Inneren Schweinehund "töten"

  • Hi,


    nun ich habe ein Problem. Ich meditiere kaum, bzw. sehr sehr kurz. Mein "Ich" lässt sich immer neue Ausreden einfallen, damit ich nicht meditieren soll.
    Mein "Ich" meint immer noch, dass ich lieber lernen sollte. Ihn Büchern würde so viel Weisheit stecken und lesen wäre besser als meditieren.


    Wie kann ich mein "Ich" bzw. meinen faulen, inneren Schweinehund endlich überreden, mich endlich hinzusetzen??!!
    Das darf doch nicht so schwer sein xD


    LG

    »Es gibt nur eine falsche Sicht:
    Der Glaube, meine Sicht ist die einzige richtige.« (Nagarjuna)

  • Moin Japanfan,


    Japanfan:

    Wie kann ich mein "Ich" bzw. meinen faulen, inneren Schweinehund endlich überreden, mich endlich hinzusetzen??!!
    Das darf doch nicht so schwer sein


    Gar nicht, Japanfan, gar nicht. :D



    Schon dein Ansatz ist falsch. Mein "Ich" lässt sich Ausreden einfallen. Wenn ich das schon höre. Du hast also ein Ich. Wovon träumst du eigentlich Nachts??
    Du lässt dir Ausreden einfallen. Du drückst dich vor dem meditieren und liest lieber. Na und? Steh dazu und mach es. Und wenn dir Meditieren, was immer du auch darunter verstehst, wirklich wichtig ist, wirst du es schon tun.
    Und lass endlich dein sogenanntes Ich in Ruhe.


    Liebe Grüße
    Ji'un Ken

  • Japanfan,


    das Problem habe ich auch. Ich habe eine ganze Weile gar nicht meditiert, mit den üblichen Ausreden "zu müde", "keine Zeit", "bin gerade nicht in der Stimmung"...


    Momentan arbeite ich mit einem Timer, stelle diesen auf 20 Minuten und sage mir "das werde ich wohl schaffen". Wenn ich beim Meditieren abschweife à la "Ach das bringt doch alles nichts, ich denke an alles nur nicht an meinen Atem" mache ich mir bewusst, dass der Timer tickt, dass ich mich bewusst dafür entschieden habe, für diese Zeitspanne achtsam meinen Atem zu beobachten, und versuche mich wieder auf den Atem zu konzentrieren. Ein-aus. Ein-aus.


    Funktioniert mal mehr mal weniger. Aber ich bin zuversichtlich, dass auch hier die Übung den Meister macht. Vielleicht möchtest du es auch erst mal mit 5 oder 10 MInuten versuchen?


    So wäre es quasi ein Kompromiss mit dem Schweinehund - er gibt eine kurze Zeit Ruhe und dann darf er wieder rummeckern. Und bis dahin ist es schon rum. :grinsen:


    HTH.


    Viele Grüße
    Lotusbluete

  • Japanfan:


    Wie kann ich mein "Ich" bzw. meinen faulen, inneren Schweinehund endlich überreden, mich endlich hinzusetzen??!!


    Wie kann man als Herausforderer bei einem Boxkampf den amtierenden Champion dazu überreden, aufzugeben oder gar so zu tun, als wäre er K.O um selbst den Kampf zu gewinnen, wenn es doch für diesen Champion das Größte ist, eben Champion zu sein?
    Er wird dir nichts schenken und sich auf keine Kompromisse einlassen(wie z.B wenn ich jetzt mach was du sagst, lässt du mich gleich in ruhe meditieren.)und ist unbestechlich.
    Kennst du die 4 großen Kämpfe bzw. den sechsten Teil des Achtfachen Weges?


    Zitat

    Das darf doch nicht so schwer sein


    Die schwere der Karmalast ist hart aber fair.

  • Ji'un Ken:


    Schon dein Ansatz ist falsch. Mein "Ich" lässt sich Ausreden einfallen. Wenn ich das schon höre. Du hast also ein Ich. Wovon träumst du eigentlich Nachts??


    Findest du, das man Arhats belehren müsste? Weil lediglich der Arhat hat kein Ich mehr. Du aber behauptest, da hat jemand kein Ich, obwohl er doch gerade beschrieben hat, dass er ein Ich, einen inneren Schweinehund hat, der ihn davon abhält die Übung zu üben, die ja gerade dazu da ist, dieses Ich, diesen Hund entgegenzuwirken. Selbstverständlich wehrt sich da der innere Schweinehund, wenn man ihn an den Kragen will.

  • Ji'un Ken:


    Mein "Ich" lässt sich Ausreden einfallen. Wenn ich das schon höre.
    Ji'un Ken


    _()_ Ji´un Ken-san:


    Klar hat jeder ein " Ich "- er schreibt es ja in "...Du schreibst ja auch: Wenn ich das höre... :P Also dürfte ihm bewußt sein, daß das Ich illusorisch ist und unbeständig. Das Ich erschafft unser Geist und der verarscht hier Japanfan. Und dann gibt es das Buddhawesen.


    @ Japan-fan-san: Nicht überlegen, einfach tun. Und ich wünsche Dir nicht, daß Du noch so viel leiden musst, daß es Dich einfach aufs Kissen zieht...
    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

  • Sitzen ist nicht alles.
    Im Gegenteil.
    Man wird eher zu Sitzen hingezogen, wenn
    man den ganzen Tag sich der Aufmerksamkeit widmet.
    Dann ist der "gefühlte" Unterschied nicht so groß.


    Es gibt Leute die den ganzen Tag Wein trinken,
    wenn dann ein Glas Wasser serviert wird, rümpfen sie die Nase.

  • Japanfan:

    nun ich habe ein Problem. Ich meditiere kaum, bzw. sehr sehr kurz. Mein "Ich" lässt sich immer neue Ausreden einfallen, damit ich nicht meditieren soll. Mein "Ich" meint immer noch, dass ich lieber lernen sollte. Ihn Büchern würde so viel Weisheit stecken und lesen wäre besser als meditieren. Wie kann ich mein "Ich" bzw. meinen faulen, inneren Schweinehund endlich überreden, mich endlich hinzusetzen??!! Das darf doch nicht so schwer sein xD


    Ist es aber. Leider. Ich kenne das. Darüber zu schmunzeln fällt mir auch schwer.


    Wie sieht es denn bei Dir mit den Übungen aus, welche die Meditation vorbereiten (und unterstützen) sollen?


    Gruß, :)

    Einmal editiert, zuletzt von Mirco ()


  • Ich versuch mal eine ehrliche Antwort zu geben mit der ich leben kann. Es sind nur Worte, Worte die Ermutigung sein sollen, auch wenn sie vielleicht nicht so rüberkommen, weil etwas "Er-Greifbares" erwartet wird. Das Zaubern von (anderen) Illusionen will ich anderen überlassen.
    Ignoriers einfach, wenn's dich (ver-)stört.



    Lernen ist okay. Meditieren ist okay. Nicht-Lernen ist okay. Nicht-Meditieren ist okay. Leben ist okay. Sterben ist okay.
    Womit soll man sich nur in der kurzen Zeitspanne zwischen Geburt und Tod beschäftigen? Neben all dem blöden zeitfressenden Kram wie Arbeit, Familie, Essen, Trinken, Schlafen, aufs Klo gehen, sich waschen ...?
    Warum also nicht Steine polieren?
    Steine polieren ist okay, so lange du nicht vergisst, dass so intensiv du einen Stein auch polierst, er nie zu einem Diamanten wird.


    Das ist die Ausgangslage ... was wirst du also tun?


    Huiko zu Bodhidharma: Meister zeig mir wie mein Geist zu Ruhe gebracht werden kann.
    Bodhidharma zu Huiko: Gut, bring mir deinen Geist.
    Huiko zu Bodhidharma: Meister, ich kann meinen Geist nicht finden.
    Bodhidharma zu Huiko: Das war die Beruhigung des Geistes.
    8)

  • Es heißt: Dann ist dein Geist also ( bereits ) beruhigt ( ruhig ).

  • Onyx9:

    Es heißt: ....


    "Es heißt" ist nicht authentisch. Ich schrieb "eine ehrliche Antwort mich der ich leben kann" ;)

  • Ok, danke für eure Antworten...


    Ja, ich weiß, dass das "Ich" eine Illusion ist... hilft mir aber nix, solange ich an diesem "Ich" anhafte...


    Vllt. sollte ich vor der Meditation eine "Vorübung" machen..mich einfach hinlegen und "meinen " Körper fühlen... So klappt es möglicherweise besser.
    Ich werd's ausprobieren... :)


    LG

    »Es gibt nur eine falsche Sicht:
    Der Glaube, meine Sicht ist die einzige richtige.« (Nagarjuna)

    • Offizieller Beitrag

    Es ist ja eigentlich ein grosser Witz:


    Die innere Unruhe ( das Getriebensein von so vielen Impulsen) , die dazu führt das man nicht meditieren will, ist ja gerade etwas was sich durch das Meditieren legt.


    Wenn ich keine Lust auf meditieren habe, dann denke ich mir


    "Mal wieder zu durstig zum Trinken
    Mal wieder zu müde zum Schlafen
    Mal wieder zu Krank um Medizin zu nehmen.
    Mal wieder zu dreckig zum waschen!"


    Und dann fühle ich mich einen Augenblick strohdumm. und meditiere .. oder eben nicht.

  • Lieber Japanfan,


    wenn Du keine Lust hast formale Meditation zu üben, dann tu es auch nicht. Mache das, wonach Dir ist. Wenn Du gerade lesen willst, dann lese halt.
    Wenn Du was tun willst, dann kannst Du Achtsamkeitspraxis üben. Das geht immer und überall.
    Oder: Bewegst Du Dich gerne? Dann kannst Du über Bewegung etwas über Dich erfahren. Das ist sehr effektiv und direkt.
    Das geht mit allen Bewegungsarten, auch beim Spazierengehen, beim Staubsaugen …


    Es geht nicht um stundenlanges Sitzen …


    Liebe Grüße
    Knochensack

  • GaliDa68:

    Es geht nicht um stundenlanges Sitzen …


    Ja und nein.


    Ja, weil ein Stein durch Polieren nicht zu einem Diamanten wird.


    Nein, weil die Erfahrung der Rebellion von "ich" grade am Anfang sehr lehrreich ist und man die entsprechenden Formationen idR beim Sitzen am klarsten erkennen kann.

  • Ich würde dir jetzt den Rat geben, dass du dich einbisschen mehr mit dem Buddhismus befasst. Suche dir Themen raus, die dir liegen.
    So baust du eine Brücke auf, den Buddhismus besser anzunehmen.
    Du musst ja nicht von der ersten Stunde an "Super-Buddhist" Nr.1 sein.
    Das ist ja auch gar nicht nötig und würde nicht den Lehren des Buddha entsprechen.
    Jeden Tag oder nur ein oder zwei mal die Woche einbisschen was in dieser Richtung machen.

    Der Zen-Buddhismus greift die Lehren des Buddha auf um sie dann wider zu verwerfen.
    Für einen Schüler ist der lehrreichste Meister er selbst.
    "Ich bin der Geist, dein Freund. Warum hälst du Ausschau nach jemand anderem?" ( Rumi, ein Sufi)


  • Mach einfach was dir Spaß macht. In dem Alter (du bist ja noch sehr jung) sollte man sich einfach freien Lauf lassen. :)

  • Nightrainmonk:

    Überhaupt wird das Sitzen überschätzt.


    Nun ja, der historische Buddha hat sein Leben lang immer wieder gesessen.
    Wenn auch nach seinem Erwachen nur noch zur Erholung.
    Vorher um die Dinge zu durchschauen, wie sie denn wirklich sind.
    Auch seine letzte "Handlung" war Meditation.



  • Japanfan:

    Wie kann ich mein "Ich" bzw. meinen faulen, inneren Schweinehund endlich überreden, mich endlich hinzusetzen??!!
    Das darf doch nicht so schwer sein xD


    Kamma spielt eine Rolle. Es hängt aber auch sehr davon ab, wie gut die fünf Tugenden befolgt werden.


    Das Verhalten im Alltag hat nämlich (natürlich) direkten und intensiven Einfluß auf die Vorgänge im Geist.


    So werden geistige Vorgänge ausgelöst und verstärkt, die dem Ruhigwerden im Wege stehen (nīvaraṇa, Hemmnisse), wenn


    • Lebewesen töten oder verletzen
      --> Gier, Lust, Anhaftung, der “Ich will das”-Geist (kāma-chanda)
      .
    • Nehmen, was nicht gegeben wurde, im Sinne von stehlen
      --> Hass, Abneigung, der “Ich will das nicht”-Geist (vyāpāda)
      .
    • Sexuelles Fehlverhalten, das einen selbst oder andere verletzt.
      --> Dumpfheit und Trägheit (thīna-middha)
      .
    • Gebrauch von Luegen, groben Worten, Tratsch, Hetze
      --> Rastlosigkeit, Schuldgefähle, Reue, Angst (uddhacca-kukkucca)
      .
    • Drogen oder Alkohol konsumieren --> Zweifel (vicikicchā)



    Das persönliche Verhalten im Hier und Jetzt bestimmt also über unsere Zukunft


    Übt man hingegen im Alltag 'richtiges' Verhalten, so wird der Geist ruhiger & ist vorbereitet für die formelle (Sitz-)Meditation.




    Gruß, :)

  • Kusala:

    Nun ja, der historische Buddha hat sein Leben lang immer wieder gesessen.
    Wenn auch nach seinem Erwachen nur noch zur Erholung.


    Die Geburtsstunde des Wellness-Buddhismus...

  • Nightrainmonk:
    Kusala:

    Nun ja, der historische Buddha hat sein Leben lang immer wieder gesessen.
    Wenn auch nach seinem Erwachen nur noch zur Erholung.


    Die Geburtsstunde des Wellness-Buddhismus...


    Und wider einmal wurde ein völlig sinnfreier neuer Markt geschaffen.
    Wellness-Buddhimus, ein sehr gefährlicher Begriff, der dem Inhalt der Lernen sehr schaden kann/wird.
    Fehlen noch diese spirituellen Amateur-Autoren, die glauben, sie seien das Alpaha und Omega und müssten der Menschheit ihren geistlichen Ergüsse auf dem Silbertablett servieren.

    Der Zen-Buddhismus greift die Lehren des Buddha auf um sie dann wider zu verwerfen.
    Für einen Schüler ist der lehrreichste Meister er selbst.
    "Ich bin der Geist, dein Freund. Warum hälst du Ausschau nach jemand anderem?" ( Rumi, ein Sufi)


  • Der innere Schweinehund ist der Verstand,
    welcher sich zu etwas gezwungen fühlt.
    Mach es frei-willig


    LG

    Es ist eine wahre Schmach und Schande, daß wir Christen wie blinde Hühner umhergehen und nicht erkennen, was in uns ist und davon gar nichts wissen.
    Johannes Tauler

  • Askan:

    Und wider einmal wurde ein völlig sinnfreier neuer Markt geschaffen.
    Wellness-Buddhimus, ein sehr gefährlicher Begriff, der dem Inhalt der Lernen sehr schaden kann/wird.
    Fehlen noch diese spirituellen Amateur-Autoren, die glauben, sie seien das Alpaha und Omega und müssten der Menschheit ihren geistlichen Ergüsse auf dem Silbertablett servieren.


    Lieber Askan,


    du hast, glaube ich, die Ironie nicht verstanden, weil du noch nicht so lange hier bist: es geht darum, dass einige hier sehr schnell mit dem Vorwurf des Wellness- bzw. Wohlfühl-Buddhismus kommen, wenn ihre Vorstellungen von 'reiner Lehre' in Zweifel gezogen werden.

  • Ja Nightrainmonk, nachdem Du erwacht bist, darfst Du "genießen" :)
    Bis dahin ist es oftmals harte Arbeit.


    Zitat

    Die Erzählung vom Ziegenhirt
    4. Nachdem sieben Tage vergangen waren, erhob sich der Erhabene aus der Versenkung und ging vom Fuß des Bodhibaumes zum Feigenbaum namens „Ziegenhirt“. Dort am Fuß des Feigenbaumes „Ziegenhirt“ saß er sieben Tage mit verschränkten Beinen, das Glück der Erlösung erfahrend.
    Mahavagga