Schlechte Rede reinigen

  • Liebe Gemeinschaft,


    das Thema gehört vielleicht eher in den Bereich buddhistische Praxis - aber weil ich neu bin und mich erst anfange mich tiefer mit Buddhismus auseinander zu setzen stelle ich es hier her. Meine Frage ist: wie reinige ich "buddhistisch" schlechte Rede? Eigentlich vergeht kein Tag, an dem mir nicht unbedachte, vielfach auch wütende, verletztende Worte über die Lippen kommen. Grade heute sagte ich aus Wut zu jemanden "Glotz mich nicht so blöd an!" Da war pure Wut dahinter, und in dem Moment fühlte ich mich im Recht und in der Position mich gegen einen Angriff zu wehren.l Sehr oft bin ich mir dessen aber gar nicht bewusst, etwas Verletzendes gesagt oder getan zu haben, erst durch das Feedback von aussen wird es mir dann im Nachhinein klar. Ausser immer wieder innerlich und äusserlich um Vergebung zu bitten, das schlechte Gewissen zu bereinigen durch Entschuldigungen habe ich keine anderen Mittel bisher gefunden. Gibt es nicht eine Praxis, wie man schlechte Rede frühzeitig bemerkt und verhindert bzw. wenn sie sich eingestellt hat nachträglich zu reinigen?


    Herzliche Grüße,
    Bibo

  • Das Vajrasattva-Mantra "Om Benza Sato Hum". Eine Möglichkeit erstmal.
    Mit der Zeit ( über Jahre :) ) Achtsamkeit bezüglich der Rede entwickeln. Und sich selber nicht alles so sehr übel nehmen, weil man sich damit nur reinschraubt. Üben heißt auch Fehler zu machen.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Losang Lamo:

    Das Vajrasattva-Mantra "Om Benza Sato Hum". Eine Möglichkeit erstmal.
    Mit der Zeit ( über Jahre :) ) Achtsamkeit bezüglich der Rede entwickeln. Und sich selber nicht alles so sehr übel nehmen, weil man sich damit nur reinschraubt. Üben heißt auch Fehler zu machen.


    Danke Dir! Was bedeutet das auf Deutsch? Die Frage ist vielleicht naiv, aber ich wüsste gerne, was es bedeutet.


    Achtsamkeit der Rede entwickeln heißt, in jedem Moment den eigenen geistigen Hintergrund auf Negativität überwachen, oder?

  • Ja, die Praxis gibt es: meditiere.
    Das macht Dich erstmal ruhig und gelassen.
    Dann bist Du im Außen nicht mehr so auf der Suche nach Annahme
    und kämpfst nicht gegen Ablehnung oder die Deutung von Ablehnung.
    Du wirst immer sicherer in Dir und bewahrst einen klaren Geist.

  • Onyx9:

    Ja, die Praxis gibt es: meditiere.
    Das macht Dich erstmal ruhig und gelassen.
    Dann bist Du im Außen nicht mehr so auf der Suche nach Annahme
    und kämpfst nicht gegen Ablehnung oder die Deutung von Ablehnung.
    Du wirst immer sicherer in Dir und bewahrst einen klaren Geist.


    ... besteht dabei nicht die Gefahr, total ich-bezogen zu werden? Ich meine, wenn ich nur noch dahocke und mich mit mir selber beschäftige...
    Warum überhaupt sich mit der Selbstsuche beschäftigen?
    Ich möchte doch in Einklang sein, Konflikt mit der Umwelt auflösen, muss ich da nicht in besonderem Maße nach der Umwelt schauen und weniger auf mich. Wenn ich mich da in der Mediation auf mich selber zurückziehe, verstärke ich dann nicht erst recht meine Isolation und Selbstbezogenheit?

  • bibo:
    Losang Lamo:

    Das Vajrasattva-Mantra "Om Benza Sato Hum". Eine Möglichkeit erstmal.
    Mit der Zeit ( über Jahre :) ) Achtsamkeit bezüglich der Rede entwickeln. Und sich selber nicht alles so sehr übel nehmen, weil man sich damit nur reinschraubt. Üben heißt auch Fehler zu machen.


    Danke Dir! Was bedeutet das auf Deutsch? Die Frage ist vielleicht naiv, aber ich wüsste gerne, was es bedeutet.


    Achtsamkeit der Rede entwickeln heißt, in jedem Moment den eigenen geistigen Hintergrund auf Negativität überwachen, oder?


    Hm, es heist so viel wie: "Om Vajasattva Hum"


    Om = der kosmische Laut = wenn man alle Schwingungen des gesamten Alls zusammen hören würde, wie das Summen eines Bienenkorbs, ergäbe sich ein Laut wie "Aum" oder "Om".


    Vajrasattva ist eine reinigende tibetisch-buddhistische "Gottheit". Dies ist sein kurzes Mantra und er wird auf tibetisch "Benzasato" ausgesprochen. http://www.tibet.de/fileadmin/…-2001-08-tn-reinigung.pdf


    Hum = Aussprache: Hung = soweit ich weiß, heißt es sowas wie "Herz". Oder auch: Geist des Buddha.


    Im Ganzen verstehe ich das Mantra so: Überall ist Vajrasattva und im Herz. Äh, das ist aber meine persönliche Übersetzung. :oops:
    Hier steht auch viel über Mantras und deren Bedeutung, auf Englisch: http://www.wildmind.org/mantras

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:



  • Wenn ich das richtig lese ist es eine Selbstreinigung durch Vertrauen oder Glauben an Buddha, oder? Es wird mir also nicht von aussen, von einer höheren Autorität verziehen sondern Kraft meines Vertrauens in die "Wirksamkeit" Buddhas reinige ich mich selbst. Sind denn Mantras so eine Art Selbstsuggestion, Selbstreinigung?



  • man beschäftigt sich ja in der mediation nicht mit sich selbst,
    weder ist man mit seinen gefühlen am schaffen, noch mit seinen gedanken.
    man beobachtet das wesen des entstehen und vergehens.
    und so kann man beobachten, wie negativität ( übrigens nicht nur gegen andere, sondern auch gegen sich selbst )entsteht.
    und so wie man sie beobachten kann, so löst sie sich. alles was ins bewusstsein kommt, kann sich lösen.
    in der unbewusstheit verwickelt man sich in seine ablehnenden gedanken und gefühle,
    bis sie dein bewusstsein vereinnamen und schließlich nach "entladung" suchen.
    du schaffst den konflikt indem deine haltung, deine absichten, dein zustand, dein wille konträr zu denen der anderen oder der umwelt ist.
    wir befinden uns in einem grundkonflikt, stets.
    aber es ist typisch für relative neulinge, daß sie so gut wie möglich sein wollen; sie scheitern aber bald an ihrem anspruch.
    aus einem friedfertigen geist entsteht das wirklich gute. er hat nicht die absicht gut zu sein, sondern ist gut- von natur aus.
    deshalb schau mal wie das geht mit dem befrieden des geistes. kein konflikt mehr-nirgends :)
    viel erfolg !

  • durch mantras- das sind besonders kraftvolle, "heilige" silben, kommt dein geist zur ruhe.
    er beschäftigt sich nicht mehr mit gier und hass. aus der ruhe entsteht vertrauen und güte.
    beides ist reinigend- ja.
    jedesmal wenn du erregt bist und zornig, nimm ein mantra, das dir "liegt".
    wiederhole es solange, bis dein zorn verfliegt.
    das geht oft sehr schnell.


  • Doch was habe ich in der Meditation sonst als Objekt als mich selbst? Alles was mir erscheint, alles worauf ich mich konzentrieren kann ist doch in mir. Teilnahmsloses Beobachten ist auch in mir. Das WSesen von Entstehen und Vergehen kann mir als Gedanke erscheinen, ist es mehr als Gedanke? Negativität, ja, das sind viele schlechte Gefühle, an denen ich länger hafte, die mich irgendwie stören und denen ich Nahrung gebe, weil ich mich so lange damit beschäftige. Alleine das Beobachten und Akzeptieren setzt schon mich voraus. Wer sonst soll beobachten und akzeptieren? Der Wunsch gut zu sein, besser zu werden, einen friedfertigen Geist zu entwickeln, den Geist zu zähmen, alles ist in mir selber. Und auch der Gedanke, es gäbe keinen Konflikt mehr entsteht in mir. So verstehe ich meditieren als eine tiefe Beschäftigung mit mir selbst. Die Möglichkeit mich selbst so umpolen zu können, dass keine Probleme mehr da sind. Und das scheint mir irgendwie komisch. Weil ich glaube ich unterschwellig doch denke, die Erlösung müsste irgendwie von aussen kommen, jemand müsste sie mir gnädigerweise schenken.

  • Doch was habe ich in der Meditation sonst als Objekt als mich selbst? Alles was mir erscheint, alles worauf ich mich konzentrieren kann ist doch in mir.


    Es ist aber nicht Deins und somit nicht aus Dir.


    Teilnahmsloses Beobachten ist auch in mir. Das WSesen von Entstehen und Vergehen kann mir als Gedanke erscheinen, ist es mehr als Gedanke?


    Der Beobachter sieht das Entstehen und Vergehen. Nur geht er diesmal nicht "unter" im Prozess. Normalerweise überdeckt der Prozess den Beobachter,
    wie Wolken den Himmel. Wenn der Prozess zum Sillstand kommt, erkennt der Beobachter mehr oder weniger "sich selbst", im selben Moment wie er gleäutert ist, "verschmilz" er mit seiner Eigennatur, etwas, das bereits da ist. ( Das sind Mahayana-Ansichten )


    Negativität, ja, das sind viele schlechte Gefühle, an denen ich länger hafte, die mich irgendwie stören und denen ich Nahrung gebe, weil ich mich so lange damit beschäftige. Alleine das Beobachten und Akzeptieren setzt schon mich voraus. Wer sonst soll beobachten und akzeptieren?


    Das temporäre Bewusstsein ist mit sich "selbst" beschäftigt.


    Der Wunsch gut zu sein, besser zu werden, einen friedfertigen Geist zu entwickeln, den Geist zu zähmen, alles ist in mir selber. Und auch der Gedanke, es gäbe keinen Konflikt mehr entsteht in mir. So verstehe ich meditieren als eine tiefe Beschäftigung mit mir selbst. Die Möglichkeit mich selbst so umpolen zu können, dass keine Probleme mehr da sind. Und das scheint mir irgendwie komisch. Weil ich glaube ich unterschwellig doch denke, die Erlösung müsste irgendwie von aussen kommen, jemand müsste sie mir gnädigerweise schenken.


    Erlösung kommt nicht von außen oder innen. Das sind Hilfswörter. Vielleicht ist sie Gnade, ja. Karmische Gnade.
    Man kann sich nicht umpolen, sondern schaufelt etwas frei. Die Achtsamkeit/Präsenz räumt etwas beiseite, sie transzendiert die Hindernisse, die Trübungen, die klesha.
    Auch das ist ein bedingter Prozess.

  • bibo:

    Wenn ich das richtig lese ist es eine Selbstreinigung durch Vertrauen oder Glauben an Buddha, oder? Es wird mir also nicht von aussen, von einer höheren Autorität verziehen sondern Kraft meines Vertrauens in die "Wirksamkeit" Buddhas reinige ich mich selbst. Sind denn Mantras so eine Art Selbstsuggestion, Selbstreinigung?


    So ungefähr, ja. :)
    "Selbstsuggestion" klingt irgendwie falsch, aber die Richtung stimmt.
    Es ist keine Höhere Macht im Außen, aber nur man Selbst macht es auch nicht. Mantras haben vom Klang her Kraft und sie helfen beim Loslassen. Deshalb ist man selber nicht so sehr der "Macher" sondern eher der "Loslasser".

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • bibo:

    Meine Frage ist: wie reinige ich "buddhistisch" schlechte Rede?


    Durch Schweigen. Ist erst gemeint und hilft unter Garantie. Jedesmal wenn dich ein Impuls überkommt zu reden, dann schweige. Peu à peu, wenn du dann was sagst, geschieht das wesentlich bewußter und kontrollierter oder vielleicht besser: entspannter. Aber übe dich zunächst im Schweigen, bis du Experte im bedingungslosen Schweigen bist, es virtuos beherrschst.



    Wenn du unter Schuldkomplexen leidest, oder dein Selbst-Bildnis gekränkt ist, weil du dich bereits im Ton vergriffen hast in der Vergangenheit, dann vergiss einfach was vergangen ist. Vergangenheit ist tot. Und fang bloß nicht so rituelle "Sündenvergebungspraxis" oder "Karmareinwaschungspraxis" an, weil du dich damit nur in die Sphäre von zwanghaften Ausweichhandlungen begibst. Beobachte stattdessen besser die Schuldgefühle oder die Kränkung oder Selbst-Vorwürfe, das kann sehr unterhaltsam sein.



    Viel Glück.


    8)

  • Hej bibo,


    du sagst ja selbst, dass du öfters unbewusst reagierst. Darum geht´s: Bewusst werden!


    Den ersten Schritt hast du getan, du hast im nachhinein erkannt zu impusliv und den Umständen enstsprechend überzogen reagiert.
    Was brauchst du also? Antwort: Konzentration und ein schnelles Gewahrsein.


    Beide werden in der Meditation kultiviert. Nichts da mit Selbstbezogenheit, vergiss diesen Unsinn! Es geht gerade darum zu erkennen, dass es da kein Selbst geben kann.


    Wenn du wirklich regelmäßig über einen großen Zeitraum praktizierst, wird deine Warhnehmung messerscharf. Du wirst dir selber transparent sein und rund um die Uhr bescheid wissen was da in deinem Kopf abgeht.


    Du wirst nicht wütend! Da kann manchmal sehr deutlich Wut wahrgenommen werden, aber das hat nichts mit dir zu tun. Du kannst natürlich wie ein Sklave deiner eigenen Triebe und Impulse drauflos brüllen. Aber das muss nicht sein. Du hast immer die Möglichkeit anders zu entscheiden.

    "Zufriedenheit bedeutet, aufzuhören nach ihr zu jagen" "Alles was sich Beobachten lässt, bist nicht du"

  • bibo:

    Wenn ich das richtig lese ist es eine Selbstreinigung durch Vertrauen oder Glauben an Buddha, oder? Es wird mir also nicht von aussen, von einer höheren Autorität verziehen sondern Kraft meines Vertrauens in die "Wirksamkeit" Buddhas reinige ich mich selbst. Sind denn Mantras so eine Art Selbstsuggestion, Selbstreinigung?


    Wieso willst du an Buddha glauben?? Es gitb viele und sie sind keine Götter.


    das haben wir jetzt vom christlichem Denken!!

  • Zitat

    das haben wir jetzt vom christlichem Denken!!


    Was weißt Du mit Deinen 12 Jahren schon vom christlichen Denken … }:-)

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:
    Zitat

    das haben wir jetzt vom christlichem Denken!!


    Was weißt Du mit Deinen 12 Jahren schon vom christlichen Denken … }:-)


    Och, auf »Glauben = Gott = Christebntum« kann man auch drauf kommen, wenn man hier in D einigermaßen normal Kinder- und Jugendliteraturmäßig durchsozialisiert ist.


    Hochachtungsvoll
    Mal Sehen

  • … und dann postet man in einem buddhistischen Forum und belehrt alte Leute. :grinsen:

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • altklug …
    Das kommt sicher von den ganzen iPads und Computern.
    Und mit 15 lassen sie sich schon das erste Mal liften, die Brüste stopfen und die Waden aufpolstern – das wünschen sie sich zu Weihnachten, auch wenn sie Buddhisten sind.
    Bin ich froh, dass ich altbacken bin!

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:

    altklug …
    Das kommt sicher von den ganzen iPads und Computern.
    Und mit 15 lassen sie sich schon das erste Mal liften, die Brüste stopfen und die Waden aufpolstern – das wünschen sie sich zu Weihnachten, auch wenn sie Buddhisten sind.
    Bin ich froh, dass ich altbacken bin!


    Mir ist das egal, solange mir mit unchristlichem Denken auch noch über die Strasse geholfen wird ... aber nur wenn ich auch rüber will und Hilfe dabei benötige :lol:

  • Das kostet dann einen Euro, weil das iPad 541 finanziert werden mag.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Das kostet dann einen Euro, weil das iPad 541 finanziert werden mag.


    :lol: Mich haben neulich so Modegören auf der Strasse angebettelt um nen Euro

  • Doris Rasevic-Benz:

    … und dann postet man in einem buddhistischen Forum und belehrt alte Leute.


    Es gibt halt einige, die bringen schon viel in dieses Leben mit. Andere werden ihr Leben lang kaum Einsichten haben.
    Wie es halt karmisch passt.
    Auch kann man sich mit 12 durchaus schon Gedanken über Gott und die Welt gemacht haben.
    Mit 12 las ich z.B. das erste Mal Siddharta von Hesse und wenn ich meinen Sohn sehe, war der phylosophisch in dem Alter auch schon recht fit.


    Also was ist die Intention von solchen Postings. Was wurde da getroffen?


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