Bodhisattva

  • Ich habe immer noch Schwierigkeiten mit dem Bodhisattva Begriff.


    Ist ein Bodhisattva ein Buddha, der darauf verzichtet, im Nirvana zu verweilen, weil er bewusst eine "Wiedergeburt" in Samsara anstrebt, um den leidenden Wesen zu helfen, ebenfalls ein Buddha (oder Bodhisattva :?) zu sein?


    Bitte versucht mal mit eigenen Worten eine Erklärung. :)

  • Der Bodhisattva ist noch kein Buddha. Aber der Bodhisattva ist die Ursache aus der ein Buddha entstehen wird. Ein Bodhisattva ist jemand, der den Erleuchtungsgeist entwickelt, um ein Buddha zu werden.


    Der Bodhisattva strebt nicht das persönliche Nirvana, die persönliche Befreiung aus Samsara an. Er will kein Arhat werden, sondern ein Buddha. Auch wenn dieses persönliche Nirvana nicht sein eigentliches Ziel ist, wird er es trotzdem nebenbei erlangen wenn er die achte Bhumi auf dem Pfad der Meditation erlangt hat.


    Ein Bodhisattva will natürlich immer wieder freiwillig im Samsara wiedergeboren werden. Denn nur dann kann er den leidenden Wesen helfen, sich aus Samsara zu befreien. Deshalb ist ja auch der Buddha in Samsara erschienen und das ist aus Mitgefühl geschehen.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Das ist nicht immer so trennscharf, wie man denkt... Je nachdem, wie man das definiert, meint es halt auch etwas anderes. z.B. die Mahabodhisattvas, die als Buddhas angesehen werden. Oder Buddhas, die ihre mitfühlende Aktivität in der Form eines Bodhisattva ausdrücken. Oder Bodhisattvas, die das erstmal aufgrund ihrer Wünsche sind, nicht aufgrund ihrer Realisierung. usw. usf.

  • Ich hab den "Weg zum Bodhisattva" so verstanden das aus dem Bodhisattva der Buddha erscheint. Also gibt es keinen Buddha ohne das er vorher Bodhisattva war.


    Den Konflikt der sich daraus ergibt, wenn er das 10. Bhumi vollendet hat Buddha wurde, Nirvana verwirklicht hat, dann ist er eben Buddha. Buddha kann in den Bodhisattva Status zurückgehen, um den leidenden Wesen bei der Erleuchtung zu helfen. Ein Buddha kann jeden Staus einnehmen, ohne sein Buddha sein zu verlassen. Nur für fühlende Wesen gibt es einen Unterschied zu erkennen. Der Buddha ist immer Buddha.


    Ein Bodhisattva kann aber eben auch einer sein der noch kein Buddha war, vor dem Verwirklichen von Nirvana ist.

  • Ein Buddha ist dadurch bestimmt, dass er alle Hindernisse durch Leidenschaften und alle Hindernisse vor der Allwissenheit aufgegeben hat. Das trifft für Bodhisattvas nicht zu, denn Bodhisattvas sind keine Buddhas, aber sie entwickeln sich zu Buddhas.


    Eine wesentliche Ursache der Bodhisattvas ist das große Mitgefühl, das sich auf alle Lebewesen erstreckt. Da die Bodhisattvas die Ursache für die Buddhas sind, ist dieses großes Mitgefühl die eigentliche Ursache für die Buddhas.


    Aus ihrem großen Mitgefühl heraus lehren uns die Buddhas den wahren Pfad mittels dem wir die wahren Beendigungen der Leidensursachen erlangen können. Dies können sie aber nur tun, wenn sie in dieser samsarischen Welt erscheinen und lehren. Aber dadurch degenerieren die Buddhas nicht zu Bodhisattvas.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Aber dadurch degenerieren die Buddhas nicht zu Bodhisattvas.

    Das passt ja mit dem, was Noreply geschrieben hat. Ein Buddha, der mitfühlende Aktivitäten zeigt, ist immer noch ein Buddha. Nur der Ausdruck für andere ändert sich.


    Wer Schwierigkeiten damit hat, dass man als Bodhisattva verspricht, erst Buddha zu werden, wenn alle Wesen befreit sind, kann sich vielleicht damit anfreunden, dass man als Buddha sieht, dass es keine Trennung zwischen Samsara und Nirvana gibt und alle Wesen ursprünglich erleuchtet sind. (Dzogchen-Sichtweise). In einigen Texten wird auch beschrieben, dass der größte Dienst, den jemand den Wesen machen kann, der ist volle Erleuchtung und Buddhaschaft zu erlangen.

  • Ui.. da gab es früher hitzige Diskussionen.


    Dieses Thema war für mich, lange ein rotes Tuch.


    Vor ein paar Jahren musste ich an eine Person denken, die mir den Weg in die buddhistische Lehre erleichtert hat und an einen Lehrer von mir. Ein gefühl der Dankbarkeit kam in mir hoch.

    Vor meinem inneren Auge habe ich die Qualitäten der beiden verglichen.


    Plötzlich kam mir folgender Gedanke :


    "Jeder Buddha ist ein Bodhisattva, aber nicht jeder Bodhisattva ist ein Buddha"

    Aber dann habe ich das Thema wieder zu den Akten gelegt.



    LG Martin



    Ps: Entschuldigung das ich im Tibetischen Bereich mitschreibe.

    Mir ist klar, dass die verschiedenen Traditionen und Menschen, diese Dinge unterschiedlich sehen.

    Einmal editiert, zuletzt von Martin_1980 ()

  • Martin, Du brauchst dich doch nicht entschuldigen, dass du hier mitschreibst. Im Gegenteil, ich freue mich auch wenn "Nicht Tibeter" sich äußern.


    Ich glaube den Ausdruck "Bodhisattva" gibt es auch im Theravada?

  • ganz naive Vorstellung erreichen wir Vajrayana nicht zum Wohle aller Wesen Buddhaschaft um ihnen im Anschluss als Buddha zu helfen? (Lassen wir also nicht einfach nur das entgültige Verlöschen weg)? Und von einer anderen Ebene gesehen, wie soll ein Bodhisattva den fühlenden Wesen wirklich helfen wenn keine volle Buddhaschaft erreicht ist?


    Liebe Grüße

    Tobias

  • Die Buddhaschaft erreicht der Bodhisattva gerade durch das eingehen auf die leidenden Menschen. Denn je mehr und je unterschiedlichere Leiden er beim anderen erkennt und hilft, je mehr bildet sich bei ihm die Buddhaschaft. Der Bodhisattva hat nicht das Ziel Buddha zu werden. Er hat das Ziel seines Wollen den Menschen zu helfen. Buddha wird er eigentlich durch Zufall. Das merkt er nicht. Dem könnte er sich sogar verweigern, weil er keine Ahnung hat wie Buddha sein ist. Ist er Buddha geworden, ist das für ihn eben so und das merkt er daran das sein Wille zu helfen weg ist und doch hilft er ohne jeden Grund. Dann ist er befreit von Leiden und bereit Leiden einfach als Leiden zu sehen und es zu vermindern wie auch immer, aber eben nicht mehr mit Ziel, sondern für alle fühlenden Wesen ohne Unterschied.

    Für die Menschen, denen er hilft, ist er Buddha, Bodhisattva oder sogar ein Heiliger ihrer Vorstellung. In sich ist all das nicht in Reflexion als Gedanke oder Ziel. Er ist auch befreit vom Sein eines Buddha oder sonst was. Ein Mensch ohne Status.

  • Was oder wie ein Bodhisattva ist, weiss ich nicht. Das ist für mich bloss eine Idealvorstellung.


    Aber ich denke die Lehre Buddhas führt da hin wie @Ellvial es beschreibt. Das ist schon recht nah an Nibbana oder am transformierten Sein, wie es die zehn Ochsenbilder der Zen Buddhisten darstellen:

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    ...hilft er ohne jeden Grund. Dann ist er befreit von Leiden und bereit Leiden einfach als Leiden zu sehen und es zu vermindern wie auch immer, aber eben nicht mehr mit Ziel, sondern für alle fühlenden Wesen ohne Unterschied....

    ... Er ist auch befreit vom Sein eines Buddha oder sonst was. Ein Mensch ohne Status...


    Ein Buddha ist meiner Meinung jemand, der Menschen dorthin führt ohne sich als Buddha zu fühlen und muss nicht mal unbedingt Buddhist sein.


    Er hat das Ziel seines Wollen den Menschen zu helfen

    Das "Wollen" wird er/sie wohl aufgegeben haben, Es geschieht ganz von selbst sobald der Ochse gezähmt und schliesslich entschwunden ist.

    4 Mal editiert, zuletzt von Punk ()

  • Meine Dharma -Tutorin sagt immer, wir alle wären "Bodhisattvas in Ausbildung" ;)

    Indem wir den Bodhisattva Weg üben, Gelübde nehmen, eine Bodhicitta Motivation entwickeln u.s.w. sind wir Bodhisattva- Azubinen oder -Azubis.

    Wann wir die Ausbildung abgeschlossen haben, ist vollkommen offen, das ist dann auch abhängig vom jeweiligen Karma des Einzelnen.

  • Ich hab was gefunden, Sherab


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    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Dieses Sutra zeigt, dass ein Bodhisattva noch nicht vollkommen erleuchtet ist, aber bereits entsprechende Gedanken reflektiert und einordnet.

    Ich verstehe deshalb die Praxis des Reflektierens und Einordnens mit entsprechendem Ergebnis "... Wann immer ein Gedanke der Sinnesbegierde (usw.) in mir erschien, gab ich ihn auf, entfernte ich ihn, beseitigte ich ihn" als etwas, was alle ernsthaft Praktizierenden mit zu nehmendem Fortschritt üben und feststellen.


    So sehe ich, dass wir alle, die denn so denken und handeln, Bodhisattvas sind.

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  • Wahrscheinlich gibt es wie so häufig innerhalb der Traditionen verschiedene Möglichkeiten der Definition. Ich habe es es so gelernt, dass man ein Bodhisattva erst dann ist wenn man eine bestimmte Buhmi Stufe erreicht hat.

  • Was immer die Bhumi Stufe ist, das muss dem, was der Buddha da sagt, nicht widersprechen.

    Denn allein der Text zeigt ja, dass das vor seiner Erleuchtung gewesen sein muss. Und diese Gedanken sind ja schon sehr fortgeschritten, vorallem wenn man bedenkt, dass sie auch gleich umgesetzt werden konnten.


    Aber was ist denn die Bhumi Stufe?

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  • Wahrscheinlich gibt es wie so häufig innerhalb der Traditionen verschiedene Möglichkeiten der Definition. Ich habe es es so gelernt, dass man ein Bodhisattva erst dann ist wenn man eine bestimmte Buhmi Stufe erreicht hat.

    Weißt Du, das nervt mich schon wieder (aber ich reflektiere gleich darüber wie ein Bodhisattva :erleichtert:), erst stellst Du die Frage und dann, wenn sogar aus dem Palikanon eine klare Antwort kommt, gibt es schon wieder ein "... ich hab das so gelernt usw.". Vielleicht hast Du das Gelernte falsch verstanden.

    Buaaaaaah

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  • Ich würde sagen die 1. Bhumi. Sie ist gleichbedeutend mit der Befreiung von der Ich-Illusion. Aber das ist auch innerhalb der tibetischen Linien sehr unterschiedlich. Man kann es von der gelebten Absicht her sehen, dann ist jeder Bodhisattva, der das Versprechen genommen hat und/oder Bodhicitta als Priorität im Leben betrachtet. Oder von der Wirkung her, dann ist die 1. Bhumi wohl der Punkt, wo man nicht mehr zwischen "Ich" und "Du" unterscheidet und Bodhicitta daher natürlicher Ausdruck wird. Die weiteren Bhumis haben dann mit abnehmenden Schleiern der Verblendung zu tun und mit zunehmendem Verständnis und Fähigkeiten, den Wesen zu nutzen.

  • Wahrscheinlich gibt es wie so häufig innerhalb der Traditionen verschiedene Möglichkeiten der Definition. Ich habe es es so gelernt, dass man ein Bodhisattva erst dann ist wenn man eine bestimmte Buhmi Stufe erreicht hat.

    Weißt Du, das nervt mich schon wieder (aber ich reflektiere gleich darüber wie ein Bodhisattva :erleichtert:), erst stellst Du die Frage und dann, wenn sogar aus dem Palikanon eine klare Antwort kommt, gibt es schon wieder ein "... ich hab das so gelernt usw.". Vielleicht hast Du das Gelernte falsch verstanden.

    Buaaaaaah

    Klar, könnte auch sein, dass ich es falsch verstanden habe :lol:


    Ist doch nicht schlimm wenn es mehrere Definitionen gibt?

  • Aus dem Zitat aus dem Palisutta, das Monikadie4. eingestellt hat, geht ja eindeutig hervor, dass ein Bodhisattva kein Buddha ist. Ein Bodhisattva ist man bevor man ein Buddha wird.


    Nach meinen bisherigen Wissensstand wird in den Suttas wenig über den Bodhisattvapfad ausgesagt, während in den Mahayanasutras sehr ausführliche Darstellungen des Bodhisattvaspfades zu finden sind.


    Bei der Frage, ab wann man ein Bodhisattva ist, gehe ich von den Aussagen Candrakirtis in seinem Madhyamakavatara aus. Dort heißt es im 1.Vers:


    "Hörer und mittlere Erleuchtete sind durch die mächtigen Weisen entstanden,

    Buddhas sind durch die Bodhisattvas entstanden.

    Der Geist des Mitgefühls, das Gewahrsein der Nicht-Dualität,

    und der Erleuchtungsgeist sind die Ursachen für die Nachkommen der siegreichen Buddhas."


    Die Nachkommen der siegreichen Buddhas sind hier die Bodhisattvas.


    Von den Bhumis, die sowieso erst ab dem Mahayanapfad des Sehens beginnen, ist hier noch gar keine Rede.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Ist denn der "historische Buddha" aus Mahayana Sicht ein Buddha oder ein Bodhisattva?


    Helmut, Du hast Candrakirti zitiert bzgl. Deines Zitates. Sieht Nagarjuna das denn anders?

  • Ist denn der "historische Buddha" aus Mahayana Sicht ein Buddha oder ein Bodhisattva?


    Helmut, Du hast Candrakirti zitiert bzgl. Deines Zitates. Sieht Nagarjuna das denn anders?

    Bevor der historische Buddha, Buddha Sakyamuni, ein Buddha wurde, war er ein Bodhisattvas. Das geht meines Erachtens aus dem von Monikadie4. eingestellten Zitat eindeutig hervor. Auch im Mahayanakontext habe ich es bisher nicht anders gehört / gelesen. Bevor Buddha Sakyamuni seine Erleuchtung erlangte, war er ein Bodhisattva.


    Was das Zitat von Candrakirti angeht: Ich sehe da keinen Unterschied zwischen Nagarjunas und Candrakirtis Auffassung. Aber vielleicht weißt du da ja mehr als ich.

    Gruß Helmut


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