Ich bin in meiner Sicht auf Schriften da sehr nahe an Zhuangzi:
Was alle Welt am Dao wertvoll findet, steht in Büchern; Bücher bestehen aus nichts als Wörtern; Wörter haben ihren Wert. Der Wert der Wörter liegt in ihrer Bedeutung; die Bedeutung entsteht, indem sie sich auf etwas bezieht. Worauf sich die Bedeutung bezieht, das kann nicht mit Sprache ausgedrückt werden, und dennoch findet alle Welt das Gesagte wertvoll, das in Büchern geschrieben steht.
Obwohl alle Welt dies wertvoll findet, finde ich es nicht besonders wertvoll, denn was darin als wertvoll erachtet wird, ist nicht wertvoll. Daher siehst du, wenn du dich umblickst, Formen und Farben; hörst du, wenn du dich umhörst, Bezeichnungen und Laute. Wie traurig! In aller Welt glauben die Menschen, dass Formen und Farben, Bezeichnungen und Laute ausreichen, um die Natur der Dinge zu verstehen. Doch Formen, Farben, Bezeichnungen und Laute reichen in Wirklichkeit nicht aus, um die Natur der Dinge zu verstehen; wer das weiß, spricht nicht, wer spricht, weiß nicht; doch wie soll alle Welt das begreifen?
Einst las Fürst Huan (Mächtig) [von Qi] oben im Saal ein Buch; Radmacher Bian (Inschrift) baute ein Rad in der Halle darunter, legte Hammer und
Stemmeisen nieder, ging hinauf und fragte Fürst Huan: »Darf ich Hoheit fragen, was du liest?«
Der Fürst sprach: »Die Sprüche eines Weisen.«
Bian fragte: »Lebt dieser Weise noch?«
Der Fürst sprach: »Er ist schon gestorben.«
Bian sprach: »Wenn das stimmt, dann liest Hoheit Überbleibsel und Seelenkram der Menschen des Altertums! (andere Übersetzung: "der von den Alten hinterlassene Bodensatz")«
Fürst Huan sprach: »Wenn meine Wenigkeit ein Buch liest, wie kommt der Radmacher dazu, mit mir zu streiten! Sage mir einen Grund, dann sei es direrlaubt, wenn nicht, musst du sterben.«
Radmacher Bian sprach: »Dein Diener betrachtet die Sache mit den Augen eines Dieners. Wenn ich, um ein Rad zu bauen, langsam vorgehe und nur leicht hämmere, dann wird es nicht fest; gehe ich schnell voran und hämmere zu stark, dann passen sie nicht hinein. Weder zu langsam noch zu schnell – ob es gelingt, liegt in meiner Hand, und ob es meiner Vorstellung entspricht; doch mit dem Mund kann ich es nicht in Worte fassen, das Geheimnis liegt irgendwo dazwischen. Ich kann es nicht einmal meinem Sohn erklären, mein Sohn kann es von mir nicht erlernen; so bin ich nun 70 Jahre alt geworden und baue in meinem Alter immer noch Räder. Auch im Altertum konnten die Menschen das Wesentliche nicht weitergeben, wenn sie starben; so liest du, Hoheit, Überbleibsel und Seelenkram der Menschen des Altertums!«