Zu mehr reicht es bei mir nicht


  • Servus an alle,


    als Shin-Buddhist - zu mehr reicht es bei mir nicht - gehört man hierzulande einer eher seltenen Art an.

    Servus an alle,

    obige Formulierung habe ich in meinem Vorstellungstext verwendet und damit offenbar gleich ein wenig Staub aufgewirbelt. Ich darf hier präzisieren, was ich damit meine bzw. nicht meine:


    Ich meine nicht, dass der shin-buddhistische Weg generell besser oder schlechter ist als andere Wege (Theravada, Zen...), die man als Buddhist einschlagen kann. Ich meine vielmehr, dass er für mich in Anbetracht meiner beschränkten spirituellen Fähigkeiten wohl der einzige Weg ist, der mich in absehbarer Zeit ans Ziel führt. Und dort will ich ja hin!


    Ich komme ursprünglich aus dem Katholischen, wurde da aber immer unzufriedener und habe im Buddhismus ohne Anleitung und eigentlich recht planlos zu suchen begonnen. Als ich schließlich auf den Shin-Buddhismus stieß, wurde mir blitzartig klar, dass das genau mein Weg ist. Er besteht meinem Verständnis nach darin, dass man sich selbst zurücknimmt, viel horcht und im Übrigen zunächst einmal Amida "machen" lässt. Ziemlich einziges Erfordernis: Vertrauen in Buddha Amida, dass er tatsächlich "macht".

  • Namaste!


    Herzlich willkommen copter.


    Wie bist Du auf den Shin-Buddhismus gestoßen?

    Über Literatur, hast Du an einer Andacht teilgenommen oder einen der hiesigen Priester oder Laien-Anhänger kennengelernt?


    Ich bin neugierig.

    Deine Beweggründe, warum Du bei Shinran's Lehre gelandet bist, kann ich natürlich absolut nachvollziehen.


    < gasshô >


    Benkei


    Namo-Amida-Butsu

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Grundsätzlich gefällt mir Dein Beitrag, copter,

    aber

    Ziemlich einziges Erfordernis: Vertrauen in Buddha Amida, dass er tatsächlich "macht".

    das klingt für mich nach Gott-Glauben, Gnade o.ä.

    Das habe ich auch schon von anderen gelesen, dass sie auf Buddha Amida vertrauen. Was soll der denn machen?

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Servus an alle,


    und herzlichen Dank für die freundliche Aufnahme in diesem Forum und das Interesse an meinem buddhistischen Werdegang!


    Also: Wie bin ich auf den Shin-Buddhismus gestoßen - eine Richtung, die in Europa ja nicht allzu verbreitet ist? (Aus shin-buddhistischer Perspektive müsste ich vielleicht sogar sagen: Wie bin ich darauf gestoßen worden?)


    Nun, ich bin nicht mehr ganz jung und habe seinerzeit noch einen Religionsunterricht „genossen“, der auf wörtlich zu nehmenden, mir allerdings bald unhaltbar erscheinenden kirchlichen Glaubenssätzen aufgebaut war. Mehr als diese war es allerdings die Angst vor perfide ausgemalten ewigen Höllenstrafen, die mich nach anderen Wegen suchen ließ.


    Fritjof Capras Buch „Das Tao der Physik“ war schließlich so etwas wie ein Türöffner in die Welt östlicher Religionen, besonders Richtung Buddhismus: Im Buddhismus gab es plötzlich keinen allmächtigen, zornigen und stets beleidigten Schöpfergott mehr, vor allem aber war ewige Höllenpein dort kein Thema: Hölle ja - aber nicht unentrinnbar; man konnte sich aus ihr „herausarbeiten“!


    Die anfängliche Euphorie erlitt schnell einen Dämpfer, als ich merkte, dass dies nicht so billig zu haben ist und meist sehr, sehr viele „Durchgänge“ (Wiedergeburten) erfordert. Als bequemer Mensch immer wieder mehr oder weniger „denselben Scheiß“ erleben müssen? Das war nicht das, was ich wollte!


    Drei Bücher (Zotz, V.: Der Buddha im Reinen Land; Suzuki, D. T.: Der Buddha der Liebe und Shigaraki, T.: Sogar der Gute wird erlöst, um wie viel mehr der Böse) retteten mich, indem sie mir speziell den Shin-Buddhismus nahebrachten. Verkürzt und recht salopp ausgedrückt geht es dabei darum, Vertrauen in Amidas Zusicherung einer Wiedergeburt im Reinen Land zu entwickeln. Einmal im Reinen Land, schafft man es unter den dort herrschenden idealen Bedingungen recht leicht, nun aus eigener Kraft und in Einklang mit klassisch-buddhistischen Prinzipien das endgültige Ziel zu erreichen.


    Viel gäbe es noch zu sagen, aber wir haben ja Zeit...


    lg copter

  • Das habe ich auch schon von anderen gelesen, dass sie auf Buddha Amida vertrauen. Was soll der denn machen?

    Sollte es Dich interessieren, @Monikadie4., ich habe zwei Unterweisungen von Dr. C. Kleine zum Thema.

    Gibt es vielleicht auch Geschichtliches dazu?

    Ich habe mal irgendwo gelesen, dass das Christentum einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Amida-Buddhismus gehabt haben soll (durch Missionare). Kann es aber nicht mehr wiederfinden.


    Zitat von @copter:

    "Fritjof Capras Buch „Das Tao der Physik“ war schließlich so etwas wie ein Türöffner in die Welt östlicher Religionen, besonders Richtung Buddhismus: Im Buddhismus gab es plötzlich keinen allmächtigen, zornigen und stets beleidigten Schöpfergott mehr, vor allem aber war ewige Höllenpein dort kein Thema: Hölle ja - aber nicht unentrinnbar; man konnte sich aus ihr „herausarbeiten“!"


    Ich glaube, das Buch hatte früher den Titel: "Der kosmische Reigen", oder irre ich mich? Das war eins meiner ersten Bücher mit Themen über die Verbindung von Astrophysik zu östlichen Religionen. Fasziniert war ich auch von "Tertium Organum" von P. D. Ouspensky. Ich hungerte damals nach solcher Art Lektüre, die es noch nicht in solcher Flut gab wie heute. Das war ungefähr ab 1970.


    Der Titel: "Zu mehr reicht es bei mir nicht" lässt mich schmunzeln, denn du bist kein Ausnahmeexemplar, @copter, das ist tatsächlich die Regel.

    Wir alle haben bezüglich Resultate spiritueller Praxis Rosinen im Kopf gehabt und haben sie teilweise noch, denn wir wähnen und wiegen uns unterbewusst in einer gewissen Sicherheit; ähnlich wie Christen glauben, dass ein anderer, nämlich Jesus Christus, die "Sünde" von einem nehmen kann (künstliches Konstrukt). Und in buddhistischen Linien gibt es dementsprechend eben andere "Sicherheiten" ("wähnen" kommt von "Wahn").

    Ich selbst muss zugeben, dass ich noch nicht einmal für Amida-Praxis tauge.

    Trotzdem finde ich immer noch den Kern der tantrischen Praxis des Tibetischen Buddhismus, aufgrund tiefen Durchdenkens aller Aspekte, am genialsten und werde darum auch die Linie nicht verlassen. Inzwischen ist die materielle Unterstützung dieser mein Hauptanliegen. Ich will nicht, dass diese Tradition untergeht. Zu mehr "reicht es bei mir nicht".

    Betrachte mich selbst nämlich als zu beschränkt für alle Art von solcher Praxis.


    Was ich allerdings ganz spannend finde, das ist: es kann passieren, wenn jemand auf lange Zeit über ein Problem studiert, es sozusagen innerlich auseinandernimmt in allen seinen Aspekten, quasi in seiner Vorstellungskraft darin spazieren geht (Ähnlichkeit mit tantrischen Vorgehensweisen!), kann es passieren, dass er/sie dadurch eines Tages einen Durchbruch erlebt, ein Heureka-Erlebnis. Und das nur durch Lesen, Studieren und immer wieder Durchkauen durch Vorstellungskraft bzw. lebendiger Vergegenwärtigung, ganz ohne Meditation (Sitzen auf dem Kissen)!

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

    Einmal editiert, zuletzt von Amdap ()

  • Hallo Amdap,

    Du musst ja auch schon ganz schön alt sein :erleichtert:, wenn Du 1970 schon

    ... "Der kosmische Reigen", oder irre ich mich? Das war eins meiner ersten Bücher mit Themen über die Verbindung von Astrophysik zu östlichen Religionen. Fasziniert war ich auch von "Tertium Organum" von P. D. Ouspensky. Ich hungerte damals nach solcher Art Lektüre, die es noch nicht in solcher Flut gab wie heute. Das war ungefähr ab 1970.

    und später dann

    Fritjof Capras Buch „Das Tao der Physik“

    gelesen hast. In den 70ern habe ich Capra, Erich Fromm u.v.a.m. verschlungen.

    Was ich allerdings ganz spannend finde, das ist: es kann passieren, wenn jemand auf lange Zeit über ein Problem studiert, es sozusagen innerlich auseinandernimmt in allen seinen Aspekten, quasi in seiner Vorstellungskraft darin spazieren geht (Ähnlichkeit mit tantrischen Vorgehensweisen!), kann es passieren, dass er/sie dadurch eines Tages einen Durchbruch erlebt, ein Heureka-Erlebnis. Und das nur durch Lesen, Studieren und immer wieder Durchkauen durch Vorstellungskraft bzw. lebendiger Vergegenwärtigung, ganz ohne Meditation (Sitzen auf dem Kissen)!

    Dem kann ich zustimmen, denn ich hatte bereits in den 70ern und 80ern solche Erfahrungen, ohne je in der üblichen Form meditiert zu haben.

    Ich denke, das ist vielleicht eine gewisse Fähigkeit, sich spirituelle Vorstellungen machen zu können und sich zu öffnen. Aber ich möchte das nicht gern vertiefen.

    Aber Danke fürs Erinnern, Amdap

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • @mkha'


    Oh, Ouspensky - da werden Erinnerungen wach... 🤔


    Ganz schön magisch und okkult aus heutiger Sicht. Und dann noch mit Gurdjieff gemeinsam ("Auf der Suche nach dem Wunderbaren"). Das kann doch nicht gut gehen, da kann doch nur allerlei Zauber-Zeugs bei herauskommen... 😁


    Jedenfalls waren sie ernsthaft Suchende und hochmotiviert. Und wenn weit und breit niemand zu finden ist, der befriedigende Antworten hat, dann muss man halt einiges ausprobieren... :)


  • Ich hatte heute an anderer Stelle verraten, dass ich fast 66 Jahre alt bin. Nächsten Monat werde ich 66.

    Mit 15 war das aber noch nicht der Anfang für mich. Mein Interesse für Buddhismus, Astrophysik, Philosophie u. Ä. fing an, als ich dreizehn war. Ich hatte kein Interesse für das andere Geschlecht, erst spät in der Nacht zu Bett zu gehen, und dröhnende Musik zu hören, von der man taub wird.


    Übrigens, mir scheint, dass mystische Erfahrungen nicht selten auch hormongesteuert sind.

    In der Pubertät erfährt das Gehirn eine massive Umgestaltung.

    Inzwischen bin ich aber schon lange, sehr lange - auf den Teppich zurückgeplumpst.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Ich habe selbst nichts ausprobiert, fand "Tertium Organum" nur hochgradig fesselnd, und wenn ich das las, dann trieb es mich wochenlang um und beeinflusste meine Schlafqualität negativ.


    Das einzige, was ich ausprobiert habe, waren Fliegenpilz und Muskatnuss. Aber das ist ein anderes Thema.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • interessant ist ja, dass das Reine Land auch dem Tibetischen Buddhismus vertraut ist.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • 🙏Namaste Lieber @copter 🙏,


    so ist es bei mir auch. Willkommen auf dem Weg des reinen Landes.
    Ich selbst bin auch noch nicht erfahren im Buddhismus habe kürzlich eine Schule gefunden wo ich gut aufgehoben bin. Hab einfach auf Buddha Amitabha vertraut und er hat mir den richtigen Weg gezeigt und hab nun eine Schule wo ich sehr glücklich bin.
    Wie ist es bei dir? Hast du schon eine Schule?


    🙏Namu-Amida-Butsu🙏

  • Nein, ich bin weder formelles noch informelles Mitglied in einer derartigen Gruppe - ich habe bisher keine in meiner näheren Wohnumgebung entdeckt. Allerdings bin ich Mitglied der ÖBR.


    lg copter

  • Nein, ich bin weder formelles noch informelles Mitglied in einer derartigen Gruppe - ich habe bisher keine in meiner näheren Wohnumgebung entdeckt. Allerdings bin ich Mitglied der ÖBR.


    lg copter

    Namaste 🙏,


    Das Problem war bei mir auch, bis ich die Jôdo Shû Europa kennengelernt habe. In der EU gibt es ein Zentrum der Jôdo Shû Schule. Dies ist in Paris. Da ja aber nicht jeder nach Frankreich oder Japan reisen kann, geht meist alles online. So wie auch bei mir. Der gesamte Unterricht und die später abgehaltene Kikyôshiki Zeremonie wird alles online gemacht. Derzeit ist die Mönchensordination online noch nicht möglich. Jôdo Shû möchte dies aber ändern. Denn für die ist es nicht mehr zeitgemäß das Leute durch die Welt gejagt werden gerade in den Zeiten von Seuchen und Pandemien.
    Alles findet in meinem Fall per Skype statt. Ich selbst kann kein Japanisch. Daher habe ich einen Dolmetscher der in dem Auftrag meines Lehrers mich unterrichtet. Natürlich schaut mein Lehrer immer mit rein. Der Dolmetscher ist Mönch bei der Jôdo Shû und befindet sich derzeit noch in der Priester Ausbildung. Daher darf er auch nicht selbstständig unterrichten oder Zeremonien abhalten. Nur in Begleitung seines Lehrers der ja auch mein Lehrer ist. Da es blöd klingt, wenn man zu einem der zwar Dolmetscht, nur Dolmetscher sagt, haben wir uns auf: „Hilfslehrer“ geeinigt. So weiß auch jeder: Er hilft nur.


    Magst du den Link mal haben zur der Schule? Der Mönch mit dem Namen: Kônen ist ein freundlicher und symbolischer Mensch.


    🙏Namu-Amida-Butsu🙏
    Wünsche dir einen schönen Abend.

  • Lieber @Jyotish


    Deine Vertrautheit und Nähe zu Deinem Lehrer, zu der Linie ist nach sehr kurzer Zeit sehr schnell gewachsen.


    Wie ein junges Pflänzchen das gepflegt, evtl. gedüngt und gut genährt wurde.


    Dieses Vertrauen ist sehr kraftvoll, es wurde Dir möglich.

    Allein möglich.

    Pass gut darauf auf.


    Denn Niemand von uns kann Vertrauen eines Anderen bekommen.

    Dieses Vertrauen bedingt einen Prozess, einen Weg der alle Zweifel besiegt.


    So wie Du Deinen Weg hierher gegangen bist werden auch andere Pflänzchen allein wachsen.


    Mögen wir alle glücklich sein

    In Metta🙏

  • Namaste @S-Mater 🙏,


    Manchmal passieren Wunder! So wie bei meinem Mann. Ich hatte vor ihm vielleicht ein Date mit einem anderen Mann aber dieser Mann jetzt war das richtige. So wohl auch mit dem Lehrer!


    🙏Namu-Amida-Butsu🙏

  • Servus an alle,


    als Shin-Buddhist - zu mehr reicht es bei mir nicht - gehört man hierzulande einer eher seltenen Art an


    "Du erreichst viel. Das genügt.". Das ist einer meiner wichtigsten Lehrsätze. Er stammt von meiner Mutter. Als sie merkte, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte, schrieb sie jedem ihrer Kinder einen Brief. In meinem Brief stand u.a. dieser Satz drin. Ich habe ungefähr 20 Jahre nicht verstanden, was sie damit gemeint hat.


    Mit den Lehren Buddhas habe ich in viele Dinge mehr Einsicht gewonnen und mit Meditation meinen Geist ein Stückweit beruhigt und irgendwann war die Bedeutung dieses Satzes total einfach und Sonnenklar:


    Du erreichst viel, d.h. du musst nicht sehr viel erreichen. Willst du mehr als viel erreichen, kriegst du nur einen riesen Stress. Der Stress macht dich fertig. Und wenn du dann am Ende gar nicht sehr viel erreicht hast, bist du psychisch ausgelaugt. Hörst du nicht auf weiterhin sehr viel zu wollen statt viel, gehst du deinem psychischen Untergang entgegen. Du erreichst viel. Viel ist tatsächlich wirklich viel. Das genügt.


    In dem Sinne, lieber copter: Was du machst ist genau richtig für dich und es ist wirklich viel. Das genügt ;)

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Sagte Shinran nicht:

    Wer mit seinem ganzen Herzen den Namen Amitabhas aufruft, ist bereits im reinen Land.

    (?)

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • Sagte Shinran nicht:

    Wer mit seinem ganzen Herzen den Namen Amitabhas aufruft, ist bereits im reinen Land.

    (?)

    Wann ist mit ganzem Herzen? Wie ist der Name denn nun richtig aufgerufen?

  • Sagte Shinran nicht:

    Wer mit seinem ganzen Herzen den Namen Amitabhas aufruft, ist bereits im reinen Land.

    (?)

    Wann ist mit ganzem Herzen? Wie ist der Name denn nun richtig aufgerufen?

    Du kannst wohlmöglich jeden X beliebigen Namen aufrufen. Thunfischpizza.

    Solange dein Mantra ohne Dich rezitiert wird

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • Namaste!


    Da hier nicht nur Zennies mitlesen und -schreiben, antworte ich jetzt mal rein dualistisch aus meinem unerleuchteten Geist heraus auf Horin's Fragen:


    Frage: "Wann ist mit ganzem herzen?"

    Antwort: "Wenn du das Nenbutsu achtlos sagst, weil gelehrt wird, dass die Geburt mit nur einer oder zehn Äußerungen erreicht wird, dann behindert der vertrauensvolle Glaube die Praxis.

    Wenn du meinst, dass eine einzige oder zehn Äußerungen ohne Bedeutung sind, weil gelehrt wird, dass du den Namen sagen sollst „ohne dies auch nur für einen Moment zu unterbrechen“, dann behindert die Praxis den vertrauensvollen Glauben.

    Was deinen vertrauensvollen Glauben anbetrifft: Geh davon aus, dass die Geburt durch ein einziges Äußern erreicht wird.

    Was deine Praxis anbegrifft: Bemühe dich um das Nenbutsu das ganze Leben lang." [Hônen Shonin im Ichigon Hôdan]


    Frage: "Wie ist der Name denn nun richtig ausgerufen?"

    Antwort: "Wenn du das Nenbutsu für den Buddha und dich allein ausübst, dann so, wie es dir zusagt - Sprache und auch Aussprache sind nicht wichtig.

    Wenn du das Nenbutsu mit mehreren Personen in einem rituellen Kontext ausübst, dann solltest du dich harmonisch in den Kontext einfügen." [meine Erfahrung]


    Eine Anmerkung zur "Thunfischpizza":

    Das Gesagte mag in gewisser Weise stimmen. Allerdings müsste auch ein tiefgefestigtes Vertrauen in die rettende Kraft der Thunfischpizza da sein... da wird es dann schwierig.

    Über den Buddha Amida, sein Reines Land und seine rettenden Gelübde wurden drei bekannte Mahayana-Sutras geschrieben, er wird in zahlreichen anderen Sutras erwähnt und in unzähligen Schriften bekannter buddhistischer Meister erwähnt.

    Ich denke, da ist es weitaus einfacher, an ihn zu glauben als an eine Thunfischpizza.


    Aus Jôshu's "Mu" wurde irgendwann ein Kôan gemacht und seit knapp einem Jahrtausend wiederkaut die Mehrzahl der Rinzai-Zennies dieses "Mu".

    Ich denke es bedarf schon mehr als einfach nur ein beliebiges Wort festzulegen ;)


    Andererseits gibt es ja auch noch das Spagetti-Monster!

    Aber vielleicht ist das ja auch nur Provokation!


    < gasshô >


    Benkei


    Namandabu

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Ich liebe Provokationen.

    Besonders wenn sie gegen Glaubenssätze angewendet werden;)

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • Gibt es vielleicht auch Geschichtliches dazu?

    Ich habe mal irgendwo gelesen, dass das Christentum einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Amida-Buddhismus gehabt haben soll (durch Missionare). Kann es aber nicht mehr wiederfinden.

    Der Einfluss auf Shinran ist vielmehr Zhuangzi, vor allen seine Ziran (von selbst so)-Lehre, aber nicht das Christentum. Zumal Shinran ja betonte, dass Amida kein Wesen, und das reine Land kein Ort, sondern Nirvana sei. Dazu kam seine Erfahrung, das "all mein Tun mich nur der Hölle näherbringt".
    So gesehen auch eine Nähe zu Hisamatsus Grundkoan: "Wenn alles, was du tust, nichts tut, was tust du dann?"
    Die Einsicht Shirans war eben, dass man durch eigenes Tun und Wollen nur die Ich-Illusion stärkt. Daher empfiehlt er das Anvertrauen (das er aber nicht als mein Anvertrauen verstand, dass das Rezitieren des nembutsu nicht durch mich geschieht, sondern Wirken des Ungeborenen ist.). Aber ich glaube, die Einsicht in die Nichtwirkung des eigenen Wollens und Tun ist wichtig. Sie entspricht aus meiner Sicht dem rechten Sehen. Das das ganze durch Rennyo ein wenig aufgeweicht wurde, ist dann ne andere Frage.

    Zhuangzi and Shinran

    "Im letzten Jahr ihres Lebens sagte meine Mutter im Alter von 95 mehrmals: "Es ist befreiend zu erkennen, dass nichts wirklich eine Rolle spielt." Sie sagte es freudig, erleichtert, so, als ob sich eine Last (auf)gehoben hätte."


    Joan Tollifson