Techniken zum Loslassen ?

  • Hallo liebe Forenmitglieder,


    ich falle mal mit der Tür ins Haus. Mein Leben lang wurde ich wie der letzte Dreck behandelt. Schwer gestörte psychisch kranke Individuen (Narzissten), die sich darauf spezialisiert haben, sich ein Opfer zu suchen. Dieses Opfer war ich, seit frühster Kindheit und nun zieht sich dies wie ein roter Faden durch mein Leben.


    Ich kann diesen Menschen nicht verzeihen. Weil mein ego zu groß ist ? Nein, weil ich z.B. keine Schuld trage!


    Ich kann ihnen nicht vergeben, es wäre so als ob ich mich selbst erneut erniedrigen würde.

    Wieso sollte ich auch, wenn z.B. ein narzistisch gestörter KFZ-Geselle sich die größte Mühe gibt, dich aus der Werkstatt herauszumobben, weil du Zitat:" kein Arier" bist.
    (Und alle anderen handeln nach dem Motto: Nichts sehen, nichts höhren, nichts sagen).


    Aber ich muss endlich lernen loszulassen. Es belastet mich unterbewusst sehr stark und raubt mir sämtliche Energien.


    Zazen hat zwar meinen Geist etwas beruhigt, aber das Problem nicht gelöst.
    Metta Bhavana bringt mir gar nichts. Es verschlimmert alles nur!


    Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und alternative Technicken ?
    Wie finde ich zu meiner Balance zurück ?


    Liebe Grüße.

  • xiaojinlong

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Tut mir leid, dass du so viele negative Dinge erfahren musstest...aber ganz ehrlich, sich selber als Opfer der anderen (und das scheinen ja ganz schön viele "Täter" gewesen zu sein) ist eine etwas einfache und bequeme Sicht. Vielleicht lohnt es sich ja Mal zu schauen warum Du Dich immer wieder als Opfer wahrnimmst und warum scheinbar alle es auf dich abgesehen haben?

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • Herzlich Willkommen bei uns, Kanashimi


    zu aller erst: Buddhismus hilft uns in unserem Alltag mit unseren Problemen zurecht zu kommen. Er ist aber dennoch nur eine Art der Hilfe und ersetzt keine professionelle Hilfe durch Therapeuten / Ärzte. Gerade wenn du sagst, dass es dir sehr stark belastet und dir sämtliche Energie raubt, wäre es sicher in Erwägung zu ziehen ob entsprechende Hilfe sinnvoll wäre.


    Loslassen von Dingen funktioniert wenn man gelernt hat mit den Dingen zurecht zu kommen. Auch Verzeihen hat meiner Erfahrung nach damit viel zu tun. Wenn ich jemandem Verzeihe dann tue ich das nicht nur für die andere Person, sondern auch, weil ich selbst damit einen Abschluss finde, es als Vergangenheit akzeptiere. Damit hat das Verzeihen für mich nur sehr bedingt etwas mit "Schuld" und "nicht Schuld" zu tun.

    _()_

  • Versuch es mal andersrum zu sehen. So wie solche Menschen drauf sind, was für Verhalten sie haben, was sie innerlich treibt und blendet...so leiden sie auch selbst durch ihre eigenen Worte und Taten. Überleg auch, wie wenig reich und angenehm ihre innere Welt ist, bei den üblen Vorstellungen die sie ausleben. Ihr Gewissen quält auch solche Menschen. Da kann man durchaus oft Mitleid mit haben, wenn man es so sieht. Sie verhalten sich ja nicht so, weil sie stark wären, sondern weil ihnen etwas fehlt, was andere haben, etwas wichtiges.

  • Bhavanga interessante Sichtweise für die ich dir danke.


    Da kann man durchaus oft Mitleid mit haben, wenn man es so sieht. Sie verhalten sich ja nicht so, weil sie stark wären, sondern weil ihnen etwas fehlt, was andere haben, etwas wichtiges.

    Wenn sich ein Mann Anfang 40 so zu dir verhält, obgleich du Deutscher bist nur keinen deutschen Nachnamen besitzt, aber wesentlich intelligenter bist als er, gerade weil du als Kind von Immigranten mehr bzw. härter arbeiten musstest um das gleiche Ergebnis zu erzielen, dann könntest du durchaus recht haben.

    Daran hatte ich erhlich gesagt noch nicht gedacht. Vielen Dank, eine neue Sichtweise.

  • Ich kann diesen Menschen nicht verzeihen. Weil mein ego zu groß ist ? Nein, weil ich z.B. keine Schuld trage!


    Ich kenne so etwas, manche gehen auf einen grundlos los, ohne dass man dafür etwas kann.


    Quälend sind Fragen wie: "Warum ich?", "Warum bin ich kein Arier?", "Warum sind die anderen so?"


    Darauf gibt es nicht wirklich befriedigende Antworten. Was war ist vergangen. Arschlöcher wirst du weiter in deinem Leben antreffen, wie wir alle. Wenn selbst Praktizierende öfters mal ausrasten, böse sind usw., wie viel mehr dann der Kfz Typ, der nur Arbeit und Fußball kennt? Ich hatte auch mal so einen auf der Arbeit, hat ständig was an mir gehabt. Am Anfang war ich sehr wütend und überlegte mir, wie ich ihm eine reinwürgen könnte. Aber dann ließ ich einfach alles laufen...seine dummen Sprüche, Anspielungen, Schreiereien ohne Grund...ohne mich als Opfer oder Täter zu sehen (ich hätte ja auch reagieren können und somit auch zum Täter werden können). Wenn man mal in dem Modus ist, dass man Mensch und Leben einfach laufen lässt, dann regeln sich die Dinge von alleine. Nach 2 Monaten sagte er sogar, dass er gerne mit mir zusammenarbeitet und eine Schicht mit mir für ihn "Erholung" sei.

  • Hallo Kanashimi ,willkommen im Buddhaland.


    Es ist wirklich schwierig, sich mit so intensiven Empfindungen auseinanderzusetzen. Das Ding ist, dass man viele Sachen erst verarbeiten muss, bevor man sie wirklich loslassen kann. Den Schritt kann man nicht umgehen, aber man es gibt mittlerweile bei uns eine ganze Menge Unterstützung, die man bekommen kann: Psychologische Beratung und Psychotherapie sind sehr wirksame Methoden, um Leiden zu lindern, um Dinge aufzuarbeiten.


    Die buddhistischen Lehren bieten natürlich viele Möglichkeiten, aber sie können eine Therapie nicht ersetzen. Sollen sie auch nicht - am besten geht es oft, wenn man beides kombiniert. Mit einer guten psychologisch geschulten Unterstützung wirst du wahrscheinlich große Erfolge erzielen, ich würde es dir sehr nahelegen, diese Möglichkeit zu nutzen.


    Und zur Praxis - ja, da gibt es viele Möglichkeiten.

    Metta Bhavana bringt mir gar nichts. Es verschlimmert alles nur!

    Das ist tatsächlich gar nicht ungewöhnlich. Metta ist eine fantastische Praxis, aber sie bringt, wie Achtsamkeitsmeditation oder Zazen, auch unsere dunklen Emotionen zum Vorschein. Es ist somit nicht ganz so, dass Mettapraxis bedeuten muss, dass man nur positive Emotionen hat. Es ist ein bisschen kniffliger - die Intention, die liebende Güte für sich und andere zu entwickeln, ist zentral. Aber, so seltsam es klingen mag, der Weg dahin ist manchmal durch Schmerz und Wut und sogar Hass hindurch. Da ist dann, wie bei Meditation auch, eine Zusammenarbeit mit einer fähigen Lehrperson oft wichtig, die einem Rückmeldung gibt, und manchmal auch korrigiert. Hast du so jemanden?


    Was ich empfehlen kann, ist eine relativ neue Praxis, die sowohl psychologische als auch buddhistische Quellen nutzt, um beides zu verbinden: Kirstin Neffs Buch "Selbstmitgefühl" beinhaltet sehr gute Übungen und Techniken, um mit negativen Emotionen zu arbeiten. In meinen Augen eine sehr gute Kombination zu Achtsamkeitsmeditation und Psychotherapie.


    Ich wünsche dir alles Gute auf deinem Weg.

    Einmal editiert, zuletzt von Grashuepfer ()

  • Lieber Kanashimi,


    schön, dass Du uns an Deinem Leben teilnehmen lässt.


    Den "Warnungen", buddhistische Praxis nicht als Ersatz für Therapie anzusehen, kann ich mich anschließen.


    Auch finde ich es sinnvoll

    So wie solche Menschen drauf sind, was für Verhalten sie haben, was sie innerlich treibt und blendet...so leiden sie auch selbst durch ihre eigenen Worte und Taten.

    zu berücksichtigen.


    Nicht sinnvoll aus meiner Erfahrung, ist es, andere abzuwerten, um damit zurecht zu kommen, dass man von Ihnen abgewertet wird.


    Überleg auch, wie wenig reich und angenehm ihre innere Welt ist, bei den üblen Vorstellungen die sie ausleben. Ihr Gewissen quält auch solche Menschen. Da kann man durchaus oft Mitleid mit haben, wenn man es so sieht. Sie verhalten sich ja nicht so, weil sie stark wären, sondern weil ihnen etwas fehlt, was andere haben, etwas wichtiges.

    aber wesentlich intelligenter bist als er,


    Das ist nur eine Retourkutsche und verstärkt Dein Leiden mittelfristig, auch wenn es Dir kurzfristig Linderung verschafft. Mittelfristig säst Du damit den Samen, an Deiner vermeintlichen Überlegenheit zu zweifeln (zu Recht), und dann fühlt es sich noch beschissener an als vorher.


    Das

    ...so leiden sie auch selbst durch ihre eigenen Worte und Taten.

    zu erkennen und Mitgefühl für Dich und für den anderen zu entwickeln, das wäre der erprobte buddhistische Weg.


    Dazu meine oft zitierte Lieblingsstelle aus dem Dhammapada:


    Noch nie hat Hass gestillt den Hass. Nur Liebe [liebende Güte] stillt den Hass.


    Liebe Grüße,

    Aravind.


  • Willkommen auch von hier Kanashimi :rose:

    Eine Technik des los-lassen`s...setzt ja erst einmal ein An-nehmen voraus.


    Wenn ich etwas nicht annehme, muss ich es auch nicht loslassen bzw. lernen dies los zu lassen.


    Die Gefühle die Du hier beschreibst kenne ich ebenso seit meiner Kindheit und lernte damit einen neuen Umgang.

    Mein Lehrer sagen auch immer wir haben die Wahl:


    Und so nehme ich heute nicht mehr alles an was man mir so vor die Füsse wirft,

    auch wenn es mir manchmal noch schwer fällt, auch wenn die Einladungen oft noch sehr groß sind.....:moon:


    Mein innerer Frieden ist heute sehr viel wertvoller und so ist ein gehörter "Angriff" automatisch zu einem läuten des mit fühlen`s

    gleich einer Glocke.... für mein Gegenüber geworden .......Versuch doch auch einmal die Glocke zu hören.

    Sie hört sich beeindruckend und wunderschön im Klang an.;)


    Alles Gute auf Deinem Weg....:heart:_()_

  • Danke für die Anmerkung dazu. Ja, das stimmt natürlich mit der "Retourkutsche", das hatte ich gar nicht so bedacht. Ich dachte mehr so, dass ein sachliches Betrachten der Schwächen anderer auch beim Verzeihen helfen kann. Eben sie mal nicht mehr nur als Täter zu sehen, sondern auch zu sehen, was eigentlich dazu führt, wofür man auch kaum einen Vorwurf machen sollte. Aber du hast Recht, dann läuft man schnell Gefahr dahin, sich selbst über die anderen zu erheben, und so eine unheilsame Haltung zu nähren, die sich später noch rächen kann.


    Zusätzlich habe ich noch einen Gedanken, der mir oft verzeihen hilft... Wenn man mal richtig begreifen durfte, dass alle Menschen eigentlich nur wie Kinder sind, egal wie alt sie sind. Man selbst auch, aber andere eben manchmal noch viel mehr, und auch mal zornig und böse. Sie dabei aber eben nicht richtig wissen, was sie eigentlich anrichten, also ja eigentlich relativ unmündig sind... Dann kann man aus dieser Perspektive auch versuchen, seinen Frieden mit den Menschen zu machen. Sich selbst auch wie ein Kind zu sehen und das zu akzeptieren und zu lieben, ist dabei aber auch nötig, sonst droht wieder Überheblichkeit.

  • Vielen herzlichen Dank für das große Feedback.


    Ich habe mir jetzt jede Antwort durchgelesen und werde über jede genau Nachdenken. Höchst wahrschienlich werden da noch ein paar Rückfragen von mir kommen. Denn es gibt kaum eine bessere Wertschätzung als Feedback, finde ich.


    Aber zum Beweggrund meines Posts.

    Ich möchte eigentlich kein Mitgefühl, ich möchte Erfahrungsberichte, Ratschläge und vorallem Techniken loszulassen ohne verzeihen zu müssen. ARYA DHARMA hat ähnliche Erfahrungen gemacht und eine Technik des "Nichts" angewandt. Ich glaube das könnte bei dem einen oder anderen narzisstisch Gestörten schon helfen, aber vielleicht nicht bei einem echten Narzissten...

    Und eine Therapie kommt überhaupt nicht in Frage!
    Ich bin nicht derjenige der erniedrigen muss um sich selbst zu erhöhen.
    Deswegen kommt sie nicht in Frage.


    also ja eigentlich relativ unmündig sind... Dann kann man aus dieser Perspektive auch versuchen, seinen Frieden mit den Menschen zu machen. Sich selbst auch wie ein Kind zu sehen und das zu akzeptieren und zu lieben, ist dabei aber auch nötig, sonst droht wieder Überheblichkeit.


    Nach der Ausbildung habe ich meine Abitur auf dem zweiten Bildungsweg geschafft und bin nun in einer Ausbildung zum Groß,- und Außenhandelskaufmann, die ich mit numerus clausus abschließen werde.

    Ich spreche fließend:" Englisch und Französisch, besitze erweiterte Kenntnisse in Tschechisch und mittlerweile ist mein Japanisch auch nicht von schlechten Eltern"

    Ja ich bin wesentlich intelligenter, als dieser Hauptschüler ohne nennenswerte Kenntnisse, ist keine Behauptung, es ist fakt und keine Überheblichkeit.
    Aber wieso musste ich drei Jahre durch die Hölle gehen ?
    Weil ihm was fehlt ? Anstand, Sozialverhalten, Intelligenz.


    Ich hatte überlegt Kampfkunst zu lernen.


    Das körperliche Training könnte helfen, oder meint ihr nicht ?
    Vielleicht entwickle ich dadurch sogar eine aggressive Aura, die mich vor solchen verkommenen Subjekten schützen könnte.


    Vielleicht ist der Eine oder Andere vorsichtiger im Umgang mit dir, wenn du ihm jederzeit den Kiefer brechen kannst... Aber nur vielleicht.

  • Und eine Therapie kommt überhaupt nicht in Frage!
    Ich bin nicht derjenige der erniedrigen muss um sich selbst zu erhöhen.

    aber wieso erniedrigst du dann andere Menschen direkt drauf:

    Das körperliche Training könnte helfen, oder meint ihr nicht ?
    Vielleicht entwickle ich dadurch sogar eine aggressive Aura, die mich vor solchen verkommenen Subjekten schützen könnte.

    Zum einen bringt dir eine aggressive Aura nur eins: Aggressionen und was willst du damit? Jeder Schüler bei uns, der daher kam um zu trainieren und dabei eine "Aggressive Aura" als Ziel hatte wurde raus geworfen.

    Zum anderen: solange du andere Menschen als verkommene Subjekte betrachtest, solltest du den anderen Menschen auch zugestehen dich als ebenso verkommenes Subjekt zu betrachten.


    Du stellst dich in diesem Thread wiederholt über andere Menschen, äußerst dich abfällig, sogar regelrecht beleidigend. Wenn du dich so auch gegenüber den Leuten äußerst über die du dich aufregst, dann ist dein Verhalten vielleicht ein großer Teil des Problems.


    Es gibt ein altes Sprichwort das sich in meinem Leben immer wieder als richtig erwiesen hat: wie man in den Wald hineinruft so schallt es auch heraus.

    _()_

  • xiaojinlong

    Hat den Titel des Themas von „Technicken zum Loslassen ?“ zu „Techniken zum Loslassen ?“ geändert.
  • Ich hatte überlegt Kampfkunst zu lernen.


    Das körperliche Training könnte helfen, oder meint ihr nicht ?
    Vielleicht entwickle ich dadurch sogar eine aggressive Aura, die mich vor solchen verkommenen Subjekten schützen könnte.

    Na. Die Frage kannst Du Dir aus den vorstehenden Beiträgen sicher selbst beantworten. ;)


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Vielleicht entwickle ich dadurch sogar eine aggressive Aura, die mich vor solchen verkommenen Subjekten schützen könnte.

    Mir kommt es so vor, dass diese Aura Dir nicht schwer zu fallen scheint. Bitte tu uns den Gefallen, nicht hier im Forum dafür zu trainieren.


    Genau das ist die Essenz des Rades von Samsara: Du empfindest Dich herabgesetzt, und setzt deswegen andere herab, um Dich wieder besser zu fühlen - das ist ein ewiger Teufelskreis.


    Die Empfehlung, einfach durchlässig zu werden, es nicht persönlich zu nehmen, ist vollkommen richtig. Das wäre die Lösung. Aber solange es etwas in Dir berührt, was Du nicht loslassen kannst, wird es immer eine Resonanz in Dir geben. Der Blick sollte also nach Innen gehen.


    Mich wundert im Übrigen, dass Du es als "Dich klein machen" empfindest, eine Therapie zu machen. Das Gegenteil ist der Fall: wer bereit ist, sein Leben zu transformieren, scheut auch nicht davor zurück, sich dafür wenn nötig Hilfe zu gönnen.


    Und wenn Du drüber stehst und es geht einfach an Dir vorbei: sie werden sich zuerst ärgern, dass sie Dich nicht triggern. Und dann werden sie Dich vielleicht respektieren, oder sie lassen Dich in Ruhe. Aber es ist auch egal, was "sie", was andere dann tun: es geht Dir dann ja eh am Arsch vorbei ;)

  • Hallo Kanashimi, ich bin froh dass du unseren Rückmeldungen etwas abgewinnen konntest. Es wurde ja schon ausführlich auf deine Nachrichten geantwortet, dem schließe ich mich an. Nur eines noch:

    Techniken loszulassen ohne verzeihen zu müssen

    Die buddhistischen Richtungen sind so unterschiedlich, aber Ich würde mal so weit gehen, zu sagen, dass sie sich in der Hinsicht alle einig sein dürften: aus buddhistischer Perspektive ist Loslassen vom Verzeihen nicht zu trennen. Es ist das Gleiche und kommt aus dem möglichst vollen Annehmen der Unvollkommenheiten und Schmerzen dieser Welt. "Möglichst" deshalb, weil wir alle unsere Grenzen haben, daran ist auch nichts verkehrt. Aber das Potential, umzulernen, ist groß. Das hast du ja hinsichtlich deines beruflichen Werdegangs schon erfahren.


    So, wie ich es lese, willst du dein Gleichgewicht wiederfinden, aber den Schmerzen und Schattenseiten nicht begegnen. Eine Therapie machen heißt natürlich, den Schmerzen und Schattenseiten begegnen. Es heißt, wie schon gesagt wurde, keinesfalls, sich zu erniedrigen. Es heißt aber, Verantwortung für die eigenen Emotionen zu übernehmen. Du kannst und musst die Welt nicht komplett ändern - aber du kannst lernen, anders zu reagieren. Mit kompetenten Begleitern ist das wesentlich leichter.


    An Büchern wurde ja schon etwas empfohlen.


    Ich hoffe, dass du für dich den richtigen Weg findest. Wünsch dir alles Gute.

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann diesen Menschen nicht verzeihen. Weil mein ego zu groß ist ? Nein, weil ich z.B. keine Schuld trage!

    Von seiner Grundbedeutung her ist "verzeihen" das Gegenteil des alten Wortes "zeihen" das "anklagen" bedeutet. Man muss jemand nicht vergeben um aufzuhören innerlich immer wieder Anklage zu erheben und sich von Neuen zu ärgern. Man kann sich doch sagen "ihr habt mich damals gequält aber ich setzte dem ein Ende indem ich das innerlich nicht mehr durchspielen". Nur weil man nicht mehr " zeiht" bedeutet das ja nicht, dass die Schuld verschwinden würde.

  • Im Buddhismus geht man davon aus, dass die Lebewesen aufgrund ihrer Unwissenheit über die wahre Natur des Geistes leiden. Sie gehen fälschlicherweise davon aus, dass sie unabhängig voneinander existieren. Der Buddha lehrte aber das "abhängige Entstehen", alle Phänomene existieren in Abhängigkeit und haben deshalb keine aus sich heraus bestehende "Eigennatur". Diese falsche Sichtweise führt zu einer dualistischen Denkweise, zu einer Abgrenzung von Du und Ich sowieso zu einer Selbstbezogenheit. Diese Selbstbezogenheit führt wiederum dazu dass wir unter unseren geistigen Giften leiden, die uns vorgaukeln dass wir glücklich sind wenn wir Gier und Hass befriedigen. Tatsächlich bringt bringt uns diese Anhaftung aber Leid.


    Techniken zum Loslassen (Anhaften) wären in diesem Sinne das Erkennen der wahren Natur des Geistes, das alle Phänomene leer von inhärenter Existenz sind (also Leerheit) und das Mitgefühl wenn ich erkenne, dass ich und andere unter dieser Unwissenheit leiden.

    Dafür gibt es diverse Meditationen die dabei helfen.


    So, ich hoffe, ich habe das einigermaßen korrekt wiedergegeben, wenn nicht bitte korrigieren. :erleichtert:

  • Das erinnert mich an eine klassische Geschichte welche ich gerne zitieren möchte, sie lautet "das leere Boot":


    Zitat

    Ein Schüler fragte seinen Meister, wie er besser mit Zorn umgehen könne.

    Der Zen-Meister antwortete:

    „Stell Dir vor, es ist ein nebliger Tag. Du bist mit Deinem Boot draußen auf dem See. Durch den Nebel kannst Du kaum etwas erkennen. Bis plötzlich ein anderes Boot durch die Schwaden genau auf Dich zukommt.

    Du wirst zornig. Du denkst: na so ein Arsch, ich habe erst gestern mein Boot neu angestrichen … und schon kracht das fremde Boot in Deins hinein. Du kannst die frische Farbe, die Du gestern so mühevoll aufgetragen hast, geradezu abblättern hören. Zorn!

    Dann schaust Du genauer hin und siehst: das andere Boot ist leer. Niemand drin. Niemand, der Dich absichtlich gerammt hat.

    Dein Zorn verfliegt. Du seufzt und denkst: ach was soll’s, dann muss ich demnächst eben noch mal streichen.

    Die Sache ist für Dich damit gelaufen.“

    Der Zen-Meister fuhr fort:

    „So ist es mit allem im Leben und mit allen Menschen, denen Du begegnest:

    Es ist, als würden wir von einem leeren Boot gerammt werden.“

    Der Schüler sagte:

    „Hmm, da ist was dran. Aber selbst wenn ich sehe, dass das Boot leer ist: ich werde erst einmal die ganze Welt verfluchen und mir einfach vorstellen, es säße jemand in dem Boot, der mir absichtlich schaden will.“

    Da antwortete der Meister:

    „Wohl wahr. So ticken wir Menschen. Doch je mehr wir üben, umso leichter können wir uns beruhigen und sehen, wie lächerlich und nutzlos es doch ist, an Zorn festzuhalten. Schuld ist immer das leere Boot.“


    Die Menschen handeln aufgrund ihrer Konditionierung, ihrer Erfahrungen. Selbst die, die dir schaden, machen das nicht weil es ihnen Spaß macht, sondern weil sie selber leiden.

    Und jemand der sich gerne als Opfer der Willkür und Bosheit anderer sieht, macht dies auf aufgrund seiner karmischen Resultate

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • ARYA DHARMA hat ähnliche Erfahrungen gemacht und eine Technik des "Nichts" angewandt. Ich glaube das könnte bei dem einen oder anderen narzisstisch Gestörten schon helfen, aber vielleicht nicht bei einem echten Narzissten...


    Nicht alles wirkt immer. Aber ein Versuch ist es wert, bevor:



    Vielleicht ist der Eine oder Andere vorsichtiger im Umgang mit dir, wenn du ihm jederzeit den Kiefer brechen kannst... Aber nur vielleicht.


    Das ist natürlich auch eine Lösung, hat aber viele Nachteile. Denn oftmals sind Aggressoren, wenn sie geschlagen werden, auf einmal lammfrohe Leute und zeigen dich an. Hatte ich auch schon, vor Gericht, Schmerzensgeld usw. Wenn es ein Arbeitskollege ist, könnte er nach so einem Zwischenfall auch eine List schmieden, die dich vielleicht schlimmer verletzt. Wenn es gut geht, dann hast du Respekt und Ruhe. Ein Arbeitskollege wurde von einem anderen einen Abhang runtergeschmissen, Schulter ausgerenkt. Der war dann aber ruhig.

  • ARYA DHARMA hat ähnliche Erfahrungen gemacht und eine Technik des "Nichts" angewandt. Ich glaube das könnte bei dem einen oder anderen narzisstisch Gestörten schon helfen, aber vielleicht nicht bei einem echten Narzissten...


    Nicht alles wirkt immer. Aber ein Versuch ist es wert, bevor: (...)

    Ich habe noch eine Bemerkung zu Deinem Post oben: Du beschreibst sehr schön, wie Du vorgegangen bist.


    Da Kanashimi aber nach Techniken und schnellen Lösungen fragt: Ich denke, dass Dein Vorgehen nicht "einfach" eine eingeübte Technik war, sondern der Ausdruck Deiner persönlichen Entwicklung.


    Was meinst Du?


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Da Kanashimi aber nach Techniken und schnellen Lösungen fragt: Ich denke, dass Dein Vorgehen nicht "einfach" eine eingeübte Technik war, sondern der Ausdruck Deiner persönlichen Entwicklung.


    Was meinst Du?


    Hallo, ja da hast du durchaus Recht, das hatte ich nicht bedacht. Solche "Strategien" hatte ich auch schon in meiner Lehrzeit angewandt, aber erst nachdem ich buddh. Literatur gelesen habe, vor allem zum Thema "Gleichmut mit Umgang mit anderen".

  • Da Kanashimi aber nach Techniken und schnellen Lösungen fragt: Ich denke, dass Dein Vorgehen nicht "einfach" eine eingeübte Technik war, sondern der Ausdruck Deiner persönlichen Entwicklung.


    Was meinst Du?


    Hallo, ja da hast du durchaus Recht, das hatte ich nicht bedacht. Solche "Strategien" hatte ich auch schon in meiner Lehrzeit angewandt, aber erst nachdem ich buddh. Literatur gelesen habe, vor allem zum Thema "Gleichmut mit Umgang mit anderen".

    Das macht ja nichts, ganz im Gegenteil. Die Message der meisten hier im Faden ist ja: Schnelle Lösungen können das Problem eher verschlimmern, am Ende muss man sich weiterentwickeln.


    Und Dein aufgeführtes Beispiel zeigt, dass sich die Investition in die Entwicklung der Persönlichkeit eben auch auszahlen kann, um es mal etwas buchhalterisch auszudrücken. Das kann doch Mut machen.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Und Dein aufgeführtes Beispiel zeigt, dass sich die Investition in die Entwicklung der Persönlichkeit eben auch auszahlen kann, um es mal etwas buchhalterisch auszudrücken. Das kann doch Mut machen.


    Ja, Inspiration.


    Ich denke auch, es ist wichtig, sich mit Grundlagen der Psychologie auseinanderzusetzen. Das Wort "Narzisst" ist ja schon gefallen. Es ist immer wichtig zu wissen, mit welchem Schlag Mensch man zu tun hat. Wenn man z.B. die "Brutalo Methode" bei einem Psychopathen anwendet, dann Gute Nacht }:-):nosee:


    Auch mit Sprache lässt sich viel verhindern/ausbügeln. Schopenhauer hat da gute Sachen drüber geschrieben. Und warum solche Kleinkriege auch völlig irrelevant im großen Spiel sind, dazu hat Buddha ja genug gesagt. Im Endeffekt kämpft man gegen seine eigene Geisteshaltung und der Verwendung damit.

  • Mir hat jemand neulich mal gesagt, es gäbe eine einfache Methode, um herauszufinden, ob jemand Narzisst ist. Und die ist unerwartet direkt: Man Frage die Person, sich einzuschätzen auf einer Skala von 0 bis 10, wobei 0 gar nicht und 10 vollumfänglich bedeutet, ob sie oder er Narzisst sei. Ein Narzisst würde sich selbst möglichst hoch auf der Skala einschätzen, weil es an Selbstkritik mangelt, um Narzissmus überhaupt als negativ zu empfinden. Mehr ist also besser... Ich weiss nicht, ob das stimmt, fand das aber ganz interessant.