Wenn wir samādhi üben, richten wir unsere Aufmerksamkeit auf das Einatmen und Ausatmen an der Nasenspitze oder der Oberlippe. Dieses „Heben“ des Geistes, um ihn festzumachen, nennt man vitakka* oder „Emporheben“. Wenn wir den Geist so „gehoben“ haben und auf ein Objekt fixiert sind, nennt man das vicāra**, die Kontemplation des Atems an der Nasenspitze. Diese vicāra Eigenschaft mischt sich natürlich mit anderen geistigen Empfindungen und wir könnten dann annehmen, dass unser Geist nicht still ist, dass er sich nicht beruhigt. Aber es ist einfach das Arbeiten von vicāra, wenn er sich mit diesen Empfindungen vermischt. Wenn dies zu weit in die falsche Richtung geht, verliert unser Geist seine Sammlung. Dann müssen wir ihn neu aufstellen und ihn mit vitakka zum Objekt der Konzentration machen. Sobald wir so unsere Aufmerksamkeit etabliert haben, übernimmt vicāra und vermischt sich mit den verschiedenen anderen mentalen Empfindungen.
Weil es uns an Verständnis mangelt, fragen wir uns vielleicht: „Warum wandert mein Geist? Ich will, dass er still ist, warum ist er nicht still?“ Das ist Üben mit Anhaftung. Tatsächlich folgt der Geist einfach seiner Natur und wir vergrößern seine Aktivität noch, indem wir wollen, dass er still ist und denken: „Warum ist er nicht still?“ Abneigung entsteht und wir fügen sie zu allem anderen hinzu, erhöhen unsere Zweifel, vergrößern unser Leiden und verstärken unsere Verwirrung. Wenn also vicāra entstanden ist und auf diese Weise die verschiedenen Geschehnisse im Geist reflektiert, sollten wir es weise betrachten: „Ah, der Geist ist einfach so.“ Da, das ist der, der zu reden weiß, und er sagt euch, dass ihr die Dinge so sehen sollt, wie sie sind. Der Geist ist einfach so. Wir belassen es dabei und der Geist wird friedvoll. Wenn er nicht mehr zentriert ist, nutzen wir vitakka noch einmal, und kurz darauf ist er wieder ruhig. So arbeiten vitakka und vicāra zusammen. Wir benutzen vicāra, um die verschiedenen Empfindungen zu betrachten, die auftauchen. Wenn vicāra sich allmählich zerstreut, „heben“ wir unsere Aufmerksamkeit wieder mit vitakka. Es ist wichtig, unsere Praxis hier ohne Anhaften durchzuführen. Wenn wir sehen, wie vicāra mit den mentalen Empfindungen interagiert, denken wir vielleicht, dass der Geist verwirrt ist und sich diesem Prozess widersetzt. Und genau das ist die Ursache. Wir sind nicht glücklich, weil wir eben wollen, dass der Geist still ist. Die Ursache ist falsche Ansicht. Wenn wir unsere Sicht nur ein wenig korrigieren, verstehen wir diese Aktivität einfach als die Natur des Geistes und genau das reicht aus, um die Verwirrung zu überwinden. Das nennt man „Loslassen“. Wenn wir jetzt nicht anhaften, wenn wir mit „Loslassen“ üben – Losgelöstheit in den Aktivitäten und Aktivitäten innerhalb von Losgelöstheit – wenn wir lernen, so zu üben, dann neigt vicāra natürlich dazu, weniger zu arbeiten. Wenn unser Geist nicht mehr gestört wird, ist vicāra geneigt, den Dhamma zu betrachten, denn wenn wir den Dhamma nicht kontemplieren, zerstreut sich der Geist wieder.
Also entsteht erst vitakka, dann vicāra; vitakka, dann vicāra; vitakka, dann vicāra und so weiter, bis vicāra allmählich subtiler wird. Zunächst geht vicāra überall hin. Wenn wir es einfach als die natürliche Aktivität des Geistes verstehen, stört uns das nicht, solange wir nicht daran anhaften. Es ist wie mit fließendem Wasser. Wenn wir davon besessen sind und fragen: „Warum fließt es?“, dann leiden wir natürlich. Wenn wir verstehen, dass das Wasser einfach fließt, weil es seiner Natur entspricht, dann leiden wir nicht. Vicāra ist auch so. Vicāra folgt auf vitakka und interagiert mit mentalen Empfindungen. Wir können diese Empfindungen als unser Objekt der Meditation nehmen und den Geist beruhigen, indem wir sie bemerken. Wenn wir die Natur des Geistes so begreifen, dann lassen wir los, so wie wir das Wasser fließen lassen. Vicāra wird immer subtiler. Vielleicht tendiert der Geist zur Kontemplation des Körpers oder des Todes oder eines anderen Dhamma-Themas. Wenn das Thema der Kontemplation passt, entsteht ein Gefühl des Wohlbefindens. Was ist das für ein Wohlbefinden? Es ist pīti* (Entzücken). Es kann sich als Gänsehaut, Kühle oder Leichtigkeit manifestieren. Der Geist ist entzückt. Das nennt man pīti. Auch Glück kommt auf, sukha**, das Kommen und Gehen verschiedener Empfindungen; und der Zustand von ekaggatārammaṇa***, Einspitzigkeit.