Du sagtest Du denkst, dass die sieben Betrachtungen miteinander verbunden sind, so dass man alle durchdringt wenn man eine davon durchdrungen hat.
Allenfalls Betrachtung von Leidhaftigkeit, Unzulänglichkeit führt für mich zu Abwendung oder wenigstens Mäßigung. In dem Sinn, dass man zum Beispiel erkennt, etwas verzichtbares bereitet einem jetzt vielleicht Freude, schadet aber jemandem oder reift zukünftig zu etwas leidvollem heran. Aber ich tue mich schwer, zum Beispiel von Vergänglichkeit grundsätzlich zu Abwendung zu kommen, ebenso von Unpersönlichkeit zu Abwendung. Beides könnte in einzelnen Fällen sogar Zuwendung verstärken.
Für mich hängt das eigentlich alles zusammen - z.B. irgendein Objekt weckt das Begehren es zu genießen. Wenn ich das tue kann das Schaden verursachen wie du sagst, also Leiden. Außerdem wird das Objekt vergehen und damit verliere ich das angenehme Gefühl das ich doch so liebe. Damit entsteht Traurigkeit, also wiederum Dukkha. Um die innere Leere auszufüllen die nach dem Verlust entstanden ist suche ich ein anderes Objekt, das Spiel geht von neuem los und hat kein Ende so lange ich in der Zuwendung zum Vergänglichen gefangen bin. Wenn ich das Objekt nicht begehre dann stört es mich nicht wenn es vergeht und ich bewahre mir meinen Frieden. So kommt es durch Einsicht in Leidhaftigkeit und Vergänglichkeit zur Abwendung.
Mit der Unpersönlichkeit ist es so dass es ein Ich braucht das sich an etwas erfreut und dass ein Ich auch die Erfahrung von Leid macht. Ohne Ich keine Freude am Vergänglichen und also auch kein Leid. Und der Körper ist mit der Geburt entstanden und den halte ich für das Selbst. Er bleibt aber nicht so wie ich ihn haben will, er verändert sich und stirbt. Wenn ich also den Körper als ein Selbst annehme bin ich den Leiden unterworfen. Mit der Erkenntnis dass ich in Wirklichkeit nicht der Körper bin, dass das nur eine Identifikation, eine Vorstellung ist, stören mich Veränderung und Tod des Körpers nicht.
Die Tatsache von Vergänglichkeit und Unpersönlichkeit verstärkt die Zuwendung wenn ich mir sage 'das Leben ist kurz und nachher bin ich nicht mehr, lass mich genießen soviel es geht, dann muss ich beim Sterben auch nicht traurig sein weil ich etwas versäumt habe.' Das würde Sinn machen wenn ich davon überzeugt wäre dass der Tod das Ende des Daseins ist. Bin ich aber nicht.
Wenn man dann noch die vier edlen Wahrheiten betrachtet kann immer klarer werden dass Begehren die Ursache von Dukkha ist.
Wo kommt nun die Betrachtung der vier edlen Wahrheiten her? Ist die in einer der sieben Hellblick-Betrachtungen enthalten oder kommt die quasi von außen dazu?
Nach meiner Auffassung hängt in der Lehre alles zusammen so dass ein Lehrinhalt nicht von anderen zu trennen und isoliert zu betrachten ist. Eine dieser sieben Hellblick-Betrachtungen ist die Betrachtung von Dukkha und Dukkha ist auch die erste der vier edlen Wahrheiten. Nach der zweiten edlen Wahrheit ist die Ursache von Dukkha das Begehren, das wird zwar in den sieben Betrachtungen nicht extra angeführt aber die Betrachtungen der Abwendung, Loslösung, Erlöschung und des Fahrenlassens haben eben den Sinn das Begehren aufzulösen, was der Inhalt der dritten edlen Wahrheit ist. Die Übungen des Betrachtens sind wiederum Teil des achtfachen Pfades, der vierten edlen Wahrheit.