Moin.
Ich machs kurz:
- Jeder Mensch, der mir etwas bedeutet, wird irgendwann leiden und sterben, und ich kann nichts tun. Wenn ich Glück habe, sterbe ich vorher.
- Jede meiner körperlichen Fähigkeiten wird verfallen. Am Ende stehen auch für mich Schwäche, Schmerz und Ohnmacht.
- Egal, welche Leistung ich auch die meine nenne, sie alle relativieren sich zu nichts, und nichts bleibt davon übrig, das mehr bedeuten würde als ein Regentropfen im Rauschen des Regens.
- Alles, was mir lieb und teuer ist, wird vergehen. (Besitz ist eine so absurde Erfindung).
- Das meiste von dem, was mich heute erfreut, wird mich beim zehnten oder zwanzigsten oder hundertsten Male, bei dem ich es erlebe, langweilen oder frustrieren.
- Alles wandelt sich ständig und ewig. Versuche ich etwas dagegen auszurichten, ist es, als ob ich versuchte, mit der Hand einen reißenden Strom zu stauen. Dieser reißende Strom heißt Corona oder Klimawandel oder Artensterben oder Wirtschaftskrise oder Hunger oder Krieg oder Leben oder Tod oder Alltag.
Wie sah mein Gesicht aus bevor ich geboren wurde?
Es gab einen Zustand, soweit ich mich erinnere, da war ich nicht so sehr verstrickt und gebunden, so in Abhängigkeit und Anhaftung, Angst und Hoffnung gefangen. Wie frei mein Herz damals war, stelle ich mir vor... so aus der Entfernung. Wieder wird aus Vorstellung Willen geboren, relativiert und verschmäht was ist.
Wie sah mein Gesicht aus bevor ich geboren wurde?
Merkwürdig: Das Spätere verdeckt das Frühere. Das Alter die Jugend. Das Scheitern den hoffnungsvollen Anfang. Der Verlust den Gewinn. Der Schmerz das Glück. Das Ende des Lebens den Anfang.
Wie Donner wirken gegen diesen larmoyanten Kleinmut die Worte aus dem Herzsutra:
Deshalb gibt es in der Leerheit keine Form, kein Gefühl, keine Unterscheidung, keine Gestaltungskraft, kein Bewusstsein, kein Auge, kein Ohr, keine Nase, keine Zunge, keinen Körper, keinen Geist, keine Form, keinen Klang, keinen Geruch, keinen Geschmack, kein Berührungsobjekt, kein Phänomen.Vom Augenbereich über den Geistbereich bis zum Bewusstseinsbereich gibt es nichts.Von der Unwissenheit und dem Aufhören der Unwissenheit bis zum Altern und Sterben und zum Aufhören des Alterns und Sterbens existiert nichts. Ebenso gibt es das Leiden, den Ursprung, die Beendigung und den Weg nicht, keine Weisheit, kein Erlangen und auch kein Nicht-Erlangen.
Wie sah mein Gesicht aus bevor ich geboren wurde?