Angst bei der Meditation

  • Einen schönen guten Morgen wünsche ich euch,



    ich habe leider keinen Meditationslehrer oder Gruppe zum austauschen. Das ist sehr schade, da ich dadurch mit den auftauchenden Phänomenen bei der Meditation auf das Internet angewiesen bin.

    Seit geraumer Zeit spüre ich bei der Meditation ein Gefühl das ich am ehesten mit Angst bzw. Furcht beschreiben kann.

    Ich habe für mich bei der Meditation das Phänomen entdeckt, das die Gedanken und Gefühle nicht mir gehören, das sie auftauchen wie sie wollen. Wenn ich sitze und mich auf dem Atem konzentriere und trotzdem Gedanken kommen, trotzdem Gefühle kommen, obwohl ich sage "Sitzen, Atmen, Beobachten", kommen unweigerlich trotzdem Gedanken.

    Ich kenne die 5 Skandhas und habe von Ayya Khemas Vorträgen und Bücher viel gelernt. Dabei kam es mir immer so vor, als würde ich da etwas lesen was ich schon immer gewusst habe.

    Aber Verstehen/Wissen und Weisheit/Fühlen/Erfahren sind nun mal 2 verschiedene Dinge.

    Ich erfahre dieses Phänomen zur Zeit, was ich meine gelernt, verstanden und schon immer gewusst zu haben.

    Und wenn ich dann sitze und diese Gedanken eine Weile beobachte, die Distanz zu meinen Gedanken und Gefühlen habe, kommt plötzlich eine sehr große Angst. Die Angst das alles sinnlos ist was ich mache, das alles nur albern ist.

    Dies dehnt sich derzeit auf mein Aufwachen aus. Kurz bevor ich aufwache, im Halbschlaf, befinde ich mich derzeit wie in einer Meditation. Das ist ungewöhnlich und ich hatte dieses Phänomen bisher noch nie. Auch hier nehme ich die Distanz zu meinen Gedanken war. Und plötzlich kommt wieder die Angst und das Gefühl "Du bist nichts".


    Bedingt durch meine Vergangenheit, ist das "nichts" oder das "nichts sein" meine größte Angst. Als Kind wurde ich dadurch geprägt, weil meine Wünsche und Bedürfnisse unwichtig sind. Das man funktionieren muss. Ich fühlte mich nie irgendwo dazu gehörig.

    Jetzt, in der Meditation in diese Situation zu gehen, fühlt sich an als würde ich auf einen 10 Meter... ach was sage ich... einem 100 Meter Brett stehen.


    Wie es das Leben aber immer so will, wird dieses Thema derzeit anscheinend zentral in meinem Leben. So erfahre ich derzeit eine sehr große Enttäuschung in meinem Beruf, durch den ich mich immer sehr identifiziert habe. Durch diese Enttäuschung löst sich auch hier mein Sinn auf. Ebenso in meinem Freundeskreis.



    Die ganze Situation fühlt sich jedoch nicht glücklich an. Angst hat ja immer etwas mit dem Thema "Gier" zutun. Dabei komme ich dem Teil, der "Sein will" nicht auf die Spur.

    Wie ich in einem anderen Thread mal geschrieben habe, hänge ich durch mein Nah-Tod Erlebnis nicht zwanghaft am Leben. Das danach wird doch ganz nice :taenzer::erleichtert:



    Meine 2 konkreten Fragen:

    1. Wie soll ich mit dieser Art Angst in der Meditation umgehen? Ansehen? Weg atmen? Oder mach ich gar etwas falsch?

    2. Die Buddhistische Lehre, die mich eigentlich immer erfüllt hat, empfinde ich derzeit als sehr pessimistisch, was ein Indiz ist das ich etwas falsch mache. Wie geht ihr mit damit um, in dieser Welt voller Egotisten zu Leben die sich in den Vordergrund zu drängen. In einer Welt, wo die Werte umgedreht sind. Wo Mitgefühl, Liebe, Mut, Ehrlichkeit geächtet mitlerweilen geächtet werden und habgierige und grausame Menschen vorne stehen. Und es sieht mir ehrlichgesagt nie so danach aus, das diese Menschen nach dem Karma Prinzip sehr stark leiden....

    Und man selbst wird immer weniger, immer unscheinbarer wird. Und dann macht man in der Meditation auch noch die Erfahrung "Oh mein Gott, meine Gedanken gehören nicht mir, es gibt das "mich" garnicht"

  • Das würde heißen, ich mache nichts falsch, es ist nur der nächste Schritt.

    Kannst du mir sagen Katrin, was geraten wird mit der Angst zu tun? Ich Habe Angst, vor der Angst. Ich fürchte mich darin zu verlieren und nicht mehr herauszufinden. Ich habe Angst daran zu zerbrechen.


    Das ist der Punkt, wo ich wirklich Angst habe allein zu praktizieren und das wissen nur aus Büchern zu erlernen.

    Es gibt bei uns "nur" den Diamantweg in der Stadt, damit kann ich nicht ganz so viel Anfangen. Ich fühle mich Ayya Khemas Lehren sehr zugehörig. Ohne viel schnick schnack und Rituale.

  • Das ist der Punkt, wo ich wirklich Angst habe allein zu praktizieren und das wissen nur aus Büchern zu erlernen.

    Das ist eine gute Idee! Auch wenn einige hier anderer Meinung sein werden.


    So wie Du das schilderst


    2. Die Buddhistische Lehre, die mich eigentlich immer erfüllt hat, empfinde ich derzeit als sehr pessimistisch, was ein Indiz ist das ich etwas falsch mache. Wie geht ihr mit damit um, in dieser Welt voller Egotisten zu Leben die sich in den Vordergrund zu drängen. In einer Welt, wo die Werte umgedreht sind. Wo Mitgefühl, Liebe, Mut, Ehrlichkeit geächtet mitlerweilen geächtet werden und habgierige und grausame Menschen vorne stehen. Und es sieht mir ehrlichgesagt nie so danach aus, das diese Menschen nach dem Karma Prinzip sehr stark leiden....

    Und man selbst wird immer weniger, immer unscheinbarer wird. Und dann macht man in der Meditation auch noch die Erfahrung "Oh mein Gott, meine Gedanken gehören nicht mir, es gibt das "mich" garnicht"

    liegen die Ursachen Deiner Angst wahrscheinlich nicht in Deiner Meditation, sondern in Deiner psychischen Verfassung. Mögliche Gründe dafür hast Du ja genannt.


    Mein Tipp in solchen Fällen ganz klar: Hör auf zu meditieren, such Dir psychotherapeutische Unterstützung, und danach einen erfahrenen buddhistischen Lehrer, der Dich auch durch schwierige Zeiten begleiten kann. Im 21ten Jahrhundert muss der ja nicht bei Dir vor Ort sitzen.


    Liebe Grüße und alles Gute,

    Aravind.

  • Ich stimme zunächst mal Aravind zu, dass es besser sein kann, vorübergehend diese Sachen mit therapeutischer Hilfe zu lösen und dann erst mit der Meditation weiterzumachen. Idealerweise unter Anleitung.


    Es gibt im Vajrayana Meditationen, die oft in dem Zusammenhang empfohlen werden. Das ist in erster Linie die Meditation auf den Buddha des Mitgefühls, Avalokiteshvara oder Chenrezig genannt. Generell ist bei Angst eine Mitgefühlspraxis zu empfehlen, egal wie die genau aussieht.


    Ist die Angst aber zu stark, bitte nicht versuchen, das alleine zu bewältigen!

  • Das würde heißen, ich mache nichts falsch, es ist nur der nächste Schritt.

    Kannst du mir sagen Katrin, was geraten wird mit der Angst zu tun? Ich Habe Angst, vor der Angst. Ich fürchte mich darin zu verlieren und nicht mehr herauszufinden. Ich habe Angst daran zu zerbrechen.

    Ich kopiere dir mal den ganzen Abschnitt über Angst im Zusammenhang mit Einsichtsmeditation von Ayya Khema "Meditation ohne Geheimnis" hier rein, vielleicht hilft dir das. Ich kann das Buch auch wirklich empfehlen.


    Zitat

    Wer indessen nicht zuvor in die meditativen Vertiefungen gegangen ist, reagiert auf die Erfahrung des ständigen Auseinanderfallens mit Panik, Angst und Schrecken. Jeder, der bis zu diesem Punkt gekommen ist, muss durch das Stadium der Panik hindurch.

    Diese Angst ist berechtigt, ist real und kann nur durch Entschlusskraft und intelligentes Nachprüfen überwunden werden, ohne sich von Emotionen hinreißen zu lassen. Vor allen Dingen aber braucht man in dem Moment, wo diese Panik entsteht, einen Lehrer, der einem versichert, dass alles in Ordnung ist. Wenn man sich mit einer solchen Gemütsstimmung allein überlassen ist, wird man entweder deprimiert oder gibt das Meditieren auf und lässt sich womöglich noch stärker auf der Suche nach Lustbefriedigung ein. Wir sind ja ständig mit Widersprüchen behaftet. Da das sowieso unsere Art und Weise ist zu leben, wird dieser Widerwille, der hochkommt und der Stärker ist als nur Unlust, mit dem zu bekämpfen versucht, was wir für das Gegenmittel halten, nämlich Wollust.

    Das Erkennen des ständigen Auseinanderfallens ist eine große Einsicht, und wenn der Geist durch Meditation präpariert genug ist, muss er nicht in Angst und Schrecken verfallen.

    Diese Angst kann ganz verschiedene Formen annehmen. Zum Beispiel kann in der Meditation ein Gefühl oder eine Vorstellung des Sterbens hochkommen, man kann sich auf Tod und Leben angegriffen sehen oder sieht sich plötzlich verschwinden, ist nur noch so groß wie ein Punkt.

    Sicher sind wir unseres Lebens nie. Es ist ja nur eine Hoffnung und gewissen Wahrscheinlichkeit, den heutigen Tag zu überleben. Und so leben wir in ständiger Angst, mit könnte etwas passieren. Das mir ist eine Illusion, das Passieren eine Selbstverständlichkeit: jeder stirbt.

    Ein Lehrer wird immer empfehlen, der Panik klar ins Auge zu blicken zu beobachten, wie auch sie kommt und vergeht, wie auch sie nur ein unangenehmes Gefühl ist, so unbeständig wie alle Gefühle. Alles, was man genau anschaut und fest beobachtet und von dem man sich nicht kleinkriegen lässt oder mit dem identifiziert, verschwindet.

  • Wo wir bei Buchempfehlungen sind, es gibt ein für den tibetischen Buddhismus ungewöhnliches Buch von Pema Chödrön, einer westlichen Lehrerin des Vajrayana. Sie adressiert Themen wie Angst direkter; vor allem das Buch "Wenn alles zusammenbricht" ist sehr bekannt. Auch hier geht es viel um Mitgefühl, einmal um Mitgefühl mich sich selbst, das man auf dem Weg auf keinen Fall vergessen darf, aber auch darum, wie Mitgefühl mit anderen das Gefühl von Enge, das Angst im Grunde ist, in ein Gefühl von Weite verwandelt. Weite und Offenheit sind sozusagen direkte Gegenspieler von Angst. Aber der wichtige erste Schritt ist dennoch das Mitgefühl mit sich selbst.

  • Es kann aber auch enorme Angst machen, wenn man spürt, dass alles, womit man sich identifiziert sich anfängt aufzulösen.

    Es geht ja auch darum, diese ganzen Identifikationen nach und nach loszulassen.

    An diesem Punkt hören viele wieder auf mit der Meditation.


    Deshalb, (meiner Meinung nach😁) kann ein Lehrer sehr hilfreich sein.

    🙏


    (Sorry, Katrin hat ja in der Richtung schon was gepostet, habe ich jetzt erst gesehen)

  • Kohouten .


    Ich weiss es aus der eigner Erfahrung. Ich würde dir raten, im moment zu pausieren, ehrlich!

    Es könnte sehr tief verborgene "Muster" oder Patterns auftauchen, es wäre nichts zuträglich...

    Suche dir doch den lebendiger Lehrer aus, der dich real begleiten könnte....

    Oder den Therapeuten mit dem Buddhistischen Hintergrund , der auch die Meditation praktiziert (zuglieich), das wäre die beste Lösung...

    LG.

    Igor.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

    • Offizieller Beitrag

    Das würde heißen, ich mache nichts falsch, es ist nur der nächste Schritt.

    Kannst du mir sagen Katrin, was geraten wird mit der Angst zu tun? Ich Habe Angst, vor der Angst. Ich fürchte mich darin zu verlieren und nicht mehr herauszufinden. Ich habe Angst daran zu zerbrechen.

    Der erste Schritt ist vielleicht die Angst nicht als etwas negatives zu sehen. Wenn ein Kind das erst mal laufen lernt, ist das Laufen ungewohnt und deswegen angstbesetzt. Wenn man das erst mal in die Schule kommt oder sich das erste mal verliebt ist das mit Angst verbunden. Eben, weil da etwas Altes vergeht und Neues kommt. An dieser Stelle wäre ja eine Angstvermeidung - wo man dann eben darauf verzichtet Laufen zu lernen oder nicht in die Schule geht, oder sich keinem Partner gegenüber öffent, schlecht. Besser ist eine Haltung eines Entdeckers der sich sagt "Ich weiß nicht mehr so recht wo oder was ich bin, aber ich werde hier freundlich ausharren." Wenn das Unvertraute vertraut wird, dann macht es keine Angst mehr. Dazu gehört aber eine offene und freundliche Haltung.


    Aber wo findet man so etwas? Der Schlüssel ist nach meiner Erfahrung der Körper. Es gibt eine enge Verbindung zwischen köperlichen und geistigen Zuständen. Köperliche und geistige Verspannungen hängen zusammen. Eine offene und ausgegliche äußere Haltung trägt zu einer offenen und ausgegelichenen inneren Haltung bei. Von daher würde ich nicht auf die Angst starren und da dann noch mehr Angst und Angst vor der Angst und Angst vor der Angst vor der Angst kriegen, sondern ganz genau auf jedes Detail des Köpers achten.

  • Wie soll das keine Angst auslösen, wenn bemerkt wird das da ein Jemand ist der gegen meinen Willen die Führung hat und glaubt alles zu wissen.

    Mein So-Sein erkennt plötzlich, dass da eine Persönlichkeit bei, in mir, ist die eben nie ein So-sein kennt, sondern immer nur So-muss-ich sein, um was zu sein.

  • Mit Ängsten umzugehen ist sehr individuell.

    Da kommt der Eine und sagt Dir dies und dann kommt ein Anderer und rät Dir das.


    Er gibt kein allg.Rezept, weil unserer Inneres nicht allg. gültig für jedermann funktioniert.Ob ängstlich, am verzweifeln bis hin zu schwer deprimiert.


    Viele von uns hatten schon oft Angst vor der Angst oder waren auch mal schwer deprimiert.


    Da gab es ja mal den Weisen der beschrieb es gar so;

    es gibt Geister unter uns die vor dem Tiger Angst haben bevor er

    vor einem steht.


    Ja.So ist es gut beschrieben.🙇‍♀️


    Heilungsangebote, damit ist innerer Frieden angesprochen, ist die Fähigkeit verantwortungsvoll mit sich umzugehen um die eigene Heilung zu voranzubringen, zu bearbeiten.


    Wenn ich mich nicht gut fühle habe ich die Wahl all die Angebote da draußen auszuprobieren oder mich für all die Angebote da drinnen mal zu interessieren.

    Eine Kombination ist ebenso denkbar.


    So benötigt ein jeder von uns ja unterschiedliches im persönlichen Prozess.


    Was allerdings sicher an all dem ist, es ist ein persönlicher Prozess den nur wir angehen und ändern können, egal welche Wahl wir treffen.

    Der Anfang ist damit gemacht.


    Alles Gute für Deinen Prozess Kohouten


    Mögen wir alle glücklich sein

    In Metta🙏

  • Vielleicht wäre es hilfreich, erstmal den meditativen Weg über die Natur zu gehen, das stärkt die Psyche. Es gibt ja sehr viele schöne Meditationsvideos zur Natur, z. B. auf Youtube, meistens unter dem Stichwort Entspannung, Konzentration, Relaxing, Focus, Flow usw.

    Und selbst in die freie Natur zu gehen, ist natürlich auch nicht verkehrt. Meditation im Waldesrauschen, am plätschernden Bach etc.

    Liebe Grüße, Laura Maelle