Candrakirti Madhyamakavatara

  • Deepa Moral ergibt sich aus Verbiegen der Tugenden, Sila, Gebote. Sie bietet Interpretationen an wie eine Tugend angewendet werden kann, wenn es zu Konflikten mit dem reinen kommt. "Von Töten Abstand nehmen."

    Merkwürdig ist da das Rigorose. Buddha hat gewusst das getötet wird und manchmal sogar getötet werden muss. Das kann also nur eine Interpretierte Sila sein. In der Zeit des Buddhas kann es nur um Menschen gehen, die sich gegenseitig töten. Hier wird das aber meist so verallgemeinert das alle die ein Lebewesen töten die Sila verletzen.


    Sittlichkeit ist Gruppen, Sozialisation gebunden. Die Sila gelten ja für alle, doch die Wortwahl des Buddhas ist immer darauf gerichtet in seinem Handeln zu erkennen, das es immer um Abstand nehmen, nicht Festhalten geht, soweit es eben möglich ist. Ich kann also innerhalb der Sitten meiner Gruppe Verhalten, so steuern das ich nach und nach die Sila halten kann. Ist das Halten der Sila für mich erreicht ist meist auch meine Gruppenbindung weitgehend zerstört. Außerdem hat eine andere Gruppe andere Sitten, ich muss also, wenn ich eine andere Gruppe wechseln oder aufsuchen muss meine erworbene Sittlichkeit anpassen. Die Sila helfen mir da auch: Da sie überall gelten kann ich von meiner Familie zu einer anderen Kontakt aufnehmen und meine Sittlichkeit in meiner Familie ist eine andere als die an meinem Arbeitsplatz usw.


    Tugenden sind eben im Buddhismus die Sila. Hier ist es viel Selbstbestimmung wie Tugendhaft ich jetzt eben sein kann. Es kommt darauf an die Tugenden, Sila, im Laufe meines Lebens von Moral, Ethik, Sittlichkeit zu befreien, von jeder Interpretation der ich aus Bequemlichkeit gern folge nach und nach zu vermindern, nicht mehr festhalten. Doch mein Leben ist eben nie wirklich tugendhaft, darum muss ich nach Verhaltensweisen greifen, die nicht ganz im Einklang mit der rigorosen Auslegung der Sila übereinstimmt, doch Buddha sagt immer und immer wieder ergreifen ja, aber beachte das du nicht mehr Fest-hältst. Das ist die Einübung der Sila, nie lange festhalten wollen, sich aber das ergreifen nicht verbieten.

    Einmal editiert, zuletzt von Noreply ()

  • Deepa Moral ergibt sich aus Verbiegen der Tugenden, Sila, Gebote. Sie bietet Interpretationen an wie eine Tugend angewendet werden kann, wenn es zu Konflikten mit dem reinen kommt. "Von Töten Abstand nehmen."

    Danke, für das Mitteilen Deiner Gedanken.



    Ich sehe es so:

    Ethik ist die Wissenschaft vom Nachdenken über Moral. Hier geht es um das Warum. Z.B.: Warum ist das Verhalten xy (Töten, Diebstahl,...) - heilsam/unheilsam?


    Es geht darum, das Urteilsvermögen zu schärfen, indem man sich Warum-Fragen stellt.


    Eine Sila ist zunächst etwas, das man sich in Gedanken vorsagt oder auch verbalisiert - als Selbstgespräch.


    Zitat

    Die formale Annahme der fünf Tugendregeln (Pali: pañca-sila) erfolgt durch die verbale oder zumindest geistige Wiederholung der einzelnen Regeln. Die Formel für das Vorhaben zur Einhaltung dieser Übungsregeln fällt nach der Anfrage und Zufluchtnahme[1] (hier aus der Theravada-Tradition in Pali[2]):


    • Ich nehme mich der Übungsregel des Abstehens vom Stehlen (nehmen was nicht gegeben ist) an.

    Fünf Silas – Wikipedia


    In der Praxis würde sich das so zeigen: man stiehlt nicht. Man nimmt nicht, was nicht gegeben ist.


    Stiehlt man, wäre das nach meinem Verständnis, auch im Buddhismus, etwas das man als unmoralisches Verhalten bezeichnen würde. Wobei ich das kontextabhängig betrachte.


    Demnach geht es auch um Moral.

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

    3 Mal editiert, zuletzt von Deepa ()

  • Aber genau darin sieht Buddha das Problem. Dem Nachdenken über die Moral, die Sila. Das erschafft Auswege.

    "Nimm nicht was dir nicht gegeben wurde."

    Ein gutes Beispiel: Mein erstes Stehlen war genau so. Ich wusste aus meinem Inneren, dass es sich nicht gehört etwas an mich zu nehmen, dass mir nicht gegeben wurde. Ohne wirklich die Begrifflichkeit der Moral, Ethik, Gebote einschätzen zu können, wusste ich das es einen anderen verletzen würde. Und doch hab ich es gemacht. "Der merkt es nicht." "Der hat ja genug davon." "Der sieht das ja nicht." "Er merkt das nicht." und schon war das Eis aus der Truhe in meiner Hand. Das klappe wohl mindestens ein Mal pro Woche. Doch dann lag da eine Tüte "Nimm Zwei" . Nimm sie. Nein die knistert. Nimm sie. Ich nahm sie. Das war dann erstmal Schluss mit: Nimm nicht was Dir nicht gegeben ist. Damals war ich 7 Jahre alt.


    Bis heute beschäftigt mich dieses Ereignis. Kein anderes Gebot hat mich mehr geprägt. Es ging nicht um Einsicht, das man das nicht tut. Es ging darum auf mich zu hören. Wenn es gilt ein Gebot zu überschreiten werde ich sofort erinnert. Da ist immer stärker im Lauf meines Lebens, dieses: tu es nicht, es verletzt nicht nur deine Selbstachtung (Das wurde zu meinem wichtigsten Motiv, meine Selbstachtung nicht verletzen.), sondern auch einen anderen Menschen.


    Was ich mir nie verboten habe, ist das ergreifen und eben nicht zu lange Festhalten. Später kamen die "Wissenschaften" dazu und ich war manches Mal wirklich erschrocken wie durch Debattieren, ein Weg gefunden wurde doch zu "stehlen". Einige der Philosophen, Moralisten, Ethiker haben mich echt angeekelt wie sie ganz locker über meine und anderer tiefsten Empfindungen was richtig und was falsch ist, hinausgehen allein des eigenen Vorteils willen. Buddha treibt das ganze aber wirklich auf die Spitze und bleibt immer ehrlich, menschlich und stärkt meine Selbstachtung für meine Quelle, ist auch Deine, als Maßstab für Rechtsempfinden.

    Ein Grund warum ich versuche in Übersetzungen alle zugefügten nicht in Wirklichkeit fassbaren Ding zu beseitigen. Buddha war eben kein Buddhist und er dachte niemals wie ein Buddhist.

  • Vorbemerkung: In die Debatte zwischen Ellviral und Deepa klinke ich mich nicht ein.

    Da es um die Lehre des Buddha geht ist hier glaub ich wichtig das es nicht um Ethik oder Moral geht, es geht um Tugenden um die Sila und um die Sittlichkeit auf der Grundlage der Sila.

    In den Übersetzungen des Verses 2.1 des Madhyamakavatara von Dzongsar Khyentse Rinpoche und Geshe Kelsang Wangmo wird der Begriff Moral nicht verwendet. Es werden Begriffe wie vollkommene Disziplin, hervorragende ethische Disziplin oder einwandfreie Qualitäten benutzt, um das Wesentliche dieser Entwicklungsstufe des Bewusstseins eines Bodhisattvas zu kennzeichnen.


    In diesem Kontext ist das Wesen der Ethik der Wille, schädigendes Handeln aufzugeben. Man will Handlungen, die anderen schaden nicht durchführen. Hierfür muss man auch die Grundlagen für ein derartiges Handeln aufgeben.


    Schädigendes Handeln gibt man auf indem man die unheilsamen Handlungen von Körper und Rede aufgibt. Die aufzugebende Grundlage sind die unheilsamen Handlungen des Geistes.


    Wie es im zweiten Teil von Vers 2.1 heißt, hat der Bodhisattva diese drei Formen des unheilsamen Handelns restlos aufgegeben. Dadurch sammeln die Bodhisattvas die zehn Pfade weiser Handlungen an


    Zur Ethik des Bodhisattvas gehört aber auch das Aufgeben von Handlungen, die ausschließlich nur dem eigenen Wohl dienen. Zur Ethik des Bodhisattva gehört auch die Ethik des Wirkens zum Wohle der anderen.


    Im Wesentlichen ist die Ethik, die der Bodhisattva auf der 2.Ebene/Bhumi vervollkommnet, genauso wie die anderen Vollkommenheiten eine geistige Haltung.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

    Einmal editiert, zuletzt von Helmut ()

  • Das Nachdenken über die Moral und Silas soll, laut Buddha, ein Problem darstellen?

    Woraus leitest Du das ab?


    Er selbst soll (sinngemäß) gesagt haben, dass man ihm nicht glauben, sondern seine Aussagen prüfen solle.


    Dazu ist es wichtig, sich den Kontext anzuschauen.


    Angenommen jemand, der eine Kind töten will, fragt Dich, wo es langgelaufen ist und Du hast es nach links abbiegen sehen.


    Du sagst (um es zu schützen): „Es ist da vorne rechts abgebogen..“ Oder würdest Du die Wahrheit sagen?

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

    4 Mal editiert, zuletzt von Deepa ()

  • Danke, da haben wir doch ne Definition: „In diesem Kontext ist das Wesen der Ethik der Wille, schädigendes Handeln aufzugeben.


    Es geht zunächst nur um den Willen. Das Handeln steht außen vor.


    Man könnte den Willen haben, nicht zu stehlen und es in einer konkreten Situation nicht schaffen, da der Wille nicht stark genug ist - etwas anderes (wie auch immer man es bezeichnen möchte: Gier, Verblendung?) stärker ist.


    Dann wäre es nach meinem Verständnis (der Definition nach) nicht unethisch, da der Wille zwar da aber noch zu schwach ist.

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

  • Man könnte den Willen haben, nicht zu stehlen und es in einer konkreten Situation nicht schaffen, da der Wille nicht stark genug ist - etwas anderes (wie auch immer man es bezeichnen möchte: Gier, Verblendung?) stärker ist.


    Dann wäre es nach meinem Verständnis (der Definition nach) nicht unethisch, da der Wille zwar da aber noch zu schwach ist.

    Diese Schlussfolgerung ergibt sich für mich nicht aus der Definition.


    Die Motivation fürs Stehlen ergibt sich ja nicht daraus, dass der Wille nicht zu schädigen zu schwach ist, sondern die Motivation fürs Stehlen ist eines der drei Geistesgifte Unwissenheit, Begierde und Hass. Wenn einer dieser drei Faktoren im Geist ausschlaggebend ist, dann kommt es zu unheilsamen Handlungen.


    Der Wille, schädigendes Handeln aufgeben zu wollen spielt in dieser Situation keine Rolle. Er hat keinen Einfluss mehr auf unseren Geist, egal wie stark er ist.


    Wenn der Wille schädigendes Handeln aufzugeben, also unsere Ethik sehr stark entwickelt ist, dann kann unsere Ethik ein geeignetes Gegenmittel sein mit dem man den eigenen Geist davon zurückhält unheilsam zu handeln. Aber sie kann nicht bewirken, dass Unwissenheit, Begierde und Hass für immer überwunden wird.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.


  • Man kann sich in einer ruhigen Minute bewusst sein, dass es nicht heilsam ist zu stehlen (oder lügen,...) - sich bewusst sein, woraus es resultiert (Geistesgifte). Man kann in dem Moment den Entschluss fassen: „Ich will das nicht...“


    Und dann kommt eine konkrete Situation und man macht das, wovon man Abstand nehmen will (sei es Diebstahl, Lüge,...) wieder. Es ist ein Muster, das noch nicht durchbrochen wurde.


    Es fehlt noch an alternativen Strategien. Was kann man machen, statt zu lügen, wenn man z.B. gefragt wird: „Hilfst du mir beim Umzug?„


    Denk *Oh...ich will nicht lügen...ich schaffe es nicht, die Wahrheit zu sagen...*


    „Nein. Ich habe gerade da einen wichtigen Zahnarzt-Termin, den ich nicht verschieben kann.“ *Lüge*


    Versus: „Nein. Ich bin in letzter Zeit so erschöpft und brauche dringend Ruhe.“ *Wahrheit*


    Weshalb diese Lüge?


    Angst davor, abgelehnt, verurteilt zu werden.

    Angst davor, dass man als schlechter Mensch bewertet werden könnte - als faul, egoistisch...

    Angst, dass einem die andere Person auch nicht hilft, wenn man selbst Hilfe benötigt, wenn man die Wahrheit sagt.

    u.s.w.


    Es ist wichtig ganz genau zu erkennen, weshalb man was macht. Die Feststellung „Geistesgifte“ allein, helfen da nicht. Es braucht schon ein tieferes, differenzierteres Erkennen.



    Wie definierst Du Wille und Motivation?

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

    3 Mal editiert, zuletzt von Deepa ()

  • Was man will, hängt davon ab, auf welchem Entwicklungsstand man sich befindet.


    Insofern kann man auch sagen, dass die Willenskraft unheilsames zu unterlassen (bis hin zur Umsetzung) mit der Abnahme der Geistesgifte zunimmt.



    Nachtrag: Insofern langt der Wille (als 1. Schritt, dass es einer Änderung bedarf). Das Ändern eines Musters - das Entwickeln neuer Strategien kann dauern.


    Daher In diesem Kontext ist das Wesen der Ethik der Wille, schädigendes Handeln aufzugeben. kann man etwas wollen und etwas anderes tun. Insofern wäre ein schädigendes Handeln schon dann nicht mehr (so) unethisch.

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

    2 Mal editiert, zuletzt von Deepa ()

  • Deepa,


    in Beitrag 64 habe ich mich lediglich gegen die Konsequenz, die du im letzten Absatz deines Beitrages in Beitrag Nr.63 formuliert hast, ausgesprochen.


    Gegen das was du in Beitrag 65 schreibst habe ich grundsätzlich nichts einzuwenden. Beitrag 65 und 66 führen aber vom eigentlichen Thema dieses Threads weg. Wenn weiterhin Interesse daran besteht, führt diese Diskussion bitte einen eigenen Thread, aber nicht hier. Hier geht es in erster Linie um die Aussagen Candrakirtis im Madhyamakavatara.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Deepa,


    in Beitrag 64 habe ich mich lediglich gegen die Konsequenz, die du im letzten Absatz deines Beitrages in Beitrag Nr.63 formuliert hast, ausgesprochen.


    Gegen das was du in Beitrag 65 schreibst habe ich grundsätzlich nichts einzuwenden. Beitrag 65 und 66 führen aber vom eigentlichen Thema dieses Threads weg. Wenn weiterhin Interesse daran besteht, führt diese Diskussion bitte einen eigenen Thread, aber nicht hier. Hier geht es in erster Linie um die Aussagen Candrakirtis im Madhyamakavatara.

    Ok.

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

  • Die Ethik des Bodhisattvas wird auf der 2.Ebene/Bhumi nicht allein dadurch rein und makellos, weil er die unheilsamen Handlungen seines Geistes und damit auch die seines Körpers und seiner Rede aufgegeben hat.


    Darüber hinaus muss der Bodhisattva auch erkennen, dass seine Ethik leer davon ist inhärent zu existieren. Candrakirti drückt dies in Vers 2.3 gewissermaßen negativ aus:


    "Falls sie mit reiner Ethik diese als inhärent ansähen,

    würde ihre Ethik dadurch unrein."

    In einer anderen Übersetzung lauten diese beiden Zeilen:


    "Sieht er die Reinheit der Ethik als inhärent existent an,

    wird es aufgrund dessen keine reine ethische Disziplin."


    Die Ethik des Bodhisattvas wird also makellos und rein, wenn er die unheilsamen Handlungen seines Geistes aufgibt und erkennt, dass seine Ethik leer ist von inhärenter Existenz.


    Letzteres umfasst drei Aspekte:

    1. derjenige, der ethisch handelt ist leer von inhärenter Existenz,
    2. die ethischen Handlungen sind leer von inhärenter Existenz,
    3. die Personen auf die die ethischen Handlungen ausgerichtet sind, sind leer von inhärenter Existenz.

    Diese drei Punkte werden in Mahayana-Schriften oftmals als die drei Kreise der Leerheit bezeichnet.


    Da der Bodhisattva bereits auf der 1.Ebene/Bhumi eine unmittelbare Erkenntnis der Leerheit verwirklicht hat, kann er auch den Makel der Ansicht, seine Ethik sei inhärent existent, überwinden.


    So wird durch diese beiden Aspekte seine Ethik auf der 2.Ebene/Bhumi von allen Fehlern bereinigt und deshalb makellos.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Der zweite Hauptpunkt des 2.Kapitels des Madhyamakavatara ist der Lobpreis der ethischen Disziplin. Er gliedert sich in fünf Unterabschnitte:

    1. Die Früchte des Gebens in glücklichen Bereichen zu genießen, hängt von ethischer Disziplin ab.
    2. Die Früchte des Gebens von Leben zu Leben kontinuierlich zur Verfügung zu haben, hängt von ethischer Disziplin ab.
    3. Aufzeigen, dass ohne ethische Disziplin Freiheit von niederen Daseinsbereichen sehr schwer zu erreichen ist.
    4. Der Grund, warum auf die Unterweisung über das Geben eine Unterweisung über ethische Disziplin erfolgt.
    5. Preisen der ethischen Disziplin als Ursache für hohe Daseinsformen und das letztlich Gute.

    Dieser Hauptpunkt mit seinen Unterpunkten wird in den Versen 2.4 - 2.7 dargelegt. Da ich in Beitrag Nr. 52 bereits zu diesen Versen geschrieben habe, lasse ich es jetzt hier bei der Darstellung der Übersicht.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Kommen wir zum 3.Kapitels des Madhyamakavatara in dem die 3.Ebene/Bhumi erläutert wird.


    Nachdem der Bodhisattva auf der 1.Bhumi die Freigebigkeit und auf der 2.Bhumi die Ethik vervollkommnet hat, vervollkommnet er auf der 3.Bhumi die Geduld. Auf der 3.Bhumi verfügt er also über drei der sechs Vollkommenheiten. Er besitzt natürlich auch Tatkraft, Konzentration und Weisheit, Aber diese drei sind noch keine Vollkommenheiten (Paramita) wie die ersten drei.


    Das dritte Kapitel gliedert sich in vier Abschnitte:

    1. Die etymologische Beschreibung der dritten Ebene (Vers 3.1)
    2. Ausführliche Erläuterung der Qualitäten dieser Ebene (Verse 3.2 - 3.11)
    3. Die besonderen Eigenschaften der ersten drei Vollkommenheiten (Vers 3.12)
    4. Abschließende Zusammenfassung durch Ausdruck der Qualitäten der Ebene (Vers 3.13)

    Der 2.Gliederungspunkt, der ja 10 Verse umfasst, wird noch weiter untergliedert.


    Die Gliederungen, die ich hier in Bezug auf die ersten drei Kapitel des Madhyamakavatara angegeben habe, stammen aus einem Kommentar des tibetischen Meisters Je Tsongkapa zum Madhyamakavatara.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Die einzelnen Bhumis haben Namen. Die erste Bhumi ist die Freudvolle, die zweite Bhumi die Makellose und die dritte Bhumi ist die Leuchtende. Warum heißen sie so?. Dazu schreibt Candrakirti:


    1.Bhumi


    Die Bodhisattvas verweilen ganz in der Freude, weil sie

    1. alle drei fesselnden Faktoren beseitigt haben (Vers 1.6)
    2. die Gewissheit haben, dass sie nun alle Ebenen nacheinander bewältigen werden, da die Pfade in die leidvollen Bereiche zu Ende gegangen sind (Vers 1.7).

    2.Bhumi


    Da heißt es in Vers 2.2


    "Alle zehn tugendhaften Pfade zeichnen die Bodhisattvas der zweiten Ebene aus und bereinigen sie. Sie sind stets makellos wie der Mond im Herbst, verschönert durch Frieden und Ausstrahlung."


    Vers 2.10


    "Diese makellose Ebene, frei von Makel, ist aus dem Mond entstanden - den Nachkommen der Siegreichen, die nicht weltlich, aber zur
    Pracht der Welt geworden sind. Sie entfernt, ähnlich den Strahlen des Herbstmondes, die Qualen des Geistes der umher
    wandernden Wesen."


    3.Bhumi


    In Vers 3.1 heißt es:


    "Da das Licht eines Feuers entsteht, welches das Brennholz der dualistisch wahrgenommenen Erkenntnisobjekte gänzlich verbrennt, gilt als die dritte Ebene, als die Leuchtende. Für die Nachfolger der Sugatas tritt eine kupferfarbene Erscheinung auf, die der Sonne
    ähnelt."


    Die Vers-Zitate stammen aus der Übersetzung von Geshe Kelsang Wangmo

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • In meinen Unterlagen des Systematischen Studiums des Buddhismus des Tibetischen Zentrums Hamburg habe ich zur 1.Bhumi, der äußerst Freudvollen folgendes gefunden:


    Bei dieser Ebene handelt es sich um den Geist eines Bodhisattvas, der in der nicht-dualen ursprünglichen Weisheit der endgültigen Realität verweilt. Dieser Bodhisattva ist ganz beeinflusst vom Mitgefühl ohne Beobachtungsobjekt.


    Dieser Bodhisattva sieht, dass die Wesen völlig leer von inhärenter Existenz sind. Verbunden mit dieser Erkenntnis entwickelt er den Wunsch, dass die Wesen frei sein mögen vom Leid und dessen Ursachen.


    Die erste hohe Bodhisattva-Ebene ist dadurch gekennzeichnet, das der Bodhisattva vollkommen unter dem Einfluss dieser dritten Art des Mitgefühls steht. Daraus ergibt sich eine außergewöhnliche Erkenntnis des abhängigen Entstehens.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Liebe @mkha'


    nein, ich habe nichts dagegen. Du musst aber auch nicht warten bis ich diesen Thread abgeschlossen habe. Ich weiß ja noch nicht einmal ob ich ihn wirklich zu Ende bringen kann.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Auf der zweiten hohen Ebene vervollkommnet der Bodhisattva seine Ethik.


    Auf der zweiten hohen Ebene verfügt der Bodhisattva also über zwei Vollkommenheiten (Paramitas). Die der Freigebigkeit und die der Ethik.


    Aufgrund der Vollkommenheit der Ethik erlangt der Bodhisattva eine hohe Wiedergeburt als Mensch und in dieser Existenz als Mensch wird er dann die Resultate der Vollkommenheit der Freigebigkeit genießen können.


    Es heißt:


    Durch die Übung einer reinen Ethik werden die Ursachen gesammelt, die zu einer hohen Wiedergeburt im menschlichen Bereich führen; zusammen mit den karmischen Früchten der Freigebigkeit führt dies zu Reichtum in glücklichen Daseinsbereichen.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Je mehr ich mich mit Candrakirtis Madhyamakavatara beschäftige und weitere Schriften hinzuziehe und mir Zeit lasse, dann gelingt es mir, meine Einsichten in den Buddha-Dharma Schritt für Schritt stetig zu vertiefen,


    Das 1.Kapitel hat ja mehrere tiefgründige Themen; nicht nur die verschiedenen Arten des Mitgefühls.


    Auch die Vollkommenheit der Freigebigkeit, die der Bodhisattva auf der 1.Bhumi verwirklicht, ist tiefgründig. Man kann sich ja fragen, bedeutet Freigebigkeit, dass alle Armut auf der Welt dadurch beseitigt wird. Wenn man Freigebigkeit so verstehen würde, dann hätte Buddha Sakyamuni keine Freigebigkeit besessen, denn er hat die Armut auf der Welt nicht beseitigen können.


    Wie ist also Freigebigkeit zu verstehen? Was ist ihr charakteristisches Merkmal?

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Freigiebigkeit seh ich hier als Frei-geben, Frei-lassen. Finde ich besser als loslassen.

    Charakteristisch, Charakterzug, ist das frei Geben. Es geht eindringlich darum sich nicht an irgendwas festzuhalten.

    Das betrifft Ding/Objekte, Begriffe/Gedankengebäude, Gefühle/Empfindungen. Alles soll frei Gegeben werden.

    Armut kann damit sogar vermindert werden, wenn der "Arme" sein arm sein frei gibt.

    Der Reiche sein "reich" sein frei gibt.

    Wird das getan, dann werden Gedankengebäude frei gegeben, indem jeder sein "arm sein" oder "reich sein" freigibt und sich beide über die Werte an denen festgehalten wurde unterhalten und sich somit auszugleichen. Der Reiche kann ja reich bleiben und der Arme arm doch, wenn sie sich gegenseitig freigiebig helfen sind das nur noch Begriffe ohne Bewertung.

  • Was Ellviral in Beitrag 79 dazu sagt was Freigebigkeit ist, ist schon recht eigenartig. Aber vielleicht haben ja andere User, die hier mitlesen, andere Auffassungen darüber was Freigebigkeit im Kontext des Buddha-Dharma bedeuten könnte.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • ich habe nicht das gefühl ich hätte geistig und psychisch ein level


    dass mir erlaubt ich könnte in geordneten bahnen alles steuern


    so dass freizügigkeit immer spontan entschieden wird von mir


    aber prinzipiell heisst es für mich, zu überlegen wie man anderen was gutes tun kann


    Go and Love Yourself_()_:like:

    Der Weg des Bogens, wer hält den Bogen?:dao:

  • Dem was Noreply in Beitrag Nr. 79 zu Freigebigkeit schreibt, kann ich nicht zustimmen, denn Freigebigkeit hat nichts mit Loslassen oder Aufgeben zu tun. Es geht bei der Freigebigkeit nicht darum, Konzepte usw. aufzugeben oder zu überwinden.


    Freigebigkeit ist eine geistige Qualität, die wir durch Schulung unseres Geistes hervorbringen sollten. Sie besteht in dem Willen, die eigenen Güter vollständig an die anderen wegzugeben. Deshalb ist sie eine geistige Qualität. Freigebigkeit drückt sich natürlich auch in körperlichen und sprachlichen Handlungen aus, die durch diesen Willen motiviert sind.


    Freigebigkeit kann man auf verschiedene Weisen realisieren. Es gibt

    1. das Geben von materieller Hilfe
    2. das Geben von liebevoller Zuneigung
    3. das Geben von Zuflucht
    4. das Geben von Dharma

    Auf welche Art und Weise man selbst Freigebigkeit praktiziert, hängt natürlich davon ab, welche Fähigkeiten und Möglichkeiten man besitzt. Auch bei der Freigebigkeit sollte man sich nicht überfordern, damit man seine freigebigen Handlungen anschließend nicht bereuen muss.


    Man sollte aber so schnell wie es einem möglich ist, die Geisteshaltung entwickeln, durch Freigebigkeit nichts für sich erwarten zu wollen.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • aber


    theoretisch hat ja jeder eine buddha natur


    das bedeutet für mich dass man jederzeit eine unsichtbare verbindung ins nirwana hat


    auch wenn man augenscheinlich nur unsinn macht


    dem ist dann aber gar nicht so


    Go and Love Yourself_()_:like:

    Der Weg des Bogens, wer hält den Bogen?:dao:

  • Der Bodhisattva zerschneidet seinen Körper und gibt ihn weg. Heißt, dass der Bodhisattva den Schmerz kennt, wenn das Ego von Körper geschnitten wird und weil er das weiß ist er FreiGebend und voller Mitgefühl.

    Er weiß aus eigener Erfahrung wie schmerzhaft das ist, Mein, Ich und Das Selbstsein, abzuschneiden und wegzugeben samt dem was sein Körper genannt wird, sei es nun von ihm oder anderen.

    Durch Fei-geb-igkeit erscheint Mitgefühl beim geben und das ganze Erkennen der Leiden durch Mein, Ich, Selbst, bei dem dem gegeben wird.

    Der Bodhisattva behält nicht für sich auch nicht das Mitgefühl für sich selber, er tut nur noch was zu tun ist, um sich zu ernähren, damit er weiterhin tun kann was zu tun ist. Für andre Wertvoll für ihn einfach nur gemacht, weil gemacht werde dran war.