Mitgefühl auch für Mörder?

  • void:


    Die RAF Terroristen entsagten ihrem ganzen bürgerlichen Leben, gaben Heim, Familie, Hobbies und jegliche Sicherheit auf. Weil sie das Gefühl hatten, nicht ihren egoistischen Bedürnissen nachgehen zu dürfen, sondern der Gesellschaft zu dienen.Sie hatten damals dauernd die Bilder von sterbenden, napalmverbrannten Kindern im Kopf und versuchten die imperialistische Maschinerie, die dort Kinder töte, zu stoppen. Bei Terroristen handelt sich also um ursprünglich idealistisch und verantwortungsvoll denkende Menschen. Der grosse Unterschied ist der, dass sie an einem bestimtmen Punkt beschliessen, das das Ziel so hehr ist dafür zu sterben und zu töten.


    Werter Void,
    normalerweise schätze ich Deine posts- aber Dein RAF-Loblied kann ich nicht teilen. Die Bader-Meinhof-Bande glaubte wie andere Revoluzzer, daß nur sie die Welt retten können. Die Bilder der Napalm-Opfer hatte auch ich im Kopf, trotzdem zog ich meinen Beruf durch und mußte durch eine Bombendrohung selbst spüren, wie diese Terrroristen " selbstlos " handeln. Dann erlebte ich einen Banküberfall bei unserem Institut, wo es zum Glück keine Verletzten gab- auch das waren sie...Und wenn sie Schleyer, Buback und Co. töteten, was hat das bitteschön mit den Amis zu tun? Die warfen doch das Napalm, die waren in Vietnam. Hätten sie mit Arbeitern gesprochen, wären sie vielleicht aus ihrem Wahn erwacht...Taten sie aber nicht, die waren abgehoben in ihrem Rausch, die Welt zu retten.
    Die waren kein bißchen besser als die Amis, die selben sind heute die Taliban.


    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Gibt es da nicht eine Geschichtge von Buddha wie er dem Mörder begegnet der schon 999 Menschen umgebracht hat, und der nun als 1000. Menschen Buddha umbringen will? Hier sind doch sicher ein paar Schriftgelehrte, welche diese Stelle leicht aus dem Hut Zaubern können. Ich glaube die Stelle kann vielleicht einen Weg weisen, wie das mit Mitgefühl mit Massenmördern ist.

  • Danke Kusala, diese Stelle habe ich gemeint.


    Es fällt mir schwer dem Massenmörder von Norwegen zu wünschen, er möge einem " Buddha " oder Wesen begegnen, durch dessen Begegnung dieser Massenmörder anfangen kann, ein neues besseres Leben anzufangen. Buddha hat das geschafft. Ich könnte dem Massenmörder sicherlich nicht so jemand sein. Da würde ich mich wohl masslos überschätzen.
    Wenn ich mich wirklich auf das Geschehene einlassen würde glaube ich, dass ich erher Dinge wie Entsetzen, Abscheu, Ekel vielleicht auch Rache und am Ende vieleicht auch Hass für den Massenmörder empfinden würde. Aber da will ich nicht hinschauen. Ich habe schon etwas wie Hass und sicher schon oft Rache empfunden. Das ist nicht schön. Lieber konzentriere ich mich jetzt gleich auf meine Reisevorbereitungen und angenehmere Dinge.

  • Zitat

    TMingyur: Ich denke es, dass die "Idee" im Mahayana, auf welches ich mit "in bestimmten buddhistischen Kreisen" natürlich angespielt habe, wiederum zum entscheidenden Momentum wird.


    Für was oder wen?


    Zitat

    TMingyur: "Ideen" zeichnen sich dadurch aus, dass der der darauf seinen Weg gründet, von bloßen Gedanken abhängt und deswegen unentwegt diese bloßen Gedanken verteidigen muss. Jeder Gedanke, der nicht konform geht, erscheint sofort als Bedrohung.


    Wer denkt denn bitte diese Deine Dir gehörige "Idee" ?


    Zitat

    TMingyur: Deswegen gehen Ideen notwendigerweise mit Anhaftung an Ansichten einher. Ansichten sind ja nichts anderes als Ideen.


    Nicht grundsätzlich nein;
    doch in diesem statischen Kontext hier,
    Nein.
    weil es einerseits auch eine Frage der Eigendynamik des selbst befreiten 'Geistes' ist,
    andererseits darf man hierbei Ansicht durch intuitives verstehen nicht mit Ideen als Ansichten gleichsetzen noch vertauschen.
    Auch nicht mit Erkenntnistheorie und Empirismus/Sensualismus.
    Es sind alles nur vorläufige modellierte ineinander greifende Konzepte [Sravakayana Pratyekayana Bodhisattvayana].


    Zu:

    Zitat

    TMingyurDen hartnäckigsten Dogmatismus habe ich auf dem Gebiet des Vajrayana vorgefunden.


    Was dann auch zudem folgende weiterführende Aussage im nächsten quote entwertend impliziert.
    Im übrigen fühlt sich kein Teil meines derzeitigen Seins bedroht oder angegriffen wie von Dir Ideenhaft empirisch angenommen u. fälschlich dargestellt.
    Das nur vorweg für eventuelle Versuche die in diese Richtung gehen [können]?
    Nicht etwa das ich hier egozentrisch erscheine es ist lediglich eine Antwort auf Deine Dich selbst betreffende verallgemeinernde Motivationsunterstellung.

    Aber ne` nette Arbeitshypothese für ne` one man show.


    Zitat

    TMingyur: Bei Erfahrung ist dies ganz anders. Wird Erfahrung ausgedrückt geschieht dies zwar auch über das Medium von "Idee" und "Worten", aber gegenläufige Ideen werden werden nicht als Bedrohung wahrgenommen. Warum? Weil da die Erfahrung ist welche durch bloße Idee nicht erschüttert werden können.


    Ließe man das Induktion & Abduktionsproblem außen vor,
    könnte das fast tatsächlich stimmen.
    Stimmt jedoch nicht !
    Es sei denn man unterliegt dem eigenen Subjektivismus!?


    añjalī अञ्जलि
    Dorje Sema


  • TMingyur:


    Ich denke es, dass die "Idee" im Mahayana, auf welches ich mit "in bestimmten buddhistischen Kreisen" natürlich angespielt habe, wiederum zum entscheidenden Momentum wird. "Ideen" zeichnen sich dadurch aus, dass der der darauf seinen Weg gründet, von bloßen Gedanken abhängt und deswegen unentwegt diese bloßen Gedanken verteidigen muss. Jeder Gedanke, der nicht konform geht, erscheint sofort als Bedrohung. Deswegen gehen Ideen notwendigerweise mit Anhaftung an Ansichten einher. Ansichten sind ja nichts anderes als Ideen.


    In dem Augenblick, in dem eine Lehre sprachlich fixiert wird, befinden wir uns im Bereich der Begriffe/Konzepte (das was du "Ideen" nennst). Von diesem Augenblick an kann die komplette Lehre - und nicht nur ein Begriff wie "Mitgefühl" - Gegenstand der intellektuellen Anhaftung werden. Auch der Buddha-Dharma ist in seiner sprachlich fixierten Form lediglich eine Ansammlung von Gedanken - eine Ansicht. Er ist eine Lehre, die zur Überprüfung einlädt, damit aus Konzepten Erfahrungen werden können. Jedesmal jedoch, wenn über die Lehre "geredet" wird, befinden wir uns ausschließlich im Bereich der Begriffe und Ansichten. Und über die lässt sich jederzeit trefflich streiten.


    LG
    Onda

  • Onda:

    Auch der Buddha-Dharma ist in seiner sprachlich fixierten Form lediglich eine Ansammlung von Gedanken - eine Ansicht. Er ist eine Lehre, die zur Überprüfung einlädt, damit aus Konzepten Erfahrungen werden können. Jedesmal jedoch, wenn über die Lehre "geredet" wird, befinden wir uns ausschließlich im Bereich der Begriffe und Ansichten. Und über die lässt sich jederzeit trefflich streiten.


    LG
    Onda


    Nein so ist es nicht. Aber du bestätigst mit deiner Sichtweise, dass du dich auf der Ebene bloßer Gedankenaktivität befindest.



    Grüße
    TM

  • Onda:

    Jedesmal jedoch, wenn über die Lehre "geredet" wird, befinden wir uns ausschließlich im Bereich der Begriffe und Ansichten. Und über die lässt sich jederzeit trefflich streiten.


    Das ist allerdings nicht notwendigerweise so.
    Man kann auch ganz einfach über die Lehrreden
    des Buddha reden und verstehen was gemeint ist,
    wobei dieses Verstehen mehr oder weniger sein kann.

  • accinca:


    Man kann auch ganz einfach über die Lehrreden
    des Buddha reden und verstehen was gemeint ist,
    wobei dieses Verstehen mehr oder weniger sein kann.


    Nicht nur mehr oder weniger: vor allem anders.


    LG
    Onda

  • Onda:
    accinca:


    Man kann auch ganz einfach über die Lehrreden
    des Buddha reden und verstehen was gemeint ist,
    wobei dieses Verstehen mehr oder weniger sein kann.


    Nicht nur mehr oder weniger: vor allem anders.


    Anderes als was?

  • accinca:
    Onda:

    Nicht nur mehr oder weniger: vor allem anders.


    Anderes als was?


    Das Verstehen kann anders/verschieden sein.
    LG
    Onda

    • Offizieller Beitrag
    crazy-dragon:


    Werter Void,
    normalerweise schätze ich Deine posts- aber Dein RAF-Loblied kann ich nicht teilen. Die Bader-Meinhof-Bande glaubte wie andere Revoluzzer, daß nur sie die Welt retten können. Die Bilder der Napalm-Opfer hatte auch ich im Kopf, trotzdem zog ich meinen Beruf durch und mußte durch eine Bombendrohung selbst spüren, wie diese Terrroristen " selbstlos " handeln. Dann erlebte ich einen Banküberfall bei unserem Institut, wo es zum Glück keine Verletzten gab- auch das waren sie...Und wenn sie Schleyer, Buback und Co. töteten, was hat das bitteschön mit den Amis zu tun? Die warfen doch das Napalm, die waren in Vietnam. Hätten sie mit Arbeitern gesprochen, wären sie vielleicht aus ihrem Wahn erwacht...Taten sie aber nicht, die waren abgehoben in ihrem Rausch, die Welt zu retten.
    Die waren kein bißchen besser als die Amis, die selben sind heute die Taliban.


    Der Kontext des Threads ist ja, wie man mit solchen Menschen Mitgefühl haben kann. Also den Blick gerade nicht auf die Aspekte zu richten, in denen sie sich in ihrer Vernageltheit und Radikalität und Herzlosigkeit ganz von uns unterscheiden, sondern auf ihre eigene Motivation. Und die war glaube ich durchaus auf die USA gerichtet und bildete sich ein im Namen der "Verdammten dieser Erde" zu sprechen. bei dem Versuch liefere ich doch notwendigerweise eine verzerrte Sicht. Denn man braucht schon eine sehr verzerrte Sicht, um sich da einfühlen zu können. Ginge es in dem Thread darum, wie um Himmels Willen man Mitgefühl mit Stalin, Saddam Hussein oder gaddafi haben kann, müsste man den Windungen ihrer Verblendungen folgen und irgendwo ganz drinnen in der Schnecke ein fühlendes Wesen entdecken, das auf verbelndete Weise Gut mit Böse, Glück mit Verderben verwechselt.


    Irgendwo schwirrt bestimtm auch eine Sicht von Kissinger herum, für den der Einsatz von Napalm in Vietnam wahrscheinlich selbstlos war. Die unagenehme Nebenwirkung eines Medikaments ist, mit dem ein armes Land vor der schrecklichen Bedrohung durch den Kommunismus und seine Gulags gerettet werden kann. Auch Kissinger sah sich als ein Opfer, das sich deswegen berechtigt fühlte, zu allen nur denkbaren Waffen zu greifen. Irgendwie war die RAF also sehr selbst das wogegen sie kämpfte.


    Das geht natürlich auch bei den Taliban. In ihrer Selbstsicht, handelt es sich um eine Gruppe von Koranschüler, die in einem bürgerkrieggeblagten Land versuchten Tugend durchzusetzten. Ihre ersten Handlungen waren Aktionen gegen Vergewaltiger die bis dahin straflos wüten konnten. Eben weil sie zunächste eine der wenigen Gruppen waren, die nicht zügellos und korrupt, sondern prinzipientreu , gradlinig und verlässilich waren , wurde ihnen bekamen sie von der Bevölkerung Zuspruch. In Nordpakistan sind die mit den Taliban verbundenen Koranschulen einige der wenigen institutionen, die ein funktionierendes Sozialsystem bieten können und den Kindern in den Koranschulen Lesen, Schreiben (und Frauenhass + Selbstmordattentate ) beibringen. So eine Besvhreibung hilft zu verstehen, wie sich ein Talib womöglich selbst sieht. Das ist aber natürlich auch eine sehr Verzerrte Sicht, weil eben da die komplemntäre Sicht der Opfer von Unterdrückung, Verstümmleung, Mord und Indoktrination fehlt. Die Opfersicht ist viel richtiger als die Tätersicht aber nicht so sehr dazu geeignet sich in den Täter einzufühlen.

  • Onda:
    accinca:


    wobei dieses Verstehen mehr oder weniger sein kann.


    Onda:


    Nicht nur mehr oder weniger: vor allem anders.


    Anderes als was?


    Onda:


    Das Verstehen kann anders/verschieden sein.


    Das ist schon klar aber das meinte ich ja mit "mehr oder weniger" schon.

  • TMingyur:

    . Aber du bestätigst mit deiner Sichtweise, dass du dich auf der Ebene bloßer Gedankenaktivität befindest.


    Wenn man sich mit anderen erfolgreich unterhalten will, ist das keine schlechte Ebene!
    Auf welcher Ebene bewegst du dich denn, wenn du hier in die Tasten haust?


    LG
    Onda

  • Zitat

    Es fällt mir schwer dem Massenmörder von Norwegen zu wünschen, er möge einem " Buddha " oder Wesen begegnen, durch dessen Begegnung dieser Massenmörder anfangen kann, ein neues besseres Leben anzufangen


    Grade so einem ist es doch zu wünschen. Für einen Heiligen ist die Lehre total sinnfrei. Die Werkstatt nutzt nur dem kaputten Auto ^^