"Pali-Wörterbücher", die Übersetzungsnot

  • Ich greife das mal hier auf was Matthias dort http://www.buddhaland.de/viewt…&t=11274&start=30#p209123
    geschrieben hat


    Matthias65:

    Meine kurze Nachfrage bezog sich darauf, dass ich darum bat, Begriffe auf Pali genauer zu erklären. Diese Palibegriffe werden immer wieder auch im Anfängerbereich selbstverständlich benutzt, was ich nicht so sinnvoll finde. Es sei denn 1. man erklärt die Begriffe (mit eigenen Formulierungen) und stellt nicht irgendwelche "virtuelle" Wörterbücher hier ein, 2.die dann auch noch falsche Übersetzungen liefern.


    @ Rufus, ich finde es schon wichtig zu wissen, worüber geredet wird.


    1. Eigene Worte sind meist mit eigenem Erkenntnisstand belegt. Und der muss nicht immer "fortgeschritten" sein. Dazu kommt noch, dass regional manche Worte anders belegt sind, bzw, das Empfinden für dieses Wort anders ist, einen anderen "Geschmack" hat.


    2. Was heißt falsche Übersetzung? Man siehe wann dies übersetzt wurde, welche Sprache damals zugrunde lag und in wie weit die Forschung dahingehend fortgeschritten war.


    Auch lassen sich manche Paliworte nicht so eins zu eins ins deutsche übersetzen. Das gibt unsere Sprache einfach nicht her. Man kann sich nur über Worte annähern. Das meiste wird dann durch die Praxis klar. Folgt man nämlich dem Edlen Achtfachen Pfad kann man zu dem selben Ergebnis wie der Buddha kommen.


    Und wenn man z.B. achtsam "Mitgefühl" und "Mitleid" bei sich selber beobachtet, erkennt man sehr schnell den Unterschied und wenn man sich dann noch die anderen Brahmavihāra anschaut, wird die Sache schnell rund.


    Aber wie gesagt, man beachte wann wurde was übersetzt.


    Nehmen wir auch mal als Beispiel das Wort dukkha. Ist hier schon oft diskutiert worden. So eins zu eins mit "Leiden" ist es nicht zu übersetzen.


    Auch können nicht wegen 1 oder 2 Worte, die man heute vielleicht anders übersetzt ganze Bücher als falsch abgetan werden.
    Natürlich wäre es angenehm, wenn man immer Bücher hätte, die auf dem aktuellen wissenschaftlichen und sprachlichen Stand sind.
    Dafür fehlen ganz einfach fähige Menschen, die auch die Zeit dafür gegeben bekommen in Deutschland. Sprich es scheitert am Dana und die Einsicht zur Notwendigkeit, dass gefördert werden muss. Denn Bücher übersetzt man nicht mal so nach Feierabend oder am Wochenende. Auch das Wissen und die Fähigkeit erlangt man nicht in der Betriebsamkeit des Hauslebens.


    By the way:
    Das Buddhistisches Wörterbuch vom ehrwürdigen Nyanatiloka gehört mit zu den Grundlagenwerken in deutscher Sprache, was die Übersetzung Pali-Deutsch angeht. Daneben gibt es noch das Wörterbuch von Klaus Mylius und "Siebzig Schlüsselbegriffe des Pali-Buddhismus" von Hans W. Schumann.


    ()

  • Sukha:

    Eigene Worte sind meist mit eigenem Erkenntnisstand belegt. Und der muss nicht immer "fortgeschritten" sein. ...Nehmen wir auch mal als Beispiel das Wort dukkha. Ist hier schon oft diskutiert worden. So eins zu eins mit "Leiden" ist es nicht zu übersetzen.


    Kommt eben auf den Erkenntnisstand an. Für mich ist es nicht
    so wichtig ob man es jetzt mit "Leiden" oder mit "Elend" übersetzt.
    Ganz abgesehen davon, das der Buddha lehrte, das die Wesen deswegen
    am Leiden anhangen, weil sie sich am Elend erfreuen. Unerlöst ist
    der vom Leiden.

    Einmal editiert, zuletzt von accinca ()

  • Sukha:

    Und wenn man z.B. achtsam "Mitgefühl" und "Mitleid" bei sich selber beobachtet, erkennt man sehr schnell den Unterschied und wenn man sich dann noch die anderen Brahmavihāra anschaut, wird die Sache schnell rund.


    Brahmavihāra ? Ist es das was die "Tibeter" unter den "4 Unermäßlichkeiten" verstehen (also: Mitgefühl, liebende Güte, Mitfreude, Gleichmut) ?

  • Matthias65:

    Meine kurze Nachfrage bezog sich darauf, dass ich darum bat, Begriffe auf Pali genauer zu erklären. Diese Palibegriffe werden immer wieder auch im Anfängerbereich selbstverständlich benutzt, was ich nicht so sinnvoll finde. Es sei denn man erklärt die Begriffe (mit eigenen Formulierungen) und stellt nicht irgendwelche "virtuelle" Wörterbücher hier ein, die dann auch noch falsche Übersetzungen liefern.


    Mir hat es meist geholfen, die Bedeutung wichtiger Worte über den etymologischen Zusammenhang im Pāḷi und Sanskrit/Vedisch zu recherchieren, mit meiner persönlichen Erfahrung zu vergleichen und mich mit anderen darüber auszutauschen. Dafür stehen mir mehrere virtuelle Nachschlagewerke. Eine bessere Variante fällt mir nicht ein.



    :) Gruß

  • Ich muss sagen, ich beschäftige mich nun schon echt lange mit dem Buddhismus und dem Pali Kanon, aber selbst heute noch vergesse ich die allermeisten Pali Begriffe sofort wieder nachdem ich sie lese. Ja, ich bemerke sogar das ich die Pali Begriffe direkt immer überspringe, wann immer sie irgendwo, irgendwie auftauchen. Das mache ich garnicht mal mit Absicht, aber der Sinn eines Textes erschließt sich mir wohl einfach besser wenn ich nicht jedes Wort zu genau nehme.


    Wenn es heißt das Metta, richtig verstanden und angewandt, den gesamten Weg ebnen kann, dann ist das tatsächlich, in dieser Hinsicht, der einzige Pali Begriff den ich kennen muss.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Sukha:

    Ich schreibe hier dukkha, da dukkha nicht 1 zu 1 mit "leiden" (wie Du ja weißt Onda) übersetzt werden kann.Und in den 4 edlen Wahrheiten geht es um dukkha.Die (seltene) menschliche Existenz besteht nicht nur aus Leiden. Es gibt auch Momente die leidfrei sind und in denen man die Geistesruhe finden kann, um sich überhaupt mit dem Dhamma zu beschäftigen. Deswegen ist eine menschliche Existenz so wertvoll.


    Wenn Dukha nicht mit Leiden übesetzt wird, wie wäre dann die richtige Übersetzung ?
    Im tibet. Buddhismus spricht man von den 3 Arten des Leidens, welche das wieder waren ???

  • Ein aufschlußreicher Kommentar zur Bedeutung von dukkha findet sich bei Analayo "der direkte Weg" S 271-273.


    Am besten wäre es demnach, angesichts der Bedeutungsnuancen mit " Unzulänglichkeit " zu übersetzen oder vielleicht besser unübersetzt zulassen. Weiter unten: "...daß dukkha als Eigenschaft aller bedingten Phänomene nicht unbedingt als Leiden erlebt werden muß- denn zum Leiden braucht es jemanden, der ausreichend anhaftet, um zu leiden."


    Soviel auch zum Thema "Leben=Leiden oder nicht" in dem anderen Thread.


    Liebe Grüße
    Sarvamitra

    "Warum muß eine Sache oder ein Gedanke, um richtig zu sein, unbedingt sein?"
    Mircea Eliade

  • Matthias65:
    Sukha:

    Ich schreibe hier dukkha, da dukkha nicht 1 zu 1 mit "leiden" (wie Du ja weißt Onda) übersetzt werden kann.Und in den 4 edlen Wahrheiten geht es um dukkha.Die (seltene) menschliche Existenz besteht nicht nur aus Leiden. Es gibt auch Momente die leidfrei sind und in denen man die Geistesruhe finden kann, um sich überhaupt mit dem Dhamma zu beschäftigen. Deswegen ist eine menschliche Existenz so wertvoll.


    Wenn Dukha nicht mit Leiden übesetzt wird, wie wäre dann die richtige Übersetzung ?


    ich find "leiden" ganz ok - vielleicht noch: "ständig unbefriedigt sein", daher von seiner Gier getrieben, dieser ausgeliefert zu sein, also erleidend, unfrei.
    Ethymologisch: getrennt sein (sich selbst aus dem Gang der Welt herausnehmend)
    Irgendjemand hat auch hier mal "unrund laufend" gepostet - das muß in irgendeinem Wörterbuch stehen, keine Ahnung, wie die darauf gekommen sind -ich kanns nicht nachvollziehen.

  • sarvamitra:

    Ein aufschlußreicher Kommentar zur Bedeutung von dukkha findet sich bei Analayo "der direkte Weg" S 271-273.
    "...daß dukkha als Eigenschaft aller bedingten Phänomene nicht unbedingt als Leiden erlebt werden muß- denn zum Leiden braucht es jemanden, der ausreichend anhaftet, um zu leiden.


    Bin entsetzt, was für ein Müll - aber vielleicht liegts ja auch an der Übersetzung :lol:

  • Soweit ichs verstanden hab von Sanskrit kha, heißt auch Achsloch, und duh für Schlechtheit. Meint: Radachse die in Bezug auf ihr Achsloch verrutscht ist.

    "Warum muß eine Sache oder ein Gedanke, um richtig zu sein, unbedingt sein?"
    Mircea Eliade

  • bel:
    Zitat

    Bin entsetzt, was für ein Müll - aber vielleicht liegts ja auch an der Übersetzung


    Dann ist Analayo in deutscher Übersetzung Müll??

    "Warum muß eine Sache oder ein Gedanke, um richtig zu sein, unbedingt sein?"
    Mircea Eliade

  • sarvamitra:
    bel:


    Dann ist Analayo in deutscher Übersetzung Müll??


    Dieses Zitat ist Müll, was im engl. Original steht, kann ich nicht sagen.

  • sarvamitra:

    Soweit ichs verstanden hab von Sanskrit kha, heißt auch Achsloch, und duh für Schlechtheit. Meint: Radachse die in Bezug auf ihr Achsloch verrutscht ist.


    ah, ok - aber "kha" kommt von ākāsa (Weltall), Achsloch davon abgeleitet aber "du°" ist ursprünglich "zwei" (eines und noch ein anderes)

  • bel:
    Zitat

    Dieses Zitat ist Müll, was im engl. Original steht, kann ich nicht sagen.


    Den ganzen Text abzuschreiben war mir jetzt zu aufwendig. Wems nicht paßt, der kanns ja nachlesen auf Seite 273 oben.
    Danke für die freundliche Einstufung meines bescheidenen Beitrags als Müll.
    Thema erledigt.

    "Warum muß eine Sache oder ein Gedanke, um richtig zu sein, unbedingt sein?"
    Mircea Eliade

  • sarvamitra:

    Soviel auch zum Thema "Leben=Leiden oder nicht" in dem anderen Thread.
    Liebe Grüße Sarvamitra


    Gäbe es, ihr Mönche, in der Welt keinen Genuss, so würden die Wesen nicht nach der Welt begehren.(und nicht anhaften)
    Weil es nun aber Genuss in der Welt gibt, darum eben begehren die Wesen nach der Welt. (und haften daran)
    Gäbe es in der Welt kein Elend, so würden die Wesen nicht der Welt überdrüssig werden.
    Weil es nun aber Elend in der Welt gibt, darum eben werden die Wesen der Welt überdrüssig.


    Gäbe es in der Welt kein Entrinnen, so könnten die Wesen aus der Welt nicht entrinnen.
    Weil es nun aber in der Welt ein Entrinnen gibt, darum eben entrinnen die Wesen aus der Welt.


    Und solange die Wesen nicht hinsichtlich der Welt den Genuss als Genuss, das Elend als Elend und die Entrinnung als Entrinnung der Wirklichkeit gemäß erkannt haben, solange sind die Wesen aus der Welt mit ihren guten und bösen Geistern und ihren Brahma-Göttern, mit ihrer Schar von Asketen und Priestern, Göttern und Menschen, noch nicht entronnen, haben sich noch nicht von ihr losgelöst und befreit, und verweilen mit einem in der Welt befangenen Gemüte.


    Sobald aber die Wesen hinsichtlich der Welt den Genuss als Genuss, das Elend als Elend und die Entrinnung als Entrinnung der Wirklichkeit gemäß erkannt haben, dann sind sie der Welt mit ihren guten und bösen Geistern und ihren Brahma-Göttern, mit ihrer Schar von Asketen und Priestern, Göttern und Menschen, entronnen, haben sich von ihr losgelöst und befreit und verweilen mit einem in der Welt nicht befangenen Gemüte. (A 3, 106)

  • sarvamitra:
    bel:


    Den ganzen Text abzuschreiben war mir jetzt zu aufwendig. Wems nicht paßt, der kanns ja nachlesen auf Seite 273 oben.
    Danke für die freundliche Einstufung meines bescheidenen Beitrags als Müll.
    Thema erledigt.


    Hab ich was von Dir geschrieben?
    Ich will aber gern noch ne kurze Begründung liefern:
    1.
    dukkha ist natürlich keine Eigenschaft, sondern ein Merkmal.
    2.
    Das was wir erleben, genau das sind die Phänomene und v.v., es gibt kein Erleben außerhalb der Phänomene, wie auch keine Phänomene außerhalb des Erlebens.
    3.
    Es braucht natürlich keinen der "ausreichend" (was soll das sein?) anhaftet, es braucht nur Anhaften - und schon das klitzekleinste ist ausreichend.
    4.
    Auch im Deutschen ist "Leiden" nicht identisch mit "Schmerz" - was wohl Analayo glaubt voraussetzen zu müssen.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • bel:
    Zitat

    Dieses Zitat ist Müll, was im engl. Original steht, kann ich nicht sagen.




    Zitat

    Hab ich was von Dir geschrieben?


    dann hab ichs falsch verstanden, Du meintest nicht mich als Zitierenden sondern den Text. Sorry

    "Warum muß eine Sache oder ein Gedanke, um richtig zu sein, unbedingt sein?"
    Mircea Eliade

  • mukti:

    Falls man es irgendwann in den Stromeintritt schafft, ist es sogar unmöglich aufzuhören


    Hallo mukti, "Stromeintritt" ist auch wieder so ein Begriff mit dem ich leider nicht viel anfangen kann (der Begriff kommt aus dem Palikanon, oder ?).
    Kannst Du für Laien erklären was er bedeutet ?

  • Matthias65:
    mukti:

    Falls man es irgendwann in den Stromeintritt schafft, ist es sogar unmöglich aufzuhören


    Hallo mukti, "Stromeintritt" ist auch wieder so ein Begriff mit dem ich leider nicht viel anfangen kann (der Begriff kommt aus dem Palikanon, oder ?).
    Kannst Du für Laien erklären was er bedeutet ?


    Der Begriff ist vom Buddha. (sotāpanna)

  • Matthias65:
    mukti:

    Falls man es irgendwann in den Stromeintritt schafft, ist es sogar unmöglich aufzuhören


    Hallo mukti, "Stromeintritt" ist auch wieder so ein Begriff mit dem ich leider nicht viel anfangen kann (der Begriff kommt aus dem Palikanon, oder ?).
    Kannst Du für Laien erklären was er bedeutet ?


    Wieso kannst Du damit nichts anfangen, lieber Matthias? Wenn Du an einem Ufer stehst und willst auf die andere Seite, so musst Du doch wohl über den Strom rüberkommen, entweder mit einem Floß (was auch ein Beispiel Buddhas war) oder zu Fuß und schwimmend. Das heißt doch wohl, dass Du da gewissen Gefahren ausgesetzt bist und Dich diesen stellen musst, wenn Du nicht untergehen oder abtreiben willst. Somit ist jemand, der entsprechend weiter im Strom Richtung anderes Ufer vorangekommen ist und nicht nur den Zeh eintaucht, ein Stromeingetretener, denn weiterschwimmen oder wieder zurück, beides birgt Gefahren. So schwimmt ein Stromeingetretener immer weiter, er sieht sogar schon das andere Ufer, er hat immer mehr Mut und Kraft durchzuhalten. Ein Zögerlicher jedoch wird möglicherweise durch seine Ängste und Beeinflussungen seines noch nicht gereiften Geistes zur Umkehr gezwungen oder immer schwächer und absacken, also verloren gehen.
    Insofern ist ein Stromeingetretener einer, der genug inneren Halt und genug Kraft angesammelt hat, um die Strecke zu durchqueren. Desto näher das Ufer kommt, desto kräftiger werden seine Züge. Wie im richtigen Leben :D
    _()_ Monika

  • accinca:
    Matthias65:

    Hallo mukti, "Stromeintritt" ist auch wieder so ein Begriff mit dem ich leider nicht viel anfangen kann (der Begriff kommt aus dem Palikanon, oder ?).
    Kannst Du für Laien erklären was er bedeutet ?


    Der Begriff ist vom Buddha. (sotāpanna)


    Und was bedeutet er ?

  • Matthias65:
    accinca:

    Kannst Du für Laien erklären was er bedeutet ?


    Der Begriff ist vom Buddha. (sotāpanna)


    Und was bedeutet er ?[/quote]


    Es bedeutet, das die drei ersten der zehn Fesseln aufgehoben sind und daher
    maximal nur noch sieben Leben möglich sind und der Weg nach abwärts versperrt ist.