkanntes zu überwinden.


    Für jemanden, der an karmische Verstrickungen zwischen konkreten Personen glaubt, ist diese Sicht wahrscheinlich völlig nutzlos, aber IMHO nicht schädlich (s.u.).


    Das schließt eine buddhistisch geprägte Analyse ja nicht aus, ist nur nicht so meins. Ich gucke eher auf die buddhistische Praxis als Veränderungskraft, als als Kraft der Beschreibung. Nur meine Vorliebe.

    Sicher auch, weil buddhistische Analyse auch so ein wenig esoterisch angehaucht klingen kann (man beachte die vorsichtige Formlierung! :) ), was nicht so mein Ding ist.


    Für den Buddhismus wäre dann zusätzlich relevant, ob man daraus die gleichen Handlungsempfehlungen für eine Entwicklung in Richtung Erleuchtung ableiten kann.

    Das ist für mich 100% so. Als Pragmatiker heißt der Weg des Buddhas für mich: Werd erwachsen! Das ist für mich persönlich in meinem Leben tatsächlich der identische Auftrag zu dem der humanistischen Psychologie, der Auftrag zur Autonomie.


    Sieh die Welt so, wie sie ist (leer, vergänglich, potentiell leidhaft, kein Wunschkonzert; Überwindung der Unwissenheit), und hör auf, Dich an Deine alten Muster und eingetrichterten Geschichten zu klammern, Du bist jetzt kein Kind mehr (Gier, dass will ich jetzt! Hass, das will ich nicht! Gier und Hass überwinden), um frei zu sein.


    Um zum Thema zurück zu kommen: Mal angenommen, ich denke, ich bin in einer karmischen Beziehung gelandet. Was würde sich an meiner Praxis ändern? Nichts! Mehr als praktizieren kann ich nicht, meinen Partner verändern schon gar nicht.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Ich finde diesen Austausch und die unterschiedlichsten Sichtweisen wirklich toll.

    Ich lese seit circa einem Jahr nur mit, habe aber bis jetzt nie etwas geschrieben, weil ich immer das Gefühl hatte, dass ich zwar viel für mich mitnehmen kann, aber selbst nichts wirklich sinnvolles beitragen kann.

    Deshalb freue ich mich besonders über die Antworten.

    Nochmals Danke. 🙏

  • Es gibt jemanden in meinem Leben mit dem mich sehr viel verbindet und diese Verbindung ist ziemlich intensiv, aber trotzdem von ständigen Gefühlen von Nähe und Distanz geprägt, wie ich das sonst noch nie erlebt habe.

    Ich hatte sowas ähnliches auch mal. Ich verstehe die Lehre Buddhas so, dass man seine Gedanken zu diesen Dinge betrachtet und sie analysiert nach den altbekannten Übel, die zu Leiden führen, also Gier, Fieber, Anhaftung, Egozentrik, usw.


    Es gibt Dinge, die nicht passen. Steckt man in seiner Illusion drin, merkt man das vielleicht schon, aber man tritt nicht darauf ein, weil es das Glücksgefühl stört, das die Illusion erzeugt. Irgendwann beruhigt man sich, ständige Meditationspraxis hilft hierbei. Dann schaut man die Dinge genauer an, die nicht stimmen. Woher kommt das, das man diese Umstände bisher ignoriert hat? Weil man ein Glücksfall aus diesem und jenem ziehen will? Wieso gerade daraus? Hat das wirklich was mit der Person zu tun oder ist das eine Assoziation, die wieder "feuert", obwohl der Zusammenhang ein anderer ist?


    Bei ständige Gefühlen von Nähe und Distanz scheint es Konflikte zu geben. Welches sind diese? Sind diese Sachen evtl. nicht ganz neu und schon bekannt? So nach dieser Art wäre jedenfalls meine Vorgehensweise um dem Ganzen auf den Grund zu kommen.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

    Einmal editiert, zuletzt von Anandasa ()

  • Für mich ist dieses Nähe und Distanz Thema etwas ganz neues und darum verwirrt es mich auch so.

    Ich spüre normal, auch beruflich bedingt, wie nahe ich jemanden kommen kann. Manche meiner Patienten brauchen viel Zuwendung und Nähe, andere schätzen die Professionalität auf Distanz.


    In meinem konkreten Fall betrifft es einen guten Freund, den ich beruflich bedingt schon viele Jahre kenne. Seit ich zum Buddhismus gefunden habe, hat sich unser Kontakt intensiviert, da er schon seit über 20 Jahren Buddhist ist und ich auch von ihm lernen möchte.

    Manchmal haben wir ganz intensive Erlebnisse miteinander, und ich spreche nicht von Sex, dann plätschert die Freundschaft so dahin. Immer wenn wir uns auf emotionale Weise näher kommen, ergreift einer von uns sinnbildlich gesprochen die Flucht. Ich weiß nicht warum ich das tue und schon gar nicht warum er es tut.

    Ich komme dabei nicht weiter und es wäre einfacher für mich gewesen, das ganze als karmische Aufgabe zu sehen mit einer ungeklärten Verbindung aus einem früheren Leben.

    Anderseits bin ich froh, dass es nicht vorbestimmt ist und wir selbst bestimmen können, wie wir unser Leben leben und auch unser Karma selbst im Hier und Jetzt erzeugen.


    Keine Meditation, kein intensives Nachdenken, ... hat mich einen Schritt weitergebracht. Und das obwohl der Buddhismus voller Möglichkeiten ist.

    Ich muss es wohl annehmen wie es ist und dankbar sein für das was ist.

  • Manchmal ist es gerade die besondere Nähe, die man nicht aushalten kann, und die dazu führt, dass man sich zurückzieht. Das kann natürlich verschiedene Ursachen haben, Angst davor verletzt zu werden, Angst, die Nähe wieder zu verlieren (manchmal durch Verlust eines Elternteils in der Kindheit verursacht), oder auch das Gefühl das Glück, das daraus entstehen kann, nicht verdient zu haben. Nur als völlig allgemeine Beispiele.


    Man könnte es sich zur Aufgabe machen, das gemeinsam zu transformieren, aber manchmal kann es auch besser sein, mit jemand anders kleinere Schritte zu gehen. Das kann man von Aussen alles schwer einschätzen, zumal auf Basis von ein paar Worten in einem Forum. Daher sollen es nur Denkanregungen sein.

  • Hallo karma namkha


    Das Thema karmische Beziehungen ist ein bischen tricky.


    Denn auf der einen Seite eigent es sich hervorragend für den neusten Klasch und Tratsch ,auf der anderen Seite spielt es im Vajrajana und da gerade bei der Lehrer Schüler Beziehung eine ganz zentrale Rolle.


    Es gibt da zum Beipiel viele Geschichten, das ein Lehrer einen Schüler weiterschickt,weil einfach die karmische Verbindung fehlt,

    oder aber umgekehrt, das ein Schüler trotz unendlicher Hindernisse dann bei seinem Lehrer ankommt, einfach weil beide eine so tiefe Verbindung miteinander haben.

    Für westliche Ohren sind diese Geschichten manchmal vielleicht etwas theatralisch, aber meine persönliche Erfahrung ist, das es tatsächlich die ganz tiefen Eindrücke sind, die unseren Weg im Dharma bestimmen.


    Es ist auch mit der Diamantgeist praxis so, das wir zuerstmal nur wenig von der Wirkung mitbekommen, aber Diamantgeist wirkt sehr tief, vor allem wenn die Übertragung gut ist.


    Ich würd dir deshalb den Tip geben, dich zunächst ganz auf die Praxis der Grundübungen zu konzentrieren. Wenn du diese Abgeschlossen hast ist dann immer noch genug Zeit dir zu überlegen in welche Richtung deine Reise weitergehen soll.

    Mir hat es jedenfalls sehr geholfen,in den Grundübungen eine solide Basis gefunden zu haben. Die Wogen ,die einen hin und herziehen,kommen sowieso ganz von alleine da noch mit dazu.


    _()_ Phönix

  • Manchmal ist es gerade die besondere Nähe, die man nicht aushalten kann, und die dazu führt, dass man sich zurückzieht.

    Wenn es zwischen zwei Menschen eine innere Verbindung gibt, merkt jeder von beiden wenn die Verbindung gedehnt wird und was nicht gut ist. Dann lassen beide nach, damit das Band in die Normalform kommt. Damit diese innere Verbindung entsteht, muss man sich nicht näher kommen. Kann später sich was tun in kleineren oder größeren Abständen und in mehr oder weniger Schritten. Die innere Verbindung hängt davon nicht ab. Sie ist da, ist so und ist schön wie sie ist und tut gut so wie sie ist.


    Sie existiert, wenn man eine gemeinsame Wellenlänge hat. Dazu reicht manchmal nur ein kleines Lächeln zum richtigen Zeitpunkt und man merkt am Lächeln des anderen, das es verstanden wurde. Oder der kurze Blickkontakt mit der richtigen Dosis Freundlichkeit und Entspanntheit. Da gibt es viele Dinge, hängt auch viel von der Natur und Art der Leute ab. Geschenkt kriegt man es nicht. Um aus dem Metta nicht rauszufallen, muss man daran arbeiten es aufzubauen. Das geht nur in kleinen Schritten, denn man fällt ständig wieder raus. Deswegen ist Meditieren sehr wichtig um eine mentale Konstanz sich erarbeiten zu können und das Üben von Metta so wichtig.


    Es kann sicher mehrere Personen gleichzeitig geben, mit dem man eine innere Verbindung hat. Mit dem einen oder anderen ist von Natur aus ein besseres Verständnis untereinander da. Dann geht es hier etwas mehr voran als bei anderen. Alles kann, nichts muss. Das sind einfach physische Phänomene, die ablaufen. Will man diese physischen Phänomene beeinflussen, gerät das ganze aus dem Tritt und fällt einem auf die Füße. Denn die Dinge gehören uns nicht. Unser Leben gehört uns nicht. Unser Körper gehört uns nicht. Buddha lehrt, dass dies die Täuschung ist, die unser Geist aufbaut und die wir durchschauen müssen, um aus dem Leiden aussteigen zu können.


    Nur eine der kleinen Entdeckungen in meinem Leben. Vielleicht auch nur Wirrungen und Irrungen. Muss jeder selbst ausprobieren, ob was dran ist.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Danke für die Denkanregungen und den Hinweis mit den kleinen Schritten.

    Beruflich bin ich es gewohnt Situationen rasch einzuschätzen, Geduld zu haben und den Weg der kleinen Schritte zu gehen.

    Privat war ich immer eher ungeduldig, vor allem zu mir selbst. Es gab nur ein Ja oder Nein, Jetzt oder nie, schwarz oder weiß....

    Seit ich mit der ersten Grundübung fertig bin, hat sich das, nach anfänglichen Schwierigkeiten, grundlegend geändert.

    Jetzt bei der zweiten Grundübung kommen so viele Fragen hoch und Gefühle, Dinge die klar waren, sind es aufeinmal nicht mehr ....

    Aber dann lösen sie sich wieder auf .... alles ziemlich verwirrend.

    Darum beschäftige ich mich zwischendurch auch mit Esotherischen um Erklärungen zu finden.

    Ich mache meine Grundübungen aber fleißig weiter und bin offen für alles Neue und Verwirrende was noch auf mich zukommen wird.

    Und an meiner "karmischen Beziehung " bleibe ich natürlich auch dran. Denn sie ist trotz aller Nähe und Distanz Probleme sehr wertvoll für mich.

    🙏

  • Ich hatte mal eine Beziehung, die ging über mehrere Jahre. Wir haben gemeinsam an unserer Entwicklung und Transformation gearbeitet. Sich immer tiefer zu verbinden war ausdrücklich Zielsetzung. auch und gerade in der Sexualität. In dem Moment wo es einen Durchbruch gab und die Nähe eine neue Qualität erreichte, suchte sie sich einen neuen Partner, der eher Aufgabe als Beziehung war und wo Nähe aufgrund seiner psychischen Probleme nicht möglich war. Wir kamen nicht mehr an den Punkt, wo das, was die Nähe verhindert, aufgelöst werden konnte. Ich schiebe das jetzt nicht auf sie, da haben ja immer beide einen Anteil dran, auch wenn einen Person den Schritt macht und sich zurückzieht. Was ich sagen will, ist dass Nähe/Distanz wohl ein Kernthema fast jeder Beziehung ist, auch und gerade wenn beide an der eigenen Persönlichkeitsentwicklung arbeiten.

  • Ich habe meine langjährige Beziehung (über 10 Jahre) beendet, als ich zum Buddhismus gefunden habe. Wir haben schon Jahre davor eher nebeneinander als miteinander gelebt. Durch den Buddhismus wurde mir klar, dass man weder die eigene, noch die Zeit eines anderen Menschen vergeuden sollte, wenn die Beziehung sich nicht mehr weiter entwickelt.

    Mittlerweile bin ich überzeugter Single und auch glücklich damit.

    Eine Beziehung würde ich nur dann wieder beginnen, wenn gemeinsame Entwicklung und mit und voneinander lernen möglich ist.


    Mein guter Freund mit dem ich mich schon über drei Jahre regelmäßig treffe ist schon über 20 Jahre Buddhist. Ich lerne viel von ihm und er auch von mir. Er bedankt sich dann immer bei mir für meine Sicht der Dinge und ich freue mich, dass ich etwas beitragen konnte, obwohl er schon so lange Buddhist ist.

    Uns verbindet viel, was ich mit Worten gar nicht erklären kann ubd ich weiß, dass er das auch so sieht.

    Er ist sehr lebenslustig, sehr offen und hat viele Freunde. Wir können über alles sprechen, nur das Thema "Wir" vermeiden wir beide. Obwohl er ein sehr offener Mensch ist, geht er bei Themen die sein Innenleben betreffen auf Distanz. Erst seit ein paar Monaten öffnet er sich etwas. Einerseits freut mich das, aber andererseits ziehe ich mich dann zurück, weil es mich verwirrt.

    Eigentlich möchte ich dass alles zwischen uns bleibt wie es ist, aber ich spüre deutlich das es auf Dauer nicht so bleiben kann.

  • Das klingt spannend :) Vielleicht ist das gerade die Qualität, die es möglich macht, im richtigen Zeitrahmen behutsam zu mehr gemeinsamer Nähe zu finden; vielleicht ist aber auch genau das, was es jetzt ist, das was beide brauchen. Mir scheint Du hast die nötige Bewusstheit und Achtsamkeit, zu erkennen, was wann ansteht... :)

  • Hallo karma namkha

    Ich habe noch eine andere Idee, jenseits von Karma-Gedanken.


    Es gibt Beziehungen, die gut und tief sind, aber deutlich situations- oder themenbezogen sind, bzw. von bestimmten Bedingungen abhängig sind.


    Ich kenne das z.B. bei krankheitsbedingten "Pflegebeziehungen", wenn es dem Patienten dann irgendwie besser geht, hat der Pfleger/Nachbar/Verwandte dann plötzlich kaum noch Interesse an weiterem Kontakt. (Ich rede jetzt nicht von professionellen Helferbeziehungen!) Nach dem Gesundwerden fehlt in dieser Beziehung plötzlich die vorher vorhandene Hilflosigkeit des Patienten oder das "Ich tue dir was Gutes" oder das "Ich oben - du unten" oder das tolle Gebrauchtwerden-Gefühl seitens der Pflegeperson. Der Patient hat vielleicht diese gut laufende Beziehung als deutliches Interesse an seiner Person gewertet. War es auch, aber nur solange er in einer bestimmten Rolle war.


    Ich kenne das auch von langjährigen Internetbeziehungen. Sobald man sich auch nur einmal persönlich getroffen hat, fängt bei vielen die "Tut mir leid, habe leider keine Zeit"-Periode an. Die halbwegs anonyme Internetbeziehung war ohne Statussymbole, Einblick in körperliches Aussehen oder privates Umfeld etc. abgelaufen, jetzt nach dem Treffen kommen plötzlich all die persönlichen Bewertungen, Vergleiche und Ansprüche dazu. (Mal abgesehen von den vielen kleinen Krückereien und falschen Erwartungshaltungen, die die Anonymität ermöglicht hat.) Auch hier haben sich nach dem ersten persönlichen Treffen wieder die Grundlagen für die Beziehung geändert und oft (nicht immer) verliert einer der beiden danach das Interesse.


    Warum schreib ich das?

    Mein guter Freund mit dem ich mich schon über drei Jahre regelmäßig treffe ist schon über 20 Jahre Buddhist. Ich lerne viel von ihm und er auch von mir. Er bedankt sich dann immer bei mir für meine Sicht der Dinge und ich freue mich, dass ich etwas beitragen konnte, obwohl er schon so lange Buddhist ist.

    Genau das sind vielleicht die Bedingungen, unter denen eure Beziehung Tiefgang hat und erfüllend ist.

    Wir können über alles sprechen, nur das Thema "Wir" vermeiden wir beide. Obwohl er ein sehr offener Mensch ist, geht er bei Themen die sein Innenleben betreffen auf Distanz. Erst seit ein paar Monaten öffnet er sich etwas. Einerseits freut mich das, aber andererseits ziehe ich mich dann zurück, weil es mich verwirrt.

    Sind das die Bedingungen, unter denen es nicht mehr rund läuft? Vielleicht stört emotionale Nähe, die auf euch beide bezogen ist, die Unbeschwertheit, mit der ihr bisher über alles sprechen konntet. Oder es geht in Richtung Zweierbeziehung und der andere möchte die damit entstehende Verbindlichkeit nicht. Oder das zumindest leichte Schüler-Lehrer Verhältnis soll sich nicht ändern. Oder jemand denkt, man müsse überall unverbindlich bleiben, weil alles andere Anhaftung sei ... Oder ...


    Verstehst du, was ich sagen will?