Problematische Strukturen im Zen/Chan

  • [modmoved]

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    Interessant erscheint mir als kritischen Menschen auch das Thema problematische Gemeinschaften.


    Gibt es hier im Forum Ressourcen dazu? Ich habe auf einem Blog schon eine Aufstellung zu „red flags“ gesehen, die wurde hier auch mal verlinkt im Forum meine ich. Es erscheint mir auch so, als sei mein „Grützedetektor“ nicht so ganz schlecht justiert.


    Wir sehr ist hier die Chán / Zen Szene gefährdet?


    Danke für eure Unterstützung.

  • Der Begriff "Problematische Gemeinschaften" ist sehr weit gefasst


    • Man kann darunter Gemeinschaften verstehen die den von Tendzin Peljor unter buddhistische Sekten aufgeführten Kriterien entsprechen.
    • Dann könnte man jede Gemeinschaft als problematisch ansehen, die schon mal einen Skandal hatte.
    • Oder jeder der einen zu komerziell ist oder dessen Legitimität man anzweifeifelt.
    • Jemand Traditionelles kann auch Säkulare Absätze oder Nähe zum Christentum als problematisch empfinden.
  • void


    Stimmt die Fragestellung ist recht unklar bzw. weitläufig.


    Ich denke damit durchaus an einerseits sektenartige Strukturen, aber der Aspekt wie mit Skandalen umgegangen wird, ist bestimmt ebenfalls interessant.


    Für mich ist klar, dass wo immer Menschen zusammen kommen auch Dinge wie Veruntreuung, Vorteilsnahme, Missbrauch o.Ä. stattfinden kann. Hier mache ich mir keine Illusionen, denn Buddhisten sind auch nur eine Subgruppe der Bevölkerung und die Normalverteilung spricht für das Vorkommen aller gesellschaftlichen Probleme.


    Vielleicht ist zu überlegen, welche Strukturen sich Gemeinschaften geben, um diese Art der Probleme möglichst unwahrscheinlich zu machen bzw. diese transparent und vollständig aufzuarbeiten.


    Für mich wäre eine Gemeinschaft in der bereits ein Skandal stattfand, die aber glaubhaft dieses Thema bearbeitet hat nicht per se ein Ausschlusskriterium.


    Ein Verweis auf das Kalama Sutra alleine ist jedoch wahrscheinlich nicht ausreichend.


    Ich habe gesehen, dass die DBU dieses Thema mittlerweile auch aktiv auf ihrer Seite anspricht. Das war 2005 noch anders.


    Den Link, werde ich aufmerksam lesen diesen kannte ich noch nicht.


    Folgefrage:


    Gibt es eine AG der DBU oder sowas wie „Schutzkonzepte“ für diese Fälle in den Gemeinschaften?


    Ist euch etwas bekannt an euren Praxisorten?


    Mein Gefühl ist, dass es oft evtl. noch positive Vorurteile gegenüber dem Buddhismus gibt und diese Probleme eher verdrängt werden könnten. Nach dem Motto: „Ein Buddhist macht sowas grundsätzlich nicht.“


    Ein Vorurteil von mir, das aufgrund der Recherche bereits aufgebrochen wurde, war, dass es im Chán / Zen eher weniger wahrscheinlich wäre als z.B. in noch stärker Lehrerabhängigen Richtung wie tibetischen Buddhismen.


    Ein insgesamt natürlich unangenehmes Thema, aber wichtig.

  • Die Ethik AG der deutschen Buddhistischen Union hat eine ethische Selbstverpflichtungserklärung angestoßen und es gibt eine Liste der DBU Mitgliedsorganisationen die sich dieser abgeschlossen haben.

    Natürlich gibt es aber respektable Zen Gruppen die nicht in der DBU sind und das auch nicht sein wollen.


    Gerade im Bezug aus sexuellen Mißbrauch hat die DBU auch Vertrauenspersonen benannt. Aber natürlich ist die DBU als Dachorganisation ein wenig ein "zahnloser Tiger" der seinen Mitgliedsorganisationen mit erhobenen Zeigefinger rügen kann und sie auffordern kann Mißbrauchsfälle aufzuklären aber so richtig die Machtmittel hat sie nicht.

  • ist nicht der Zen auch sehr lehrerabhängig? Es geht doch um mit dem Verstand nur begrenzt erfassbare Inhalte, z. B. Nicht-Denken. Ich kann mir z. B. nur schwer vorstellen, dass man sich Koans im stillen Kämmerlein selber stellt. Es geht also sehr um Vertrauen. Mir erscheint das sehr lehrerabgängig.

  • ist nicht der Zen auch sehr lehrerabhängig? Es geht doch um mit dem Verstand nur begrenzt erfassbare Inhalte, z. B. Nicht-Denken. Ich kann mir z. B. nur schwer vorstellen, dass man sich Koans im stillen Kämmerlein selber stellt. Es geht also sehr um Vertrauen. Mir erscheint das sehr lehrerabgängig.

    Was ist denn der Lehrer im Zen?


    Jeff Shore hat sowohl zum Koan, aber auch zur Dharma-Übertragung sehr gute Beiträge verfasst.

    https://beingwithoutself.files.wordpress.com/2011/07/koanzen_von_innen.pdf

    https://beingwithoutself.files.wordpress.com/2011/07/lineage_transmission_german.pdf


    Deshalb richtet man sich auch am besten nicht auf einen Lehrer aus, sondern auf die Übung und die Praxis. Darin setzt man sein Vertrauen - in den Buddhadharma.

    :zen:

    Einmal editiert, zuletzt von Leonie ()

  • Verstehe ich leider nicht. Welche Übung? Den Pali-Kanon? Oder nach eigener Lust und Laune, ganz ohne Lehrer?

    Die Übung, einfach mal ohne Geländer über die schwankende, schmale Brücke gehen. Da vergisst man schnell jeden Palikanon, Meister, Lehrer, Heiligen.

  • ok, ihr meint wohl, dem Lehrer nicht blind zu folgen. Gut! Aber ich will daraufhinaus, dass (wenn man nicht "frei fliegen" will wie Noreply) durch die Weitergabe des Dharma (z.B. Koans) Gefahr eines Abhängigkeits-Vdrhälznisses besteht.

  • Verstehe ich leider nicht. Welche Übung? Den Pali-Kanon? Oder nach eigener Lust und Laune, ganz ohne Lehrer?

    Gerade Bodhidharma war so einer, dem man nicht folgen konnte - weder blind noch sehend.

    Falls du meine beiden links zu den Koan und der Dharmaübertagung schon gelesen hast, können wir darüber uns austauschen. Dann würden sich nämlich manche Fragen von selbst erledigen.



    PeterW:

    ok, ihr meint wohl, dem Lehrer nicht blind zu folgen. Gut! Aber ich will daraufhinaus, dass (wenn man nicht "frei fliegen" will wie Noreply) durch die Weitergabe des Dharma (z.B. Koans) Gefahr eines Abhängigkeits-Vdrhälznisses besteht.

    :zen:

  • Ich werde die beiden PDFs auf dem PC gründlich lesen. Auf meinem Smartphone geht das nicht so gut.


    Ich befürchte nur, wir reden aneinander vorbei. Der OP, alle die geantwortet haben und ich, wir passen auf. Mir geht es darum: Wenn sekten-anfällige Menschen und jemand, der gerne Guru sein möchte, aufeinandertreffen, bietet das "Lass von deinen Gedanken los" eine gute Masche, um Abhängigkeiten aufzubauen. Oder etwa nicht?

  • ok, ihr meint wohl, dem Lehrer nicht blind zu folgen. Gut! Aber ich will daraufhinaus, dass (wenn man nicht "frei fliegen" will wie Noreply) durch die Weitergabe des Dharma (z.B. Koans) Gefahr eines Abhängigkeits-Vdrhälznisses besteht.

    Ich bin nicht frei geflogen, das lernt man mit stabilen Brücken. Meine Brücke waren zwei Bücher mit Koan und SN56.11 mein Geländer.

    Abhängigkeiten entstehen nur, wenn man sein glauben wollen nicht aufgibt und nicht durch Gurus.

  • Mir geht es darum: Wenn sekten-anfällige Menschen und jemand, der gerne Guru sein möchte, aufeinandertreffen, bietet das "Lass von deinen Gedanken los" eine gute Masche, um Abhängigkeiten aufzubauen.

    Menschen, die nach Abhängigkeit suchen, finden das, was sie suchen. Auch der Lehrer/Guru sucht ja nach Abhängigkeit, weil er solche Menschen braucht, d.h. es finden sich die passenden ganz von selbst, wie Schlüssel und Schloss.

    Deshalb stützt man sich nicht auf den Lehrer, sondern auf die Lehre bzw. die Übung.

    :zen:

  • Diese gegenseitige Abhängigkeit von Lehrer/Guru und Suchender/Schüler ist KEIN Problem.

    Gegenseitige Abhängigkeit, die als Halt gewollt ist, ist das Problem.

    Auch Buddha fand Lehrer, aber sobald er merkte, dass er sich an ihnen festhielt, hat er sie verlassen.

    Die Bindung von Lehrer und Schüler ist beiderseitiges fesseln und verbinden.

  • Ich werde die beiden PDFs auf dem PC gründlich lesen. Auf meinem Smartphone geht das nicht so gut.


    Ich befürchte nur, wir reden aneinander vorbei. Der OP, alle die geantwortet haben und ich, wir passen auf. Mir geht es darum: Wenn sekten-anfällige Menschen und jemand, der gerne Guru sein möchte, aufeinandertreffen, bietet das "Lass von deinen Gedanken los" eine gute Masche, um Abhängigkeiten aufzubauen. Oder etwa nicht?

    Von Christopher gibt es den Artikel "Zen hat keine Moral" in dem er über einige Mißbrauchsfälle schreibt, in den tatsächlich die Idee eines jenseits der Ethik stehenden Zen des "crazy wisdom" diese begünstigten.


    Christopher Hamacher (München) präsentierte am 7. Juli 2012 auf der jährlichen Konferenz der International Cultic Studies Association’s (ICSA) in Montreal (Canada) einen akademischen Artikel, der die Fälle von Eido T. Shimano (USA) und Dr. Klaus Zernickow (Sotetsu Yuzen) in Berlin behandelt.


    Der Artikel von Christopher Hamacher heißt „Zen hat keine Moral!“ und besteht aus 44 Seiten.

  • Vielen Dank für diese Ressourcen und den interessanten Artikel.


    Das Thema ist offenbar in den letzten Jahren schon etwas bearbeitet worden, stellenweise aus der akuten Realität heraus. Ich werde mit der notwendigen Vorsicht agieren und versuchen den mittleren Pfad zu gehen zwischen den Polen des naiven Vertrauens und der kontrollsüchtigen Skepsis.

  • Als Autor des besagten Artikels finde ich diesen Spruch als Zusammenfassung nicht schlecht: Wenn man auf der Suche nach einem Lehrer ist, sollte man beide Augen offenhalten. Nachdem man einen dann gefunden hat, kann man ruhig ein Auge zudrücken :)

  • Problemlos geht es in keiner Beziehung zu und so ist das Verhältnis Meister und Schüler auch nicht jeden Tag eitel Sonnenschein. Neulich war bei unserer Sangha der Sokan Gast und das ist schon eine große Ehre. Bei solchen Meistern spürt jeder Horst etwas, doch bei dem Lehrer von Dresden (Beispiel) geht mir etwas völlig auf den Senkel und so suche ich weiter...

    Es geht immer um das Verhältnis Meister und Schüler. Für die großen Themen gibt es die DBU und den bereits erwähnten Tenzin Peljor.