Frage zur Meditationsform gegenstandslose Meditation

  • Du glaubst, nicht gedacht zu haben, behaupte ich, JoJu91.


    Durch gute Übung treten die Gedanken lediglich so weit zurück, dass sie nicht mehr stören. Genauso wie Geräusche, z.B. Autos und gewohnte Straßengeräusche nicht mehr wahrgenommen werden, selbst wenn man nur vor sich hinträumt.

    Sie sind aber da.


    _()_Monika ❤️

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Gegenstandslose Meditation geht auch anders, mit einem Mantra/Gedicht.

    Der Verstand wiederholt das Ding immer wieder und immer schneller, bis es nur noch im Nachdenken abläuft, es sozusagen über-be-lastet mit ganz Wichtigem.


    Dann ist mir jedenfalls geschehen, dass ich Gedanken wahrnehmen konnte, die hinter dem Mantra erscheinen, die einfach nur wahrgenommen werden, wovon auch immer, ohne dass sie vom Verstand festgehalten werden können – der hat ganz anderes zu tun.

    Gegenstandslose Meditation durch verstandsmäßig extremes Überbewerten eines sinnlosen Dings. Das schaltet ihn aus, ohne dass er unbeschäftigt ist.

  • Sie sind aber da.

    Vielleicht wieder nur eine Frage der Begriffsdefinition ?


    Ein weltliches Gleichnis:

    Wenn Du von Amors Pfeil getroffen Deinem Traum-Mann gegenüberstehst, dann wirst Du für eine gewisse Weile absolut nichts mehr denken, you have absolutely lost your mind ...


    Oder @Qualias Beispiel vom Erleben des Regens mit allen Sinnen, auch das ist völlig ohne Gedanken durchaus möglich.


    :?

  • Ja, natürlich, das kenne ich auch. Aber es ist nur ein kurzer Moment im Gegensatz zu einer längeren Meditation.


    Aber ein guter Vergleich, JoJu91. Ich nenne das "die Welt steht still".


    _()_Monika

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    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Das erscheint jetzt merkwürdig: Wenn ich wirklich nur sitze ist alles da, was meine Sinnesorgane als Da wahrnehmen, auch Gedanken, die aber nicht gedacht werden, wie ich auch Sinneswahrnehmungen nicht bedenke. Hellwach sitzen wie ein Stein, bei einem Stein weiß ich auch nicht, ob er denkt.

  • Während der Meditation entstehen Gedanken immer von selbst; ohne sie wären wir auf der Ebene niederer Tier- oder Pflanzenformen. Sie sollten sich also nicht vor dem Auftauchen von Gedanken während der Meditation fürchten. Was wir gesagt haben, entspricht möglicherweise nicht den Lehren einiger spiritueller Schulen, aber ohne Gedanken können wir spirituelle Phänomene und spirituelle Realität nicht verstehen.


    Es gibt Unterschiede in der Herangehensweise an die Meditation: In einigen spirituellen Schulen ist die Meditation aktiv, in anderen passiv, wie zum Beispiel im Zazen.


    Der aktive Ansatz tendiert zur spontanen Anwendung magischer Methoden, der passive ist empfänglich und lässt spirituelle Impulse spontan im Bewusstsein des Meditierenden entstehen.


    Die Frage aus dem ursprünglichen Beitrag ist nicht präzise formuliert, daher ist dieser Kommentar allgemeiner Natur.

  • Während der Meditation entstehen Gedanken immer von selbst

    Die Gedanken können auch zum (Vipassana-)Meditationsobjekt werden.


    Woher kommen die Gedanken, was ist ihre Quelle ?

    Wohin verschwinden sie ?

    Ist mein Gehirn eine Gedankenfabrik oder ein Gedanken-Empfangsapparat oder beides ... ?

    Kann ich meine Gedanken planen ?

    Wieso nenne ich sie "mein", wenn ich sie gar nicht denken will ?


    Wo ist mein Ich in der wachen Lücke zwischen zwei Gedanken ?


    ...


    :?

  • aber ohne Gedanken können wir spirituelle Phänomene und spirituelle Realität nicht verstehen

    Einer unserer grossen Dichter und Denker machte mal die Unterscheidung zwischen Verstand und Vernunft.


    Der Verstand ist Menschen und Tieren gemeinsam, die Vernunft ein zweifelhaftes Privileg des Menschen.


    Die Katze versteht ein Blatt Papier mit dem Herz-Sutra insoweit, als dass sie es nicht auffrisst.

    Sie versteht die Maus, aber sie entwickelt keine Begriffe (Vernunft) zur Erklärung der Natur der Maus. Sie macht sich keinen Stress über die Frage, warum manche Mäuse klein sind und andere gross und ob ein Gott das gerecht arrangiert hat und ...

  • Nochmal zu dieser Frage:

    Wenn man versucht die gegenstandslose M. zu üben, darf man sich dann nicht mehr an die vier Hauptobjekte der Achtsamkeit (Körper, Gefühl, Bewußtseinszustand und Geistobjekte) richten / orientieren ?

    Die Frage hat mich wieder mal an die kurze Lehrrede an Bāhiyo erinnert:


    Zitat

    Gesehenes gelte dir nur als Gesehenes, Gehörtes nur als Gehörtes, sinnlich Erfahrenes nur als sinnlich Erfahrenes, Erkanntes nur als Erkanntes. So kannst du dich üben, Bāhiyer. Wenn dir Gesehenes nur als Gesehenes, Gehörtes nur als Gehörtes gelten wird sinnlich Erfahrenes nur als sinnlich Erfahrenes, Erkanntes nur als Erkanntes, dann, bist du nicht dort Bāhiyer, dann ist das nicht deine Sache, dann Bāhiyer, bist du weder hier noch jenseits noch dazwischen: Das eben ist das Ende des Leidens.


    Bei dieser Übung fixiert man sich also nicht auf ein bestimmtes Objekt, sondern bleibt bei all dem was man wahrnimmt immer nur beim Wahrnehmen, ohne sich einzumischen.

    Z.B. Sehen ist nur Sehen, nicht 'Ich sehe'. Der Geist erkennt das Gesehene, z.B. 'Das ist eine Blume'. Schönheit wird wahrgenommen, ein angenehmes Gefühl entsteht. Es mag sich das Verlangen regen die Blume zu pflücken, wenn man dem nachgeht, fällt man aus der bloßen Wahrnehmung heraus, also wird das Verlangen auch nur wahrgenommen. Man hängt sich nicht an das Gesehene, nicht an das Erkennen, nicht an das Gefühl und nicht an die Willensregung. All dies sind nur bedingt entstehende und vergehende Phänomene. Ohne Anhangen ist man nicht mehr in das Wahrgenommene involviert und die Ich-Verblendung schwindet: Weder ist irgendein Phänomen ein Ich, noch ist da ein Ich dem irgendetwas gehören würde.

    Es ist allerdings eine äußerst stabile Achtsamkeit nötig, um auf diese Weise zu erwachen. Beim Bāhiyer war es möglich, weil er die Geistestrübungen und Hindernisse bereits weitgehend überwunden hatte. Gewöhnlich ist das bloße Wahrnehmen nur eine der vielen Übungen des achtfachen Pfades.

  • Z.B. Sehen ist nur Sehen, nicht 'Ich sehe'. Der Geist erkennt das Gesehene, z.B. 'Das ist eine Blume'. Schönheit wird wahrgenommen, ein angenehmes Gefühl entsteht.

    Zitat

    „Sehen ist nur Sehen, nicht ‚Ich sehe‘“.

    Doch ich sehe, wer sonst? Mein Bewusstsein erkennt das Gesehene. (Form, Farbe, Ort) Dieses Sehen löst Empfindungen aus.

    Zitat

    „'Das ist eine Blume'. „

    Das ist nicht mehr nur Sehen. Das ist Geist erkennen, bewerten, bestimmen, das ist für mein Ich-Sehe unwichtig.

    Zitat

    Schönheit wird wahrgenommen, ein angenehmes Gefühl entsteht.

    Mein Geisterkennen meines Verstandes weiß von Blume, Schönheit, Duft, und dieses Geisterkennen erzeugt Gefühle. Diese Begriffe und Gefühle sind nur dann wichtig, wenn ich mit anderen Menschen, die wie ich verstehen, kommuniziere. Ohne Kommunikation bleibt es bei meinem Empfinden.


    Wenn ich für mich in meinem Denken dieses Empfinden mit vergangenen Erfahrungen und Empfindungen kombiniere und damit Gefühle auslöse, sehe ich nicht mehr, nur Gesehenes.

    Gesehenes gelte DIR nur als Gesehenes, Gehörtes nur als Gehörtes, sinnlich Erfahrenes nur als sinnlich Erfahrenes, Erkanntes nur als Erkanntes.

    4 Mal editiert, zuletzt von Qualia ()

  • Zitat

    „Sehen ist nur Sehen, nicht ‚Ich sehe‘“.

    Doch ich sehe, wer sonst? Mein Bewusstsein erkennt das Gesehene. (Form, Farbe, Ort)

    Es ist nicht mein Bewusstsein:

    Zitat

    Ein nicht unterrichteter Weltling betrachtet Bewusstsein als Selbst, oder Selbst als Bewusstsein besitzend, oder Bewusstsein als im Selbst enthalten, oder Selbst als im Bewusstsein enthalten. Auf diese Weise entsteht die Persönlichkeitsansicht. M.109

  • Gedanken scheinen es nicht zu mögen, wenn man sie beobachtet.

    Dann verschwinden sie oder verstecken sich.


    Gestern habe ich nach langer Zeit wieder die Übung "Den Gedanken auflauern" gemacht, eine Form der Vipassana-Meditation.

    Ich saß nach getaner Küchenarbeit im Sessel und richtete meinen Blick auf den Wandteppich.

    Ich war wach und entspannt wie die berühmte Katze vor dem Mauseloch und wartete auf den nächsten Gedanken.

    Warum ?

    Um zu erkennen, woher er kommt (aus der Zimmerecke, meinem Körper, der Wand, der Luft ... ?), wie lange er unverändert präsent bleibt und wohin er verschwindet oder durch was er abgelöst wird ...

    Ich wartete und wartete, aber kein Gedanke kam.

    Und wenn doch mal einer kam, in Form eines Wortes, einer Erinnerung, eines inneren Bildes, verschwand er nach einer Sekunde (wohin ?). Das wache konzentrierte Warten auf den Beginn des nächsten Gedankens führte zu einer minutenlangen wachen Präsenz.

    Eine Präsenz viel intensiver und wacher als meine Standard-Übung, das dritte Jhana.


    Im Nachhinein, muss ich gestehen, war mir das richtig unheimlich und ich bekam kurz Panik, der kleine Krämergeist begann Fragen zu stellen: "Was hast Du getan ? Was wenn Deine Gedanken niemals mehr wiedergekommen wären, wenn Du im Raum ohne Gedanken verloren gegangen wärst ?"


    Erinnerte mich an meine Anfangszeit vor bald vierzig Jahren.

    Der "Sprung" in den "Raum" ohne Gedanken kann äusserst unheimlich und beängstigend sein.

    Weshalb ich lieber in einer Gruppe meditiert habe, da würde man mich dann wohl schon retten, wenn ich verlorenginge ...


    Beim "Auflauern der Gedanken" handelt es sich genau genommen nicht um eine gegenstandslose Meditation, fällt mir gerade auf, sie kann jedoch in eine gegenstandslose Meditation "umschwenken".

  • Gedanken scheinen es nicht zu mögen, wenn man sie beobachtet.

    Dann verschwinden sie oder verstecken sich.

    Der Versuch, Gedanken zu beobachten, bewirkt, dass Gedanken als Fata Morgana, ungreifbare Dinge erscheinen.

    Man versucht, Gedanken zu denken, in dem Glauben, Denken ist gleich Handeln.

    Das Beobachten der Gedanken, sie ergreifen wollen, ist bis zum Erbrechen zu betreiben,

    Zitat

    Doch das Denken der Gedanken ist gedankenloses Denken. Freizeitgestaltung ohne jede Bewegung, Zazen. Gedanken sind gegenstandslos, das ist zu erkennen, ist die Übung des Zen.

    dann erscheint das nur Betrachten der Gedanken, als So-ist-es.


    Gedanken gehen der Handlung voran. Handel ich nach meinen Gedanken oder spreche sie aus, scheibe sie auf, setze ich meine Haut aufs/ins Spiel und werde die Folgen erben.

    4 Mal editiert, zuletzt von Qualia ()

  • Der Meister sagt: Kletter den Fahnenmast hoch und stell dich auf die Spitze.

    Schüler tut, wie ihm gesagt.

    Meister: Und nun gehe einen Schritt voraus.


    Wenn der Schüler nicht erkennt, dass die ausgesprochenen Gedanken des Meisters gegenstandslos sind, also keine Dinge/Hände sind, dann wird er glauben, das Richtige zu tun, einen Schritt nach vorn gehen und sterben.


    Erkennt er seinen Weg, von seinem Annehmen des Meisters bis auf die Spitze des Fahnenmastes, als dem Meister unbedingt folgen, nur das Folgen dessen Gedanken war, wird er befreit von Fremdherrschaft und ist mit jedem Menschen auf Augenhöhe.

    Der Schüler stirbt auf jeden Fall, geht er keinen Schritt, nur er, geht er nicht, stirbt auch der Meister.