Triebe und Neigungen

  • Doris Rasevic-Benz:
    Zitat

    Hier wird aber von zwei verschiedenen Dingen gesprochen. Buddha spricht von dem Gefühl aber Doris spricht von Emotion. Das sind zwei verschiedene paar Schuhe.


    Die Emotion ist die Reaktion auf ein angenehmes, unangenehmes oder neutrales Gefühl.


    Beides kann doch beobachtet werden. Beidem gegenüber kann eine entspannte Haltung eingenommen werden.


    Das ist schon richtig und es ist am Besten, dass man erst einmal so handelt. Für den weiteren Fortschritt auf dem Pfad reicht das aber nicht allein aus.
    Wenn jemand es schafft die Emotion nicht zu ergreifen, dann wäre der nächste Schritt zur Empfindung zu kommen und dadurch die Emotion erst gar nicht entstehen zu lassen. Wenn die Emotion nicht entsteht, dann kann sie unseren Geist nicht verschmutzen. Hatten wir vorher einen friedfertigen Geist, so haben wir diesen nun immer noch.

  • Maytreka:

    Hier wird aber von zwei verschiedenen Dingen gesprochen. Buddha spricht von dem Gefühl aber Doris spricht von Emotion. Das sind zwei verschiedene paar Schuhe. Die Emotion ist die Reaktion auf ein angenehmes, unangenehmes oder neutrales Gefühl.


    Diese Reaktion kann natürlich auch sehr weitschweifen:


    Zitat

    ".. Wenn die Manifestation von Gefühl vorhanden ist, ist es möglich, die Manifestation von Wahrnehmung aufzuzeigen. Wenn die Manifestation von Wahrnehmung vorhanden ist, ist es möglich, die Manifestation des Denkens aufzuzeigen. Wenn die Manifestation des Denkens vorhanden ist, ist es möglich die Manifestation der Bedrängnis durch die Konzepte, die von begrifflichem Ausufern geprägt sind, aufzuzeigen." (MN 18)


    Und um das zu vermeiden heißt es ja auch:


    Zitat

    ... Oder die Achtsamkeit, daß da Gefühle vorhanden sind, ist einfach in dem Ausmaß in ihm verankert, das für bloße Vergegenwärtigung und Achtsamkeit nötig ist. Und er verweilt unabhängig, haftet an nichts in der Welt an. Auf jene Weise verweilt ein Bhikkhu, indem er Gefühle als Gefühle betrachtet." (MN 10)


    Aber das ist natürlich nicht mal eben von jetzt auf gleich so einfach möglich, das erfordert Vorbereitung und Übung, das stimmt.


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Zitat

    Aber das ist natürlich nicht mal eben von jetzt auf gleich so einfach möglich, das erfordert Vorbereitung und Übung, das stimmt.


    Genau, aber hier haben wir die Stelle wo wir Samsara verlassen können. Das ist doch großartig!


    Im Chachakka-sutta heißt es. Diejenigen, die sich einer entsprechenden Praxis widmen, indem sie ihrem Geist nicht erlauben, an angenehmen Gefühlen festzuhalten oder durch entstehende unangenehme Gefühle frustriert zu werden, und ein klares Verständnis der wahren Natur neutraler Gefühle entwickeln, werden die Befreiung erreichen.


    Auch im Anguttura-nikaya findet sich ähnliches. Dort heißt es auch, dass in der Betrachtung der Gefühle, das Potential steckt dukkha hier und jetzt ein Ende zu setzen.

  • Zitat

    Das ist schon richtig und es ist am Besten, dass man erst einmal so handelt. Für den weiteren Fortschritt auf dem Pfad reicht das aber nicht allein aus.
    Wenn jemand es schafft die Emotion nicht zu ergreifen, dann wäre der nächste Schritt zur Empfindung zu kommen und dadurch die Emotion erst gar nicht entstehen zu lassen. Wenn die Emotion nicht entsteht, dann kann sie unseren Geist nicht verschmutzen. Hatten wir vorher einen friedfertigen Geist, so haben wir diesen nun immer noch.


    Ist Beobachten und Ergreifen gleichzeitig möglich?

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Elliot:
    Zitat

    ... Oder die Achtsamkeit, daß da Gefühle vorhanden sind, ist einfach in dem Ausmaß in ihm verankert, das für bloße Vergegenwärtigung und Achtsamkeit nötig ist. Und er verweilt unabhängig, haftet an nichts in der Welt an. Auf jene Weise verweilt ein Bhikkhu, indem er Gefühle als Gefühle betrachtet." (MN 10)


    Aber das ist natürlich nicht mal eben von jetzt auf gleich so einfach möglich, das erfordert Vorbereitung und Übung, das stimmt.


    Es ist hier & jetzt möglich, Elliot. Das Problem sind die Ablenkungen.


    „Vorbereitung" oder „Übung" sind manchmal nur ein Vorwand fürs Aufschieben.


    Grüße aus dem Wald,
    nibbuti

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Die sind dann eben nicht mehr so das Problem, zumindest außerhalb des Haushälterdaseins .
    Man kann aber durchaus Hier&Jetzt zu einem relativ störungsfreien Samadhi finden, aber nur mit Übung und Anstrengung -
    davon hängt die rechte Konzentration ab und von der wiederum die Störungsfreiheit . Den Ruhepol zu erhalten ist schon Arbeit
    wegen der Sinneseindrücke .
    Wenn der Geist erst mal ne Weile unterwegs war, kommt er daher wie so ein verlotteter Outdoorfreak, den man erstmal baden und die Haare schneiden muss :D

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  • Doris Rasevic-Benz:

    Und das, werter Elliot, ist entspannte Haltung.


    Liebe Grüße
    Doris


    Es ist zumindest keine Themenfixierte Haltung . Diese Ego-Absichten sollte man gleich mal knicken .

  • Doris Rasevic-Benz:
    Zitat

    Das ist schon richtig und es ist am Besten, dass man erst einmal so handelt. Für den weiteren Fortschritt auf dem Pfad reicht das aber nicht allein aus.
    Wenn jemand es schafft die Emotion nicht zu ergreifen, dann wäre der nächste Schritt zur Empfindung zu kommen und dadurch die Emotion erst gar nicht entstehen zu lassen. Wenn die Emotion nicht entsteht, dann kann sie unseren Geist nicht verschmutzen. Hatten wir vorher einen friedfertigen Geist, so haben wir diesen nun immer noch.


    Ist Beobachten und Ergreifen gleichzeitig möglich?


    Also, wenn wir reines Beobachten als einen Aspekt der Achtsamkeit verstehen, dann ist es nicht mehr rein, wenn gleichzeitig ergriffen wird. So würde ich das sehen.
    Bezogen auf die Praxis bei den Gefühlen würde uns da evtl. wesentliches entgehen und die latente Neigung in den Gefühlen würde zum Tragen kommen.

  • nibbuti:
    Elliot:


    ...Aber das ist natürlich nicht mal eben von jetzt auf gleich so einfach möglich, das erfordert Vorbereitung und Übung, das stimmt.


    Es ist hier & jetzt möglich, Elliot. Das Problem sind die Ablenkungen. „Vorbereitung" oder „Übung" sind manchmal nur ein Vorwand fürs Aufschieben.


    Oh, das war vielleicht ein Missverständnis. Ich meinte nicht, dass dies nicht "hier und jetzt" möglich sei. Ich meinte, dass es ohne Erfahrung und Vorbereitung nicht "mal eben von jetzt auf gleich" möglich ist. Beispielsweise könnte dies:


    Zitat

    Da setzt sich ein Bhikkhu nieder, nachdem er in den Wald oder zum Fuße eines Baumes oder in eine leere Hütte gegangen ist; nachdem er die Beine gekreuzt, den Oberkörper aufgerichtet und die Achtsamkeit vor sich gegenwärtig gehalten hat, atmet er völlig achtsam ein, achtsam atmet er aus [3]. ..." (MN 118)


    ... vorausgehen. Und diesem wiederum dies:


    Zitat

    "Nach der Rückkehr von seiner Almosenrunde, nach seiner Mahlzeit, setzt er sich mit gekreuzten Beinen und gerade aufgerichtetem Oberkörper hin und hält die Achtsamkeit vor sich gegenwärtig. Indem er die Habgier nach der Welt überwindet, verweilt er mit einem Herzen, das frei ist von Habgier; er läutert seinen Geist von Habgier. Indem er Übelwollen und Haß überwindet, verweilt er mit einem Geist, der frei ist von Übelwollen, der Mitgefühl empfindet für das Wohlergehen aller Lebewesen; er läutert seinen Geist von Übelwollen und Haß. Indem er Trägheit und Mattheit überwindet, verweilt er frei von Trägheit und Mattheit, lichten Geistes, achtsam und wissensklar; er läutert seinen Geist von Trägheit und Mattheit. Indem er Rastlosigkeit und Gewissensunruhe überwindet, verweilt er ausgeglichen, mit einem Geist, der inneren Frieden hat; er läutert seinen Geist von Rastlosigkeit und Gewissensunruhe. Indem er den Zweifel überwindet, verweilt er dem Zweifel entronnen, ohne Unsicherheit in Bezug auf heilsame Geisteszustände; er läutert seinen Geist vom Zweifel." (MN 39)


    Und so weiter.


    Viele Grüße in den Wald
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Vielleicht ist der folgende Text für den einen oder anderen hilfreich. Er stammt aus einer Reihe von "Wissen und Wandel", die sich ausführlich mit der Satipatthana Lehrrede befasst. Leider gibt es diese Hefte nur noch in Kopien.


    Das Herz dagegen, jene tiefen, im Hintergrund und Untergrund verborgenen schweigenden Regungen der gesamten Tendenzen, ist der dem normalen Menschen unbewusste Veranlasser und Auslöser der Gefühle, Empfindungen. Das Herz ist nichts anderes als die Ansammlung, das tausendfältige schweigende, blinde und unwissende Verlangen und Ablehnen, das Zugeneigtsein und Abgeneigtsein, das Begehren und Hassen.
    Aber was mit diesem Begehren und Hassen verbunden an Denken und Wissen auftritt – indem man da weiß, was man begehrt oder hasst und warum man begehrt oder haßt – das alles ist nicht aus dem Herzen, sondern aus dem Geist, denn das Herz selber kennt gar kein Wissen und Denken, es weiß nichts davon. Und auch alles Gefühl, das mit dem Zugeneigtsein und Abgeneigtsein, mit dem Begehren und Hassen zusammen aufkommt, ist nicht das Herz selbst, sondern ist nur die Sprache des Herzens. Nur jenes stille und tiefe, stumme und blinde drängende Gerege von unbewussten Neigungen: das ist das Herz.
    Alles Denken und Wissen und Vorstellen, das in Verbindung mit dem vielfältigen Geneigtsein des Herzens auftaucht, und aller Gefühlsschwall von Wohl und Wehe, von Lust und Leid, der in Verbindung mit dem schweigenden Begehren und Hassen des Herzens in Erscheinung tritt, sind viel lauter, viel aufdringlicher und viel machtvoller als dieses blinde, unbewusste Geneigtsein des verborgenen, hintergründigen Herzens.
    Und darum kann der Mensch, solange er in dem Gestrüpp seines Denkens wohnt, solange sein Geist noch im Labyrinth der Assoziationsbahnen den Schemen der Konkretheiten nachjagt, das schweigende, stille Geneigtsein seines Herzens nicht merken. Und ebenso wenig kann der Mensch, solange er sich von dem Schwall seiner Gefühle bewegen und erschüttern läßt. Ja, solange überhaupt jene lauten Gefühle in ihm aufklingen, das schweigende, stille Geneigtsein seines Herzens nicht merken. Darum setzt die Beobachtung des Herzens eine erhebliche Läuterung und Beruhigung des Geistes und der Gefühle bei den Übungen voraus.
    Nach dem Gesagten sehen wir, dass viele derjenigen Übungen, die von manchen Übenden als Beobachtung des Herzens aufgefasst werden mögen, doch nicht die unmittelbare Beobachtung des Herzens sind, sondern dass es der mit dem Zugeneigtsein oder Abgeneigtsein des Herzens zusammen aufsteigende Gefühlsschwall ist, den der Beobachtende mit dem begehrenden oder ablehnenden Herzen selbst verwechselt, und dass es der durch das begehrende Herz in Gang gesetzte Geist ist, dessen planend umherschweifendes Denken der Beobachtende für das begehrende Herz selbst hält.
    Nichtsdestoweniger ist auch eine solche Übung hilfreich, leidenmindernd und notwendend, aber sie hilft dem Übenden noch mehr, wenn er sich zugleich bewusst ist, dass jene bemerkten inneren Vorgänge vom Begehren angestossenen Gedanken und seine aus Begehren oder Gehässigkeit hervorgegangenen Gefühle sind, nicht aber schon die schweigenden Regungen des Herzens selbst. Im Laufe der fortschreitenden Übung wird er die Gedanken stiller und stiller machen und so zur Ebnung der Gefühle kommen und in demselben Maße dann auch durchdringen zur unmittelbaren Beobachtung der Herzensregungen.
    Paul Debes (Wissen und Wandel 40. Jahrgang Nr. 9 / 10)